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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 30.04.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-04-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189604301
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18960430
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18960430
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-04
- Tag 1896-04-30
-
Monat
1896-04
-
Jahr
1896
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 30.04.1896
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' <' . --7.—.—7^^^»——»MWMWMM^^»M^^d>MMTW?MWBWWWWWWWWWWW8WWW! Kveiberger Anzeiger nnd Tageblatt. Sette 8. 18S». Eigene Drahtberichte. Berlin, SS. April. Der deutsche Kaiser gestand dem Fürsten Fernand von Bulgarien daS ihm nach der bulgarischen Verfassung zukommende Prädikat „Königliche Hoheit" zu. Berlin, LS. April. Der frühere Reichskanzler Caprivi, welcher gestern hier eingetroffen ist, empfing weder Besuche, noch wurden solche von ihm abgestattet. Potsdam, LS. April. Der Kaiser ist heute Morgen kurz vor 8 Uhr mittelst Sonderzuges auf der Wildparkstation einge troffen und von der Kaiserin am Bahnhofe empfangen worden. Das Kaiserpaar begab sich sofort nach dem Neuen Palais. Mel, LS. April. Zwei mit 6 Seekadetten besetzte Marine boote kenterten im Kriegshafen. Ein Segelkutter versank. Das zweite Fahrzeug wurde durch ein Torpedoboot geborgen. Die Kadetten konnten sämmtlich gerettet werden. Paris, LS. April. DaS Organ MelineS, die „Rep. franx.", erklärt, Mölme habe sich nur aus patriotischen Rück sichten zur Uebernahme der Kabinettsbildung entschlossen. Er habe vor Allem verhindern wollen, daß die Regierung unter die radikal-sozialistische Herrschaft gerathe. Meline wird alle Inter pellationen der Sozialisten beantworten, und sich bei dem ersten Wink seitens der Kammer wieder zurückziehen. Paris, LS. April. Gutem Vernehmen nach stößt MSline, mit seinen Bemühungen bei den radikalen Deputirten, Balls und Lacombe für daS Handels-, beziehungsweise ArbeitS- ministerium zu gewinnen, auf Schwierigkeiten. Rambaud hat sich für Uebernahme deS Unterrichtsministeriums bereit erklärt. Es wird allgemein geglaubt, daß das Kabinett bei der heutigen Interpellation die Stimmen der regierungsfreundlichen Repu blikaner und die der Rechten, welche zusammen eine ziemlich gekräftigte Majorität sichern, auf sich Vereinigen wird. Washingto«, LS. April. Der amerikanische Konsul in Kapstadt telegraphirte an den Staatssekretär Olney, er habe er fahren, daß das vom Gerichtshöfe in Prätoria gefällte Todes urtheil gegen das Mitglied des Johannesburger Reformkomit-s Hammond, welcher amerikanischer Bürger ist, von dem Präsidenten Kröger umgewandelt wird. v«lawayo, 27. April. Heute Vormittag fand ein lebhaftes Gefecht gegen drei Matabelestämme statt, die die Engländer um zingeln wollten. Die Matabele wurden mit großen Verlusten zuruckgeschlagen. Verschiedenes. * Die Kraft der Frau. Mit der Ausdehnung und Be deutung der immer mehr zunehmenden Frauenbewegung in der Gegenwart ist die für diese in erster Reihe dringende Frage in den Vordergrund getreten: „Wie steht es mit der geistigen und physischen Kraft der Frau?" Besonders in Frankreich, in dessen Hauptstadt der internationale Fraueukongreß vor wemgen Tagen seinen Abschluß fand, hat jene Frage in dieser letzten Zeit Vie verschiedensten Diskussionen in Wort und Schrift zur Folge ge habt, an denen sich die geistig hervorragendsten