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18N 200 Freiberger A«zeiger ««d Tagedlatt. Seite 2. — 29. August. Politische Umschau. Freiberg, den 28. August. In Berlin fand in Gegenwart des deutschen Kaisers in der Siegesallee die Enthüllung der Denkmalsgruppen Kaisers Karl IV. und Friedrichs des Großen statt. Der Kaiser besichtigte zunächst die Gruppe Karls IV. von L. Cauer. Hier hatten sich die Minister I)r. v. Miquel, vr. Bosse, Gras v. Bülow und Frei herr v. d. Recke eingefunden, ferner Bürgermeister Kirschner, Fürst Herbert BiSmarck und,Graf Schwerin, letztere beiden Herren als Repräsentanten ihrer Familien. Die Büste eines Bismarck schmückte die Gruppe Karls IV., die des Feldmarschalls Grasen Schwerin die Friedrichs des Großen. Nach längerem Verweilen begab sich der Kaiser mit den Herren zur zweite» Gruppe, von Uphues geschaffen. Eine „leichte Indisposition" der Kaiserin hat den zu Rathe gezogenen Leibarzt Generalarzt Ilr. Junker bestimmt, der hohen Frau die Theilnahme an den großen Herbstmanövern und Paraden in Straßburg, Württemberg und Baden abzurathen. Wie be stimmt verlautet, wird die Kaiserin während dieser Zeit im Neuen Palais verbleiben. Wenngleich auch über die Art der augenblicklichen Unpäßlichkeit der Kaiserin bis jetzt etwas Be stimmtes nicht bekannt geworden ist, so scheint man doch ärztlicher seits eine längere Schonung für nothwendig zu erachten. Die Sitzung beider Häuser des preußischen Landtags, welche aus Sonnabend Nachmittag 5 Uhr angesetzt war, und in der die Session geschloffen werden sollte, hat nicht stattge- funden, da der Meinungsnnterschied zwischen Herrenhaus und Abgeordnetenhaus bezüglich des Ausführungsgesetzes zum bürger lichen Gesetzbuch noch immer nicht gehoben ist, und man dies Ausführungsgesetz nicht scheitern lassen will. Am Montag oder Dienstag wird noch eine Herren Haussitzung sein, in der das Herrenhaus allem Anscheine nach dem Beschlusse des Abgeord netenhauses beitreteu wird, welcher die Kommunalobligationen der preußischen Hypothekenbanken für mündelsicher erklärt. Der Schluß der Session wird wahrscheinlich erst Dienstag oder Mitt. woch erfolgen. Die Verfügungen, wodurch die politischen Beamten, welche gegen die preußische Kanalvorlage gestimmt haben, zur Dis position gestellt werden, wären, wie der „Nat. Zeit." von gewöhnlich wohlunterrichteter Seite mitgetheilt wird, erfolgt. Vermuthlich wird durch die unenvartcte Verzögerung des Laitd- tagsschlusses die Bekanntmachung der Maßregel um einige Tage hinausgeschoben. Die Maßregelung des Ab g. Prof. Or. Irmer ist Thatsache und wird allgemein verurtheilt. Was hat, fragt die „Deutsche Tagesztg.", die Thätigkeit eines Hilfsarbeiters im Kultusministerium mit der Kanalfrage zu thun? Glaubt man ihn dadurch von dem Nutzen des Kanals zu überzeugen? Oder fürchtet man, daß ein Kanalgegner in Schul- und Kirchensachen Unheil anrichten könne? Beide Annahmen sind unmöglich; folglich bleibt nur übrig, die Maßregelung als Bestrafung für seine Abstimmung anzusehen. Das ist aber verfassungswidrig und recht kleinlich. Das Blatt ist in der überaus seltenen Lage, mit deni Abg. Rickert übereinzustimmen, der heute in der „Lib. Korr." schreibt: „Wir können nicht annehmen, daß die heute kolportirte Mittheilung richtig ist, der Hr. Abg. Irmer sei seiner Stellung als Hilfsarbeiter im Kultusministerium mit der aus drücklichen Motivirung enthoben, weil er als Abgeordneter gegen die Kanalvorlage