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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 30.10.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-10-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189610308
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18961030
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18961030
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-10
- Tag 1896-10-30
-
Monat
1896-10
-
Jahr
1896
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 30.10.1896
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Oktober. 15S« TL St. Oberschöna: Flühpredcht und Kommunion. — Früh Uhr Beichte. wurde -K rgesarth: Mittag 1 Uhr PredigtgottrSdienst. lagte Fürsttn und ihr gesummter medisirender Hofstaat sind nebst dem Profefforenpaar konventionell genug; der Titelheld aber mit Pastor vr. Süß. Tt. Johannis: Früh 8 Uhr, Pastor Gottlöber. — (ES lag in Nacht und GrauS die Erde", Motette für gemischten Chor von Rilgeli.) (Freiw. Kirchenchor.) — Früh /,8 Uhr, Beichte und AbendmählS- feier, Pastor Gottlöber. GrbtSdorf: Früh '/,v Uhr Beichte, nach der Predigt AbendmahIS- feier, DiakonuS Scheumann. St. Michaelis: Früh s Uhr Einweihung der neuen Orgel, Pastor Görner. Verschiedenes. * DaS Damenjahr. Das sagenhafte Land der Mitter nachtssonne erfreut sich in seinem abgeschlossenen gesellschaftlichen Leben einer Reihe von altüberkommenen, mehr oder minder „be rechtigten" Eigenarten, deren Pflege kein wirklicher Skandinavier der nivellirenden Kultur mitteleuropäischer Observanz preisgeben möchte. Zu diesen im Auslande mehr oder weniger bekannten Sonderbarkeiten rechnet sich auch die merkwürdige Einteilung der Zeit in sogenannte „Herren"- und „Damenjahre". Nach der skandinavischen Kalenderführung hat nun das Jahr 1896 den er- aotleSdienst DiakonuS Schmidt. Nicolai: Früh s Uhr, Pastor vr. Friedrich. — (Musik: Der 1bO. Psalm, komp. von Cesar Franck, für gem. Chor Und Orgel) — Früh '/,8 Uhr, Beichte und AbendmahlSfeter, Pastor vr. Friedrich. — Nachmittag 6 Uhr, Gestistsgottesdienst mit Predigt. (.Dem, der von allen Nächten der Stern", HymnuS für Tenorsolo vo« M. Bruch.), Pastor vr. Friedrich. Jacobi: Früh s Uhr, Pastor vr. Süß. — (Bor der Predigt : „Fest steht dein Wort" Motette von Eduard Röhler. Rach der Predigt: „Nun preiset alle GotteS Barmherzigkeit" — arrangtt» von R. Palme.) — Früh si,8 Uhr, Beichte und AbendmahlSfeter, folgte in wenigen Augenblicken der Magd, stürzte über den Eimer und das heiße Wasser ergoß sich über das arme Geschöpf. Kunst, Wissenschaft, Literatur. für die Kantilene so gut wie gar nichts her. — Am schwächsten waren die Chöre; hier fehlte so ziemlich noch Alles. Das Orchester thnt, bei ungenügender Besetzung, gut eingeübt, unter der Leitung des Herrn Kalma vollauf seine Schuldigkeit. — Die unvermeidlichen Mängel der ersten Aufführung werden den fol genden gewiß nicht anhaften; die Direktion, der man für den wohlgelungenen Versuch, die Operette an unserem Stadttheater wieder heimisch zu machen, nur aufrichtigen Dank zollen kann, wird nach dem gestrigen Erfolg mit dem „Noch a mol!" sicher nicht warten lassen! ** Aus dem Stadttheaterburea«. Die nächste Auf führung der hübschen, melodienreichen Operette: Der Vogel händler findet am Sonnabend statt. * * Stadltheater. Die Direktion veröffentlicht in der vorlie genden Nummer das Programm für den ersten Gastspielabend der Wiener Genre-Sängerinnen unter persönlicher Leitung des Wiener Komponisten Gothov-Grüneke, Kapellmeister am Carl- Theater in Wien. Darach werden die Vorträge des aus acht Damen bestehenden Sängerinnen-Ensembles in 3 Abtheilungen erfolgen und zwar während der Pausen