Männer betheiligt haben. Eine der interessantesten davon ist diejenige, die sich in Folge eines Artikels von Jean Finot in der letzten Nummer der „Revue äs« Lsvues" zwischen Fiurt und dem auf elektro medizinischem Gebiete als Kapazität anerkannten Arzte vr. Maurice de Fleury entspannen hat. Jean Finot vertritt in seiner Ab handlung nämlich die Idee, daß die Frau im Allgemeinen stärker sei als der Mann, folglich also über ihm stehe, wofür wohl die Thatsache spräche, daß die Frau weniger empfindlich sei in physischer Beziehung, weniger dem Schmerze zugänglich sei, als der Mann, während sie doch andererseits an Schärfe des Geistes in nichts hinter diesem zurückstehe.— Auf diese in ihrer Absolut heit gewiß anzufechtende Behauptung entgegnet nun der oben er wähnte Mediziner vr. Maurice de Fleury mit einer interessanten Ausführung. — „Ich für meinen Theil — so schreibt er —muß gestehen, trotz des fast heiligen Respektes, den ich für das andere Geschlecht empfinde, daß nur sehr wenige moderne Physio logen und Philosophen jene Ansicht theilen werden. — Ich selbst habe mich fürZdiese Frage speziell interessirt. Durch den Beruf gezwungen, bald diesem und bald jenem Geschlecht die elektro medizinischen Apparate anzulegen, habe allerdings auch ich kon- statirt, daß die Frau widerstandsfähiger gegen den Schmerz ist, den der Hagel elektrischer Funken hervorbringt. Ich kann daraus aber nicht schließen, daß die Frau stärker, sondern einfach, daß sie mehr unempfindlich ist. Wohl weiß ich es, daß es eine alte Gewohnheit unseres Geistes ist, die Menschen als um so stärker zu betrachten, je weniger subtil ihr Nervensystem ist. Das aber ist ein großer Jrrthum, von dem man ablassen muß. So ist es in unserer Zeit erwiesen, daß die Neger wie die Rothhäute in der Hebe- und Tragkraft, in dem Widerstande gegen Uebermüdung und gegen Ansteckungen bei Weitem hinter den Europäern zurück stehen. Weil man ihre gegenseitigen Kräfte nicht mißt, halten wir den Mann auS der Gesellschaft allgemein für kraftloser als den Erdarbeiter von gleichem Körperbau. Und doch ist dieses eine thörichte Annahme; würde man Beiden einen Kraftmesser in die Hand geben, so würde man meistentheils das Gegentheil er wiesen sehen. Der Grund hiervon ist sehr einfach; es ist nämlich der, daß alle Kraft auf unserer Empfindbarkeit beruht. Wir müssen also — ob wir wollen oder nicht—zu dem Schluß kommen, daß, da die Frau notorisch weniger empfindsam als der Mann ist, sie von Natur leider schon weniger stark, sowohl in physischer als auch moralischer Beziehung, ist. Medizinisch aber ist es in jeder Hinsicht erwiesen, daß das Funktioniren des weiblichen Organis mus hinter dem des männlichen weit zurücksteht. Trotz alledem ist die Frau uns im Großen und Ganzen überlegen. Nicht, daß ich von ihrer unwiderstehlichen Anmuth, von ihrer berauschenden Zärt lichkeit, die die Blume ihrer Schwäche ist, sprechen will — viel mehr meine ich damit die unleugbare Macht ihres Entscheidens, ihrer Hartnäckigkeit, ihrer nicht zu ertödtenden Geduld, ihrer Schlauheiten, ihrer Listen. Das aber sind — geradeaus gesagt — selbst wenn ich mich lebendig schinden lassen müßte hierfür — die Abzeichen der etwas wilden oder bäuerischen Menschheit. Sie entstammen der verhältnißmäßig geringen Ausbildung des weib lichen Gehirns. Gerade aber, weil das Gehirn der Mehrheit der Frauen mit tieferen Eindrücken, mit verschiedenen höheren Kennt nissen nur mangelhaft genährt wird, gerade weil eine große An zahl der Zellen