Volltext Seite (XML)
WS >efallen, ar noch i seinkn befallen. . Bruder ts zwei en AuL- n stehen- nderaum >uS, dar rgebiude »nnert- hlase ge- Thurme itcrdrückt lisses ge, pfen aus fekt war, auf diese kgen zu mners- u fahren r Besör- ördcrnde hasst, wo cschiedene ignal er« war ver- ofort ein s los und „in Ge- zuliesern. uerbach vickau die iber eine itenS des um des- Kede sein, hässliche» upt nicht icn Ent- vermocht. folgenden aptmann- imit nicht ! Schritte um Aus- Zitzungen r. resven. r Waffen- iwack, als tag: Die tag: Der stungr- mit ihrem „Figaro" ) Drey- die Sie will Sie übersetzen. derte zu en! h will mit ü vielleicht cicht schon der Monat h e i t von begannen e ftrömten h sie legen u Schrank ir alle Be en heraus- .... Ich >en Namen sprechen? >r Dreysns. „Wenn ich Gegentheil em Kriegs- r, die Ge- : au! :nn meinen ... Das Dokument .... Ich en darüber ie brauchen en, die die , er würde sterhazy die meine erste weiter Ger- 260 yretdsrger Anzeiger und Tageblatt. Sette 8. — 29. August. I8SS * Wie Neiden sich die Könige? Wie kleiden sich die Königinnen? Zwei Fragen das, die nicht gerade welterschütternd sind, dennoch aber ganz interessant. Die Annahme, schreibt ein Mitarbeiter des „Berl. B.-C.", daß unsere Könige und vor Allem unsere Königinnen sich ganz besonders gut zu kleiden verstehen, ist eure falsche. Es giebt Monarchen und Herrscherinnen, die sich gar nicht anzuziehen verstehen und deren „äußerer Mensch" manch einem Musterdandy ein verachtungsvolles Lächeln, manch einer Modekönigin ein spöttisches Naserümpfen abzwingen würde. Die Prinzessin von Wales zum Beispiel — die Zukunftskönigin des großbritannischen Reiches — weiß überhaupt kaum, was Mode ist. Ein einziges Mal gab sie darin unbewußt den Ton an, ohne selber etwas dazu gethan zu haben. Eine Schneiderin hatte einen neuen Kleiderschnitt erfunden, wagte das Gesuch an die Prinzessin, ihr den Schnitt vorlegen zu dürfen, er gefiel und — das „Prinzeßkleid" war fertig. Sonst aber, wie gesagt, kümmert sich die Prinzessin um Mode nicht viel. Sie geht nicht einmal mit ihr. Äe trug nie eine Tournüre, nie die berühmten „Schneckeuärmel", die wir glücklich nun los sind, und du schlichten, glatten Tailormadekleider sind ihr die liebsten. Ihr Gatte dagegen ist tonangebend für die Mode. Nament lich in Bezug aus die Farbe der Kravatten und die Fa^on und die Farbe der Hüte. Seine Cylinder zumal machen Sensation, und sein hellgelber Strohcylinder von diesem Jahre wird sich im nächsten wohl auch über den Kanal zu uns her verirren. Daß die Königin von England sich lebhaft für Moden in- teressirt, ist wenig bekannt. Sie selbst freilich macht keine mit und bleibt ihrer Wrttwentracht stets getreu, aber sie giebt in ihrer Umgebung Impulse. So schwärmte sie eine Zeit lang für die Rcjormtracht, gründete sogar einen Verein für weibliche Reform- lleidung und brachte sogar die Prinzessin Victoria und die Herzogin von Fife dazu, einmal in Reformkleidung — oder viel mehr in halbreformirter Kleidung — öffentlich zu erscheinen. Ter Enthusiasmus der Königin legte sich aber bald, als sie immer wieder und wieder auf Widerstand stieß. Die Königin der Belgier und ihre Tochter Prinzessin Clementine machen die Mode insofern zum Theil, als sie beide an Modejournalen Mitarbeiten. Sie selber aber verstehen sich nicht zu kleiden, wie es die Mode erheischt. Exzentrisch in ihren Toiletten ist die Königin von Rumänien, die als Dichterin ein Recht darauf hat. Sie hat sogenannte „Stimmnngstoiletten", die in Stoff, in Schnitt und in Farbe zur Stimmung der Königin passen, oder dazu dienen, sie in Stimmung zu versetzen. Die