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sich die Schöneberger Lehrerschaft mit der Bitte an Schuldeputation gewandt, sie gegen schadenbringende Unfälle, die den ihrer Aufsicht unterstellten Kindern von diesen dritten Personen widerfahren, zu ver- Wchern. Natürlich erwachsen den Lehrern aus den Ver- Mcherungsprämien, wenn auch kleine, so doch recht un- Wigenehme Ausgaben, so daß man auch aus diesem Mersuch, die Härte des Haftpflichtgesetzes zu mildern, Mckennen kann, wie hart diese Bestimmung des Bürger- Mchen Gesetzbuches thatsächlich ist. Immerhin ist es zu Wünschen, daß dem Schöneberger Beispiel möglichst viel Mndere Städte folgen werden, da an eine Abänderung der gesetzlichen Bestimmung in absehbarer Zeit doch wohl nicht zu denken ist. Frankreich. Tie Parade in Reims ist natürlich glänzend aus gefallen, und die Manöver der französischen Osttruppen haben das Entzücken des Kaisers von Rußland erregt. Tas hätte kaum gemeldet zu werden brauchen, jeder mann konnte sich sagen, daß der Bericht so und nicht anders ausfallen würde. Was dagegen nicht von vorn herein selbstverständlich war, das ist die Thatsache, daß der junge Kaiser von Rußland trotz der anstrengenden Seereise und der Strapazen eines officiellen Besuches, sich keineswegs damit begnügte, die Truppenschau nur formell abzunehmen, sondern daß er sich sehr gründlich von der Beschaffenheit und Leistungsfähigkeit der Truppen und deren Werthe ihrer Waffen zu unterrichten suchte. Ler Zar sprengte auf seinem aus Rußland mitgebrachtcn Reitpferde wie ein inspicirender General auf dem Manöverfelde einher, keine Abtheilung der am Manöver betheiligten Truppen wurde übergangen, sondern eine jede aufs schärfste in Augenschein genommen. Auch die Construction eines Schnellfeuergeschützes ließ sich der Zar von einem Artillerie-Leutnant genau erklären, wo rauf er mit dem Geschütz Schießübungen vornehmen ließ, um sich durch den Augenschein von dessen Leistungs fähigkeit zu überzeugen. Die Scene am Geschütz nahm die Zarin persönlich photographisch auf, während eine Hofdame eine große Anzahl von Momentaufnahmen machte. Wie in Dünkirchen der Marine, so galt in Reims dem Landheere der Zaren toast, den er in Er widerung auf einen Trinkspruch Loubets ausbrachte. Feurig wie das Traubenblut der Champagne war Loubets r^ruch, das in dem Worte gipfelte: „Die Armee leg^ ihre. ganze Seele darein, in jedem Augenblick dem Rufe des Vaterlandes folgen zu können. Kühl wie ein russischer Herbsttag war dem gegenüber des Zaren Autwort, die wie ein kalter Wasser strahl die glühenden Hoffnungen der Republikaner er stickte. Er pries die Bravour der französischen Armee und that es um so lieber, als die Armee ein Gegenstand gerechten Stolzes für das befreundete Frankreich sei. Wenn aber der Präsident Loubet, als er in seinem ^lrinkspruch das Wort des Zaren vom Jahre 1896 Don dem tiefen Gefühl der Waffenbrüderschaft der beiden »eere aufnahm, erwartet hatte, daß der Kaiser darauf Eingehen würde, so täuschte er sich. Ter Zar nannte die glänzende Armee eine mächtige Stütze des Friedens auf den Grundsätzen der Billigkeit, und deutete darauf an, was die Franzosen eigentlich schon längst wissen müßten, Daß Rußlands Kriegsheer dem alliirten Frankreich nur Dann zMVerfügung stehe, wenn dieses angegriffen werde. kLasMWDeine bittere Enttäuschung. Die Stadt Reims wurde inzwischen von den Truppen besetzt, die im Manöver gestanden und während des ganzes Tages nichts zu essen bekommen hatten; die armen Kerle sehen bcjammernswerth aus. Sie bildeten aber Spalier und schützten das Leben des Kaiserpaares, als dieses zum Tom fuhr, an dessen alterthümlichen Herrlichkeiten sich namentlich