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SS. ^Pei der Berathung des Börsengesetzes wird das Verbot d eL "Termin Handels in Getreide und Mühlenprodukten tzpraBsichtlich eine Mehrheit finden. Die Regierung hat sich gel »Mr dagegen ausgesprochen, jedoch ist nicht anzunehmen, daß sie sch! hie Vorlage an diesem Verbot scheitern lassen wird. kü, Mr " " Freiberger Anzeiger «nd Lageblatt. Seite 3. — 80. April. 18S6. ' statt zu bezahlen. Alle Russen, denen Zola begreiflich machen wollte, wie sehr die Gerechtigkeit wie ihre eigene Würde ihnen gebieten, auf eine baldige gerechte Lösung der Frage zu dringen, hienen gar keinen klaren Begriff von schriftstellerischem und künstlerischem Eigenthum zu haben. Ein fremdes Buch zu über setzen und sich anzueignen, schien allen die einfachste, natürlichste Sache von der Welt zu sein. Zola wird auf diese Weise gewahr, daß die Ruffen eben noch keine Europäer sind wie die andern. Er bestätigt, daß nur Eigennutz die Ursache dieser hartnäckigen Weigerung Rußlands sei. Bei Anerkennung des Urheberrechtes würden die russischen Verleger und Uebersetzer zehnmal mehr an Frankreich zu zahlen haben als umgekehrt. Im englischen Unterhaus erklärte der Staatssekretär für die Kolonien Chamberlain, daß nicht anfechtbare Privatdepeschen meldeten, das Todesurtheil fei über fünf Führer des Johannes burger Reformcomitös gesprochen worden. Die Regierung habe den Gouverneur Robinson telegraphisch beauftragt, dem Präsidenten von Transvaal, Krüger zu telegraphiren, die britische Re gierung zweifle nicht daran, Präsident Krüger werde das Urtheil umändern, sie habe dem Parlamente die Versicherung dieser Ueberzeugung ausgedrückt. Chamberlain erklärte ferner, die Verurtheilten seien der Oberst Rhodes, Phillips, Farrer und Hammond, letzterer sei amerikanischer Staatsbürger; den Namen des fünften habe er vergessen. Das Haus nahm die Mittheilung schweigend auf. ! Mr ^Reichsbote" ist über die Erklärung der Reichsregierung gegen.die Abschaffung der obligatorischen Zivilehe sehr erbittert Md ruft aus: „Das Volk will jetzt von-der Zwangs- Zivilehe nichts wissen, es verlangt die Trauung als Eheschließung. Die Darstellung des Herrn Nieverding ist falsch." . — Welches Ball will von der Zwangs-Zivilehe nichts wissen? Doch nur das Poll des „Reichsboten", während die große Mehrheit der deutschen Nation, die Konservativen a 1a Buchka eingeschlossen, nachdrück lichst die ZwangS-Zivilehe Vertheidigen. In emer Zuschrift, die der „Hannov. Kour." zur Frage der Beseitigung des Duells mittheilt, findet sich folgende Stelle: „Die verkehrten Ehrbegriffe, wie sie von oben her gepflegt werden, tragen viel dazu bei, die Unsitte aufrecht zu halten. Welche Anschauungen mitunter herrschen, ist kaum zu glauben. In einer Strafkammer unterbrach ein junger Assessor, der einen Rechts- änwalt vertrat, wiederholt die Zeugen und den Vorsitzenden. Letzterer rügte dies mehrfach, und als er wieder unterbrochen Wurde, sagte er: Jetzt spreche ich und Sie haben so lange zu schweigen. Darauf ließ der Assessor, der Reserveoffizier war, den Vorsitzenden auf Pistolen fordern. Dieser nahm dis Forderung nicht an. Der Vorgesetzte (jetzt verstorbene) Oberlandesgerichts- präsident meinte alles Ernstes, 'es sei eine unangenehme Geschichte, Mr als Reserveoffizier habe der Assessor nicht anders handeln dürfen!" — Ja, das ist allerdings kaum zu glauben. Aber gerade im. Anschluß an diese Geschichte halten wir es für sehr noth wendig, einmal darauf hinzuweisen, wie es sich bei der jetzt so ost,wiederholten Behauptung, daß die „militärischen" Anschauungen ein? Hauptquelle des