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Nr. 99. — 8. SahrgaM Der jeden Wochentag N^end (mit Datum de» solgenden Tage») zur Versendung gelangende „Sächsische Landes-Anzeiger" uiit täglich einem besonderen Unter- baliungSblatte und mit dem Extrabeiblatt Lustige- Bilderbuch kostet bei den Ausgabe stellen monatli 75 Pf. (1888er bei denPost'Anst. reisliste Nr. ML.) Für Abonnenten erscheint je einmal im Jahr: Sommer-Eisenbahnsahrvlanheft für Sachsen. Kinter.EisenbahnfahrpIanbeft für Sachsen. Jllustr. Kalender de» Sächsischen Landboten. Jllnstrirte- Iahresbnch desLandes-AnjeigerS. Sächsischer LlUldes-Aiskiher mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Sonntag, 29. April 1888. - >n,eIgknprei-dr»..Sächs.Sande-.«»lciger-'-. Raum einer schmale» Corpuszeile lk Pfg. Bevorzugte Stelle (lsvalt. Petitzeile) 3V Ps. BciWiederhylimg großer Annonce» Rabatt. Bei Bestellungen von Auswärts ivolle »ran Znsertionsbctrag (ln Briefmarke») beifügen sie 8 Silben Corpusschrist bilde» ca. IZeile.) Ktinoncenauiiahm« nur bi» Vormittag. Wag: Aleranlier Me, Buchdruckerei. Cliemuitz. Ibeaterstraße S (Ferusprechstelle Nr. 136). Telegr.-Adr-: LandeS-Anzei'ger, Chemnitz. Mit täglich einem besonderen Unterhnltuiigsblcitt: i. Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Erzähler — 3. Sächsische Gerichts-Zeitnng 4 Sächsisches Allerlei — 6. Jllnstrirtes Unterhaltungsblatt — 6. Sonntagsblatt — Ertra-Beiblatt. Lustiges Bilderbuch. Telegraphische Nachrichten Für die Monate Mat und Juni nehmen die Ausgabestellen in Chemnitz und Umgegend zum Preise von 14» Pfa. (die Postanstalten zu 150 Pfg.) Abonnements-Bestellungen ans den Sächsischen Landes-Anzeiger entgegen. Der Sächsische Landes-Anzeiger ist in der deutschen Post-ZeitungS- PreiSliste unter Nr. 5035 (in der österreichischen unter Nr. 2307) eingetragen. Im Monat Mai wird alle» Abonnenten vollständig gratis als Extra beigabe geliefert: Eisenbahn-Fahrplanheft für Sachse» (Sommer-Halbjahr 1888). Dieses Eisenbahn-Fahrplaichest ist in Umschlag geheftet und enthält In sauberem deutlichen Druck die Fahrpläne sämmtlicher Strecke» dcS sächsische» Eisenbahn-Netzes nebst den Anschlüssen sowie mit Angabe der Entfernungen und der Fahrpreise. Preis dieses Heftes für Nicht-Abonnenten 20 Psg. Ferner erhält jeder nenbeitretende Abonnent, welcher die Abonneinents- -Onittnng (Post-Abonnenten wollen lO-Pfg.-Marke für Porto beifügen) direct an die Verlags-Expedition einsendet, vollständig gratis geliefert: 1. Jllnstrirter Kalender für 1888, 84 Seiten 4° mit Oeldruckbild, Almanach, Kalendarium, Märkts-Verzeichniß; reich-illustrirtem umsangrcichcn humoristische» Theil u. fesselnden Erzählungen. (Preis s. Nicht-Abonncnten40Psg.) 2. Des Sächsischen Landes-Anzeigers Jllnstrirtes Iahresbnch für 1888; 64 Seiten gr. 8° mit Almanach und vielen Erzählungen und Bildern. (Preis für Nicht-Abonnenten 40 Pfg.) Abermalige» zahlreichen Beitritt neuer Abonnenten erbittet die Verlags-Expeditton des Sächsischen Landes-Anzeigers. Um Verwechslungen zu vermeiden, werden Post-Abonnenten ersucht, bet Bestellung frenndlichst genau zu verlangen r den in Chemnitz erscheinende» „Sächsischen Landes Anzeiger" (Nr. 5035 der Post-ZettungS-Preislist«). ' Amtliche Bekanmmachimlsen. Ueber das Vermögen des Kaufmanns Julius Otto Findeise», Inhabers eines unter der Firma