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Bibliothek für den Fall des Ablebens seiner als Erbin eingesetzten Gattin und unter der Voraussetzung, daß letztere nicht in die Lage kommt, die Bibliothek verkaufen zu müssen, der Stadtgemeinde Chemnitz dergestalt ver macht, daß die Bibliothek nebst einem Raffaelschen Oe!- gemälde und dem von seiner Lebensversicherung dann etwa noch vorhandenen Betrage der Chemnitzer Stadt bibliothek als Grundstock einer bilrlivtiisoa Ktouckolialla überwiesen wird. Der Rath zu Chemnitz hat beschlossen, dieses Vermächtniß mit herzlichem Danke gegen den Stifter anzunehmen. — Am Freitag Vormittag gegen 8 Uhr stürzte ein ca. 20jährigcs Mädchen in Chemnitz, das in der Annabergerstraße auf demHinterperron eines Straßenbahn wagens stand, dadurch ab, daß der Wagen beim Befahren der Kurve schleudete, wodurch sie herunterfiel und be wußtlos liegen blieb. Herbeigerufene Aerzteconstatirten eine Gehirnerschütterung und einen rechtseiligen Schädelbruch. — Ueber einen vorgeschichtlichen Fund, den ersten derartigen, der aus der Gegend von Plaue» bisher bekannt geworden ist, schreibt man dem „Vogtl. Anz.": Auf einem Grundstücke in Chrieschwitz, das Herr Brauerei besitzer Emil Henkel zwecks Aufführung größererNeubauten in seinem Etablissement unlängst von Herrn Ritterguts besitzer Walther erworben hat, ist letzten Donnerstag, den 12. d. M., ein wichtiger Fund gemacht worden. Herr Brunnenbauer Särchinger war eben mit der Ausschachtung zur Anlage eines Brunnens beschäftigt, da fanden dessen Arbeiter unter einer Lehmschicht von 1,40 irr Dichtigkeit, auf Felsboden aufliegend, ein wohlerhaltenes Steinbeil. Tie Waffe besteht aus einer Art Grünstein, der auf der Schneidenseite gerade dunkle Linien, ähnlich dem Schiefer, aufweist. Sie ist schön geglättet, namentlich ist das Schaft loch gut polirt. Tie Niederung, zu der der Fundort gehört, besteht auS angeschwemmtcm Lehmboden von mehreren Metern Tiefe, ist also alluviales Gebilde, aus dem letzten geologischen Zeitalter stammend. Man kann deshalb aus gutem Grunde vermuthen, daß das Fund stück der vorgeschichtlichen Zeit angehört und zwar der sogenannten neolithischen Periode, der jüngeren Steinzeit, die wegen der sorgfältig geglätteten Geräthe auch das Zeitalter der polirten Steine genannt wird. — Großes Aufsehen erregt in Plauen die am 19. d. angeblich wegen Unterschlagung erfolgte Ver haftung eines den ersten Kreisen angehörenden jüngeren Beamten. — Einen Greis von nahezu 100 Jahren beherbergt die Gemeinde Oberreichenbach in der Person des am 9. Tecember 1801 zu Netzschkau geborenen früheren Webers August Opitz. Ter hochbetagte Mann hat in seiner Jugend einen Schaden am rechten Auge erlitten; sonst erfreut er sich noch heute des Vollbesitzes aller fünf Sinne und ist verhältnißmäßig rüstig und gesund, besitzt regelmäßigen Schlaf, guten Appetit und raucht noch heute gerne seine Pfeife. Tas körperliche Befinden Opitz' ist derart, daß er trotz seiner hundert Jahre es noch höher hinauf bringen kann. — In einer socialdemokratischen Versammlung in Markranstädt meldete sich in der Debatte der 37 Jahre alte Maurer Bergmann zum Wort. Als er etwa zwei Minuten gesprochen hatte, fiel er kopfüber nach vorn. Er war an Herzlähmung gestorben. — Ter Polizeiregistrator Kühn in Markranstädt, der durch leichtfertigen Lebenswandel in erhebliche Privat schulden gerathen war, hat Unterschlagungen begangen. Die Höhe derselben ist noch nicht festgestellt worden. Er hat sich der Staatsanwaltschaft selbst gestellt. Auf Anregung des Herrn Amtshauptmann vr. Hallbauer beschäftigte sich am Montag der Frauenverein zu Thalheim in Eberts Restaurant mit der Gründung einer Abcndnäh- und Haushaltungsschule. — In die Jauchcgrubc gefallen und darin ertrunken ist die Ehefrau