Duellunfugs seien, keineswegs um wirkliche militärische Anschauungen handelt, sondern um die häufig ganz verkehrten Begriffe, die in anderen Ständen von den militärischen Pflichten und Auffassungen herrschen. Wie ein älterer Richter gegenüber der Ungebühr eines jungen Mannes zu der Ansicht kommen kann, als „Reserveoffizier" habe dieser nicht anders handeln dürfen, ist einfach unverständlich. Leider setzen sich mit unter in Rescrveoffizierkreisen über ihre Standespflichten als Offizier falsche Anschauungen fest, und es fehlt an genügenden Gelegenheiten, sie zu korrigiren. Warum gehen aber ältere Leute auf solche Thorheiten ein, anstatt sich zu informiren? Ein aktiver erscheint, Alles fix und fertig ist und eS nicht noch der „letzten 24 Stunden" bedarf. Die Ausstellung ist noch einmal so groß wie ihre Vorgängerin im Jahre 1887. Mit Bestimmtheit rechnet man auf 300000 Besucher. Der Vorverkauf der Dauerkarten rc. vollzieht sich an den einzelnen Verkaufsstellen unter großem An drang. Auch aus Amerika und Australien werden zahlreiche Be- ucher eintreffen. Das GeschäftSamt DreSden-A., Johann-Georgen- Allee, entwickelt bis spät Abends eine fieberhafte Thätigkeit, um allen Nachfragen zu genügen. Für jeden nur denkbaren Komfort ist auf der Ausstellung gesorgt worden, so daß ein jeder Be» ücher wiederholt seine Schntte dahin wxnden wird, wo die putsche Gärtnerei im Verein mit der Gärtnerei aller Kultur- taaten das Beste ausgestellt hat und zwar in einem Arrangement, das von hohem künstlerischem Werthe ist. Der Ausstellungspalast, der den Mittelpunkt aller weiter in Dresden abzuhaltenden Aus stellungen bilden wird, wird schon heute von Photographen und Zeichnern förmlich belagert. Das Vestibüle des Ausstellungs palastes wird an den Tagen, wo die Königliche und Kaiserliche Familie ihren Einzug hält, in ganz aparter Pracht erstrahlen. — Am 25., 26. und 27. Mai hält in Crimmitschau der Gabelsbergersche Stenographenverein des Königreich- Sachsen unter dem Vorsitz des Herrn Oberregierungsrath Prof. Krieg-Dresden seine 35. Generalversammlung ab. Unter dem Vorsitz des Herrn Bürgermeister Beckmann hat sich zu diesem Zwecke ein Festausschuß gebildet. — »or den sogen. Jnkafsobureau» wird gewarnt. Die Inhaber solcher BureauS, tue nicht alle redliche Geschäfte »etreiben, reisen umher und veranlassen unerfahrene Geschäfts leute durch das Versprechen, jede „faule" Forderung beizutreibeu, zum Abonnement. Meistens wird dabei versprochen, die etwaigen Gerichtskosten zu übernehmen. Eine besonders bedenkliche und häufig vorkommende Bestimmung ist die, daß der Vertrag still schweigend als verlängert gilt, wenn er nicht ein Vierteljahr vpx' Avlauf gekündigt wird. Wer die rechtzeitige Kündigung versäuM (und messt wird diese Bestimmung übersehen), muß den erhebliches Abonnementsbetrag weiter zahlen, und bei einer Weigerung sind die Inhaber des BureauS mit der gerichtlichen Beitreibung ihrer unanfechtbaren Forderung schnell bei der Hand. MS amtliche Organ oer Braunschweiger Handelskammer hebt besonders hervor, daß der Nutzen solcher BureauS thatsächlich meist gleich Null ist, jedenfalls aber den ganz außerordentlichen AbonnementSbetrag jünger Offizier, der sich erlauben wollte, eine wohlverdiente dienst liche Rüge zum Anlaß einer Forderung zu nehmen, würde nicht schlecht „geschüttelt" und auf seinen Standpunkt zurückgeführt haben werden. ' Wegen Vergehens gegen das Vereinsgesetz standen gestern 56 Personen vor dem Berliner Schöffengericht. Der frühere Minister v. Köller hatte kurz vor seinem Ausscheiden auf Grund «s preußischen Vereinsgesctzes den Gesammtvorstand der