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Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zn Freiberg nnd Brand. Verantwortliche Leitung: Georg Burthardt. Erscheint »den Wochentag Abends >/,7 Uhr für den Inserate werden bi« Bormittag 1 Uhr !I ^0 8 anderen Tag. Preis vierteljährlich 2 Mk. 25 Pfg. ÄfkLilllK ÄLU angenommen. Preis für di- Spaltzrlle 13 Pfg. ZOv V» ^k^ Zweimonatlich 1Mk.SOPsg.u. einmonatlich7bPfg. Außerhalb des Landgerichtsbezirks 1b Pfg g V Bekanntmachung. Unter dem Viehbestände in dem Gehöfte Cataster Nr. 25 für Mulda ist die Maul- «std Mauenseuche ausgebrochen. Freiberg, den 28. Ortober 1896. Königliche Amtöhauptmannschaft. Dr 8t«1n«rt. Konkursverfahren. Neber da» Vermögen des Schneidermeister- Juli«- Herman« Schmidt in Freiberg, Engegasse No. 14, wird heute, am S9. Oktober 1896, Vormittags ' .16 Uhr, da- Konkursverfahren eröffnet. Der Rechtsanwalt Blüher in Freiberg, wird znm Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungen sind bis zum L. Dezember 1SSS bei dem Gerichte anzumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und eintretenden Falles über die in tz 120 der KonkurS- ordnung bezeichneten Gegenstände auf den 17. November 1«SS, Vormittags 1« Uhr, und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf den 1». Dezember 1«S«, vormittags 10 Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte, Zimmer Nr. 33, Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gemeinschuldner z« verab folgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von de» Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dv» Konkursverwalter bis zum 1«. November 1896 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Freiberg Abth. I. Bekannt gemacht durch den Gerichtsschrecherr L 11/96 Nr. 7.Sekr Flvalul., Anetio«. Mittwoch, den 4. November er., Nachmittag von 2 Uhr an solle« im städtische» Auctionslokale, am Dom Nr. 1, ») an PfandgegenstLnden: 1 Schreibsecretär, 1 Kleiderschrank, 1 Wäscheschrank, 1 Eopha, 1 Regulator und 1 Ladentafel, d) eine größere Partie Nachlaßsachen, unter Anderem: verschiedene Möbel, Kleidungs stücke und Federbetten gegen Baarzahlnng öffentlich versteigert werden. Ein specielles Verzeichniß hängt in der Rathhausflur zur Einsichtnahme auS. Freiberg, am 28. Oktober 1896. Der Nath-vollzieher. Z«r Eröffnung der stanMschen Depnürtenkammer. Im Jahre 1867 konnte Napoleon HI. die Monarchen des Kontinents in Paris empfangen und ihnen die wohlgelungene Pariser Ausstellung zeigen und jenes Paris selbst, das durch die Bauthätigkeit der napoleonischen Zeit so wunderbar verschönert war. Damals lauschte man noch auf die Worte des korsischen Emporkömmlings. Er schien auf der Höhe seiner Macht zu stehen ; aber den Kundigen wiesen manche Zeichen aus beginnen den Verfall «nd nahen Sturz hin. Man wird an jene Zett ge mahnt, wenn man die innere Lage des heutigen Frankreichs über blickt. Wie damals Napoleon, so durfte vor einigen Wochen die französische Republik einen russischen Selbstherrscher empfangen, und der äußere Triumph war für sie ein noch größerer, weil es eben eine Republik war, bei der sich der Zar zu Gaste lud. Wie damals konnten die französischen Machthaber dem Herrscher mit Stolz die wundervolle, gewerbethätige Stadt Paris zeigen; mit mehr Stolz noch als damals konnten sie ihm eine tüchtige Armee vorsühren. Die Republick ist damit scheinbar auf einem Höhe punkte aagelangt; aber ebenso wie damals zeigen sich Zeichen, wenn nicht des Zerfalls, so doch der schweren Gefahr. Und die Eröffnung der Deputirtenkammer ist ein geeigneter Moment, um einen Augenblick in den