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Ml- Tageblatt Iw. tz» Aabraana. — ,, >»» — .. Inserat« werd« bi» vormittag» U Uhr i Dienstag, den 29. August. -^7S «-LLL«j 1»W Belanntmachuag. Nachdem GerichtSschrewer beim Königlichen Amtsgericht, Abth. I. L »/N. Nr. 155. mis Lerin «saq -s«'kl hier niemand bezt ein anderer." Um Luter dem Viehbestände in dem Gehöfte Kat -No. 92 zu Obercolmnitz ist die MaWl- und Klauenseuche auSgebrocheu. Freiberg, den 28. August 1899. ll« »ei-er«'. Königliche AmtShauptmannfchaft. Dr. 8t«1irert. Bekanntmachung für Freibergsdorf, Straßensperrung betreffend. Wegen vorzunehmender Wegebauarbeit«« wird di« Mariengasse V0M Lt««st«- de« 8b. August d. A. «d dir auf Weiteres für den Fährverkehr gesperrt. Der Gemeindevorstand. O. Hoti»»»». «wlSblatl W die Migliche» und Wdüscheu Vr-Srdk» za Frriberz Md VMM. verantwortlich« Leitung de» «edaMonr Gevvg vnrkynrdt. semte >ie Achühre» emzofeüa, nähme droh m. D, jetzt 10 Psmnigi mdt trnda ir Sicherheit ehr üeSiies. Post», r Dext ei«; Abschnitt d« en.-Solch« sich locht mau S-Iü e Drncheile eile 1b Wz, ml, 1S G 1b W. be. mhr str bei riese werde» Konkursverfahren. In dam Konkursverfahren über daS Vermögen des Fleischermeisters Ludwig Johanne» Pertus in Freiberg ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlußverzeichniß der bei der Vertheilung zu berücksichtigenden Forder ungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über di« nicht verwerthbaren VermögenSstücke der Schlußtermin ans den 82. September 1S8S, vormittags 10 Uhr, vor dem hiesigen Königlichen Amtsgerichte, Zimmer Nr. 33, bestimmt worden. Freiberg, den 26. August 1899. Sekr. L 19M Rr. 36. GertchtSschreiber beim Königlichen Amtsgericht, Abth. I. Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren über daS Vermögen des FischwaarenhändlerS Joseph Florian Ignatz Kundt in Freiberg ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters, zur Er hebung von Einwendungen gegen das Schlußverzeichniß der bei der Vertheilung zu berück sichtigenden Forderungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht verwerthbaren VermögenSstücke der Schlußtermin auf den 19. September 1899, vormittag» 10 Uhr, vor dem hiesigen Königlichen Amtsgerichte, Zimmer Nr. 33, bestimmt worden. Freiberg, den 26. August 1899. Sekr Sitonlat, Herr de Muller besichtigt? Er antwortet darauf: „Da-Schloß in der Stadt". Daraus geht hervor, daß Herr d« Muller, wie begreiflich, nicht in das Schloß, daS der Kaiser bewohnte, also auch nicht in daS Schlafgemach, kam, wo der Kaiser allenfalls auf seinem Schreibtisch Zeitungen mit seinen handschriftlichen Bemerkungen versehen konnte, sondern daß ihm, wenn ihm seine Phantasie nicht etwas vorgaukelte, höchstens ein Zeitungsblatt und eine Bemerkung Vorlagen, mit denen der deutsche Kaiser in keinerlei Zusammenhang zu bringen ist. Es kommt hinzu, daß die „Libre Parole" von der Verhaftung des Hauptmanns Dreyfus am 1. November sprach. Wie konnte da am 5. November diese Verhaftung als etwas ganz Neues von dem Kaiser oder für den Kaiser verzeichnet werden? Zu allem Ueberfluß verdient noch Erwähnung, daß der Zeuge Mertian de Muller eS ablehnte, den Zeugeneid zu leisten. Da ist es begreiflich, daß am Ende dieser Aussage der Hauptmann DreyfuS auf die Frage des Vorsitzenden, ob er auf die Erklärungen des Herrn Mertian de Muller etwas zu erwidern habe, einfach antwortete: „Nichts, Herr Oberst". Ueber die Verhandlungen am Sonnabend vor dem Kriegs gericht wird berichtet: Rennes, 26. August. Nachdem die Sitzung ohne Zwischenfall um 6 Uhr 30 Minuten