sozial demokratischen Partei Deutschlands aufgelöst. In der gestrigen Verhandlung handelte es such um eine am 10. Februar o. I. in einer Restauration abgehaltene Versammlung, die äußerlich als Geburtstagsfeier eines Genossen ausgegcbcn war, nach Ansicht der Anklagebehörde aber als Fortsetzung des vorläufig geschlossenen sozialdemokratischen Wahlvereins oes zweiten Reichstagswahlkreises apzusrhen war. Der Staatsanwalt beantragte gegen zwei der Angeklagten je zwei, gegen alle übrigen Angeklagten je einen Monat-Gefäugmß, außerdem gegen die als Redner aufgetretenen Angeklagten je 50 Mk. Geldstrafe. Das Urtheil lautete auf Geldstrafen von 15—80 Märk. Die österreichisch - ungarischen Nusgleichsverhandlungen sind pin Vorabend des tausendjährigen Jubelfestes in Ungarn auf einen todteu Punkt gekommen. Der österreichische Vorschlag, das gegenwärtige Beitragsverhältniß der Neichshälften zu den gemeinschaftlichen Lasten, welches für Oesterreich 68,6 für Ungarn 31,4 Prozent beträgt, derart zu ändern, daß auf Oesterreich 56,84, auf Ungarn 43,16 Prozent entfallen, ist ungarischerscits als nicht diskutabel bezeichnet worden, dir Beibehaltung der bisherigen Quoten wird gefordert, läßt sich aber schwer vertreten. Schon bei der vorigen Erneuerung des Ausgleiches ist auf den Wechsel der Verhältnisse, das Aufblühen dex ungarischen Industrie, die Besserung der Finanzen des Landes hingewiesen, so daß die Er wägungen, welche zur Festsetzung der bisherigen Quoten geführt haben, nicht mehr zutreffen. Im letzten Jahrzehnt hat dieses Moment noch bedeutend an Gewicht gewonnen, wenn auch Wekerles Loblieder auf die vaterländischen Finanzen oft einen zu hohen Ton anschlugen. Die Ungarn kragen gern die Farben recht dick auf, und nachdem sie die Blüthe und Kraft des Landes beständig verherrlicht haben, ist es ihnen nicht leicht, zur Abwehr der Anforderung, größerer Beiträge das Gegentheil darzuthun. Dieses Dilemma wird ungemein zugespitzt durch die nationalen Festtage, welche in Ungarn nahe bevorstehcn, denn da wird der Msind voll genommen und so viel Luxus getrieben werden, wie nur (ein sehr wohlhabendes Land sich leisten kann. Vorläufig ist die Äusgleichsverhandlung auf den einen Punkt der künftigen Stellung der ungarischen Staatsbank beschränkt, nachdem die österreichische Presse die Magyaren als Bauernfänger bezeichnet hat, wogegen die ungarischen Blätter sagten, die Oesterreicher handelten wie Roßkämme. - Die „N. Fr. Pr ", die angesichts der Berufung Luegers zum Kaiser auf frühere Aeußerungen des Ministerpräsidenten Badeni über Or. Lueger verweist, wurde beschlagnahmt. — Bezeichnend ist- die Stellungnahme des letzten liberalen Bürgermeisters vr. Gruebl. Dieser sagte in einer liberalen Versammlung, der gestrige Tag werde eine Wendung zum Besseren bringen ; jetzt werde sich* zeigen, daß in der Verwaltung Wiens die Antisemiten es auch nicht besser machen können als die Liberalen. In Pest sand abermals ein Säbelduell zwischen dem Honved- minister Fejervary und dem Redakteur Josef Korbuly statt. Letzterer erhielt einen schweren Kopfhieb, der Minister blieb unverletzt. Nachrichten aus Frankreich zufolge haben sich die Aussichten füx ein Kabinett Möline günstiger gestaltet. Meline hatte Unter redungen mit Billot, Barthou, Hanotaux und Cocherey. Faure empfing Hanotaux und drang lebhaft in ihn, das Portefeuille des Aeußeren anzunehmen; man glaubt, daß Hanotaux an- pehmen wird. Gelegentlich des in Paris tagenden internationalen Kongresses für das künstlerische uns schriftstellerische Urheberrecht vcrösfent- lWLola-einen vielspaltigen Leid- und Leitartikel im „Figaro" über -Rußland. „Während Deutschland, unser Feind, sich mit Uvs iverträgt und die Rechte unserer Schriftsteller und Künstler anerkennt, ist es der Freund, Rußland, der reden ehrlichen Ver kehr ablehnt und unsere Werke plündert! Man muß den Muth haben, es offen zu sagen, mag dies auch eine große Ucberraschung und großes Bedauern Hervorrufen." Hierauf erzählt Zola die vielen Versuche, die unternommen Wuwen, um eine Verständi gung mit Rußland herbeizuführen, aber stets auf unüberwind lichen Widerstand stießen. Es ist so bequem, umsonst zu nebmen bürg, Stendal und Halberstadt, von Dessau, KottbuS, FoA Hamburg, Schneidemühl, Landsberg a. W., Gnesen, BeutheuO.-S. und Züllichau. Durch diese Einrichtung wird sich der Veckhr nach den Ostseebädern bald verdoppeln. — Noch wenige Tage, und die s. Internationale Gotte«- bau-Au-ftellung zu Dresden, unter dem ProtektorateSr.Maj. des Königs, öffnet ihre Pforten. Mit großer Genugthuuug ver mögen Alle auf das Werk zu blicken, die seit Jahren mit Fleiß und Ausdauer an seinem Zustandekommen gearbeitet haben. Mit dieser Ausstellung, die auch räumlich alle bisher dageweseue» Fachausstellungen übertrifft (400 Aussteller haben nahezu 20 000 Quadratmeter okkuppirt, und zwar je 10000 in der imposanten Halle und im Freien), ist etwa« Großartiges geschaffen worden, an dem spätere Ausstellungen immer wieder autnüpfen werden. Die Witterung, auf die man oft mit Bangen blickte, hat sich dem Unternehmen noch gnädig erwiesen, vortrefflich gedeihen alle Kulturen. Schon heute läßt sich sagen, daß, wenn die gejammte Königliche Familie am 2. Mai Vormittags 10 Uhr, umgeben von den Herren des diplomatischen Corps, den StaatSministern, der Generalität und zahlreichen anderen Würdenträgern, zur Eröffnung nicht erreicht. — Erledigt: die 7. ständige Lehrerstelle zu Frohburg.' Kollator: der Stadtgemeinderath daselbst. Anfangsgehalt jährlich 1300 M. einschließlich 200 M. Wohnunasgeld. Der Gehalt steigt staffelmäßig bis 2400 Mark einschließlich des Wohnungsgeldes. Gesuche sind mit sämmtlichen Zeugnissen bis zum 16. Mai bei dem Stadtgemeinderathe zu Frohburg einzureichen. Wegefarth, 28. April. In der Nacht zum Sonnabend brannte das Helbigsche Hausgrundstück im Niederdorfe nieder. Außer der Ortsspritze waren die Feuerspritzen von BräunSdorf und Wingendorf erschienen. Durch rasches thatkrästiges Eingreifen der Löschmannschaften blieben die hart angrenzenden Grundstücke der Herren Hennig und Wüstner vom Feuer verschont. — Dem im vorigen Jahre gegründeten Militärverein wurde eine Über raschung zu Theil. Eiu Geber, welcher ungenannt sein will, stiftete eine namhafte Summe zur Fahne. Die Vorbereitungen zu der im Hochsommer stattfindenden Fahnenweihe sind im vollen Gange. -r Berthelsdorf, 28. April. Zur Nachfeier des Geburts tages unsers Königs hatte sich am Sonntag Abend der hiesige Königl. sächs. Militärverein im Bellmannschen Gasthof zusammen gefunden. Nachdem der Vereinsvorsteher Herr Gemeindeältester und Gutsbesitzer Beier ein dreifaches Hoch auf den hohen Pro tektor ausgebracht hatte, hielt Herr Pastor Winkler die Festrede. Am Vormittage hatte der Ausschuß des Vereins Herrn Pastor Winkler in dankbarer Anerkennung jür dessen stete Bereitwillig keit ein meisterlich ausgeführtes Eyrendiplom überreicht. Am Abend gab er allen Kameraden seinen Dank zu erkennen. Auch wurde dem Verein von Seiten eines Kameraden die Büste unsers Königs geschenkt. St Weitzenborn, 28. April. Der hiesige Königl. sächs. Militärverein feierte den 68. Geburtstag seines hohen Protektors, des König Albert, im Gräbnerschen Gasthof am Sonntag Abend unter sehr