der regelmäßigen Vor stellung. Nach jedem der 3 Akte des von den Mitgliedern unseres Theaters zur Darstellung gebrachten Schwankes: Pension Schöller von C. Laufs treten also die Wiener Sängerinnen in eleganten Kostümen auf, und zwar in der 1. Abtheilung in Kostümen: Alt-Wien 1790, in oer 2. Abtheilung in Fantasie- Toiletten und in der 3. Abtheilung in Bäbes-Kostümen. Die Gäste haben in fast allen größeren Städten des In- und Aus landes die größten Erfolge, sowohl hinsichtlich ihrer gesanglichen Darbietungen, als auch in Bezug auf die anmuthige Art ihres Auftretens erzielt. Ihre Vorstellungen wurden u. A. in Baden- Baden, Karlsbad, Wien rc. mit dem Besuch hoher und höchster Herrschaften beehrt, ebenso wurden die Sängerinnen auch zu Privatsoireen in den feinsten Kreisen herangezogen. — Die Direktion hat die wenigen Gastspiele mit großen pekuniären Opfern ermöglicht. ** Das Kgl. prähistorische Museum zu Dresden (im Zwinger) hat kürzlich das nahezu vollständige Skelett eines schon längst ansgestorbenen Riesenvogels erworben. Es handelt sich um eine Straußenart, deren Ueberreste man noch aus Neuseeland in Höhlen und Sümpfen öfter zusammen mit den ersten Erzeugnissen der menschlichen Kunstfertigkeit, z. B. mit Steinfeilen, vorfindet. Der Vogel, den die Wissenschaft mit dem lateinischen Namen Llsiornoruis äiäisorwis bezeichnet, wurde ein bis zwei Meter hoch und war jedenfalls ein Zeitgenosse der ersten Menschen. Das Dresdner Museum besitzt übrigens das vollständige Modell einer verwandten Art, eines vinoirüs, dessen Original sich im Wiener Museum befindet. Häusern vorbeiläuft. In Hauptmannsgrün im Vogtlandc hat sich das secks- (jährige Töchterchen des Gutsbesitzers Georg Täubert durch oie Unachtsamkeit einer Magd derartig am Unterkörper verbrüht, daß bas beklagenSwerthe Kind unter fürchterliche» Schmerzen am anderen Tage verstarb. Die Magd hatte einen Eimer mit siedend- heißem Wasser aus der Stube nach dem Hausflur getragen und dort unmittelbar hinter der Stubenthür stehen lassen. Das Kind ** Ttadttheater. Zum ersten Mal: „Der Vogel - Händler". — Das war ein „Schlager" und wie hat er ge zündet ! — Ein Operettenlibretto nach dem Rousseauschen Rezept „Rückkehr zur Natur," aus treuherziger Naivität und Sentimen talität und guter Laune anmnthig gemischt, dazu eine Musik, die, obwohl an Supps und dem älteren Strauß gebildet, kräftige Eigenart besitzt, reich an volksthümlicher Melodik und voll poetischer Frische ist — so errang der „Vogelhändler" gestern bei ausverkauftem Hause einen glänzenden durchschlagenden Erfolg. Trotzdem der Text auf das moderne Surrogat „Frivolität" nicht ganz verzichtet und aus dem Arsenal der altbeliebten Operetten künste noch gar Vieles entwendet, was bester weggcblieben wäre, tritt endlich doch einmal wenigstens eine Person von Fleisch und Blut in ungeschminkter Natürlichkeit vor uns hin, ist musikalisch doch eine Rückkehr zu den schönen und edleren Formen der ko mischen Oper bemerkbar. Die abenteuernde, romantisch veran- heblichen Vorzug, als dem schönen Geschlechte geweiht zu gelten. Was es mit dieser poetischen Registrirung in praxi für eine Be- wandtniß hat, man aus einem Briefe erhellen, der einem Korres pondenten der „M. N. N." im Original vorgelegen hat. Das in mehr als einer Hinsicht „lehrreiche" Schreiben rührt von Damen- Hand her; die Briefstellerin ist, nebenbei bemerkt, in der Tochter eines angesehenen und äußerst „kapitalkräftigen" Großkaufherrn in dem schönen Skonen festgestellt. Das Schriftstück hat folgenden, sinngetreu übersetzten Wortlaut: „Boras, 15. 10. 