unbeschäftigt bleibt, so sind die übrigen Zellen, welche arbeiten, um so lebhafter und stärker in ihrer Thätigkeit. Doch man verstehe mich recht: Wenn eine Frau einen Entschluß zu fassen. hat, so wählt sie immer zum Theil durch Instinkt, durch „Witterung" mit der ganzen Stärke des Unbewußten, und Neueste Nachrichten. LtH-ky, 28. April. Das Reichsgericht beschäftigte sich heute um zweiten Male mit der von dem „Vorwärts" im vergangenen Jahre beraüsgegeben rothen Mainummer. Nachdem das Reichs gericht väS'frühere Urtheil gegen den Schriftsetzer Schultze und den Druckertlbesitzer Bading, welches auf Grund des Z 130 er gangen war,, wegen eines prozessualen Mangels aufgehoben, hatte das Landgericht I in Berlin beide Angeklagten am 15. Januar wieder wegen Aufreizung zu Gewaltthätigkeiten verurtheilt. Die Revision deS Angeklagten Schultze wurde heute abermals ver worfen; dagegen hob bas Reichsgericht auf die Revision des An- geklagten Bading das Urtheil, soweit es diesen betrifft, auf und verwies die Sache an das Landgericht I in Berlin zurück, weil die Gemeinschaftlichkeit nicht festgestellt sei und nirgends auS dem angefochtenen Urtheil sich ergebe, daß Bading bei der Ver öffentlichung der betreffenden Nummer thätig war. Penin, 28. April. Die „Berl. KorreSp." meldet: Unter dem Allexhöchsten Gnadenerlaß vom 18, Januar d. I. sind ge fallen:^ Strafurtheile wegen Vergehen 36 938,' Strafurtheile wegen Üebertretungen 22 755, zusammen 59 693 Strafurtheile; Strafbefehle wegen Vergehen 8924, Strafbefehle wegen Ueber- tretungen 17143; zusammen 26 067 Strafbefehle. Hinsichtlich der Strafe und der rückständigen Kosten sind begnadigt worden: in Vergehenssachen 53 255, wegen Uebertretungssachen 58 056 Personen. Endlich sind 43 400 Verurtheilten lediglich die Kosten des Verfahrens ganz oder theilweise erlassen worden. Mel, 28. April. Se. Königl. Hoheit Prinz Heinrich ist heute Nachmittag an Bord Seiner neuen Rennyacht „EspSrance" hier eingetroffen. München, 28. April. Der Präsident der Kammer der Reichsräthe hat Vom Hause die Ermächtigung erhalten, dem Reichs kanzler Fürsten zu Hohenlohe aus Anlaß seiner 50jährigen Zu gehörigkeit zur Kammer der Reichsräthe die Glückwünsche des HausH zu vermitteln. Posen, 28. April. Heute Vormittag stürzte in Urbanowo, einem Vororte PosenS, der Anbau eines Tanzsaales in dem Augenblicke ein, als daS Dach aufgebracht werden sollte; 14 Ar beiter wurden verschüttet. Ein Arbeiter wurde todt und ein Lehrling schwer verletzt hervorgezogen, während die Uebrigen nur leichte. Verletzungen davontrugen. W«itz<«fel-, 28. April. Der Rendant Ulrich Kirchen in Roessuln ist wegen beträchtlicher Unterschlagungen in der Kirchen- und Schulkasse hier verhaftet worden. Somburg a. d. H., 28. April. Der Hofprediger a. D. Stöcker hatte bei dem Vorstand der hiesigen evangelischen Kirche angefragt, ob er in der Kirche eine Predigt nebst Kollekte für die Berliner Stadtmission halten dürfe. Der Vorstand hat indeß seine Erlaubyiß dazu versagt. Lpudo«, 28. April. Die Ehartered-Company erhielt ein Telegramm aus Johannesburg, welches besagt, 60 Angeklagte, Mitglieder des Reformcomitös, darunter die ersten Geschäftsleute des Randgebietes, sind zu zweijähriger Gefängnißstrafe, 40 000 Mark. Geldstrafe resp. dreijähriger Verbannung verurtheilt worden. In Johannesburg herrscht große Aufregung. London, 28. April. Prozeß gegen vr. Jameson. Der Generalstaatsanwalt theilte heute mit, daß bis zum 8. Juni sehr wichtige Zeugen aus Südafrika