starker Betheiligung. Vorsteher Kamerad Opitz hielt eine von echt patriotischem Geist durchwehte Begrüßungsrede, kenn zeichnete überhaupt den Zweck einer Geburtstagsfeier, schilderte in leuchtenden Farben die Verdienste unseres Königs um sein Sachsenland, sowie die Erfolge als Feldherr upv Sieger. Er forderte die Kameraden auf, in unverbrüchlicher Treue und Ge horsam zu ihrem hohen Protektor zu halten, den Schluß dieser Rede bildete ein begeistert aufaenommenes Hoch auf König Albert, worauf dann stehend die Sachsenhymne gesungen wurde. Im weiteren Verlaufe des Abends wurden noch Trinksprüche ausge bracht auf den deutschen Kaiser Wilhelm II., ferner auf den Alt reichskanzler Fürsten Bismarck, sowie auf Prinz Georg, in Bezug , auf die Uebernahme des Protektorats über Sachsens Miktärver- eine. Heitere Tanzweisen hielten die Theilnehmer noch lange beisammen. 4b Frauenstein, 28. April. Einem hochbetagten und wür digen Bürger zu Frauenstein, dem Herrn Bezirksschornsteinfeger meister Heinrich Scheinpflug, wurde durch die Gnade des Königs das goldene Ehrenzeichen verliehen und ihm dasselbe am ver gangenen Sonnabend in feierlicher Weise durch den Vertreter der Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde überreicht. Der mit dieser Auszeichnung bedachte Herr Scheinpflug steht im 83. LebenS- l jahre; er geht verhältnißmäßig immer noch rüstig seinem Berufe > nach. Im Vorjahre feierte er nicht allein das goldene Ehe- , jubiläum, sondern auch das goldene Meister- und Bürgerjubiläum , und erhielt anläßlich dieser Ehrentage von der Stadtbehörde - Frauensteins und den Innungen unterschiedliche Auszeichnungen. ColonialPolittscheS. Unter dem Namen Jrangi-Gefellschast hat sich eine Anzahl von Herren, meist aus Hamburg und Berlin, die sich für die Erschließung unserer Kolonien interessiren, vereinigt, um im Einverständniß mit dem Auswärtigen Amt eine größere Expedition zum Zwecke der geologischen Erforschung des nördlichen Deutsch- Ostafrikas auszusenden. Die Leitung dieser Expedition ist Herrn Premierlieut. Werther übertragen worden, welcher zu diesem Zwecke zum Auswärtigen Amt kommandirt werden soll und der schon in den nächsten Tagen nach Ostafrika abreisen wird. Die gesammte Ausrüstung der Expedition ist in Deutschland beschafft worden und ist bereits nach Ostafrika unterwegs. Zwei Geologen sind der Expedition beigegeben. Einer derselben ist Herr Civil- ingenieur von Tippelskirch aus Freiberg. Die Dauer der Expedition wird auf 1—Jahr veranschlagt. Herr Premier lieutenant Werther gehört dem 15. Feldartillerie-Regiment an und ist durch seine im Jahre 1893 ausgeführte Expedition zum Viktoria-Nyanza (im Auftrage der Antisklaverei-Gesellschaft) be kannt. Herr Lieutenant Werther zeichnete sich während der Expedition sowohl durch große Umsicht in der Expeditionsführung wie durch gründliche Beobachtungen aus. Ein großer Theil des von ihm auf der Rückreise benutzten Weges war gänzlich uner forscht. Die Gründung der Jrangi-Gesellschaft ist im Wesent lichen den damals gemachten Beobachtungen und mitgebrachten Mineralproben zu verdanken. Amtlich wird bekannt gegeben: Am 5. April haben starke Haufen von Khauas-Hottentotten im Verein mit Damaras pnd Nicodemus Caimenia den Hauptmann v. Estorfs und 50 Reiter bei Gobabis zweimal angegriffen. Der feindliche Angriff wurde, nachdem es bis zum Handgemenge gekommen war, zurück geschlagen. Die Rebellen waren modern bewaffnet. Auf unserer Seite sind gefallen: Lieutenant Lampe, Fabrikbesitzer Schmidt und Sergeant Bannach, die Reiter Fendges, Exner, Edisch und Ludwig. Verwundet find die Sergeanten Fischer und Susat. Die Rebellen verloren 46 Mann, darunter ihre» Kapitän. Oertliches und Sächsisches. Freiberg, den 29. April. — Für sächsische Städte nicht unwichtig ist die Nachricht, daß wegen Umänderung der vierten Bataillone dem Reichs tag in etwa 14 Tagen eine Vorlage zugehen soll. Je zwei Halb bataillone werden zusammengelegt und das Vollbataillon durch ! 