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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 30.04.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-04-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189604301
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18960430
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18960430
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-04
- Tag 1896-04-30
-
Monat
1896-04
-
Jahr
1896
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 30.04.1896
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18W. Freiberger A«zetger und Tageblutt. Sette L ss der wortet <7. Fortsetzung.) t ^,Bei b eS L tzMpssil Der Küuütiug. Bon B. von der Lancken. Ba« Wi! Poll del Nation, sichst die ' In « Beseitige ^D:e ve: unsitn anerkei kehr o< haben, und g vielen Aung. sichen! desseru! Wägung haben, Nomen Wekerle hohen ! recht du beständi der Ans Dieses ' Festtage Mhnd ' nur 'ein die Au Stellui: österrei: hat, wl handelt^ - Die Kaiser über v ist die Gruebl. gestrige werde es auck , In Minister Letztere unverlc Na, süx ein redung! empfin! des Äe yehmer für da! t Ler gegen, di erbittert Angekla! Geldstrc Die sind gn auf eine das geg gemeinst 81,4 Pr auf Un nicht dit Quoten zurückfallen, wenn die eben geschaffene Lage, was sehr nahe liegt, ernstere Folgen nach sich ziehen sollte. So und so ost haben die Vertreter des modernen Prinzips erklärt, ihre Grundsätze seien mit denjenigen des Generals v. Hahnke unvereinbar; jeder Versuch zn einer Verständigung über diese Ansichten werde vergeblich sein. Das ist etwa nicht erst in neuester Zeit geschehen, es bildet vielmehr die Signatur ganzen Reformperiode, seit der Amtsthätigkeit des Generals v. Verdy als Kriegsminister. Weder das Volk noch der Reichstag und die — deutschen Fürsten wollen dem Kaiser etwas ,,abtrotzen" ; er würde ein geringes Verständuiß für den Geist un serer Zeit verrathen, wenn der General v. Hahnke glauben könnte, daß eine solche Auffassung für die Dauer haltbar wäre. Es handelt sich klipp und klar um die Reform unhaltbar gewordener Zustände, um die Beseitigung und die Verhütung vieler Uebel. Der General von Hahnke ist darüber bei seinen Nachforschungen auch wohl vou klarsehenden Männern nicht im Zweifel gelassen worden, allein er ist bei der Auffassung geblieben, durch den obersten Reichsmilitärgerichtshos würde dem Kaiser die direkte und nothwendige Einwirkung auf die bewaffnete Macht verkümmert und entzogen, die Armee eine Bürgerwehr. Und da diese Anf- fässung gestegt hat, so bedarf auch diese Seite der Angelegen heiten weiterer Ausführungen nicht mehr. General v. Hahnkc ist aber auch sonst in schweren Täuschungen befangen. Er hat jüngst mit Vertretern politischer Parteien verkehrt und soll daraus den Eindruck gewonnen haben, der Reichstag habe es gar nicht so eilig mit der Militärstrafprozeßreform; die Abgeordneten berührten die Frage nur, um ihre Wähler zu beruhigen, im Uebrigen dränge Niemand. Es werden Namen genannt, und der General von Hahnke hat davon Gebrauch gemacht. Dann freilich hätte die Sache noch gute Weile, und dann brauchte derjenige General, der ein Hauptträger einer zeitgemäßen Reform ist, auch nicht mehr „konservirt" zu werden. Zudem ist General v. Hahnke ja sicher, daß die Konservativen und das Gardecorps der Reform höchstens abwartend, wenn nicht durchaus ablehnend gegenüberstehen. Sie freuen sich auch über ihren Triumph. Wie übrigens verlautet, soll General v. Spitz zur Leitung der Krieger vereine an Stelle des Generals v. Reuthe-Fink ausersehen sein. Was nun? Propezeihungeu, namentlich in Personenfragen, sind müßig; daß aber die Einmüthigkeit zwischen der Spitze deS Reiches, den Einzelstaaten und den