eintreffen würden. In Folge dessen-wurde die Verhandlung nach einigen unwesentlichen Zengen- anSsagen bis zum 11. Juni vertagt. Poris, 28. April. Ueber den gegenwärtigen Stand der Bildung deS neuen Kabinetts verlautet, es sei sicher, daß Meline den Vorsitz und den Ackerbau, Barthou das Innere, Hanotaux das Auswärtige, Georges Cochery die Finanzen, Deschanel die Kolonien, Andr- Lebon den Handel und General Billot das Kriegsministerium übernehmen. Als sehr wahrscheinlich gilt, daß Darlan die Justiz, Aomiral Besnard die Marine und Valls die öffentlichen Arbeiten übernehmen. Zum Minister des öffent lichen Unterrichts wird ein Senator, wahrscheinlich Rambaud, ernannt werden. Die Ernennungen der neuen Minister werden erst Donnerstag im „Journal osfiziel" veröffentlicht werden; an demselben Tage wird das Ministerium, welches die Verantwort lichkeit für den 1. Mai nicht ablehnen und daher an diesem Tage im Amte sein will, sich der Kammer vorstellen. Madrid, 28. April. Die Mauren in der Umgebung von Melilla griffen die spanischen Soldaten an und verwundeten 2 derselben. Der Gouverneur von Melilla forderte von den marokkanischen Behörden Bestrafung der Schuldigen. Der spanische Kriegsminister ließ dem Gouverneur telegraphisch den Befehl Mhen, in der energischen Haltung zu beharren, bis er die Züchtigung durchgesetzt habe. Achtungen verschiedenster Stilarten und Zeitalter gerecht zu Finanzielle Beiträge sollen von 100 Mk. an angenommen Berg- und Hüttenwesen. Atz Am Sonntag Nachmittag 5 Uhr fand im Gewerbehause die eftte Gruppenversammlung de- Beeer«- Köutgs- reuer Bergknappen Gruppe Himmelfahrt statt. Hierzu waren Aigen 50 Beamte und Bergarbeiter erschienen. Als Ehren gast nahm theil Herr Oberdirektor Fischer. Herr Döppelhäuer und Äegräbnißmeister Bielitz eröffnete die Versammlung und be grüßte die Erschienenen mit einem herzlichen Glückauf. Bor der Wösfnung brachte der Vorsitzende Bielitz ein Glückauf auf König Wert nutz in welches die Anwesenden begeisternd einstimmten, auch gedachte er mit warmen Worten des verstorbenen Herrn Betriebsdirektor Hoffmann. Die Versammlung ehrte das An denken desselben durch Erheben von den Plätzen. Herr Zimmer ling Heinrich-Freiberg brachte hierauf die in der am 12. April stattgespndenen Versammlung genehmigten Statuten zum Vortrag. Alsdann fand die Wahl der Vorstandsmitglieder der Gruppe Himmelfahrt statt. Gewählt wurden die Herren Doppelhäuer und Begräbnißmeister Robert Bielitz als Vorsitzender, Bergmaurer Frei als> dessen Stellvertreter, Maschinenführer Morgenstern als Kassirer, als .Stellvertreter Anschläger Richter, Gängsteiger Köhler alt Schriftführer, Bergmaurer Güldner als dessen Stellvertreter und Gängsteiger Richter als Beisitzer. - Sämmtliche Herren nahmen die Dahl an. Herr Zimmerling Heinrich brachte ein dreifaches Glückauf auft den deutschen Kaiser aus, während Herr Ober- direktor/Fjscher ein dreifaches Hoch unserm Bergbau widmete. Herr Bergschmied Heinrich brachte ein dreifaches Glückauf auf Herrn Oberdirektor Fischer aus. Herr Bergmaurer Heidenreich wünschte in längerer Rede dem Verein für dessen Blühen und Kedeihen ein freudiges Glückauf. » Die Hauptversammlung des Lugau-Niederwürschnitzer Gt«i«rohleubauvereius beschloß, beim Amtsgerichte Zwickau den Konkurs anzumelden. — hat sie einmal de»' Entschluß gefaßt, so klammert sie sich da ran, allen Hindernissen trotzend, fest, wobei der Zweck ihr u» so klarer wird, als sie nur diesen und nichts als diese» sieht. — Der