96. Mein Herr! Ein unerklärliches Gefühl, eine geheimnißvolle Macht, die su meistern ick nicht die Kraft besitze, veranlaßt mich, diese Zeilen an Sie zu richten. Lange Zeit hat der Gedanke an diese innere Bewegung muh unausgesetzt beschäftigt, lange Zeit habe ich meinen innersten Gefühlen grausam despotischen Zwang auferlegt und mich zu beherrschen gesucht: vet^ebens, die Fesseln sind gesprengt, frei strömt der Ausdruck dessen über meine zagenden Lippen, was das Herz bislang in seinem innersten Schreine geborgen. Vernimm denn diese Worte der Beichte, doch erinnere Dich daran, daß weder unweibliche Emanzipation noch unreife Ueberschwäng- lichkcit mich treibt, sondern daß es das heilige freie Recht der Jahres herrschaft ist, das nachstehende Worte in meine Feder drängt. Du hast ein anderes Herz gefunden, welches dem Deinen in Liebe entgegenschlägt. — Was habe ich zu hoffen ? Könntest Du lieben, wenn man Dir Liebe entgegenbringt, oder ist es das Bild einer Anderen, das Du bereits im Herzen trägst? Ach, wie glücklich, wie unsagbar glücklich würdest Du mich machen, wenn ich die Gewißheit fände, nicht ganz ohne Hoffnung der dunklen Zukunft entgegensehen zu müssen: Du mein Liebstes, mein Abgott! Eine Ahnung sagt mir, daß das stürmische Pochen meines Herzens bei Dir nicht ohne Widerhall bleiben kann. Ich kenne Dich ja so gut und weiß, welch edler Geist Dich beseelt. Darum überlaste Deine Freundin und — hoffentlich — künftige Lebensgefährtin nicht den Qualen trostlosen Zweifels, spende ihr vielmehr baldige Antwort auf ihre dringende Frage. Helene P.... gatanNr...."— Wenn man die geradezu verblüffenden Nebenumstände nicht näher ins Auge fasten müßte, so könnte man allenfalls an den schlechten Einfall eines Backfisches denken. Aber die Sache ist Ernst, wirklicher Ernst! Man hat zu erwägen, daß es in Skandinavien thatsächlich Jünglinge von einnehmendem Aeußcren giebt, die es im Laufe eines besonders gesegneten „Damenjahres" auf nicht weniger denn acht bis zehn derartige, meist ziemlich gleichlautende - Schreiben bringen. Und dieser schätzbare „Rekord" will nach gut chwedischen Begriffen durchaus nichts Besonderes besagen. Daß Skandinavien gesellschaftlich manche Freiheiten besitzt, ist wohl auch sonst in der Welt einigermaßen ruchbar geworden; daß aber selbst jene Kategorie von Silber- und Goldfischchen, die auf dem kontinentalen Heirathsmarkt sich einer althergebrachten Beliebtheit erfreuen, an dem edlen Wettstreit um die „Siegespalme" parti- cipircn, ist ein reichliches Stück altnordischer Zwanglosigkeit. Schade, daß sich bisher kein geschickter Lustspieldichter bemüßigt gesehen hat, diese altehrwürdige Institution einmal dramatisch „auzusasten." Vielleicht gedachten aber jene Herren mit heiliger Scheu vor dem traditionellen Herkommen des Dichters, der da mahnend spricht: „ . . . . o, rühret, rühret nicht daran!" — rann yierin von ven zerren rxerrp uuv v«» Möge das „Dameujahr" allen ehebedürstigen Schwedinnen noch die ihre urdrolligen Rollen drastisch, doch ohne Uebertreibuna lange erhalten bleiben. spielten. Sehr gut spielte und sang auch Herr E. Schurich,, doch! * Ein kostbarer Sonnenschirm. Aus Venedig wird erwies sich sein sonst geschmeidiger Banton in der Höhe ungenügendiberichtet: Venezianische Damen haben der Braut des Prinzen und verschleiert. Der Vertreterin der Kurfürstin, Frl. Carlow,!von Neapel zur Hochzeit einen Sonnenschirm geschenkt, der ein ermangelten vor Allem die Allüren ihrer Rolle, außerdem litt sie!wahres Wunderwerk an Pracht und Geschmack ist. Der Ueberzug sichtlich unter großer Befangenheit. Ihr sonst sympathisches Organ besteht aus einem einzigen Stück alter venezianischer Spitzen, ist dem Umfange wie dem Tonvolumen nach nur klein und giebt Er ist so geschickt