gestimmt habe. Wir würden eine solche Maß regel weder für zulässig noch für zweckmäßig halten. Nach unserer Meinung würde es auch im Interesse der königlichen Staatsregierung liegen, einer solchen Mittheilung so schnell wie möglich entgegenzutreten. Aus der Mitte meiner Freunde war daher auch heute angeregt worden, an die königliche Staats regierung im Wege der Interpellation die Frage zu richten, ob die in den Zeitungen enthaltene Nachricht zutreffend sei, daß der Abg. Irmer wegen seiner Abstimmung in der Kanalfrage seiner Stellung als Hilfsarbeiter im Kultusministerium enthoben sei. Die Interpellation hat zur Zeit nicht die erforderliche Unter stützung gefunden, und daher hat die Besprechung der Sache vorläufig verschoben werden müssen. So sehr wir auch wünschen, daß die Wähler davon absehen, politische Beamte in die Volks vertretung zu wählen, so entschieden müssen wir uns doch dagegen wenden, daß dieselben, wenn sie gewählt sind, wegen der Aus übung ihrer verfassungsmäßigen Rechte und Pflichten irgend welchen Nachtheil erleiden." Die Liste der in Folge Einführung des Bürgerlichen Gesetz buches in deneinstweiligen Ruhe st and tretenden preußischen Gerichtsbeamten wird im „Justiz- Mmisterialblatt" veröffentlicht. Es treten auf Grund des Gesetzes vom 13. Juli d. I. in den Ruhestand: 14 Senatspräsidenten, 5 Kammergerichtsräthe, 21 Oberlandesgerichtsräthe, 20 Land gerichtspräsidenten, 20 Landgerichtsdirektoren, 54 Landgerichts- räthe und 128 Amtsgerichtsräthe. Die Censur an den Reklamen in den preußischen Eisenbahnwagen fordert zu interessanten Betrachtungen heraus. So hatte ein Stärkefabrikant sein Fabrikat unter Anbringung eines Bildes anpreisen lassen, das eine junge Wäscherin darslellte, die das geplättete Vorhemd einem vergnügt darein schauenden älter» Herrn zurechtzupft. Diese Wäscherin- oder Plätterin-Dar- stellung muß der Bahn-Verwaltung, nachdem das Bild viele Monate in allen Zügen der Berliner Stadt- und Ringbahn ge fahren war, anstößig erschienen sein, denn plötzlich war die holde Weiblichkeit verschwunden, und der alte Herr stand allein auf dem Bilde, und man konnte zweifelhaft sein, ob sein Gesicht mehr Vergnügen über das steif geplättete Oberhemd oder Aerger über die hinwegcensurirte Plätterin ausdrücken sollte. In einem andern Falle pries ein Möbclfabrikant seine Schlafsofas in einem großen Giebelwandbilde an, das ein solches Schlafsosa und einen Mann darstellte, der mit freudiger Miene sich auf dem Sosa niederlegt. Der Mann war in ein durchaus dezentes Nacht gewand gekleidet dargestellt; trotzdem hat er das Schlassofa räumen müssen, denn als kürzlich das Bild erneuert wurde, war der Mann verschwunden, und nur das Sosa durfte an dem ! Giebel bleiben. Der Möbelfabrikant hat sich nun dadurch ent- Kebts-Redellelu Roman von Roy Teilet. (2. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) „Das Leben hat immer etwas Gemeines, sei es an einem Bankfeiertag oder wann immer, aber das macht es doch nicht vulgär. Bedenken Sie doch, welches Gcheimniß schließlich das Leben einem jeden bleibt. Da, hinter uns, giebt es fünf Millionen Menschen, von denen auch nicht einer das Problem seines Daseins zu lösen im Stande ist. Seit tausend und aber tausend Jahren ist die Welt voller Leben. Es hat einen Aristo teles, einen Shakespeare, einen Napoleon hervorgebracht, aber keiner von diesen hat nur eine» Schimmer von Licht in das Ge heimniß zu bringen vermocht". „Es ist des Begreifens