kultivirtere, unterrichteter«, mehr mit den verschiedene» Seite« deS Problems rechnende Mann aber Mert länger, bleibt unent schlossen, findet, daß das „Für" und daS „Gegen" einander auf wiegen und ändert oft seine Anschauungsweise. Je mehr Per« stand er hat, desto mehr wird er jene klemen Lügen, jene Kriegs listen, jenes beständige „Geschicktsein" verachten, welche die Denkungsart — das einzige ReflexionSfeld einer großen Anzahl von Frauen bildet. So aber kommt eS, daß der augenscheinlich in der Hierarchie der Geschöpfe höher als die Fra« stehende Mann dennoch zum Schlüsse in der Gewalt der Frau ist und meist nur daS thut, was sie will. * Gin Mädchen in Männerkleideru. Bei einem Bier- Verleger in Treptow a. T. stand seit mehreren Tagen ei» Bier kutscher im Dienst, der sich, als die Polizei nach seine» Per sonalien forschte, als ein verkleidetes Mädchen entpuppte. Bei der Vernehmung gab dasselbe an, Auguste Braun zu heiße» und schon seit Jahren in dieser Kleidung, ohne erkannt worden »u fein, Männerposten versehen zu haben. DaS Mädchen wurde verhaftet. * AuS Würzburg, 24. April, wird berichtet: EiuuüchtticheS KasernenvUd entrollte die heutige Verhandlung deS Militär- bezirksgerichts gegen vier Soldaten deS 11. Jnf.-Reg- in Regens burg, die Gemeinen Joh. Straller, Gg. Kurz, Joh. Knorr und den Gefreiten Joh. Nutzstem. Die Anklage lautete auf Körper verletzung mit TodeSfolge, Beihilfe und Meineid. I» der Nacht vom 13. auf 14. Januar schlichen sich die vier in daS Kasernen zimmer Nr. 45, wickelten den Gemeinen Joh Hilft, der m der Kantine mit Abgabe der Speisen und Getränke betraut war und hierbei zu schlecht eingeschänkt und das Brot zu dünn geschnitten haben sollte, in seine Bettdecke, warfen ihn auS dem Bett auf den Boden und schlugen nun mit dem Fuß einer Gewehrbank, mit einer Klopfpeitsche und einem spanischen Rohr auf ihn «in, bis der in Folge des Lärms erwachte ZimmerÄteste, Sergeant Schmitt die rohen Gesellen verscheuchte. Als man Licht machte, fand man den Hilft bewußtlos am Boden. Er Mit am 21. Januar, nachdem er vorher noch eidlich vernommen werde« konnte. DaS Urtheil lautete gegen Straller auf 5 Jahre Zucht haus, fünfjährigen Ehrverlust und Entfernung aus dem Heer^ gegen Kurz auf 9 Monate, gegen Knorr auf 2 Jahre und gegen Nußstein auf 7 Monate Gefängniß. * Ein Staatsanwalt, der Humor versteht. Gegen- über dem Steckbrief einer norddeutschen Staatsanwaltschaft, die Ausdrücke, wie „Weck" statt Semmel und „Bube" statt Junge zur Kennzeichnung eines Mainzers für ausreichend erachtete, hatte die „Franks. Ztg." letzter Tage, gestützt aus die „Marqzer Neuesten Nachrichten", die wirklichen „besonderen Mainzer Kttw- zeichen" resp. Schlagwörter und KrastauSdrücke mitgetheilt. Bv« dem Verfasser des Steckbriefs, einem LandgerichtSrath i« Leimig, ist nun dem Mainzer Blatte folgendes liebenswürdige Schrmven zugekommen: „Ich bin der Einsender der betr. Bekanntmachung! Ihre humorvolle Belehrung hat mir nun großes Beranke« be reuet und ich werde nicht ermangeln, erforderliche« Falls von Ihrem freundlichen Rezesü Gebrauch zu machen. Hoffentlich kapirt auch daS gesuchte Individuum seiner Zett mem sächsisches Mainzerisch. Sollte sich diese Hoffnung nicht erfülle», so tmrd nichts Anderes übrig bleibe«, ÄS einen qualifizirten „Mähnzer" als Dolmetscher zu berufen und ich habe da schon im Voraus mein Absehen auf den Herrn Verfasser Ihre- Artikel- gerichtet." Es folgt dann noch die Mittheilung, daß der im Steckbrief gemeinte Unbekannte