Jul. Otto Findeisen in Chemnitz betriebenen Cigarrcn- »nd Tabaksgeschästs, wird heule am 26. April 1888 Nachmittags V-5 Uhr das Konkursverfahren eröffnet. -Der Rechtsanwalt Zenker in Chemnitz wird zum Konkursverwalter ernannt. Konlnrsforderungen sind bis znm 24. Mai 1888 bei dem Gerichte aiizliinelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubiger- ansschnffes und eintretenden Falles über die in 8 120 der Konkursordnung bczeichneten Gegenstände aus de» 15. Mai 1888 Nachmittags 4 Uhr und zur Prüfung der augemeldete» Forderungen auf de» 7. Juni 1888 Vormittags 10 Uhr vor den» Unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz habe» oder zur Konkurs masse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gemeinschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung anferlegt, von dem Be sitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie ans der Sache abge sonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis znm 29. Mai 1888 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zn Chemnitz. In dent Konkursverfahren über das Vermögen der Bäckcreiiiihaberin Emma Clara verchel. Hirche in Chemnitz, ist znr Abnahme der Schlußrech nung des Verwalters; zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schluß- Verzeichnis, der bei der Verlheilmig zu berücksichtigende» Forderungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht veewerthbarcn Vermogensstücke der Schlußtermin auf dm 25. Mai 1888 Nachm. 4 Uhr vor den. Königlichen Amtsgerichte hiersclbst bestimmt. Chemnitz, den 25. April 1888. König!. Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des »nterzcichnctcn Amtsgerichts wurde heute auf Folium 473 verlautbart, daß die Herrn Paul Wecker für die Firma I. M. Eifenstnck in Chemnitz ertheilte Prokura erloschen ist. Chemnitz, am 26. April 1888. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 1377 verlautbart, daß der Handschuhsabrikant Herr- Alexander Jodas in Chemnitz die Firma Anton Jodas Scmmlers Nach folger daselbst von dem bisherigen Inhaber derselben zur Fortführung über lassen erhalten hat. Chemnitz, am 26. April 1888. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute aus Folium 3118 die am 15. Ockober 1887 errichtete Firma Steinert u. Co. in Chemnitz (Moritzstraße Nr. 7) und als deren Inhaber Herr Hermann Emil Steinert und Franz Oscar Weißflog daselbst, Besitzer eines Strumpfwaarcn-Appreturgeschästs, eingetragen. Chcmnitz, am 26. April 1888. Königliches Amtsgericht. Im unheimlichen Hause. Erzählung von Friedrich Berner. Fortsetzung. Nachdruck Verbote». Oben, in ihrem Schlafgcmach lag Helene auf der Causeuse; kein Schlaf kam in ihre Augen, denn Kopf und Herz waren erfüllt von den widerstreitendsten Gedanken und Gefühlen. Und je länger sie so lag, desto aufgeregter pnlsirte das Blnt durch ihre Adern. Sie sagte sich wieder und wieder, daß ihre Liebe zu Paul von Roland eine gänzlich hoffnungslose und verlorene sei; andererseits aber kam ihr auch wiederum eine schwache Hoffnung. Vielleicht gingen ihm doch noch zeitig genug die Augen auf über Janka's eigentlichen Werth, oder besser Unwerth, und dann . . . sein Neichthum war verschwun den, sie war aber durch des Großonkels Güte so wohlhabend ge worden . . . vielleicht . . . Ein Lächeln der Hoffnung erhellte ihre Züge, als sie sich nach einiger Zeit wieder