des Feldhäuslers Gottlieb Hänsch in Reu-Berthelsdorf, Christiane Eleonore geb. Hübner. Sie stand im 73. Lebensjahre, hatte vor Jahren einen schweren Schlaganfall erlitten und war seitdem siech und krank. — Rasch tritt der Tod den Menschen an, es ist ihm keine Frist gegeben. Diese Worte bewahrheiteten sich am Donnerstag Nachmittag an der Gattin des Panoramabesitzcrs Lucas. Als dieselbe auf dem Wege von Mülsen St. Jacob nach Heinrichsort begriffen war, fiel sie in der Nähe des Albert-Thurmes um und war sofort todt. Ein Herzschlag hatte ihrem Leben ein jähes Ziel gesetzt. Der tiefbekümmerte Gatte, welcher sich in ihrer Begleitung befand, und dem sie so viele Jahre in Freud und Leid eine treue Lebensgefährtin gewesen, veranlaßte die Ueberführung der Heimgegangenen nach der Parentationshalle in Heinrichsort. — In der Wohnung eines Schuhmachers in Reppeu bei Lommatzsch fand ein Knabe desselben den Revolver des Vaters und benutzte diesen zum Spielen. Hierbei entlud sich die Waffe und der Schuß traf die achtjährige Schwester schwer in den Unterleib. — Das 500jährige Innungs-Jubiläum verbunden mit Fahnenweihe begeht am 24. und 25. September die Zittauer Freie Bäckerinnung. — Seit vielen Wochen liegt in Annaberg und in der Umgebung die Posamenteninduftie sehr darnieder. In verschiedenen Fabriken werden die Arbeiter nur halbe Tage und stundenweise beschäftigt. In Geyer feiern verschiedene Fabriken fast gänzlich. — Herr Professor Or. Vogel vom König!. Gymnasium in Schneeberg wird demnächst nach Leipzig berufen werden, um die interimistische Leitung des 2. Staats gymnasiums daselbst, das voraussichtlich zunächst nur mit den unteren und mittleren Klassen eröffnet werden wird, zu übernehmen. — Die Stadtapothcke in Königstein geht mit dem 1. October auf einen neuen Besitzer über. Ter Ver kaufspreis wird auf 159,000 Mk. angegeben, das macht ein Mehr von 25,000 Mk. gegen die Kaufsumme im Jahre 1895. — Von den städtischen Kollegien in Sayda wurde am Freitag in gemeinschaftlicher Sitzung der Ankauf des Electrizitätswerkes Sayda für den Preis von 25,000 M. beschlossen. Tie Uebernahme in städtischen Besitz soll am 1. October erfolgen. Altenburg, 20. September. Der allenburgische Pfarrerverein hat beschlossen, das Herzog!. Ministerium zu ersuchen, die engere Verbindung der deutschen evan gelischen Landeskirchen unbeschadet deren Selbständig keit und Bekenntnißstandcs bei den Kirchenregierungen in die Wege zu leiten. Mit diesem Beschlusse wird eine Forderung des evangelischen Bundes erfüllt, der bekanntlich eine Conföderation der deutschen evangelischen Landeskirchen erstrebt. Der evangelische Bund zählt im Herzoglhum Altenburg 415 Mitglieder, von denen allein 245 auf die Residenzstadt entfallen, während der Zweigvercin von Eisenberg 73, von Roda 15 und von Rositz 82 Mitglieder zählt. Von diesen Mitgliedern und in ihren Versammlungen sind im vorigen Jahre 1473,80 Mk. aufgebracht worden, und der größte Theil der gesammelten Gelder ist zu Zwecken der evangelischen Bewegung in Oesterreich verwendet worden. — Der allenburgische Landesmissionsverein hat im vergangenen Jahre eine Einnahme von 5809,02 Mark zu verzeichnen. Aus der hiesigen Stadtephorie kamen 897,26 Mk., aus der Landephorie 865,15 Mk., aus der Ephorie Schmölln 1006,89 Mk., aus Ronneburg 1035,49 Mk., aus Eisenberg 549,47 Mk., aus Roda 279,36 Mk. und aus Kahla 768,68 Mk. Tie Summe aller Ausgaben bleibt nur um 5 Mk. hinter der Einnahme zurück. Allein 4216,93 Mk. wurden an die Leipziger Missions gesellschaft abgcliefert. In den Rest theilten sich mehrere Missionsgesellschasten — Heute Vormittag um 11 ühr kam unser Regiment wieder aus dem Manöver zurück und zog mit klingendem Spiele durch die Stadt nach den Kasernen. Tie Fahnencompagnie brachte die Fahnen auf das