eröffnet ist, setzt Ber ti l l o n, begleitet von seinen drei Kasten- und Mappenträgern, die gestern begonnenen geometrisch-graphisch-mathematisch- philosophischen Darlegungen fort, die beweisen sollen, daß das Begleitschreiben, das Esterhazy geschrieben zu haben bekannt hat, in Wirklichkeit von Dreyfus geschrieben wurde, und zwar in mühseliger, kunstvoller Nachahmung seiner eigenen Schrift. Die Richter blicken gelangweilt; die Generale im Zeugenraume dagegen scheinen zu verstehen, wie ein Mann seine eigene Schrift mit Hilfe einer geometrischen Rhythmik (das Wort ist von Ber- tillon) nachahmen kann. Um 8 Uhr 30 Minuten beendet Ber- tillon seine Aussage, die zusammen über fünf Stunden erfordert hat, mit dem Ausrufe: „Und nun erkläre ich unter meinem Zeugeneide, daß ich heute wie 1894 überzeugt bin, daß der Ver fasser des Begleitschreibens der Angeklagte ist." Beisitzer Brogniart: „Wie erklären Sie die Aehnlichkeit der Schrift Esterhazy's mit der des Begleitschreibens?" Bertillon beginnt sofort neue endlose Erklärungen mit Auspackung neuer Lichtbilder und Tabellen, die darauf hinauslaufen, daß die Aehnlichkeit einerseits zwar zufällig, andererseits aber unnatür lich ist. „Denn", sagt er wörtlich, „d i e A e h n l i ch k e it i st zu groß, um natürlich zu sein." Hier hat er eine Art Wuthanfall und heult, während er der Tischplatte einen Faustschlag versetzt, die einen Zusammenbruch des Papierberges verursacht: „Es ist nicht möglich, daß Esterhazy genau dieselben Worte mit genau denselben Eigenthllmlichkeiten schreibt; er kannte bestimmt das Begleitschreiben und ahmte in gleichzeitigen Verdingung. Die Arbeiten und Lieferungen für die »erlegung der Olbernhau-Katharinenberger Staatsstraße zwischen bu«4,L«n» 4,6, bei Niederlochmühle «nd -wische« ir» 5,6 ««v 6,0 am Malerber-e a«f zusammen 580 » Länge sollen mit Vorbehalt der Auswahl unter den Bewerbern unaetheilt vergeben werden. VerdingungS-Anschläge können bei der Königlichen Straßen- und Wasser-Bauinspestion Freiberg gegen Erstattung der Druckkosten entnommen, Bauzeichnungen und Baubedingusgea daselbst eingesehen werden. Die ausgesüllten VerdingungS-Anschläge find in verschlossenem und mit „Bauverdinguag betr." überschriebenem Umschläge spätesten- am 8. September d. I. vormittags 11 Uhr bei der Königlichen Bauverwalterei Freiberg, Schloßplatz 3 einzureichen, wo die Eröffnung der Angebote zu vorgenannter Zeit in Gegenwart etwa erschienener Bewerber stattfinde« wird. Bis zum 16. September d. IS. bleibe« die Bewerber au ihre Gebote gebunden. Freiberg, am 25. August 1899. Königliche Straßen- «nd Waster-Vauinspektio«. Königliche Bauverw alteret. Crem , NdkM. auf. ch abzugrbei ilberhos, Her. Herr Stadtrath Vuatnv ZrOolt am 12. dsr. Mt». als zweiter stellvertretender Standesbeamter für de» Standesamts- bezirk Brand von der Königlichen Amtshauptmannschaft Freiberg in Pflicht genommen Word«« ist, wird die- hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Brand, am 25. August 1899. Der Stadtgemeinderath. Bürgermeister. Auktion. Mittwoch, de« 80. August er., Nachmittag von 2 Uhr an sollen im städtische« AuctionSlokale, am Dom No. 1, L., an PfandgearnstLnden: 3 Schreibsecretäre, 1 Schreibpult, 1 Schreibtisch, 1 Kleider» schrank, 1 Wäscheschrank, 1 Geschirrschrank und 1 Halbchaise, d, eine größere Partie Nachlaßsachen aus dem Sct. JohanneS-HoSpital, unter Anderem: verschiedene Möbel und Kleidungsstücke, gegen Baarzahlung öffentlich versteigert werden. Ein specielleS Berzeichniß hängt in der RathhauSstur au-. Freiberg, am 24. August 1899. Der