Kronprinzessin von Rumänien dagegen ist eine Mode dame vom Scheitel bis zur Sohle. Sie vereinigt den Chic von Paris mit dem Air einer Königin. Am entzückendsten aber sicht sie im Nationalkostüm ans, was auch bei der Kronprinzessin von Italien, der „schönen Helene", der Fall ist, die sich in Rom und Neapel kleiden gelernt hat, die aber trotzdem am berückendsten aussieht, wenn sie d«n weißen Faltenüberzug ihrer montene grinischen Heimath trägt, was sie erst jüngst wieder bei der Hochzeit ihres Bruders Danilo gethan. Die Königin von Italien ist eine jener Frauen, denen Alles kleidet, was sie auch tragen. Dabei hat sie viel eigenen Geschmack, der in ihren Tackelten zur Geltung kommt. Daneben hat die Königin die schönste und kostbarste Sammlung von — Taschen tüchern. Lauter Venetianische Spitzen von unschätzbarem Werthe. Eines davon, das kostbarste, hat einen Preis von 12000 Francs. Der König kümmert sich um seinen Anzug nicht sehr. Eines Tages ging er in Mailand spazieren. In einer Auslage bei Boccout sah er einen Anzug, der ihm gefiel. Er trat ein: „Den Anzug da draußen möchte ich haben." „Bitte sehr", und der Kommis, der den König natürlich nicht kannte, obwohl ihm eine Aehnlichkeit mit ihm ausfiel, nahm den Anzug heraus, König Humbert probirte ihn und er paßte. — „Gut, ich nehme ihn. Was kosteter?" — „Achtunddreißig Francs." — „Donnerwetter, so billig hab' ich noch nie einen gehabt. Da sieht man, was man eigentlich sparen kann. Schicken Sie mir den Anzug nach Hause." — „Wohin?" — „Ins Quirinal." — Der Kommis fiel beinahe um vor Schreck. „Ist... i...i... ist das kein Spaß?" stammelte er. „Sehe ich aus, als ob ich spaße?" fragte der König und machte sein „Humbcrlgesicht", „schicken Sie 's nur ruhig hin, eS kommt an die rechte Adresse." Der deutsche Kaiser ist bekannt durch seinen Reichthum an Uniformen aller Art nicht nur, sondern auch durch sein Ver- ständniß dafür. Manch eine Reform dankt ihm ihre Durch führung und ihr Entstehen. Auch die Sportkostüme, die ihn vor- tresslich kleiden, bevorzugt er sehr. Wenig bekannt ist, daß ihn die Kaiserin auch in ihren Toilettenfragen öfter zu Rathe zieht. Ein englisches Blatt giebt die Kleiderzahl der Kaiserin mit 550 an. Es dürfte sich um 500 irren. Die junge Zarin zieht die einfache Kleidung jeder anderen vor, wenn auch ihr Geschmack nicht so wie der der Prinzessin Carl von Dänemark bis zum Kattunkleide herabsteigt. Nur einen Luxus — wenn man ihn so nennen darf — treibt die Kaiserin gern: die Schuhe. Sie hat aber auch recht, denn sie hat das zierlichste Füßchen der Welt. Der Zar selbst huldigt der englischen Mode. „Sein Vetter Dork" versieht ihn mit Anzügen aus London insofern, als jeder Anzug, den er sich machen läßt, gleich doppelt gemacht wird, für den Zaren auch, dessen Doppelgänger der englische Thronan wärter ja ist. * Eine eigenartige Strafe erhielten dieser Tage zwei Knaben, die auf einem dem Publikum sonst nicht zugänglichen militärfiskalischen Platze bei Berlin ihre Drachen hatten steigen laßen und dabei abgesaßt worden waren. Nachdem sie zunächst eine Tracht Prügel erhalten hatten, wurden sie nach der Kaserne gebracht und mußten dort, wie sie bei ihrer Rückkehr zögernd gestanden, zwanzig Paar Stiefel putzen. * Ein kleiner Abenteurer im Alter von noch nicht 8 Jahren hat gestern in Spandau die Polizei in Bewegung gesetzt. Der Bursche, Sohn eines kleinen Geschäftsmannes, stahl früh Morgens seiner Mutter ein Portemonnaie mit 15 Mark und anstatt zur Schule zu gehen, faßte er den Entschluß, sich die weite Welt an zusehen. Das erste war, daß er die nöthigen Einkäufe machte. Er erstand einen