erhob und ihr Zimmer hinter sich zumachte. Sie ging die Treppe hinab mit der Empfindung, als habe ein tiefer Schlaf sie neu gestärkt. Alis der letzten Stufe aber blieb sie erschrocken stehen, denn dort, im düsteren Lichte des bemalten Fensters, auf dem Löwenfell, wo sie in Herzensangst gekniet hatte, um dem Ausspruch des berühmten Pro fessors zu lauschen, stand Max von Knmphoven und lugte vornüber gebeugt in das Krankenzimmer. Sollte eine Krisis eingeiretcn sein? Hatte man verabsäumt, sie davon in Kenntniß zu setzen? Sie hatte sich bald gefaßt. Eiligst lief sie herzu und legte ihre Hand auf Kamphovens Arm. Der junge Mann fuhr hastig herum und wies ihr ein von Wuth und Leidenschaft verzerrtes Antlitz; kaum aber hätte er sie erkannt, als seine Züge sich veränderten, er trat zur Seite, hielt den Vorhang zurück und deutete mit leisem, häßlichem Lachen auf die Scene am Krankenbette. Helene warf einen schnellen Blick hinein und ging dann, ohne von Kamphoven weiter Notiz zu nehmen, geräuschlos in das Gemach. Dieser einzige Blick hatte ihr gezeigt, daß ein ferneres Warten aus Glück Narrheit sein würde, daß ihr Traum von einer freund- lichen Zukunft grausam zu Ende sei. Sie hatte nicht geschlafen, aber sie war von ihrem Posten gewichen, und in ihrer Abwesenheit hatte man ihre letzte Hoffnung gestohlen. Paul war »ach einem tiefen, ruhigen Schlafe endlich erwacht; «r hatte die Augen geöffnet, groß und weit und gleichsam verwun dert, dann war sei» Blick auf die am Bette kniccnde Janka gefallen, ohne daß er das junge Mädchen aber sogleich erkannt hätte. Vom 27. April. Franfurt a. M. Der Schweizer Sozialist Conzett, der bis herige Verleger des „Sozialdemokrat", übernahm nach Depeschen, welche der „Frankfurter Zeitung" zngehcn, die Redaction des „Sozial demokrat." Bern. Aufsehen macht ein Artikel der „Revue", zu welcher Ruchonnet Beziehungen hat. Die „Revue" tadelt den Ausweisungs beschluß als ungerecht und .unpolitisch und erklärt es als eine perfide Insinuation, daß Ruchonnet nur aus Opportunitätsgrüiidcii dagegen gestimmt habe. W ien. Der „Pvlit. Corr." zufolge sind auf Grund des März- -Ukases im Leczycer Bezirke in russisch Polen nenn Beamte von Zucker fabriken und ein Gutsverwalter (alle Preußen) seitens der Behörde» aufgefordert worden, ihre Dienstposten zu verlassen. — Der griechische Minister des Acußeren, Dragumis, welcher gestern Petersburg ver lassen hat, begiebt sich auf mehrere Wochen nach Karlsbad zum Kur gebrauche. Petersburg. Für den zurücktretenden Präsidenten des sla- vischen Wohlthätigkeitsvcreins, Durnowo, wurde gestern einstimmig Jgiiatjcff, der bekannte Panslavist, erwählt. London. Der „Standard" meint, der Besuch der Köngin Victoria in Berlin werde für England nützlich sein; die Engländer bewunderten Deutschland und die gegenwärtige Verstimmung sei vor übergehend und nur oberflächlich; beide Nationen kennen und achten einander. Berlin, den 2K. April, Vormittags. iSkn Bulletin von heute Morgen 9 Uhr berichtet: Beim Kaiser ist im Befinden seit gestern keine Veränderung eingetreten. In den Morgenstunden war das Fieber fast verschwunden. Politische Rundschau. Chemnitz, den 23. April, Deutsches Reich. Aus Schloß Charlottcnbiirg. Am Freitag Vormittag wurde folgendes Bulletin pnblizirt: „Sc. Majestät der Kaiser fühlt sich nach gutem Schlafe recht