Nath-Vollzieher. ie, gaozbillig traße SS. gehalst», M «n s- U >. r Le« zanz eiserner, und 1 Gnind- «artt lä^ 7lÄM°ge- ind billigste »tze St, 1 An Dreyfus-Prozeß von Kermes. Der „Boss. Zeit." liegt heut« der stenographische Bericht über die AuSsaae vor, die am Donnerstag gegen Schluß der Sitzung vor dem Kriegsgericht in Rennes der Advokat Mertian d« Muller auS Lille gemacht hat. Herr de Muller ist der Mann, auf dessen Zeugniß über seine Erfahrungen im Schlafgemach deS deutschen Kaisers die DreyfuS-Feinde sich berufen, um zu beweisen, daß der Angeklagte schuldig sei. WaS hat Herr Mertian de Muller ausgesagt? Er ist am 5. November 1894 in Potsdam gewesen. Dort ist ihm von einem Fremdenführer daS Schloß deS Kaisers gezeigt worden. Er konnte auch in ein Zimmer kommen, das chm der Führer als daS Schlasgemach deS Kaisers bezeichnete. Aus dem Schreibtisch iu diesem Schlafzimmer will er die „Libre Parole" gefunden haben, blau gestempelt und mit einer Aufschrift „Der Kap. Dreyfus ist . . ." WaS der Kap. Dreyfus ist, kann Herr Mertian de Muller nicht mehr auSsagen. Er stellt Be trachtungen über die deutsche Sprach« an, die für einen Begriff zehn Worte habe. Ursprünglich hatte Herr de Muller in den Zeitungen behauptet, es habe dagestanden, Dreyfus sei „gefangen". Aber das weiß er jetzt nicht mehr. Er meint, man könne auch sagen „gefaßt", aber das sei zu familiär, oder „arretirt", aber dieses Wort würde ihm nicht aufgefallen sein, oder „genommen", doch sage man im Deutschen höchstens „eine Stadt genommen". Jedenfalls habe das Wort, dessen er sich nicht mehr erinnere, den Sinn des französischen „xris" gehabt. Es scheint, als ob Herr de Muller schon recht früh von seinem Gedächtniß im Stich gelassen worden sei. Denn er erzählte selbst, daß er schon vor Jahren, als er nach Lille zurückgekehrt war, die Geschichte von seinen Entdeckungen im kaiserlichen Schlafgemach im Anwalts zimmer zum Besten gab und dort auch einen deutschen Ausdruck für „xris" gebrauchte, nach welchem er sich am folgenden Tage selbst bei den übrigen Advokaten erkundigte, da er ihm inzwischen entfallen war. Ob Herr de Muller wirklich im Schlafgemach des Kaisers war, weiß er selbst nicht. Er weiß nur, daß der Führer das Zimmer ihm so bezeichnete. Aus der Aussage des Herrn de Muller aber geht hervor, daß er in dem Schlafzimmer des Kaisers überhaupt nicht war. Denn nach Ausweis des Hof berichts, der in jenen Tagen in den Zeitungen erschien, bewohnte der Kaiser am 5. November 1894 nicht das Schloß, von dem Herr Mertian de Muller redet. Das leuchtet auch jedem ein, der weiß, wie unzugänglich für Fremde diejenigen Schlösser sind, die gerade von dem Kaiser und seiner Familie bewohnt werden. Der Kaiser bewohnte damals das Neue Palais. Herr Mertian de Muller aber, von Demange gefragt, wie viel Schlösser es in Potsdam gebe, führte das Stadtschloß an, das Schloß Sanssouci und das Schloß im Park, das Neue PalaiS, daS vier oder fünf Kilometer von der Stadt entfernt sei. Und welches Schloß hat c kreuzs.verk zftr.1,2.Lt pptlschühl- rf bei iedemeister wr r streu, gar. «llagefrei blochtreise Mk., 15 g ne Händel hl, YSka 52. Privatbrieftu einzelne Worte daran» nach." Demange: „Hat Zeuge Esterhazys Briefe demselben Untersuchungssystem unterworfen wie das Begleitschreiben?" Bertillon: Nein; aber es ist klar, daß Esterhazy bei seiner Schrift dieselbe Rhyth mik und oasselbe führende Liniennetz benutzt hat." Labori: „Es muß also ein Einverständniß zwischen beiden bestanden haben? Zeuge glaubt also, daß Esterhary auch ein Spion ist?" Vorsitzender: „Diese Fragen sino nicht