Abgrund hinabzuspähen, vor dem Frank reich steht. Es ist ein Zeichen einer ungesunden Lage, daß der Kammer auch nicht ein Gesetz von wirklicher Bedeutung vorgelegt werden kann. Die Organisation der Kolonialarmee, die Umgestaltung deS Hypothekenrechtes, die Abschaffung der Präfekturräthe, all daS sind zu winzige Arbeiten für einen so gewaltigen Apparat, wie er von der Volksvertretung eines großen Landes dargestellt wird. Keine wichtige politische Frage, keine wichtige wirthschaft- liche Frage, keine wichtige Frage der spezifischen Gesetzgebung wird durch diese Vorlagen berührt. Wenn in einem großen Parlamentarisch regierten Lande die Maschine der Gesetzgebung die großen wirthschaftlichen und politischen Fragen nickt berührt, so muß daS Land entweder vollendete Einrichtungen haben, oder man traut sich nicht, an große Fragen heranzugehen. Das Letztere ist in Frankreich der Fall und das eben bedeutet die Gefahr für das Land. Denn es ist ein trauriges Zeichen, daß ein Ministerium, das sich auf die breiten Schichten des er werbenden Bürgerstandes stützen kann, sich an die Lösung wichtiger sozialer Fragen nicht heranwagt, sondern diese Fragen ruhen läßt, bis schließlich wieder einmal ein radikales Ministerium ans Ruder kommt. Wenn das Ministerium ankündigt, daß es den Radikalismus bekämpfen will, so ist damit gar nichts gethan. Denn mit bloßen Redensarten wird man den in Frankreich mächtig angewachsenen radikalen und sozialistischen Gruppen keinen Abbruch thun können. Aeußere Zwangsmittel könnten auch nur von fragwürdigem Werthe sein, ganz abgesehen davon, daß ihre Durchführung in dem republikanischen Lande denn doch großen Schwierigkeiten begegnen würde. Eine wirksame Be kämpfung wäre also nur auf dem Wege sozialer Reformen und gerechter Vertheilung der Steuerlast durchführbar. Zu einem derartigen Versuche märe aber in Frankreich nur eine Regierung im Stande, die noch etwas größeren Ruhm er rungen hat, als einen Kaiser auf einige Tage bewirthen zu dürfen. Der Glanz dieser Tage ist rasch verflogen, und nun, da die französischen Staatsmänner nicht mehr von der Sonne kaiserlichen Lächelns bestrahlt werden, sieht man, daß sie im Werkeltagskleide und in der Arbeit des Tages nickts anderes sind, als andere Staatsbürger auch, da eben die innere Glorie, die dem Anderen Respekt einflößt und ihn zum Gehorsam geneigt macht, von ihnen nicht ausstrahlt. Und darum würden ihnen Diejenigen, die jetzt ihre Stütze und ihre Gefolg schaft bilden, die Gefolgschaft aufkündigen, wenn die Regierung von ihnen etwas forderte, was ihnen nicht genehm ist. Die Stütze des gegenwärtigen französischen Regiments aber ist der mittlere und reiche Bürgerstand, der in Frankreich ein erheblich geringeres Maß sozialer Einsicht besitzt, als anderwärts, und deshalb sich heftig sträubt, seinen Geldbeutel zu Gunsten sozialer Reformen und gerechter Stcuervertheilung zu öffnen. gierung dieser Nothwendigkeit, so bringt , Gefahr plötzlicher und schwerer Erschütterungen. Als drohende Vorboten deS Gewitters werden die heftigen Angriffe anzusehen sein, mit denen der Radikalismus in dieser Session die Regierung überschütten wird, Die eigentlichen So zialisten, wie Jaurös, stellen nicht die Hauptgefahr für die Re gierung dar, aber Männern gegenüber, wie dem befähigten und rücksichtslosen Bourgeois, hat sie schon einen viel schwierigeren Standpunkt. Bourgeois wird nicht, wie die sozialistischen Narren, sein Pulver damit verpuffen, daß er die Regierung wegen der Ausweisung der deutschen Sozialisten, wegen verschie dener Verstöße bei dem Zarenbesuche und dergl. äußerlicher