Spazierstock, Brot und Wurst und schließlich ein Pack — Cigaretten. So ausgerüstet, begab er sich zum Bahnhof und war eben im Begriff, am Schalter eine Fahrkarte nach Berlin zu lösen, als seine Mutter in Begleitung eines Polzeibeamten herbeikam und den Ausreißer am Kragen nahm. * Von einem ehrlichen Bettler wird aus Fischbausen (Regbz. Königsberg) folgendes berichtet: Zu einem Kaufmann kam dieser Tage ein Bettler, der um abgelegte Sachen bat. Da er ein früherer Kaufmann zu sein vorgab, so wurde er von Kopf bis zu Fuß eingekleidet. Wer beschrieb nun das Erstaunen des Gebers, als in der Frühe des folgenden Tages der Beschenkte wiederkehrte und 50 Mark in Papier mit der Erklärung über reichte, daß er diesen Betrag im Rockfutter gefunden habe. Der Kaufmann hatte den Betrag vermißt und war der Meinung, er habe das Geld, als er den Rock anhatte, verloren. Der ehrliche Bursche erhielt 10 Mark Belohnung und außerdem sofort eine Anstellung im Geschäfte deS Kaufmanns. * Bo« dem Anfichtspostkartensport sind nun auch die Wallfahrer ergriffen worden. Davon weiß, wie die „Silesia" chreibt, der Postmeister auf dem heiligen Berge bei Olmütz ein Lied zu singen, denn während der Zeit der Wallfahrten erwächst ihm di« nicht leichte Aufgabe, Tausende und Tausende von An sichtspostkarten zu befördern. In den Gasthäusern auf dem heiligen Berg kann man gegenwärtig die Beobachtung machen, daß die Wallfahrer, noch ehe sie sich durch eine Labung erfrischen, mit der Adrcssirung der Ansichtspostkarten beschäftigt sind. Es giebt bereits nicht weniger als zehn Sorten von Postansichts- karten, welche Ansichten des heiligen Berges und seiner Umgeb ung aufweisen. Der Ansichtspostkartensport hat es sogar dahin gebracht daß der Handel mit Heiligenbildern, der früher schwung haft betrieben wurde, stark zurückgegangen ist. * Der in Olyka in Wolhynien lebende 14jährige „WUNder- thätige" Rabbiner Lanve begab sich dieser Tage nach der Bukowina, woselbst seine Trauung mit der 16jährigen Tochter des -Wunderrabbis von Wyznica stattfinden soll. Rabbi Lande ist schon vor zwei Jahren nach dem Tode seines Vaters zum Rab biner ernannt worden. Seine Mutter, die ihn auf der Braut fahrt begleitet, zählt 40 Jahre; sie hat 24 Kindern, das Leben gegeben, von denen 11 gestorben sind. Der „wundcrthätige" Rabbi ist das jüngste der 13 lebenden Kinder. * Ein bösartige- Kindermädchen. Aus Liegnitz, den 25. August, wird der „Schl. Ztg." geschrieben: Das 14jährige Kindermädchen Anna Fritsch aus Poischwitz, KreiS Jauer, hatte Ostern dieses Jahres die Schule verlassen. Am 6. Juni nahm sie, wenn auch mit Widerstreben, die Stell« eines Kindermädchens bei dem Maschinisten Wahl auf dem Schlachthofe in Jauer an, wo vier Kinder nn Alter von bis 5 Jahren zur Familie ge hörten. Die Fritsch hatte eine besondere Abneigung gegen das ihrer Pflege übergebene jüngste Kind, einen Knaben, und ver suchte schon am siebenten Tage nach ihrem Dienstantritt diesen zu tödten. Sie fertigte auS Zeitungspapier Pfropfen an und steckte diese dem Kinde, während es schlief, in beide Nasenlöcher, damit es ersticke. Giücklicherweise kam die Mutter hinzu und zog dem Kinde die Pfropfen wieder auS der Nase; außerdem sand sie noch Reste von Papier auf der Zunge des Kindes. Am folgenden Tage, dem 14. Juni, kam die Fritsch auf einen anderen verbrecherischen Einfall. Sie steckte vier Bleiknöpfe dem schla fenden Kinde in den Mund. Das Kind schluckte zwar die Knöpfe herunter, doch der Erfolg blieb wieder aus; das Kind hustete nur. Am 16. Juni kam Frau Wahl dazu, als das Kind ein Stück altbackener Semmel weit hinten cm Munde stecken