verantwortlichen Organen durch den neuesten Vorgang nicht gefördert worden ist, braucht nicht erst noch gesagt zu werden. Nur das Eine ist gewiß: Mit der Ver werfung des Prinzips des obersten Gerichtshofes ist alles ver worfen und die ganze Angelegenheit all oalsnäas xraeaa« vertagt. Deshalb allerdings wird die Zeit wohl bald kommen, daß die Gegner der Reform die Unhaltbarkeit ihrer selbst geschaffenen Einwürfe erhoben waren, durch welche sie weitgehende Rechte gewissermaßen an den Kaiser, als den obersten Kriegsherrn, abtraten; weil das Einverständniß des Reichskanzler« und des Kriegsministers vorlag, auch von keinen: der übrigen Kriegsminister Vorbehalte erhoben waren und sogar über den Präsidenten des Reichsmilitärgerichtshofes eine vorläufige Ver ständigung erzielt war. Da der General v. Spitz in die Materie am nachhaltigsten eingearbeitet und mit dem ganzen Werdeprozeß verwachsen war, so sah man in ihm den ersten Präsidenten der neuen Reichseinrichtung. In der Voraussicht der Verwirklichung des Entwurfs, wie er aus dem preußischen Staatsministerium im vergangenen Sommer hervorgegangen war, blieb der General v. Spitz auch aktiv, obwohl, seit der jüngere General v. Lignitz mit der Führung des 3. Armeecorps betraut war, keine Aussicht für ihn zu einer Verwendung' in einem Kommandobereich mehr bestand. Darüber war General von Spitz auch wohl selbst nicht im Zweifel. Wenn angeführt wird, man sei auf die Verabschied ung des Generals v. Spitz seit Langem vorbereitet gewesen, so widerspricht dem die erst verhältnißmäßig kürzlich geschehene Ver wendung oes Generals v. Lignitz, um nur ein durchschlagendes Symptom unter mehreren zn nennen. Die Neubesetzung des 3. Armeecorps war nun wieder nicht vorauszusehen, sondern trat sozusagen ükM Nacht ein. Ein anderes ist, daß dem General v. Spitz der Ausgang der Angelegenheit unerwartet kam. Dadurch ist nun eine höchst zugespitzte politische Situation entstanden. Der Kaiser lehnt Befugnisse ab, auf welche andere deutsche Fürsten im Interesse des Ganzen verzichten, und die, wie man sie immer ge setzlich zum Ausdruck bringen mochte, doch nur als eine bedeutende Erweiterung seines Wirkungsbereichs betrachtet werden können: der Reichskanzler, die verschiedenen Kriegsminister, das preußische Staatsministerium, die deutschen Fürsts, die ein völliges Ein vernehmen in allen grundsätzlichen Festigungen bekundet haben, sehen ihre Mühen und Bemühungen in Frage gestellt, sogar ver worfen, denn mit dieser obersten Reichsmilitärgerichtsinstanz fällt alles fällt namentlich das Einvernehmen unter den deutschen Staaten.... Eigenthümlicherweise ist der Vertreter des reaktionären Prinzips der in dieser Frage nicht verantwortliche Chef des Militär kabinetts, und auf ihn wird dereinst eine schwere Verantwortung zwar in der Gestalt, daß die Gesammtzahl der Vertreter des Handels und der Börsenorgane die Zahl der Vertreter von Landwirthschaft und Industrie nicht übersteigt. Ein Antrag Fischbeck dagegen will zwei Drittel der Mitglieder auf Vorschlag der Börsenorgane wählen lassen, auch sollen die Wahlen nur aus drei, statt auf fünf Jahre erfolgen, und endlich will derselbe Antragsteller die Bestimmung in Wegfall bringen, daß der Börsenausschuß befugt sei, Anträge an den Reichskanzler zu stellen, und Sachverständige zu vernehmen. Nach längerer Debatte wird die Vertagung beschlossen. — Persönlich bemerkt Abg. v. Ploetz auf eine Bemerkung Singers, daß er (Ploetz) an Börsenspekulationen betheiligt gewesen sei, diese Behauptung könne nur aus verlogenen Berichten beruhen. Abg. Singer meint, daß die gegen v. Ploetz erhobenen Beschuldigungen doch zu genau spezialisirt waren, umsoallgemeinabgelehntzuwerdeu. Abg.v.Ploetz bleibt