Herzog!. Residenzschloß. Tie Truppen hatten die vergangene Nacht in und um Pölzig im Quartier- gelegen, marschirten dort um 7 Ahr ab und kamen auf der Geraer Straße gegen 11 Uhr zur Stadt. Verrutschtes. Langlebigkeit. Nicht Ehre, Ruhm und Reichthum, sondern Gesundheit und Schmerzlosigkeit sind für den Einzelnen das Wichtigste, und gegen einen dahinsiechenden Fürsten ist der gesunde Bettler an der Pforte, dem sein Stück trockenes Brod schmeckt, glücklich zu preisen. Die landläufigen Ansichten von dem gewaltigen Einfluß, den die Wohlhabenheit auf die Verlängerung des Lebens ausübe, finden sich, wie in einem Aufsatz der „Köln. Ztg." gesagt wird, nicht bestätigt, und die Klage, daß der Arme auch an Lebensjahren zu kurz komme, hat keinen Grund. Tie schädlichen Einflüsse, welche un günstige Wohnungsverhältnisse ausüben, werden dadurch aufgehoben, daß der Arme sich weniger reichlich nährt, mehr im Freien und körperlicher Bewegung unterzogen ist, als der Wohlhabende. Die so oft aufgeworfene Frage, ob es Mittel giebt, das Leben zu verlängern, ist verneinend zu beantworten. Mäßigkeit und Arbeit samkeit, Eindämmung der zunehmenden Vergnügungs sucht und des Wirthshauslcbens, dafür möglichster Auf enthalt in freier Luft sind die Hauptfaktorcn, welche der Verkürzung des Lebens entgegenwirken. Daneben giebt es noch einen andern Umstand, welcher Anwart schaft auf ein langes Leben verleiht und vielleicht der wichtigste von allen ist, wenngleich der Einzelne selbst keinen Einfluß darauf besitzt; es ist die angeborene, ererbte Körperbeschaffenheit, die Widerstandsfähigkeit des Organismus oder Rasse. Nach der für Deutschland als normal anzusehenden Sterblichkeitstafel leben von 10,000 Gebornen am Ende des 10. Jahres noch 6369, am Ende des 20. noch 6050, am Schluffe des 30., 40. u. s. w. bis 90. Jahres noch 5558, 4962, 4225, 3252, 1907, 591, 56; nur ein einziger erreicht das Alter von 100 Jahren. Im Anschluß hieran seien zwei Fälle von besonderer Langlebigkeit erwähnt. Ein Engländer Namens Thomas Parre erreichte ein Alter von 152»/^ Jahren. Er war ein armer Bauer, der sich mühsam von seiner Hände Arbeit ernährte; bis zu seinem 130. Lebensjahre pflegte er noch zu dreschen. Vom Könige, der den alten Mann sehen wollte, an den Hof berufen, zog er sich dort eine Magenkrankheit zu, der er erlag. Ein zweites, gut verbürgtes Beispiel von Langlebigkeit lieferte Henrich Jenking, der 1670 in Uork- shire starb. Aus den Gerichtsacten war ersichtlich, daß er während eines Zeitraumes von 140 Jahren ver schiedentlich als Zeuge berufen worden war. Noch mit roO Jahren durchschwamm er einen starken Fluß; zu letzt lebte er als Fischer und starb im Alter von 169 Jahren infolge Erkältung. Dieses sind die beiden sichersten Beispiele von außergewöhnlich langer mensch licher Lebensdauer; mehrere andere, vielleicht kaum weniger sichere, bestätigen dieselben, und man darf sonach als erwiesen annehmen, daß unter sehr ausnahmsweise» Umständen das Leben des Menschen 170 Jahre dauern kann. Wenn ein solcher Fall aber unter vielleicht 1000 Millionen Menschen sich nur ein einziges Mal ereignet, so sind dagegen die Beispiele von Personen, die hundert Lebensjahre überschritten, weit weniger selten. Allerlei. Aus der Rheinpfalz wird berichtet, daß die ungünstige Witterung der letzten Wochen den Winzern ungemein geschadet hat. Tie Trauben faulen allgemein in schneller Weise, so daß die Weinlese schon in der neuen Woche, also sehr verfrüht, beginnen muß. Dem entsprechend sind auch die bis jetzt bekannten Mostpreise sehr gering. — Tas Heidelberger Faß hat Concurrenz erhalten. Das Riesenexemplar einer Champagnerflasche wird eine Sehenswürdigkeit für die Besucher des dies jähriges Wurstmarkies in Dürkheim (Rheinpfalz) bilden. Diese Flasche hat einen Raumgehalt