hatte und dem Ersticken nahe war. Auf die Frage, ob sie dem Kinde die Semmel gegeben habe, bejahte es die Fritsch. Jetzt jagte Frau Wahl das bösartige Geschöpf ans dem Hause. Kaum war die F. fort, so gab das Kind drei von den verschluckten Blei knöpfen von sich. Am 17. Juni kam die Fritsch mit ihrer Mutter wieder, um sich ihre Sachen zu holen. Als man ihr die Ver brechen vorhielt, gab sie zu, daß das Kind habe ersticken sollen. Das Kind ist vier Wochen später auch gestorben. Die vom Kreisphysikus Dr. Ketler in Jauer ausgeführte Sektion ergab, daß de r Tod in Folge von Darmverschluß, hervorgerufen durch Bauchfellentzündung, eingetreten sei. Nach dem von Dr. Ketteler und Dr. Schmidt erstatteten ärztlichen Gutachten war die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß der Tod die Folge jener verbrecherischen Versuche der Angeklagten gewesen ist, doch ließ sich ein positiver Beweis hierfür nicht führen. Daher lautete die Anklage nur auf versuchten Mord in drei Fällen. Die Straf kammer nahm nur eine fortgesetzte Handlung an und erkannte auf drei Jahre Gefängniß und sofortige Verhaftung der Fritsch. Neueste Nachrichten. Berlin, 27. August. Am Sonnabend gegen 11 Uhr wurde vor einem im Norden Berlins, an der Ecke der Tegelerstraße und des Nordufers gelegenen Lokale der Schneider Wittmann er schlagen. Eine vor dem Lokale stehende Frau wurde von mehreren jungen Burschen belästigt und ersuchte zwei Männer um Beistand. Einer derselben schlug nun den Wittmann, der gänzlich unbe- theiligt war, so heftig aus den Schädel, daß dieser zertrümmert wurde und Wittmann gleich darauf starb. Es sind bereits mehrere Verhaftungen vorgenommen. Frankfurt a. M., 27. August. Die Festlichkeiten zum 150. Geburtstag Goethes haben heute mit einem Huldigungsakte vor dem Goerhe-Denkmal ihren Anfang genommen. Der Goethe- Platz ist aus diesem Anlaß Prächtig geschmückt. Dreißig ver goldete Kandelaber umsäumen ihn und sind durch grüne Festoy-i mit einander verbunden, lieber der Statue des Dichters wölbt sich ein reich ausgestatteter Kuppelbau, der Abends mit tausen den von Glühlichtern erleuchtet wird. Bei herrlichem Wetter bewegten sich große Menschenmassen um die Mittagsstunde auf den festlich geschmückten benachbarten Plätzen und Straßen. Vor dem Denkmal hatten die Vertreter der staatlichen und städ tischen Behörden Aufstellung genommen: Die Vertreter der Königlichen Regierung, der kommandirende General des acht zehnten Armeekorps v. Lindequist, der Stadtkommandant so wie Vertreter der deutschen Hochschulen, der Goethe-Gesellschaft und des Wiener Goethe-Vereins. Die vereinigten Frankfurter Gesangvereine stellten sich hinter dem Denkmal auf, um bei dem feierlichen Akte durch Chorgesänge mitzuwirken. Gegen 12 Uhr langten vom Römerberg her die Deputationen und Vereine an, welche Kranzspenden am Denkmal niederlegen wollten. Vorangetragen wurd» ein mächtiger Lorbeerkranz, welchen die Vaterstadt des Dichters dem großen Sohne gewidmet hat. Diesem Kranze folgte der Magistrat der Stadt. Am Denkmal angekommen legte Oberbürgermeister Adickes den Kranz an den Stufen des Denkmals nieder, nachdem er in einer kurzen An sprache das deutsche Volk und insbesondere die Stadt Frank furt glücklich gepriesen, daß sie diesen Genius hervorgebracht, den alle Völker als einen König im Reiche des Geistes aner kennen. Redner erinnerte an die vor 40 Jahren stattgehabte Schiller-Feier, in welche sich noch die Sehnsucht nach der Einheit und Freiheit des deutschen Volkes gemischt habe, deren Sänger Schiller gewesen sei. Heute freue sich mit stolz erhobenem Haupte das deutsche Volk und