bei seiner ersten Erklärung. — Weiterberathung Mittwoch. lenz. Der Beichtvater der Großherzogin und der Oberhofpn- diger des Herzogs Franz gehen Hand in Hand, um die Vermäh lung zu fördern. Man spricht davon, das heißt am herzoglichen Hose betrachtet nian es so gut wie gewiß, daß die Prinzessin - Elisabeth ihrer Tante zwischen Weihnachten und Neujahr einen Besuch abstatten wird. Man hofft viel von diesem Besuch, Eysl- lenz; die Prinzessin ist schön und der junge Erbaroßher- zog hat ein leicht empfängliches Gemüth in Bezug aus schöne Frauen" — ein vielsagender Blick, ein Achselzucken vollendet, den Satz. Ein überlegenes Lächeln, eine vornehm abwehrende Handbe wegung des Grafen antwortete. „In den Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr, ah, sehr gut — in diesen Tagen werden der Großherzog und der Erb großherzog nicht hier sein." „Nicht?" „Nein. Wie stehen Sie mit dem Beichtvater — der Groß herzogin?" „Der Oberhofprediger haßt mich, Exzellenz, soweit die- unchristliche Gefühl in seinem sehr christlichen Herzen Boden fassen darf." „Hm! «und Großherzogin Ludovika ist eine Gegnerin, die selbst ich nicht unterschätze. — Was spricht man in der Stadt überhaupt vom Hofe und von den Ministern?" Oliveira lächelte — ein verschlagenes, halb amüsirteS Lächeln, das sein bartloses, hageres Gesicht nicht verschönte. „Man spricht viel vom Fiuanzminlster, viel von Euer Exzel lenz schöner Nichte und" — der Italiener schwieg halb verlegen, während schnell ein lauernder Blick unter den gesenkten Lidern hervor das Antlitz des Ministers streifte — „Und — wenig von mir", ergänzte dieser seine Worte. „O, sprechen Sie es nur aus, Oliveira! Das vielköpfige Ungeheuer, die große Masse, denkt, meine Macht geht zu Ende, weil der Mann noch auf seinem Posten ist, den ich zu entfernen wünschte — als ob er noch da wäre, wenn ich im Ernst gewollt hätte" — setzte er hinzu, sich von seinem Sitze erhebend und die schlanke Gestalt zu ihrer ganzen Höhe aufrichtend. „Das Volk ist trotz der vielen Augen, die ihm zu Gebot« stehen, kurzsichtig", bemerkte der Italiener. „ „Ja, es ist kurzsichtig, weil sein Blick getrübt ist durch me ! Leidenschaften, die es bewegen, und so muß es sein, denn eben di« Leidenschaften sind die Zügel, durch die wir cs lenken." I (Fortsetzung folgt.) Lage begreifen lernen. Der Reichstag begann gestern die zweite Lesung des Börsengesetzes. Z 1 handelt in Absatz 2 von der Aufsicht über die Börsen. Ein Antrag des Abg. Graf Kanitz (deutsch-kons). will den Landesregierungen auch die Besugniß zu der Anordnung geben, daß in den Vorständen der Produktenbörsen die Land- wirthschast, sowie deren Nebengewerbe und die Müllerei eine entsprechende Vertretung finden. Der Referent Abg. Gamp (Reichsp.) weist die scharfe Kritik zurück, welche von den Vor ständen der Stettiner Kaufmannschaft an den Beschlüssen der Kommission geübt worden ist. Staatssekretär v. Bötticher erklärt, der Antrag des Grafen Kanitz widerstrebe nicht den Intentionen der Regierung; sollte das Haus den Antrag annehmen, so würde auch wohl auf die Zustimmung des Bundesrathes zu demselben zu rechnen sein. Abg. Graf Oriola (nat.-lib.) konstatirt, daß auch viele Handelskammern im Gegensatz zur Stettiner die Be schlüsse der Kommission gebilligt haben. Abg. vr. Barth (freis. Ver.): Die Herren, die sich so sehr gegen die an ihren Be schlüssen geübte Kritik verwahren, haben an dem bisherigen Ver fahren der Börse eine noch viel schärfere Kritik geübt. Die Kauf mannschaften haben sich mit Recht durch die Kommissionsbeschlüsse und deren Begründung beleidigt gefühlt. Je feinfühliger das kauf männische Ehrgefühl auSgebildet ist, um so mehr muß sich dasselbe verletzt fühlen durch das sich in diesen