gestellt!" La bor i: „Nach Bertillon wäre oie ganze Kunst der geometrischen Nachahmung seiner eigenen Schrift olos aufgewendet worden, damit Dreyfus, wenn ertappt, vorschützen könne, man habe mit Hilfe eines Systems geometrischer Rhythmik eine» Liniennetzes u. s. w. seine Schrift gefälscht. Damit er auf ein derartige» Vertheidigungssystem verfalle, mußte er annehmen, daß jemand es verstehen werde. Konnte Dreyfus im Sommer 1894 da» Dasein eines geometrisch-mathematischen Genies wie Bertillon voraussetzen?" Vorsitzender: „Die Frage wird nicht gestellt." Auch weitere Fragen, die Bertillon in Verlegenheit setzen könnten, weigert Vorsitzender Jonaust sich zu stellen. Auf die Frage, ob er etwas zu bemerken habe, sagt DreyfuS ruhig: „Daß ich das Begleitschreiben nicht geschrieben habe, weiß ich. Alles, was Zeuge bekundete, ist also für mich un erheblich. Nur eins will ich bemerken: Den Schlüssel der geo metrischen Rhythmik soll das Wort „IntsrSt" liefern, da» auf einem Löschpapierblatt stand, welches in der Schreibmappe von Frau Dreyfus beschlagnahmt wurde. Der Brief, auf den jenes Löschblatt gelegt worden war, wurde guten Glauben» von Frau DreyfuS geschrieben. Sie wird eS bezeugen, und (hier erhebt Dreyfus die Stimme) das Wort von Frau DreyfuS wird ' ' "" sie, Herr Vorsitzender, weniger als Minuten tritt oie übliche Pause ein. Nach der Pause erscheint Hauptmann Valerio, ein militärischer Schriftkenner und Schüler BertillonS, dessen System er zu verstehen und anzuerkennen versichert. Er will, sagt er, fünf Aufstellungen beweisen: erstens daS Begleitschrei ben ist eine Kontrollefälschung; zweitens der Schlüssel des Fälschungssystems ist das Wort „intSrtzt" auf dem Lösch- pavierblatt von Frau Dreyfus; drittens schon Monate vorher hat Dreyfus in seine schriftlichen Arbeiten, die im Generalstab aufbewahrt sind, einzelne Worte eingesükrt; viertens die Fälsch ung hatte den Zweck, im Falle der Entdeckung ein Vertheidig- ungsmittel zu liefern; fünftens der Angeklagte allein hat das Begleitschreiben Herstellen rönnen. „Das System, daS ich er klären werde, mag verwickelt scheinen, aber ich. der ich mich viel mit Geheimschrift beschäftige, weiß, auf welche Verwickelungen ein Menschenaeift, namentuch ein gebildeter verfällt, wenn er ein Geheimniß verbergen will." Valerio schließt: „Ach glaubt, der Gerichtshof ist im Besitz eine» sachlichen Beweise» rei ist wegen ,en oftrtpreiS- )ff. bittet m-u. Bl. zu richten. und mehrere billig zu ver- aße 1S, s. tet» »a ange- >em beliebigen (I. v. 178L6. denEödtav- utM «chi«»««- Konknrsverfahren. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Schuhmachermeisters «nd Schuhwaarrn- geschäflsiuhabers Carl August Andreas in Freiberg ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlußverzeichniß der bei der Ber- theilung zu berücksichtigenden Forderungen «nd zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht verwerthbaren VermögenSstücke der Schlußtermin auf den LS. September 1090, Vormittag« 10 Nhr, vor dem hiesigen Königlichen Amtsgerichte, Zimmer Nr. 33, bestimmt worden. Freiberg, den 26. Swgnst 1899. Sekr lVloslut, L 7/99. Nr. 73. Gerichtsschreiber beim Königlichen Amtsgericht, Abth. I. Die städtische Sparkasse Oederan nimmt stets Spareinlage» « jeder Höhe bei s» eventuell »^2 "/o Verzinsung an. Dieselbe expedirt auch schriftlich. Expeditionszeit: 8—12 Uhr vor- und 2—5 Uhr nachmittag» an jedem Werktage. _ , i Erscheint jeden Wochentag Abend» >/,V Uhr für de« /«n and««» Lag. Preis vierteljährlich 1 Mk. 80 Pfg. ^monatlich 60 Pfg.; durch die Post 2 Ml. Lb Psg.