gestärkt. Das Fieber ist in den Morgenstunden fast geschwunden. Abends steigt es »och mäßig an. Das Allgemeinbefinden macht.langsame Fortschritte. Mackenzie. Wcgner. Krause. Hovcll. Leyden. Senator." Die Aufregung, welche der Besuch der Königin von England begreiflicher Weise für den Kaiser herbeigeführt hat, ist also zunächst ohne alle schlimmen Folgen vvrübcrgegangen. Die Nacht znm Freitag verlief ziemlich gut, war nur wenig durch Hustenaiifülle gestört nnd brachte mehrere Male längeren, erquickenden Schlaf. Der eitrige Auswurf dauert i» geringem Grade fort. Das Fieber war am Donnerstag nicht über 39 Grad gestiegen und sank am Freitag Morgen auf 37,7 Grad, betrug also nur wenig über die normale Temperatur. Die Kraft des Fiebers ist als gebrochen anzuschen, vollständig verschwun den wird cs aber erst sein, wenn die Morgeiitemperatur auf 37 Grad herabgeht. Der Kaiser fühlte sich recht munter, nahm das Frühstück, bestehend aus zwei Tasse» Thee und etwas Weißbrot», mit gutem Appetit zu sich und zeigte überhaupt eine verhältnißmaßig rege Eß- lnst. So hat er am Donnerstag wieder ein Kalbskotelett in zer kleinertem Zustande zu sich genommen, für Freitag war zur Haupt mahlzeit ein kräftiges Stück Rindfleisch bestimmt. Auf den Genuß von Bier hat aber der Kaiser selbst verzichtet, denn es ist ihm am Mittwoch doch nicht so recht bekommen. Der Monarch ist überhaupt, wie die Acrzte versichern, ein sehr folgsamer Patient und fügt sich willig allen Anordnungen. Nur mit der Beschränkung des Aufent haltes außer Bett, die vorsichtshalber erwünscht ist, haben sie ihre Endlich kam ihm die Erinnerung zurück, und er begann mit schwacher Stimme zu reden. „Was . . . Wie ... Wo bin ich? Warum im Bett? Wer ... Du ... O, Janka, meine Geliebte!" Er erhob seine kraftlosen Arme und legte dieselben um den Hals des schonen, jungen Weibes, das sich immer weiter und weiter zu ihm hcrabneigte, bis ihr Haupt neben dem seinen ans dem Kissen ruhte und ihre schwarzen, dusligen Haarwellen sein bleiches Antlitz halb verdeckten. Er flüsterte innige Worte der Liebe und Dankbar keit und preßte sie fest an sich — da trat Helene langsam an das Bett heran, von beiden unbemerkt. Sie erfaßte mit nervösem, fast eisernem Griff Jankas Schulter und rüttelte sie empor. Janka schreckte auf, aber ein dämonischer Triumph leuchtete aus ihren dunklen Augen, als sie ihre Feindin gewahr wurde. „Herrn von Rolands Zustand gestattet ein solches Benehmen Ihrerseits „och nicht," sagte Helene kalt und schroff. „Entfernen Sie sich, wenn ich nicht bei den, Arzte und dem Herrn Justizrath Klage über Sie führen soll." Als der Justizrath Horn nach dein Frül,stück das Empfangs zimmer betrat, fand er daselbst einen einfach gekleideten Mann vor, der geduldig auf ihn gewartet hatte. Abgesehen davon, daß derselbe wie ein alter Soldat aussah, trug er durchaus kein Merkmal an sich, aus welchem man auf seine Lebensstellung oder aus seine» Beruf hätte einen Schluß ziehen können. Beim Erscheinen des Sachwalters erhob er sich von seinem Stuhle und machte eine kleine nothdürftige Verbeugung. „'Morgen," sagte er. „Sie habe» da meine Karte in der Hand. Ich komme wegen der Affaire von gestern Nacht." „Assaire? Welche Affaire?" »Wegen des Einbruchs." „Woher wissen Sie, daß hier ein Einbruch verübt worden ist ?" „O, wir wissen so