nicht werth." „Bis es ergründet ist, können wir seinen Werth oder Un- werth nicht beurtheilen." Sie durchschritten jetzt schweigsam das „Thal der Gesund heit", und dann gings über die „Spanische Landstraße" den .Abhang hinan. Dann auf der anderen Seite wieder h'nnnter, und nach einem halbstündigen Marsch standen sie stbließüch vor einer hohen Mauer, in der sich eine Thür befand. Die Mauer zäunte offenbar einen großen Garten ein, der zu einem alt modischen, abgesondert dalicgenden Gebäude gehörte. Das Haus stand ganz vereinzelt da, im weiten Umkreise war kein zweites zu erblicken. „Dies hier ist nur die Hinterthür", erklärte der Alte. „Sie führt zu meinem Laboratorium. Das Haus war nämlich früher im Besitze eines berühmten Künstlers", dabei nannte er einen w->hlbekannten Namen, „und ich habe, als ich das Haus kaufte, sein Atelier in ein Laboratorium für mich umgewandelt." „Jetzt zog er einen Schlüssel aus der Tasche, mit dem er die Thur öffnete. Dann bedeutete er seinen Gefährten mit voll- lcuoeter Höflichkeit voranzugehen. Einen Augenblick lang zögerte der junge Mann, ein unbestimmtes Gefühl von Miß trauen wallte sich seiner bemächtigen, aber schnell kämpfte er cs nieder und schritt entschloßen weiter. Der andere folgte ihm auf dem Fuße, und dann fiel die schwere Tbür hinter ihnen .lautlos ins Schloß. Sie befanden sich jetzt in einem schmalen Gange, der nur durch ein Lämpchen erleuchtet war. „Bitte mir nur folgen", sagte der Hausherr, seinen Gast den Gang entlang führend, bis sie wieder an eine Thür kamen, die er öffnete. „So, da wären wir in meinem eigentlichen Heim", erklärte der alte Mann freundlich, „hier arbeite ich seit länger, als ich denken mag. Verstehen Sie was von Physik oder Chemie?" „Nur so viel, wie ein Student der Medizin für feine Exa mina zu wissen braucht. Sehr viel ist das freilich nicht." Mauer umfriedete. In dieser zeigte sich eine zweite Thür, welche in den Garten führte. „Wie herrlich die Nacht heute ist", begann Dr. Vipan, der seine ruhige Heiterkeit wiedergefunden hatte. „Dies hier ist mein Garten. Sie können jetzt freilich nicht viel von ihm sehen, aber den Duft der Blumen nehmen Sie doch wahr. Ich habe eine besondere Vorliebe für Blumen." Er sprach so einfach und natürlich, daß der junge Mann sich ihm gegenüber garnicht mehr fremd fühlte. Er betrachtete jetzt das Haus, ein Bau aus rothen Ziegeln, ganz überwuchert von Kletterpflanzen und Schlinggewächsen. Wie es jetzt im schimmernden Mondenlicht so still und friedlich dalag, machte es den Eindruck eines idealen Heims, voll angenehmer Erinner ungen und häuslichen Behagens. Sie gingen jetzt auf die Hausthür zu, die der Doktor mit einem großen Schlüssel öffnete. Nun traten sie in die rück wärts gelegene Halle, die von der vorderen durch eine Glaswand getrennt war. An den Wänden hing eine große Anzahl Glas- rästen mit ausgestopften Vögel» und Schmetterlingen. „Gestatten Sie mir Ihren Hut", wandte sich Dr. Vipan an seinen Besucher. Der junge Mann folgte der Aufforderung, und der Doktor hing den Hut an einen Haken. Dann öffnete er eine Thür an der rechten Seite der Halle und lud seinen Gast ein, näher zu treten. Ein hübsches, altmodisch ausgestattetes Zimmer nahmst auf. Die Wände dunkel bekleidet, mit alten Gemälden, meist Familienportraits, geschmückt. Inmitten des Zimmers ein ge deckter Tisch, mit kaltem Fleisch, Geflügel und Wein besetzt. „So", sagte Dr. Vipan, seinen Gast in einen Sessel