seine Vaterstadt Goethe's, des unvergleichlichen Dichters, der sich mit 25 Jahren aus der freien Reichsstadt heraus einen der ersten Plätze in der Weltliteratur eroberte. Die innere Bedeutung der Jubelfeier möge in dem Streben nach jenen Idealen reinen Menschenthums liegen, dessen hervorrabendster Bannerträger Johann Wolfgang Goethe ge wesen ser. — Nach der Ansprache des Oberbürgermeisters be gann der Vorbeimarsch der von Schulen, Vereinen und anderen Körperschaften entsandten Deputationen. Es waren über 300 an der Zahl. Kranz häufte sich auf Kranz, lieber 3000 Per sonen nahmen an dem Zuge theil. Viele Körperschaften hatten malerische Gruppen arranairt. — Den Glanzpunkt der Feier bildete das große Konzert im Hippodrom, das von der Frank furter Museumgesellschaft, dem Cäcilienverein, dem Rühl'schen Gesangverein sowie dem Sängerchor des Lehrervereins und unter Mitwirkung des hiesigen Theaterorchesters veranstaltet wurde. Es kamen nur Goethe'sche Dichtungen zum Vortrag in Kompositionen von Schumann, Schubert, Brahms, Wagner, Mendelssohn und Beethoven. „Die erste Walpurgisnacht" in der Komposition von Mendelssohn bildete den Mittelpunkt dieser musikalischen Feier. Den Vorträgen wohnten bei: Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich, Prinz und Prinzessin Friedrich Karl von Hessen, der König und die Kronprinzessin von Grie chenland. Im Ganzen waren gegen 5000 Personen im Hippo drom anwesend. Frankfurt a. M., 27. August. (Goethefeier.) Abends 8 Uhr begann bei prächtigem Wetter der Fackelzug, an dem die Gesang-, Krieger-, Turner-, Sportvereine u. s. w., die Gewerk schaften und Schulen sich betheiligten. Der imposante von 6 bis 7000 Personen mit 12 Musikchören gebildete Zug bewegte sich in 140 Abtheilungen von dem Goethe-Gymnasium durch die innere Stadt an dem Denkmal Goethe's vorbei und dann über die Zeil bis zum Hause „Mainquai", wo der Zug sich auflöste und die Fackeln zusammengeworfen wurden. Die Illu mination der Stadt besonders die des Goetheplatzes mit der Kuppel über dem Goethe-Denkmal, der in Tausenden von Glüh lichtern erstrahlte, war großartig. Bremen, 27. August. Im Hinblick auf die Ansteckungsgefahr wird der Norddeutsche Lloyd bis auf weiteres seine Dampfer nicht mehr portugiesische Häfen anlaufen lassen. Ischl, 27. August. Der Prinz und die Prinzessin Johann Georg von Sachsen trafen heute Vormittag hier ein und wurden vom Kaiser empfangen. Sie nahmen an der kaiserlichen Familien tafel theil und reisten dann weiter nach Gmunden. Rom, 27. August. Der „Agenzia Stefani" zufolge besteht in politischen Kreisen das Bestreben fort, in den Verhandlungen mit China an dem wesentlich friedlichen und kommerziellen Stand punkt festzuhalten; man glaube indessen, daß die Möglichkeit einer Verwickelung eintreten könne, falls die chinesische Regierung den mäßigen Wünschen der italienischen Regierung hartnäckige und andauernde Ablehnung entgegensetzen würde. Paris, 27. August. Gegenüber gewissen Gerüchten über die statistische Abtheilung des Generalstabs theilt eine Note der „Agence Havas" mit, daß das Kriegsministerium sich nicht mehr mit Spionagefragen beschäftigt, da diese Obliegenheiten der Abtheilung für Allgemeine Sicherheit im Ministerium des In neren zugctheilt sind. Paris, 27. August. Die wegen Aufreizung zu Straßen demonstrationen in Untersuchung gezogenen Blätter sind: „Jn- transigeant", „Soir", „Libre Parole", „Patrie", „Journal du Peuple". — Gegen den Herausgeber des „Eclair" Sabatier und gegen den Journalisten Sassajoux ist Untersuchung wegen Pub likation eines geheimen Schriftstückes, sowie wegen Fälschung eingeleitet, weil