gefaltet, daß jeder Schnitt vermieden wurde Im Innern ist der Schirm mit weißer Seide gefüttert. Der Griff wird von einem einzigen Stück blonden SchildkrotS ge- bildet, um den sich eine diamantene Schlange windet. Der Schlangenkopf ist nach oben gerichtet, nach der Königskrone zu die, aus Gold, Brillanten, Saphiren und Rubineu hergeftellt' den Abschluß des Griffes bildet. Am unteren Ende des Griffes ist eine goldene Schleife angebracht, auf der mit kleinen Brillanten die Worte eingelegt sind: „l-s sixuors venemsuv 1896." Der Schirm ist in ein Etui aus Olivenholz mit Silberbeschlag einge- schlossen. Den Deckel des Etuis schmücken überdies zwei Medaickm der Dogaressa Morosini (aus dem Jahre 1597) und der Dogaressa Quirini (aus dem Jahre 1694). * Stierfechter uno Schulmeister. Man schreibt aus Madrid, 24. Oktober: Man hat keinen besseren Maßstab, um den allgemeinen Rückgang des spanischen Volkes zu beurteilen, als indem man die soziale Stellung des Stierfechters mit der des Schulmeisters vergleicht. Beide sind freilich denselben Volks schichten entsprossen und stehen, waS allgemeine Bildung betrifft, ziemlich auf gleicher Stufe; der Stierfechter kann meistens wed« lesen, noch schreiben, und auch der gewöhnliche Schulmeister be herrscht die beiden genannten Künste nur sehr mangelhaft. Während aber der Stierfechter überall die höchsten Ehren genießt und bei Weitem populärer und angesehener ist als der König und die Königin-Regentin, kommt der arme Schulmeister in ' Hunger und Elend um und muß bettelnd von Dorf zu Dorf ziehen. Zur Illustration des Gesagten mögen folgende Vor kommnisse der jüngsten Vergangenheit dienen. Der Stiersechter Algabeno kämpfte in der Arena von Sevilla; der Bürgermeister seines Heimathsortes Algaba setzte sich durch das Telephon mit dem Stiergefechtsplatz in Sevilla in Verbindung und ließ vom Balkon des Rathhauses aus durch einen Polizeikommiffar den Verlauf des Stiergefechts der andächtig lauschenden Menge mit- theilen. Das telephonische Gespräch soll dem Stadtsäckel ein an ständiges Geld gekostet haben. Zur selben Zeit ereignete sich in Madrid etwas anderes. Ein anständig gekleideter Mann wollte sich von dem Viadukt Segovin in die bodenlose Tiefe hinabstürzrn, wurde aber von der Polizei daran verhindert. Auf der Polizei wache erklärte er, daß er Volksfchullehrer sei und seit langer Zeit kein Gehalt mehr bezogen habe. Seit drei Tagen habe er keinen Bissen mehr zu sich genommen, und da ihm das Geld fehle, um sich eine Waffe zu kaufen, habe er seinem Leben durch einen Sturz in die Tiefe ein Ende machen wollen! Kommentar überflüssig! * Eine politisch- Finesse amerikanischer Räuber. In der kleinen im Westen der Grenze von Missouri belegenen Station Wyler, an der Pacificeisenbahn, bestiegen zwei elegant gekleidete Herren den Nachmittagszug und nahmen in dem voll besetzten Salonwagen die beiden letzten verfügbaren Plätze ein. Nachdem der Kondukteur die Fahrkarten der Neuangekommenen geprüft und den Wagen wieder verlaffen hatte, spielte sich die folgende Episode ab. Zwischen den beiden Gentlemen entspann sich ein lebhafter Wortwechsel. Plötzlich erhob sich einer der Streitenden, trat in die Mitte des Wagens und rief die ge flügelten Worte: „Ladies und Gentlemen! Ich ersuche Sie, zwischen uns das Nichteramt zu übernehmen und einen streitigen Punkt zu entscheiden. Mein Freund hier glaubt, daß sich m diesem Wagen mindestens zehn Silberleute befinden, während ich der Ansicht bin, daß sämmtliche Anwesenden geschworene Goldleute sind. Wollen Alle von Ihnen, die an das Gold glauben, ge fälligst den rechten Arm in die Höhe heben! ?" Jeder im Wagen befindliche rechte Arm schoß