allerlei. Wenn man uns auch manchmal nicht gar zu viel Vertrauen schenkt, so finden wir doch so das Jahr über manches heraus, was sonst verborgen bleiben würde." „Sie haben also davon gehört?" „Ja, und wir haben uns darüber gewundert, daß Sie dis Sache verheimlichen wollten. Sieht sonderbar aus, wissen Sie." „Meinetwegen. Mr haben aber schon genug Polizei hier im Hause gehabt." „Kann sein, aber ..." „Nun ja," rief der Justizrath ungeduldig; „was wollen Sie denn eigentlich? Sie haben davon gehört und und was weiter?" liebe Noth. Kaiser Friedrich ist sehr schwer zu bewegen, im Bette zu bleiben, er will absolut außerhalb desselben arbeiten. Am Freitag Vormittag arbeitete der Kaiser mit dem Geheimrath von Wilmvwski, stand dann auf und ließ sich noch mehrere Vorträge halten. Gegen 1 Uhr erschienen im Schlosse die Erbpriiizesfin von Meiningen und der Erbgroßherzog vonHessen, um mit der kaiserlichen Familie das Diner eiiizunehmen. Am Nachmittag ruhte der Kaiser, wie stets. Wieder und empfing dann Abends noch einige Besuche der nächsten Ange hörigen. Eine kleine Fiebersteigcrung war wieder wahrzunehmen. — Die „Nvrdd. Allg. Ztg." bringt folgende, den Umständen nach recht erfreuliche Zeilen. „Da die fortschreitende Besserung im Befinden Sr. Majestät andauert, so kann man sagen, daß die Gefahr der Situation, welche durch den letzten Anfall bedingt war, überwunden ist. Die Morgentemperaturen nähern sich täglich mehr der Norm, das abendliche Fieber fällt ebenfalls von Tag zu Tag. Allerdings liegt in dem Fortbestehen des Letzteren noch Grund genug zn zurück haltender Beurtheilung des gesummten Zustandes, wenn auch die übrigen Körperfunctionen, wie namentlich Schlaf und Appetit, in erfreulicher Weise eine Rückkehr zur Norm zeigen. Was das Fort schreiten des Grundübels betrifft, so ist dasselbe jedenfalls ein außer ordentlich langsames. Man kann auch heute noch von einer, sehr erheblichen Ausbreitung des Leidens und von dem so sehr gefürchteten Uebergreifen desselben auf andere, besonders lebenswichtige Organe nicht sprechen." Die „Post" bemerkt, daß die Kanüle trotz Abnahme des Hustenreizes doch noch häufig gereinigt werden muß. — Am Nachmittag empfing der Kaiser auch noch den Baron von der Osten und den Prinzen Alexander. Um ^3 Uhr kain Fürst Bismarck im offenen Wagen und blieb bis 4 Uhr beim Kaiser. Die Kaiserin fuhr ebenfalls spazieren. Kaiser Friedrich Unterzeichnete ank Freitag eine große Zahl Aktenstücke. — Der Kaiser hat, wie verlautet, seiner Schwiegermutter, der Königin Victoria, das Regiment der Gardes du Corps, das erste Regiment der preußischen Armee, verliehen. Aus diesem Anlaß fand auch Nachmittags die Parade dieses Regimentes, sowie des 4. Garde-Jnfanterie-Regimentes vor der Königin und der Kaiserin Victoria statt, welche vom Kronprinzen Wilhelm kommaiidirt wurde. Ueber den Abschied der Königin vom Kaiser wird bekannt, daß der letztere das feste Versprechen einer Wiederkehr der Königin erhielt, wenn ihm sein Zustand nur einige freie Bewegung gestatte. Auch von den übrigen Mitgliedern der kaiserlichen Familie war die Verabschiedung die. herzlichste und zärtlichste. Nach einer sehr schnellen und glücklichen Reise ist dje. Königin am Freitag Abend bereits wieder in ihrem Schlöffe Windsor bei London angekommen. , . — Die „Nordd. Allg. Ztg." begleitet die