und für die innere Lage Frankreichs unwichtiger Dinge angreifen wird. Er wird diese Angriffe wohl unterstützen, wäl ihm jedes Mittel zur Schwächung der Regierung recht ist, aber er wird seinen Hauptangriff überhaupt nicht auf das, was die Regierung gethan hat oder thut, richten, sondern vielmehr auf daS, waS sie nicht thut. Er wird ihr Vorhalten, daß eine Regierung ohne ein positives Arbeitsprogramm, eine Regierung, die von der dürftigen Er innerung an Festbanketten und Heeresrevuen leben und im Uebrigen fortwursteln will, keine Negierung ist, die an der Spitze einer Bevölkerung von 40 Millionen zu stehen geeignet ist. Er wird mit seinem Verlangen auf Einführung von Re- sormen den Beifall der vielen Millionen finden, die nicht in der angenehmen Lage sind, als Rentner zu leben, sondern die das gegenwärtige System der Steuern auf die nothwendigsten Lebens mittel und der Monopolisirung der wichtigsten Genußmittel Der Deutsche Kaiser verließ in Begleitung des Geheimrath Krupp mit Gesolge am Mittwoch 9*/, Uhr Vormittags Villa Hügel und fuhr nach dem Panzerplatten-Walzwerke. Der Kaiser besichtigte das Walzwerk auf das Eingehendste und wohnte der Herstellung einer Panzerplatte bei. Gegen 12 Uhr begab Seine Majestät sich nach dem Rathhause, in welchem Magistrat und Stadtverordnete eine Sitzung abhielten. Nach einer kurzen Be grüßungsrede des Oberbürgermeisters Zweigert erwiderte der Kaiser Folgendes: „Ich bin hierher gekommen, um eine Dankes schuld abzutragen. Sie haben damals die Güte gehabt, für Mich einen Empfang vorzubereiten, wie er zu erwarten war von einer — — . . . so treu gesinnten Stadt wie Essen. Meine Frau hat Mir überlBündniß in Kraft - pHnden di-I-» Empst»g d-nck>KI d-i st« w-rw«l« ihr-r M-Ech-» »»I. drückender empfinden, als sie eine vernünftige Einkommensteuer empfinden würden, und die zum mindesten ein gemischtes Steuer- system verlangen, wie es im deutschen Reiche besteht, wo das Reich für seine Bedürfnisse die indirekten Steuern, die Einzel staaten die Einkommensteuern zur Verfügung haben. Wenn auch Bourgeois nicht über die Mehrheit der Kammer verfügt, so ist es doch gar leicht möglich, daß die Kammer des thatenlosen Ministeriums überdrüssig wird und eS eines schönen Tages bei einer untergeordneten Frage über Bord wirft. Der Fall, daß Mehrheitsministerien sich plötzlich in der Minderheit sahen, ist ja in Frankreich nicht etwas Seltene-, da ja in diesem Lande die Mehrheit buntscheckig zusammengesetzt ist, und da die Rechte ein Interesse daran hat, die Unsicherheit in der Republik durch gelegentliche Ministerstürze zu fördern. Der Umstand eben, daß die konservativen und monarchischen Elemente eine entschei dende Macht haben, weil die republikanischen Parteien sich bis aufs Mesfer bekämpfen, ist ein Beweis dasür, aus wie schwachen Füßen die Republik steht. Politische Umschau. Freiberg, den 29. Oktober. Gerade in einem Lande aber, daS seiner Geschichte, dem Tem- Empfang, den Sie Mir zugedacht haben, und Ick freue Mich, peramente seiner Bevölkerung und seinen politischen Einricht- nochmals Ihnen, Herr Oberbürgermeister, persönlich danken zu ungen nach zum Radikalismus hinneigt, müßten die sozial- können. Die Geschichte der Stadt bürgt Mir dafür, daß die politischen und finanz-politischen Maßnahmen und Einrichtungen Gesinnungen, welchen Sie, Herr Oberbürgermeister, Ausdruck derart sein, daß sie einen Damm gegen den Sozialismus aus- verliehen haben, auch von der Bürgerschaft gethettt werden, und richten. Verschließt sich eine kurzsichtige und selbstsüchtige Re- Ich bin überzeugt, daß Ich auch in Zukunft in der