nöthi- gend, „was nehmen Sie?" Noch einmal empfand der junge Mann das Widersinnige seiner Lage. Hatte er nicht seinem Leben ein Ende machen wollen? Weshalb sollte er sich nun wieder die Mühe nehmen, es zu erhalten? Aber er war jung,-und er war — hungrig. „Sie sind sehr freundlich", entgegnete er, „ich will etwas von dem Fleisch nehmen." Dr. Vipan zeigte sich als ein vortrefflicher Wirth. Jedem Wunsche seines Gastes suchte er zuvorzukommen; die Unterhal tung ließ er leinen Augenblick ins Stocken gerathen. Nachdem er das Glas seines Gastes gefüllt hatte, goß er für sich einen Becher voll Sherry und sagte, als er ihn geleert: „Für gewöhnlich pflege ich nicht zu trinken, aber heute mache ich Ihnen zu Ehren eine Ausnahme." Auch der junge Mann leerte sein Glas, und bald machte sich wieder in seinen Adern das junge Blut geltend, seine Augen nahmen einen lebhafteren Glanz an. (Fortsetzung folgt.) „Ah, Sie sind Mediziner?" fragte der andere mit frohem Erstaunen. „Davon hatte ich ja keine Ahnung. Nun freut es mich doppelt, Sie kennen gelernt zu haben. Auch ich bin näm lich Mediziner; freilich ist's schon lange her, seitdem ich prak tisch thätig gewesen. Ich heiße Dr. Vipan." Er erwartete wohl, daß nun auch der junge Mann seinen Namen nennen würde; aber er sah in dieser Voraussicht ge täuscht. Der Fremde blieb einen Augenblick still, dann sagte er nur: „Ich glaube, Ihren Namen schon früher gehört zu haben, Herr Doktor." „Wohl möglich", entgegnete dieser ein wenig ungeduldig. „Ich wirke zwar nicht um des Ruhmes, sondern der Wissen schaft willen; jedock haben einige meiner Erfindungen meinen Namen in Fachkreisen bekannt gemacht. Wie gefällt Ihnen übrigens mein Laboratorium?" Der junge Mann schaute mit einer gewissen Neugier um sich; er hatte schon genug Laboratorien kennen gelernt, um auf den ersten Blick zu sehen, daß dieses hier eines der vollständig sten und besteingerichteten war. Ihm schien, als könnte auch nicht ein Apvarat, dessen ein Phvsiker ober Chemiker bedarf, hier fehlen. Am meisten setzte ihn die Anzahl und Vortrefflich keit ber elektrischen Maschinen in Erstaunen. „Ihr Laboratorium scheint mir das vollkommenste, was ich bisher in der Art gesehen", entgegnete er mit aufrichtiger Be wunderung. „Vollkommen!" rief der andere erregt, „nichts dieser Art kann überhaupt vollkommen sein. Je mehr man kennen lernt, desto mehr mochte man haben. Täglich stößt man auf ein neues Experiment, nur um zu finden, daß einem die Mittel fehlen, es ordentlich durchzuführen. Sie ahnen ja nicht, wie viele Tausende ich hier schon hineingesteckt habe, und wie vieler Tausende es noch bedürfte! Ach, es ist ein Jammer, so viel im Kopie und so wenig in bei Börse zu haben!" Seine Stimme klang bei diesen Worten ganz dünn und bebend. Einen Augenblick hielt er inne, um Athem zu schöpfen. „^i-8 lon^u — vitu dreviu, — bas ist ebenso wahr als trostlos", fuhr er dann fort. „Aber am trostlosesten ist's, die Mittel zum Forschen versiegen zu sehen, ehe man mit dem Leben fertig ist. Ein traurig Ding ist's für einen Menschen, vom Gelde abhängig zu sein, alle Augenblick vor der Frage inne halten zu müssen: Was wird das kosten? — Aber jetzt will ich Sie hier nicht länger langweilen. Wir wollen in's Haus hin- eingehen." III Dr. Vipan schloß eine Thür auf, welche derjenigen gegen über lag, durch die sie vorher eingetreten waren. Jetzt befanden sich die beiden in einem mit Kies bestreuten Hofraum, den eine der Schuld Dreyfus