Rückreise der Königin Victoria von.. England mit folgenden Zeilen: Die Königin von Eng land hat Berlin wieder verlasse», nachdem ihr von allen Schichten der Bevölkerung der ehrfurchtsvolle und sympathische Empfang bereitet worden ist, der ihr, nach langer, segensreicher Regierung eines be freundeten Landes und als nächster Anverwandten unseres geliebten Herrscherhauses, im vollsten Maße gebührt. Wir geben uns der Hoffnung hin, daß die spontanen Kundgebungen allgemeiner Verehrung die sie auf allen Wegen hier begleitet haben, ihr nicht entgangen sind und daß Ihre Majestät ein gutes Andenken von Berlin nach England zurücknimmt, während hier ihr Besuch zu ernster Zeit nicht nur bei denjenigen, die das Glück gehabt haben, sich ihr persönlich nähern zu dürfen, und die im Banne ihrer gewinnenden, huldreichen Liebenswürdigkeit stehen, sondern bei allen gut Deutschgcsinnten als eine Kundgebung wohlthuendcr persönlicher Theilnahme in treuer, dankbarer Erinnerung bleiben wird. Wir betrachten es als selbst verständlich, daß jener Besuch und die damit verbundenen persönlichen Aussprachen, Eindrücke und Erinnerungen auch auf die politischen „Ich will den Thatort sehen. Wer hat denn dem einen Kerl den Säbelhieb beigebracht?" „Woher wissen Sie, daß es Säbelhiebe gesetzt hat?" „Lassen Sie's gut sein, »vir wissen's. Der liegt jetzt auf den Tod." „Nicht doch, es geht ihm sogar schon viel besser." „Sie irren. Ich komme soeben aus dem Krankenhause. Er wird den heutigen Tag nicht mehr überleben. Hat auch schon alles gestanden." „Wir bringen die Sache in Confusion, mein lieber Herr," sagte der Justizrath. „Wie so? Liegt hier auch ein Verwundeter im Hause?" „Ja. Und nun wissen Sie ja wohl alles." „Das wird wohl so sein," antwortete der Beamte lächelnd. „Merkwürdig, was sich in dem Hanse hier alles ereignet." „Sie haben mir noch nicht gesagt, wer Sic informirt hat." „O, das ist weiter kein Grhcimniß. Ein früherer herrschaftlicher Diener, Krätzer heißt er, ein verlumpter, verkommener Mensch, ehe maliger Freund des Franz Pilarik, des Dieners, der hier im Hause zu Tode gekommen ist, hatte sich mit zwei anderen, regulären Ein brechern zu dem Einbruch hier verbunden. Der Kerl war hier im Hause genau bekannt, da er früher bei dem Pilarik viel ein- und ausgcgangen ist" „Aha, ich verstehe jetzt. Nun?" „Sie brachen also in das Fenster ein, das nach dem Garten zu über dem Gewächshause liegt, stießen aber auf Widerstand. Krätzer kriegte den Hieb, den er anfänglich nicht viel beachtete, und seine Kameraden brachten ihn später bei einem Bekannten unter, dem die Sache mit der immer schlechter werdende» Wunde aber solche -Bedenken verursachte, daß er der Polizei meldete, bei ihm liege ein Mensch, der ins Krankenhaus geschafft werden müßte. Na, die Polizei brachte den Kunden nun auch ins Krankenhaus, und als er merkte, daß es schlecht mit ihm stand, und als die Polizei doch auch wissen wollte, Ivo er sich den Hieb geholt hatte, da erzählte er die ganze Geschichte." Der Justizrath schaute den Beamten eine Zeit lang seltsam fragend an. Endlich sagte er: „Meinen Sie, daß diese Kerle auch um den anderen Raub wissen könnten?" Der Detective verzog keine Miene. „Wahrscheinlich," entgegnete er kurz. „Hat man die Komplicen des Menschen festgenommen c „Das können Sie sich wohl denken." Fortsetzung folgt.