sofort in die Höhe, denn die In sassen des Wagens gehörten zu einem Club nach San Francisc» reisender New-Aorker Plutokraten, die natürlich alle republikanisch gesinnt waren. „Ich danke Ihnen," sagte der Bittsteller lächelnd, „halten Sie die Arme gefälligst einen Augenblick oben. Wollen nun Alle, welche glauben, daß Mac. Kinley der zukünftige Prä» sident sein wird, auch den linken Arm in die Höhe strecken!?" Sofort fuhren auch alle linken Arme empor. „Ich danke Ihnen nochmals," sagte der in der Mitte des Wagens Stehende und fuhr dann, während er zwei große Revolver aus feinen Hosen taschen zog, mit gänzlich veränderter Stimme fort: „Wer sich jetzt rührt, läuft Gefahr, von mir erschossen zu werden. Mein politischer Freund hier wird durch den Wagen gehen und alle Werthsachen, die Sie bei sich haben, einkassiren. Ich werde ihn mit meinen beiden Schießeisen decken. Vorwärts, Jim, rühre Dich!" In zwei Minuten hatten die beiden Räuber an Geld, Banknoten und Schmucksachen etwa 5000 Dollars eingeheimst und zogen sich mit ihrem Raube vorsichtig auf die Hintere Platt form des Wagens zurück, von wo sie absprangen. Als die über rumpelten Reisenden sich von ihrem Schrecken erholt hatten und den Zug zum Halten brachten, waren die beiden Räuber längst in der Wildniß verschwunden. * In Guimlik bei Brussa wurden gestern zwei stark« Erb- stötze verspürt, die sich nach zwei Stunden wiederholten und sich bis Stambul und dem Mausergewehr-Depot Matseka-Keseme, gegenüber dem Mldiz-Kiosk, fortpflanzten. Ein abermaliger Erd stoß erfolgte in Konstantinopel selbst. Kirchliche Nachrichte«. Freitag, den 30. Oktober: Mittags 1 Uhr, Weihe der neuen Glocke vor dem Hauptportal der Domkirche durch Superintendent Hösselbarth. Sonnabend, den 31. Oktober: Reformation-fest. Einsammlung der Kollekte für den Gustav-Adolph Verein. Freie Textwahl. Dom: Früh S Uhr, Superintendent Hösselbarth. — (Musik: „Wer da glaubet und getauft wird" von I. S. Bach.l — Früh '/,8 Uhr, Beichte und Abendmahlsfeier, Superintendent Hösselbarth. Tt. Petri: Früh s Uhr, Pastor Walter. — (Motette: Groß ist, o Herr" von W. Tschirch.) iFreiw. Kirchenchor,. — Früh */,8 Uhr, Beichte und AbendmahlSfeter, DiakonuS Schmidt. — S Uhr, Abend- feiner Frische und Natürlichkeit ist bestimmt gezeichnet, er über- ! zeugt uns. Dir Musik ist einschmeichelnd, melodiös und erhebt § sich besonders im 2. Akt an einigen Stellen zu großer Anmuth ' und Schönheit. Schon der scherzose Ensembleeinsatz im 1. Akt spricht gefällig an ; das reizende „Grüaß' enk God" ist ja längst ' ebenso Gemeingut geworden, wie der im 2. Aufzug eingeführte Walzer „Noch a mol", der im Zwischenspiel durch eine ausführ liche und geschmackvolle Durchführung erfreut. Sehr wirkungs voll ist musikalisch der Beginn des 2. Aktes „Es liegt in der Lust so 'was wie ein Skandal", ferner das schelmische Duett „Wenn man so reizend ist"; eine große äußerliche Wirkung erzielte auch das Couplet „Stadt und Land." — In Herrn Heinrich Koller «at der „Vogelhändler Adam" einen Vertreter, wie er besser ent schieden nicht gedacht werden kann. In Maske und Sprache voll kommen naturgetreu, Spiel wie Gesang gleich vortrefflich, erzielte Herr Koller einen bedeutenden Erfolg und erntete wiederholt au offener Szene lebhaften Beifall. Nach ihm muß Frl. Bertram („Briefchristel") genannt werden, die eine hübsche Soubretten stimme geschickt zu verwenden weiß, beinahe noch geschickter, aber das Spiel der Mienen und den sprechenden Aufschlag der Augen. Stimmlich nichts weniger als hervorragend, aber von ausgezeich neter Komik war der „Baron Weps" des Herrn Groß; freilich muß er sich, bei seiner auffälligen Neigung zu