Beschlüssen ausdrückende Mißtrauen indie kaufmännische Moral. Abg. Liebermann v. Sonnen berg erklärt, seine Freunde würden allen auf eine Verschärfung ab zielenden Anträgen zustimmen, vor Allem dem Antrag Fuchs auf Verbot des Getreideterminhandels. Auch der Antrag Kanitz in 81 enthalte eine Besserung. Abg. Fritzen (Centr.) bittet, von dem Antrag Kanitz Abstand zu nehmen, da das in dieser Beziehung Erforderliche schon in 8 104 stehe. Das Centrum stimme im Allgemeinen den Kommissionsbeschlüssen zu und verlange nur in einem Punkte Aendcrung, nämlich entsprechend dem Antrag Fuchs, das Verbot des Getreideterminhandcls betr. Abg. Graf Arnim (Reichsp.): Das Mißtrauen gegen die Börse sei doch nicht so un berechtigt. In keinem Lande der Welt seien die Lieferungsbe dingungen für Getreide so ungünstige für die Landwirthschaft, wie bei uns. Man hätte javielleicht mit der Börsenreform bei Berlin anfaugen und erst dann verallgemeinern können, denn wie erzu- gcbe, in Hamburg und Bremen seien die Verhältnisse besser als in Berlin. Abg. "Hahn (fraktionslos) erinnert den Abg. Barth an Fälle, wie Ritter und Blumenfeld, Cohn und Rosenberg u. s. w., das beweise doch genug für den moralischen Standpunkt der Pro duktenbörse. Die Kundgebung des „ehrbaren Kaufmanns" in Hamburg beweise nur, daß auch dort entweder die unsoliden Elemente zu großen Einfluß haben, oder daß man sich dort von Berlin habe in s Schlepptau nehmen lassen. Redner wendet sich dann gegen den anti-agrarischen Schutzverband, wobei Präsident v. Buol ihn ersucht, aus 8 1 zurückzukommen. Abg. Hahn befür- ' t schließlich den Antrag Kanitz, durch den Vertreter der Landwirthschaft und ihrer Nebsuaewerbe in die Aussichtsorgane hineingebracht würden. Staatssekretär v. Bötticher: Det Antrag Kanitz will Vertreter der Landwirthschaft nicht in die Handels organe Hineinbringen, denen die unmittelbare Aufsicht seitens der Landesregierungen nach 8 1 übertragen werden kann, sondern in die Vorstände der Produktenbörsen. Nach meiner Meinung ge höre der Antrag Kanitz eigentlich zum 8 4. Abg. Graf Kanitz stellt fest, sein Antrag wolle, was schon im preußischen Landwirth- schaftskammergesetz stehe, für das ganze Reich ermöglichen: Ver tretung der Landwirthe in den Produktenbörsen. Redner zieht seinen Antrag zurück, um ihn in 8 4 wieder einzubringen. 8 1 wird unverändert angenommen. 8 2 handelt von den Staats kommissaren. Abg. Graf Kanitz beantragt, die StaatSkommissare auch zu berechtigen, „den Berathungen der Börsenorgane beizu- > wohnen" und den Börsenvorstand nicht nur auf die hervorge- > treteneu Mißbräuche aufmerksam zu machen, sondern ihn „zur - Beseitigung der Mißbräuche aufzufordern." Abg. Träger (freis. Volksp.) giebt zu bedenken, Ivas dann geschehen solle, wenn die Börsenorgane der „Aufforderung" nicht folgen. Diese vom Abg. Kanitz gewünschte Aenderung habe sonnt gar keine» rechten Zweck. Der ganze Staatskommissar sei eine überflüssige Figur, die ja doch auf Informationen interessirter Personen angewiesen sein würde. Abg. Fritzen (Centr.) betont, der Staat müsse unter alle« Um ständen ein Organ an der Börse haben, welches sich stets über alle Vorgänge unterrichten und die Abstellung von Mißbräuche« herbeiführen könne. Zwischen der KommissionSsassung und da» Anträge Kanitz könne er selbst einen großen Unterschied nicht entdecken. Minister v. Berlepsch erwidert dem Abg. Träger, daß die Regierungen allerdings die Ueberzeugung hätten, daS AufsichtL- recht des Staates sei bisher nicht ausreichend gehandhabt worb« und von dieser Ueberzeugung sei eben der Vorschlag deS StaatS- kommissars der Ausdruck. Ob der StaatSkommissar ein idyllische- Leben führen und stets nur auf Information angewiesen sein wette, wird abhängen von der Auswahl der Personen. Mit einem ge eigneten Kommissar werde die Regierung jedenfalls viel klarer die Vorgänge an der Börse übersehen. Uebertreibungen, mit denen der Handelsstand kämpft, hätten demselben nur geschadet. Mit Unrecht verbittet sich der Handelsstand im Großen und Ganzen jede Einmischung, es gäbe ja auch anständige Elemente genug, die sich ob der unanständigen geradezu erbittert hätten. 