100 Köpfe, welche die übrigen Bataillone abgeben, auf etwa 500 Köpfe gebracht werden. Auf jede Division kommt ein neues ! Regiment von zwei Bataillonen. Sachsen mit seinen drei Divisionen ' erhält demnach drei neue Regimenter. Eins davon soll in ' Dresden, eins in Leipzig und eins in einer noch zu bestimmenden ! anderen Stadt untergebracht werden. Möglicherweise wird man ! erst abwarten, was von den sich bewerbenden Städten angeboten ' wird. Die Neuordnung soll am 1. April 1897 in Kraft treten. Die Kosten wurden bisher auf 600000 Mk. angegeben. Daneben wird eine größere Rate für die Kasernirung gefordert. — Der von der Studentenschaft unserer Bergakademie am Freitag veranstaltete Festkommers, an welchem mit Ausnahme )er CorpS wohl sämmtliche Korporationen wie auch die Finken- chaft Theil nahmen, hat leider einen recht unangenehmen Mißklang Unterlassen. Man erzählt sich in den der Akademie näher stehen den Kreisen nicht ohne Aeußerungen entschiedenster Mißbilligung, daß einige Vereine von Ausländern ihre Theilnahme an dem Kommers von der Zusicherung abhängig gemacht hätten, daß ein Trinkspruch auf den Fürsten Bismarck nicht ausgebracht werde und daß die Veranstalter des Kommerses auf diese Bedingung eingegangen seien. Wir haben über diesen Vorgang Erkundigungen eingezogen und Folgendes in Erfahrung gebracht: Der akademische Verein Sarmatia, der sich aus den hier stuvirenden Polen zu sammensetzt, hatte angefragt, ob auch ein Trinkspruch auf den Fürsten Bismarck ausgebracht werden würde, mit dem Bemerken, daß er in diesem Falle der Feier fern bleiben müsse. Von Seiten der Veranstalter des Kommerses ist darauf geantwortet worden, daß der Kommers lediglich eine Feier des Geburtstages des Landesfürsten darstellen solle und in Folge dessen eine Veran lassung nicht vorlicge, offiziell auch des Fürsten Bismarck zu ge denken. Darauf hat der polnische Verein seine Theilnahme an der Feier zugesagt und nachträglich noch erklärt, daß er, falls dennoch ein Trinkspruch auf den Fürsten Bismarck ausgebracht werden sollte, nicht dagegen demonstriren wolle. Nach dieser uns von glaubwürdiger Seite gewordenen Darstellung ist der bedauerliche Vorgang für das Empfinden nationaler Kreise zwar nicht so verletzend, als die oben erwähnte Darstellung wirken mußte, aber bedauerlich bleibt es immer im höchsten Maße, daß deutsche Studenten das von Seiten ausländischer Gäste an sie gestellte, das Nationalgefühl tief verletzende Ansinnen nicht mit Entrüstung zurückgewiesen haben. Entweder mußten die deutschen Studenten auf die Theilnahme der polnischen Bismarckgegner am Feste verzichten, oder sie selbst mußten dem Feste fernbleiben, bei welchem ihren vaterländischen Gefühlen unter Verletzung der Gastfreundschaft ein empörender Zwang auferlegt wurde. — Nach amtlicher Bekanntgabe ist die Petition des Verbandes der Pommerschen Ostseebäder und der Nhederei I. F. Braeunlich- Stettin um Einführung neuer Sommertarten nach den Ostseebädern mit Freigepäck und direkter Gepäckabfertigung von Erfolg gekrönt worden. Widerruflich sind dieselben I., II. und lll. Masse genehmigt im Verkehr von Leipzig, Dresden, Chemnitz, Väützcn, Freiberg i. S.,. Altenburg, Zwickau, Halle a. S., Magdeburg, Görlitz, Braunschweig, Aschersleben, Cöthen, Bern-