ermittelt sei und auS der Nähe von Darmstadt stamme. * Wer'- Glück hat, führt Vie »raut hei«. Man chreibt der „Franks. Zeit." aus Madrid unterm 22.Aprft: Jos- Maria Marsinez, ein kräftiger; 29jLhriger Bauernbursch, Ein wohner deS Dorfes SabaS in Galizien, war sterblich verliebt in Carmen, ein dralles, fescheS Mädel, Tochter einer reichen Wittwe, Besitzerin eines flotten SpezereiwaaremeschästS im selbe» Dorfe, und er beschloß in seinem Herzen, Carmen müsse sei« Weib werden. Zu dem Ende betrat Josö Maria zunächst de» Nor malen Weg und stellte einen regelrechten HeirathSantrag; gegen diesen hätte zwar Carmen nichts einzuwenden gehabt, ihre Mutter aber lehnte ihn rundweg ab, unter dem Vorgeben, Jos« Maria sei nicht in dem von ihr gewünschten Maße mit GlückSgütern ge segnet. Das ist, wie man weiß, eine alte Geschichte, und blewt doch ewig neu. Dem Josö Maria aber brach dabei keineswegs das Herz entzwei. Allerdings empfand er die mütterliche Weigerung schmerzlich, ließ aber deshalb die Ohren nicht hängen, sondern beschloß vielmehr, die Sache an einem anderen Ende anzufafsen und mit mächtiger Faust in deS SchicksalsradeS Speichen zu greifen. Kurz er faßte den kühnen Plan, die Geliebte gewaltsam zu entführen. Als es Nacht geworden, brach Josö Maria, wie ein Wolf in die Schafhürde, in die Wohnung CarmenS ein, schlich sich ins Schlafzimmer, riß eine Frauensperson auS dem Bette und trug sie davon, liebetrunken, in freudebebenden Armen, hinaus in die dunkle Nacht. Auf einmal fing die Entführte, die anfänglich in Ohnmacht gesunken, an zu zappeln und ein Zeter geschrei zu erheben. Jos- Maria trug sie au eine Stelle, wo der Mond hinstrahlte und was sah er? Die Mutter seiner An gebeteten, im Nachtgewande. Er eilte davon wie besessen, wurde aber bald von der Gendarmerie eingeholt und ins Loch gesteckt. Nun wird Jos- Maria sich wegen dieses „Fehlgriffs" vor Gericht zu verantworten haben und höchstwahrscheinlich als Strafe einige Jahre Zuchthaus bekommen. Wenn das kein Pech ist, dann möchte ich gerne wissen, was überhaupt Pech ist! * Eine vielbeschäftigte Schlange. Am Schluß eines Vortrages, den Mark Twain in Neu-Seeland hielt und worin er die Temperenzbewegung berührte, erzählte er folgende Schnurre: In meinem Vaterlande kam vor einigen Jahren ein Man» i» eine Stadt, und man sagte ihm: „Sie können nirgend, außer in der Apotheke, etwas zu trinken bekommen." Er ging also zum Apotheker, der ihm sagte: „Ich kann Ihnen ohne ärztliche- Re zept nichts zu trinken geben!" Aber der Mann, der dem Ver schmachten nahe war, erwiderte: „Dazu habe ich keine Zeit; geht's nicht anders?" Der Apotheker belehrte ihn: „Ja, ich könnte Ihnen wohl etwas zu trinken geben, wenn eine Schlange Sie ge bissen hätte." Der Mann bat darauf um die Adresse der Schlange, der Apotheker gab sie ihm und der Fremdling ging fort. Er kam aber sehr bald zurück und bat: „Um Gotteswillen, geben Sie mir etwas: DieSch lange ist für sechs Monate vor- aus engagirt!" * Beruhigend. Ein Amerikaner, der in Ceylon ein Bad zu nehmen wünschte, bat einen Eingeborenen, ihm eine Stelle zu zeigen, die von Krokodilen frei wäre. Der Eingeborne führte chn an eine Stelle nahe der Mündung des Flusses und hier erfreute sich der Amerikaner am Luxus eines Bades. Als er wieder herauskam, fragte er seinen Führer, weshalb diese Stelle von Krokodilen frei wäre. „Krokodil fürchtet sich vor Haifisch!" ant wortete der Singhalese. „Zu viel Haifisch hier!"
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