8 2 sei in der vorliegenden Fassung ausreichend und die Aenderung, die Graf Kanitz wolle, sei nicht genug. Abg. Singer (Goz.) tritt entschieden für die Staatsaufsicht über die Börse «in. Der Staatskommissar sei eine durchaus gebotene finanzpolitische Ge sundheitspolizei, denn von der Gesundheit der Börse hingen gar so viel volkswirthschaftliche Interessen ab. Der Antrag Kanitz gehe jedoch zu weit, namentlich auch deswegen, weil in de« Augenblick, wo der StaatSkommissar dirm in die Geschäfte ein greife, ihm auch die Verantwortlichkeit dafür zufalle. Abg. Gras Oriola tritt für das Staatskommissariat in der KomnusfionS- fassung ein. Hanseatischer Gesandter vr. Klugmann spricht gm« den Antrag Kanitz, durch den die Börsenorgane dem Kommissar untergeordnet würden; und da sollte man doch nicht vergesse«, daß die Börsenorgane hochachtbare, durch das Vertrauen ihrer Mitbürger zu ihrem Ehrenamt berufene Personen sind. Wa- würde eine solche dem Börsenorgan zugewiesene Unterordnung unter den StaatSkommissar, der ihnen sagen darf: „Was Ihr thut, halte ich für Mißbrauch," für Mißstimmung erweck«. Staatssekretär v. Bötticher: Unter Börsenorganen sei alles da zu verstehen, was an öffentlichen Organen zur Regelung, Ordnung und Leitung der Börse vorhanden sei. Abg. Freese (freis. Ver.): Der Herr Handelsminister meinte, daß das jetzige Aufsichtsrecht des Staates nicht genüge. Die Idee aber, d« gesammten Börsenverkehr unter amtliche Kontrolle zu stell«, ist allzu kränkend; mit dieser Idee verkennt man völlig die Art de- Börsengeschäftes, das sich jeder amtlichen Bevormundung entzieht. Es ist ganz unmöglich für den StaatSminister, alle Vorgänge an der Börse zu beobachten. Glauben Sie etwa, daß die Börse«, leute sich beeilen werden, in die Nähe des Staatskommissars M kommen ? Derselbe darf sicher des Gegentheils gewärtig sei«. 8 2 wird in der Fassung der Kommission nur mit der Aenderung angenommen, daß der Staatskommissar bei den Berathungen der Börsenorgane beizuwohnen befugt ist. 8 3 handelt von de» Börsenausschuß. Nach dem Kommisstonsbeschluß soll die Wohl der Hälfte der Mitglieder auf Vorschlag der Börsenorgane er folgen, die andere Hälfte soll unter angemessener Berücksichtigung von Landwirthschaft und Industrie erwählt werden. Ei« Antrag Kanitz will nur ein Drittel der Mitglieder auf Vorschlag der Börsenorgane gewählt wissen und unter Berücksichtigung der Landwirthschaft und Industrie die beiden anderen Drittel u«d Du weißt, daß ich Dir Erlaubniß gegeben habe, wenn wir § allein sind, ein offenes Wort zu sagen, und Du bist sonst nicht , zurückhaltend, von dieser Erlaubniß Gebrauch zu machen. Also heraus mit der Sprache! waS fehlt Dir? „Ist eS wahr, Königliche Hoheit, daß der Hof während der Weihnachtswoche einer Einladung des Grafen Steier nach der Steierburg Folge leisten wird?" Das Gesicht des Großherzogs nahm einen etwas verlegenen Ausdruck an. „Er bat mich darum" — das sarkastische Lächeln des Ober stallmeisters bemerkend, setzte er aber hinzu — „indessen habe ich noch keinen festen Entschluß gefaßt." „Er bat!" Boris lachte bitter auf. „O, ich kenne seine Art, zu bitten." „Boris, Deine Abneigung gegen den Grafen macht Dich un gerecht. Du hassest ihn." „Königliche Hoheit, ich würde mir kaum erlauben, an Hassen zu denken, geschweige