Exteinpores, Wortverdrehungen und tollen Anachronismen hüten, ein Grotesk- Komiker zu werden, der nach dem Beifall der Galerie geizt. Er kann hierin von den Herren Ferry und Schybilski viel lernen, die ihre urdrolligen Rollen drastisch, doch ohne Uebe: Seide vor dem SchurgertLt wegen Münzverbrcchens zu verant worten hatten, ließ er sich zu einem Geständniß herbei und gab an, daß er das falsche Geld in der Nähe von Bautzen selbst an- gcfertigt habe. Stanzel erzählte, daß ihm im Jahre 1892, als er in Untersuchung in Moabit saß, ein Zellennachbar, der wegen Münzverbrechens inhaftirt war, genau mitgetheilt habe, wie falsches Geld anzufertigen sei. Mit Rücksicht auf dieses Ge- ständniß wurde Stanzel zu 2 Jahren 6 Monaten Gefängniß und Müller zu einem Jahre Gefängniß verurtheilt. WaS bei Auktionen manchmal herauskommt, davon giebt eine in den letzten Tagen in Coswig abgehaltene Auktion ein famoses Beispiel. Eine Decimal-Waage (kostet neu 18 Mark) erzielte 23 Mk., eine alte Tafelwaage, gerade gut genug fürs alle Eisen, erzielte 5,80 Mk., eine Eichen-Garnitur, bestehend aus 1 Sopha, 1 Fauteuil, 6 Stühlen 561 Mk. (!!), ferner 6 Stück eichene Stühle 61 Mark. Und wie oft geht es bei anderen Ge legenheiten — sogenannten „günstigen" — ebenso! Für die sächsische Eisenbahnkchnik hat der gegenwärtige Bahn- lum Motzschc Königsbrück ein ganz besonderes Interesse. Es ist nämlich das erste Mal, daß in Sachsen eine Schmalspurbahn Normalspur umgebaut wird. Man hat also auf diesem Ge biet in Sachsen noch wenig Erfahrung und stellt im vorliegenden Falle einen Versuch namentlich auch nach der Richtung an, wie weit eS möglich ist, auf dem im Allgemeinen nicht verbreiterten ' Köwer der Schmalspurbahn die erheblich breiteren Gleise der JAwmalbahn mit völliger Betriebssicherheit zu legen. Bewährt sich die Methode, so hat der Fiskus in der Hauptsache nicht nöthig, bei den jetzigen und etwaigen späteren Umbauten neues Land fiir einen breiteren Bahnkörper anzukaufen; eine Menge schwieriger Expropriations- und Entschädigungsverhandlungen Mt weg. Bewährt sich die Methode nicht, so muß auch auf der Strecke Klotzsche-Königsbrück noch neues Land angekauft und der Bahndamm verbreitert werden. Der Umbau soll bekanntlich bis zum 1. April fertiggestellt werden; das scheint jedoch jetzt ungewiß zu sein, da in jüngster Zeit die Düngerexportgesellschaft in Klotzsche bei der nothwendigen Abgabe von Laad Schwierig keiten erhob, so daß gegen dieselbe das immerhin langwierige Expropriationsverfahren jedenfalls eingeleitct iverden muß. In der Nähe des Bahnhofes Oberlichtenau, an der Ehemnitz-Riesaer Linie, wurde ein unbekannter Mann todt auf gefunden, welcher vermuthlich vom Schnellzug erfaßt und zur Unkenntlichkeit zerrissen worden war. Die Kleidung des Ver lebten bestand in grauem Hut, blauer Blouse, über die ein dunkler Schoßrock gezogen war, dunkler Hose, rothen Barchentunterhosen, Lederschuhen mit Riemen und grauwollenen Socken, roth ge zeichnet L. U. oder L., bezw. L. Der zweite Buchstabe ist unkenntlich. Glücklich verhütet wurde ein Eisenbahnunglück durch die Geistesgegenwart eines Bahnbcdiensteten in Reichenbach. Kurz vor Borbeifahrt des gegen ^„lO Uhr Vormittag von Oberreichen bach nach Mylau fahrenden Personenzuges fuhr ein Kohlenwagen über den Uebergang der Reichenbach - Mylauer Bahn an der unteren Karolinenstraße und brach auf dem Gleise das linke Vorderrad. Der Beamte lief mit rother Fahne dem bereits hörbaren Zug entgegen und es gelang dadurch, den Zug noch rechtzeitig zum Halten zu bringen und so ein größeres Unglück an emer Stelle zu verhüten, wo das Gleis ganz nahe an den
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