und wenn Esterhazy behauptet, er habe das Begleitschreiben geschrieben, so istdasnicht wahr, denn das Begleitschreiben ist eine Fälschung." Demange: „Dreyfus soll das System erfunden haben, um damit zu beweisen, daß er nicht der Schreiber ist. Wie kommt es, daß er mit keinem Worte je mals auf dieses so mühselig ersonnene und angewandte System zu seiner Entlastung hingewiesen hat?" Valerio: „Er wird erfahren haben, daß Bertillon das System herausgefunden hatte und aufdecken wollte." Dreyfus: „Ich soll L Orte nach der geometrischen Rhythmik und mit dem leitenden Liniennetz i» Generalsstabsarbeitcn eingeführt haben. Nur ein Wort da- ^ruber: alledieseArbeitenwurdenimGeneral- stab vorZeugen ausgeführ t.'Hier wird die Reihen folge der Zeugen unterbrochen und Hauptmann Freystätter aufgerufen: „Ich war", sagte er, „1894 Beisitzer des Kriegsgerichts. Meine Uebcrzeugung von der Schuld des Angeklagten hatte ich mir nach den Schriftgutachten und Henrys Aussage gebildet. Die Mittheilung der Gehcimpapierr im Berathungssaal war von leichtem Einfluß darauf. Die Geheimpapiere, die uns mitgetheilt wurden, waren diese: erstens eine Art Lebensgrschichte Dreyfus', in der von früheren Handlungen des Verraths, namentlich aus der Zeit seines Auftnthaltcs in Bourges und in Betreff einer Granate, sowie aus seiner Gcneralstabszeit die Rede war; zweitens das Papier „oe oauuille «le I)."; drittens ein als ber Davignon- Brief bekanntes Papier, daS die Echtheit des „oe ouutülle- Papiers beweisen sollte; viertens eine Drahtung Panizzardis, die bestimmt Dreyfus' Schuld versicherte. Ich habe namentlich die Worte: .Fiuissuii-e preveuu; unser Beauftragter ist ver ständigt" im Gedächtniß behalten. Ein hochdramatischer Auf tritt folgt. Labori: „Wir verlangen, daß Oberst Maure! und General Mercier dem Zeugen gegenübergestellt werden, denn sie haben das genaue Gegentheil seiner Aussage bekundet." Maurel, der durch polternde Heftigkeit des Tones seine Ver wirrung zu maskiren sucht: „Ich null nur ein Wort sagen. Das Geheimniß der Berathung, das ich wahren wollte, ist verletzt. Ich habe gesagt, ich habe nur ein Schriftstück gelesen, ich habe aber nickt gesagt, es ist nur ein Schriftstück gelesen worden." (Heftige Bewegung im Saale. Rufe: „Jesuit!") Maurel: „Ich habe dir Papiere, nachdem ich eins gelesen hatte, meinem Nachbar weitergereicht." Labori: „Weiß Zeuge Maurel, lvas in den anderen Papieren stand?" Maure!: „Daran erinnere ich mich nicht. Ich erinnere mich an nichts." Freystätter: „Ich aber erinnere mich an alles und bezeuge, daß nicht ich allein alle vier Papiere gelesen habe, sondern daß Oberst Maurel uns zu jedem vorgelescnen Papier eine Erläuterung lieferte! (Tiefe Bewegung im Saale). Maurel, polternder als je: „Ich verwahre mich gegen das Wort Erläuterung! Und übrigens, wenn ich Richter wäre und der Vorsitzende versuchen würde, auf mich einen Druck auszu- üben, so würde ich ihn ohne Ansehen des Ranges und Alters sofort zur Ordnung rufen und nicht fünf Jahre warten, um hier einen Zwischenfall herbeizuführen. Und nun werde ich kein Wort mehr sagen." Freystätter: „Wenn ich im Be rathungssaal schwieg, so war es, weil ich kein Jurist bin. Ich kenne daS Gesetz nicht, ich wußte nicht, daß die Mittheilung der Geheimpapiere gesetzwidrig war. Als ich es später erfuhr, schrieb ich dem Oberst Maurel und kündigte ihm an, daß ich mein Gewissen durch Aussage der vollen Wahrheit erleichtern werde." Maurel: „Es ist