von über 100,000 Flaschen. Sie birgt in ihrem Untertheil einen „Raihskellcr", der Platz für 50 Gäste bietet. — Wegen Verlassen des Postens und Schlafen auf Posten wurde der Matrosenartillerist Radotzki aus Danzig zu acht Monaten Gefängniß vcrurtheilt und sofort verhaftet. — Zwei schwere Brandunglücksfälle sind zu verzeichnen. In Habudingen in der Nähe von Straßburg im Elsaß stürzte beim Brande eines Wohnhauses eine 18m hohe Mauer ein und begrub 15 Feuerwehrleute unter sich. Alle wurden verletzt, einer so schwer, daß er seinen Wunden erlegen ist. Bei einer Feuersbrunst in einem Gasthofe zu Elbing in Westpreußen kamen zwei Dienst mädchen in den Flammen um. — Tie Flaschen- arbeiier Teutschlands erkennen an, daß sie in dem Streik völlig unterlegen sind und die Arbeit bedingungslos wieder aufnehmen müssen. Der Kampf hat 450,000 M. verschlungen. Telegramme. Plauen 21. Scpiember. Auf Anorvn«-g der hiesi gen St-atsanwaltschaft wurde vorgestern Aden» in folge einer Denunciatiou der Obe»contrsllasfistent Freihrrr Ernst von Wolvenfels wegen »ringenden Verdachtes ser Unterschlagung im Amte verhaftet. Berlin, 21. September. Aus London wird gemeldet: Grotze Sensation und Bestürzung erregt hier die ofsicielle Mittheilung Kit cheners, datz am IS. September zwei Ge schütze einer Batterie der berittenen Feld- artilleric, die nnter dem Schutze einer Com pagnie Infanterie an den Wasserwerke» von Pretoria sortgcschasst wurden, bei Vlak- fontein, 15 englische Meilen südlich von den Wasserwerken, von den Buren erobert wur den, wobei Leutnant Bary von der königl. Feldartillerie siel. Kitchener fügt noch hin zu, datz überlegene Burentruppen die eng lische Abtheilung umzingelt hätten; sonstige Einzelheiten fehlen. Eine strenge Unter suchung sciim Gange, undenglischeKolonne» seien zur Verfolgung der Buren abgesandt. Berlin, 21. September. Der „Berl.Lokalanz." meldet ans Paris: Viel Zeil widmete der Zar der Unter redung mit dem ehemaligen französischen Delegirte« aus der Haazer Friedensconferenz, Lson Bourgeois, der darauf mit Delcaffs conferirte, dessen Unter redung mit oem Grafen Lambsdorff durch den Be such Bourgeois unterbrochen wurde. Zu ser Um gebung »es Zaren meint man, saß die Haager Institution keineswegs seinem Ideal entspricht; man verficherr aber, »atz Ser Zar in letzter Zeit in mehreren Gesprächen mit nicht-russischen Staats männern die Vorthrile erwogen habe, welche im In» tereffe deS Rechtes und ser Billigkeit selbst aus dieser mangelhasten Einrichtung schon gegenwärtig inziehen seien. Der Zar schien »ach »er Unterredung mit Bourgeois bedeutend bester aufgelegt zu sei« als am Vormittag. Btt rin, 21. September. Die gutachtlichen Verneh mungen von Sachverständigen zum Zolltarif im Handelömivistcrium beginnen, der „Narionallibera- len Correspoudeuz" zufolge, am Montag, den 23. September; sie dürste« sich aber angesichts der großen Zahl der zu hörenden Sachverständigen nnd Ser Mannigfaltigkeit ihrer Wünsche bis in de« Oktober hinein rrstecken. Berlin, 21 September. Zum Gumbinner Mord- Prozeß wird der „Nationaizeitung" geschrieben: Di« Militärbehörden scheinen wegen der Maßregelung einigen Gnmbinner Unteroffiziere doch einlenken zu wollen, um den üblen Eindruck ihrer früheren Schritte abzuschwächcn. Gerüchtweise verlautet, daß Uurer» ofstzier Dominik ,in ein anderes Regiment versetzt Werden sott zum 1. October 1901; mit dem Vize- wachmeifter Schneider sott weiter capitnlirt werden, und Wawmeister Ruppersch soll bei seinem Aus scheiden am 1. Octover eine Jnvaltdeupenston er halten. Berlin, 21. September. Nach einer in Hamburg eingetroffeneu Meldung ist das «ach dort mit einer Holzladung bestimmte deutsche Schiff „Meta" bei Spiekeroog gestrandet; das Schiff gilt als verloren, doch wurde die Mannschaft gereitet.