Stadt Essen gierung dieser Nothwendigkeit, so bringt sie über daS Land die eine patriotische, vaterlandsliebende Bürgerschaft finden werde." Der Kaiser unterzeichnete hieraus daS Protokoll der Stadt» verordneten-Sitzung und verweilte noch längere Zeit im Gespräch : mit mehreren Stadtverordneten. Später nahm der Kaiser im - Beamtenkasino der Fabrik ein Frühstück entgegen. Gegen 2 Ahr k fuhr er wieder nach der Fabrik, besichtigte die Kanonen^Berk» statt V und die mechanische Werkstatt IV und begab sich hierauf zum Schießstand. Der Gesundheitszustand deS Fürsten BiSmarck ist, wie man neuerdings aus Friedrichsruh schreibt, insofern kem ranz befriedigender, als die schon seit langer Zeit austretende» vestchtsschmerzen sich von Woche zu Woche zu vermehren scheinen. Der Fürst begegnet den peinigenden Schmerzen allerdings mit Energie, doch ist seine Nachtruhe sehr gestört. Er liest in der Regel Abends bis zu später Stunde Zeitungen und Bücher und ergeht sich danach noch längere Zeit in seinen Zimmern, bevor er das Bett aufsucht. Erst Vormittags gegen 11 oder 12 Uhr ver läßt er sein Lager. Nachmittags um 4 Uhr unternimmt er fast regelmäßig längere Spazierfahrten in den Sachsenwald. Ci» Beweis dafür, daß der Zustand des Fürsten jedoch keine Besorg» nifse einflößt, ist, daß Graf Rantzau seit einigen Tagen auf dem Gute Schönau beim Grafen Herbert Bismarck weilt, und der Fürst eit dieser Zeit das Schloß mit seiner Tochter, der Gräfin Rantzau, allein bewohnt. Demnächst wird Graf Rantzau auf wenige Tage hierher zurückkehren, um dann eine größere Reise anzutreten. Der „Vorwärts" hatte dieser Tage einige besonders rohe Beschimpfungen gegen den Fürsten BiSmarck ver öffentlicht, was einige Blätter zu einer Aufforderung an de» Staatsanwalt, dagegen vorzugehen, veranlaßt hatte. Die „Hamb. Nachr." bemerken dazu: Wir müffen es dahingestellt sein lassen, ob Fürst Bismarck, nachdem er keine amtliche Autorität mehr z» wahren hat, persönlichen Werth auf die Abstrafung der sozial demokratischen Blätter legt, die ihn beleidigen. Jedenfalls würde ohne seinen Antrag das Gericht durch die Staatsanwaltschaft kaum in die Lage gebracht werden können, dem verletzten sittlichen und nationalen Bewußtsein Sühne zu gewähren. Im Uebrigen glauben wir, daß die rohen Wuth- und Haßausbrüche gegen den Fürsten Bismarck der Sozialdemokratie am meisten selbst schaden. — I» der nächsten Nummer der „Hamburg. Nachr." befindet sich an erster Stelle des Blattes folgende auf den Fall bezügliche Notiz: „In den Blättern wird die Frage erörtert, ob nickt gegen de» „Vorwärts" wegen seiner Jnvectiven gegen den Fürsten BiSmarck eine Beleidigungsklage erhoben werden solle. Wie wir erfahre«, hat der Fürst, als in diesem Sinne angefragt wurde, geantwortet: Nein, denn wenn er öffentlich sagen wolle, was er über die Hinter männer des „Vorwärts" denke, so würde er sich auch einer In» jurienklage aussetzen." Wenn auch feststeht, daß Gouverneur von Wißmann jetzt nicht nach Ostafrika zurückkehren wird, so hofft man doch in amtlichen wie nichtamtlichen Kolonialkreisen, daß eS gelingen werde, einen Modus zu finden, wie die Dienste deS Herrn von Wißmann auch fernerhin der deutschen Kolonialpolitik nutz bar gemacht werden können. Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht amtlich die Ernennung deS bisherigen Direktors der Kolonialabtheilurig des WirL Geh- Legationsraths 0 r. Kayser zum Senatspräsidenten beim Reichs gericht und des früheren Generalkonsuls in Aegypten Legation»-- g^'"?r^s" 1890 neben * dem deutsch-österreichischen «ertrag, ^oer Das Abkommen hat nicht nur auf