richtig, daß Hauptmann Frey stätter mir nach Henrys Fälschung ähnliches geschrieben hat. Ich habe ihm aber nie geantwortet, denn ich lasse jedem seine Ueberzeugungen." Labori: „General Mercier hat unter seinem Eide ausgesagt, er habe befohlen, die Dreyfus belastende Lesart der Panizzardidrahtung den Richtern nicht mitzutheilen und sein Befehl sei vollzogen worden. Ich frage, was er zur ausdrücklichen Bekundung des Gegentheils durch Hauptmann Freystätter sagt." Mercier: „Erinnert Zeuge Freystätter sich, welcher früheren Verräthereien Dreyfus beschuldigt worden wäre?" Freystätter: „Gewiß, es war von einer Granate die Rede, die während Dreyfus' Aufenthalt in Bourges ver- rathen wurde." Mercier, schreiend: „Das ist eine Lüge! (Große Bewegung im Saal.) Den Verrath der Robingranate erfuhren wir erst 1896. Niemand wußte 1894 darum. Ich wiederhole, die Panizzardi- Drahtung ist nicht verlesen worde n." Freystätter, mühsam an sich haltend: „Und ich wiederhole bei meinem Eide.dieDrahtuugwurdeverlesen. Die Worte „siuissuil'e pi-sveou" habe ich unerschütterlich im Gedächtniß behalten. Was die Granate betrifft, so habe ich den Namen Robin nicht ausgesprochen. Ich habe nur von einer Granate gesprochen, die in der Bourgeszeit Dreyfus verrathen worden ei." Mercier: „Wir haben 1897 in der Artillerie-Direk- ion das Schriftbündel über die Granatenangelegenheit gefun den, aber es war davon keine Rede." Demange: „War in ber Erläuterung des Obersten Maurel von der Granate die Rede?" Freystätter: „bestimmt". Labori: „Herr Vorsitzender, Sie sehen, daß wir duPatydeCla m unbedingt hören müssen. Du Paty de Clam hat den Brief an Oberst Maurel zusammengestellt." Mercier, einfallend: „Nein, das hat Sandherr gethan!" Labori: „Das ist bequem. Sandberr ist todt". VorsitzendcrJouaust, wüthend: ,Das ist Erörterung! Ich entziehe Ihnen das Wort". Labori etzt sich schweigend, wahrend Freystätter, Maurel und Mercierin sehr verschiedener Haltung abgehen. Der nächste Zeuge Bernard, Schriftkundiaer, beginnt den Nachweis, daß alleTabellenundLichtbildcrBertillons einfache Fälschungen sind, er hat überall leichte Ver schiebungen und Größenänderungen an den Buchstaben vorge nommen, um die Maße zu erhalten, aus denen er seine Rhyth mik ableitet. Vorsitzender Jouaust, der keine Miene verzogen hat, als Mercier ausgerufen hat, das ist eine Lüge, iällt dem Zeugen ins Wort und verbietet ihm, einem Zeugen Fälschung nachzusagen. Bernard sehte seine Nachweise bis zum Sitzungsschluß um 11 Uhr 45 Minuten fort. schädigt, daß ' ring W gern Giebewemalm darin ruhendl sölle« der B KinderernShr, augeprieseu li An« dei Sprechsaal-A ..Wer mit A hat, mutz bek durchweg d« Konservativ« hat mau offe man ist leide rührungspun unfreundliche diese« Brud, sucht Werder Hauptursach antisemitisch« irgend einer zu änem fr gemeinsam i wird — w Forderung« wiesen bleib aber eine l auch wahlta Pattei nur und die Lik unsere Patt dieser alte» mehr gescho Zeit nur ei warum ür genannte s Bürgerstan und Vorth heran-." - I« So der dortig« Begrüßung demokratifi erklärt jetz Pattei aus Veste Ferdinand Marsch z» und deuts Bevölkeru und Abge aussprach, ist ein V deutsche 8 drängniß und begr deutschen Bei l tunge» v wegen A ein Frise Personer Am Frei statt, wo jedoch d Die in G: Todt« Arbeitei Georg l öffnung durch d sofort, starb m in der 3 Obersch mit Ver Di« dor Zertrün Holzinst ün Kra des Len! alt, am vr. 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