denn, einem solchen Gefühle Ausdruck zu geben." „Auch nicht vor mir?" „Königliche Hoheit halten zn Gnaden — nein." „Du mißtrauest mir." „Das habe ich nicht gesagt." „Nicht direkt, aber " Der Großherzog wandte sich verletzt ab, der Andere schwieg und es entstand wieder eine jener Pausen, wie sie zwischen dem Fürsten und seinem Günstling, dem Oberstallmeister von Kelling, nichts Seltenes waren, die aber auch nie lange dauerten, und gewöhnlich war es ersterer, den die Langeweile trieb, den Verkehr wieder in das richtige Geleise zu bringen." „Laß die Pferde vorführen, Boris," sagte er, nachdem er eine Weile, mit den Fingern an die Scheiben trommelnd, am Fenster gestanden hatte. Kelling verbeugte sich und ging. Während der Großherzog sich zum Spazierritt umkleidete, wurde ihm ein Billet der Großherzogin überbracht, in welchen: sie ihn aussorderte, am Abend in kleinem Cirkel den Thee bei ihr zu trinken. Er schrieb eine zusagende Antwort. leuchtete. „Du scheinst damit sehr einverstanden zu seich ich kann Dir aber nicht versprechen, ob Du die Fürstin dort triffst", neckte er ihn. „O, an sie dachte ich nicht", rief der Oberstallmeister, von seinem Empfinden hingerissen, unbedacht. „Nicht? so ist es also wieder eine Andere, die Dein flatter haftes Herz jetzt fesselt?" fragte Karl Rudolf erstaunt. Der Stallmeister suchte sein leichtes Erschrecken hinter einem heiteren Lachen zu verbergen, klopfte den schlanken Hals seiner prächtigen Vollblutstute und zuckte dabei leicht die Achseln — zum erstenmale schien er um eine schlagfertige Antwort verlegen. Wäre der Großherzog ein besserer Menschenkenner und schärferer Beobachter gewesen, so hätte er leicht errathen können, daß die Achillesferse des Günstlings berührt war; so blieb er unbefangen, scherzte über Dies und Jenes und nach fast zweistündigem Ritt kehrten Beide bei Weitem vergnügter und vor Allem einiger, als sie fortgeritten, nach Hause zurück. -i« Seine Exzellenz der StaatSminister Graf Steier saß während dieser Zeit in dem Arbcitskabinett seines fürstl:ch großartig er bauten Palais an: Schreibtisch; vor ihm stand Doktor Oliveira. „Nun, lieber Oliveira, welche Nachrichten bringen Sie?" fragte der Minister. Die allerbesten sind diesmal auch die allerschlechtesten, Exzel- änwÄt Letzterer Wurde, f schweige! Vorsitze: nicht an. Präsiden aber al! dürft«!" im Ansc wendig, ost Wied eine Hai Niilitäris verkehrt: Pflichten Enüb, kommen handel» unter » Offizier Gelegen! auf solck jünger L liche Rü schlecht haben tr ^Weg S6 Per Piniste: des pre: demokra Verhaut einer R Geburts der Ank KMder WOhe Wie gewöhnlich dispensirte er seinen Adjutanten von der Begleitung und ritt allein mit dem Stallmeister und seinem Reitknecht. Es hatte aufgehört zu schneien, die Luft war milde (Nachdruck verboten.) und da das Schloß nicht inmitten der Stadt, sondern im Westen derselben lag, so konnte man von dort, ohne die Straßen zu berühren, durch den Park oder auch gleich, eine breite Kastanien- Allee benutzend, ins Freie gelangen. Die Herren ritten die Allee hinab, deren hohe Bäume in ihrem ersten zarten Schneemantel glitzerten, und zu deren beiden Seiten sich das vornehme Villenviertel der Stadt ausdehnte. Hie und da hielten elegante Equipagen vor den Häusern, einzelne Spaziergänger und Reiter begegneten ihnen und grüßten ehr furchtsvoll, sehr belebt war die Kastanien-Allee, diese Haupt promenade der vornehmen Welt, aber noch nicht." „Wir werden hente Abend an xetit eowite bei der Großher zogin Thee trinken", bemerkte der Großherzog und da er seinen Begleiter bei dieser Mittheilung zufällig ansah, entging es ihm nicht, daß es in den Augen desselben unwillkürlich auf-
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