dieselben im September 1896 den Bries „«« errnLiU« äo v . . ." veröffentlichten und anstatt D Dreyfus setzten. In drei Wochen wäre Verjährung eingetreten. Paris, 27. August. Die gesummten Morgenblätter kommen- tiren die gestrigen sensationellen Vorgänge vor dem Kriegsgericht. Die revisionistische Presse fordert einstimmig die sofortige Ver haftung des Generals Mercier und des Obersten Maurel, da das Verbrechen, welches Beide begangen, nunmehr keinem Zweifel mehr unterliege. Vian erwartete bereits eine solche Maßregel von Seiten des Vorsitzenden des Kriegsgerichts; da dieser aber solche nicht angewandt, so fordert man diese jetzt vom Justiz minister. Paris, 27. August. In einer Bespechung der Zwischenfälle in der gestrigen Sitzung des Kriegsgerichts in Rennes sagen die revisonistischen Blätter, es sei ein reiner Theatercoup gewesen, unbedingt müsse du Paty vernommen werden. Die revisions feindlichen Blätter erklären, die Aussage deS Hauptmanns Freystätter habe keine große Bedeutung, da dieser selbst gesagt habe, die Mittheilung der Geheimakten habe auf den Spruch deS KiegSgerichts nur geringen Einfluß ausgeübt. Letztere Blätter behaupten, daß die Aussage Bertillons von großer Bedeutung sei. Rennes, 27. August. Die Vertheidiger DreyfuS erklärten einem Nationalisten, sie seien nicht im geringsten tu Verlegenheit, um eine Revision des jetzigen Prozesses als nothwendig zu fordern. Der Grund dafür sei vorhanden in der Thatsache, daß das Kriegs gericht Idas Urtheil des Kassationshofes unbeachtet gelassen hat. Rennes, 27. August. Aus AntiboS wird die Verhaftung eines 39jährigen Mannes, Namens Trisfaud gemeldet, dessen Signalement mit dem deS Attentäters auf Labori übereinstimmt. Derselbe hatte einen Revolver bei sich und kam aus Rennes. Rennes, 27. August. Die Zahl der von Demange und Labori dem Gerichte überwiesenen anonymen Drahtberichte beträgt 108. U. A. wird in einer derselben gedroht, das Lyceum in die Lust zu sprengen. Oporto, 27. August. Im Gefängniß ist ein Pestfall fest gestellt worden. Der Kranke wurde nach dem Hospital gebracht und isolirt. Das Gefängniß wurde desinfizirt. Eigene Drahtberichte. «ach Schluß der Redaktion eingegangen.) Dortmund, 2«. August. Bei Jnringhausen schlug auf dem Dortmund-Ems-Kanal gestern Abend ein Boot mit 6 In» fassen um, unter welchen sich 2 Kinder befanden. 2 Personen wurden gerettet, 4 ertranken. Esten a. d. Ruhr, 28. August. Amtlich wird gemeldet: Am 26. August abends kurz nach 8 Uhr stieß der Güterzug Nr. 8019 am Bahnübergänge des BahnhofeS Gelsenkirchen mit einem elektrischen Straßenbahnwagen zusammen, welcher die Schranke durchfuhr. Von den Insassen des Straßenbahnwagens wurde eine Person grtödtet, mehrere anscheinend leicht verletzt. Graslitz, 28. August. Die gesammte Stadtvertretung hat ihre Mandate bei den politischen Behörden niedergelegt. Die Er regung unter der Bevölkerung ist groß. Am Abend durchzogen Militärpatrouillen die Straßen, doch verlief der Abend ziemlich ruhig. Brüssel, 28. August. Die gesammte liberale Presse droht dem Herzog von Orleans mit seiner Vertreibung aus der Stadt, wenn er sich bei seiner demnächstigen Durchreise länger als 24 Stunden daselbst aufhalten sollte. Diese feindliche Stimmung scheint der Erfolg der Dreyfusaffäre zu sein, welche hier mit großer Leidenschaft verfolgt wird. London, 28. August. „Daily Mail" meldet auS Fez: Während einer öffentlichen Festlichkeit sei ein Attentat gegen den Sultan von Fez ausgeführt worden. Zwei Leiboffiziere, welche an der Seite des Sultans waren, wurden getödtet, der Sultan selbst kam mit dem bloßen Schrecken davon.