der Zar garnicht satt sehen konnte. Nachdem die Marine und das Landheer ihre Anerkennung em pfangen hatten, bekam durch den Besuch des Domes Kuch der Clerus sein Theil. Nutzlano. Die Milliarden-Anleihe, welche Rußland in :ankreich ausgenommen hat, soll bekanntlich erst nach ! ei Monaten realisirt werden. Es geschieht dies des- : Ub, weil die im Mai abgeschloffene Eisenbahnanleihe ,noch nicht placirt worden ist. Es heißt, daß sich Frank reich trotzdem gegenüber den Wünschen Rußlands sehr entgegenkommend zeigte. Von der neuesten Anleihe soll iviederum ein sehr großer Theil für Eisenbahnbauten verwendet werden. Serbien. > .Aus Belgrad wird bestimmt versichert, es sei dem -Wiisterpräsidenten durch die Androhung des Rücktritts A'Mktegierung gelungen, den König von der Absicht, Schwager zum Thronfolger zu proclamiren, abzubringen. Tie Sache scheine aber blos M Afrika. der für das Inkrafttreten der Kitchenerschen angesetzte Termin herankam, ohne daß der Buren die mit Sicherheit erwartete Ein- der Feindseligkeiten erfolgte, da herrschte in England allgemeine Bestürzung, denn soviel Muth s«»Wioerstandskraft hatte mau den Buren nicht mehr Aus dieser Bestürzung ist aber der leib ¬ haftige Schrecken geworden, seitdem mit dem Beginn des Frühjahrs die Buren den Krieg wieder schärfer aus genommen haben. Sie bringen den Engländern eine Niederlage nach der andern bei, von denen die folgende immer schwerer ist, als die voraufgegangene war. Seit dem 15. September haben schon eine ganze Reihe von Zusammenstößen stattgefunden, bei deren jedem sich die Buren als der überlegene Theil erwiesen, die Burensiege bei Jagersdrift und bei Fishriver stellen jene kleinen Erfolge aber völlig in den Schatten. Bei Jagersdrift gelang es den Buren, durch eine kecke Kriegslist drei Compagnien berittener englischer Infanterie vollständig aufzureiben und eine Anzahl von Geschützen zu erobern. Die Buren kämpften wie die Löwen, so daß jetzt Lord Kitchener behauptet, sie seien in der Ueberzahl gewesen und hätten diesem Umstande ihren Erfolg zuzuschreiben. Tas Gegentheil ist die Wahrheit. Aber die englischen Truppen sind durch den langen und freudlosen Kriegsdienst in Südafrika so herunterge kommen, daß sie überhaupt die sittliche Kraft zu einem muthigen Kampf verloren haben. Tie Niederlage bei Fishriver sucht Lord Kitchener in haarsträubender Weise zu bemänteln und abzuschwächen. Die zahlreichen Truppen des Generals French hatten dort eine Buren colonne unter dem Commandanten Smeet eingeschlossen. Tic Buren curchbrachen die Kette der Engländer, rieben ein ganzes Lanzenreiterregiment, auf das sie bei ihrem Ausfall stießen, auf und warfen die gesammten Truppen des Generals French auf Cradock zurück. Die Verluste an Todten und Verwundeten, welche die Engländer in den erwähnten beiden Schlachten hatten, werden selbst in den Berichten des Lord Kitchener auf mehrere hundert angegeben, sie belaufen sich in Wirklichkeit aber auf Tausend Mann und darüber, wobei die hohe Zahl der getödteten oder verwundeten Offiziere besonders auffallend ist. Es wird daraus ersichtlich, daß sich die Mann schaften stark drücken und die englischen Offiziere sich in die vorderen Reihen stellen müssen, wenn den Buren überhaupt Widerstand entgegengesetzt werden soll. Jeden alls hat die Kitchenersche Proklamation eine Antwort erhalten, wie sie prompter und günstiger garnicht zu denken ist. Die Londoner Presse nimmt die schlimmen Berichte Kitcheners mit gemachter Ruhe auf und be zeichnet sie lediglich als bedauernswerthe Zwischenfälle. Aber darüber helfen den Blättern auch die optimistischsten Betrachtungen nicht hinweg, daß auf ein Ende des Krieges nun wieder nicht zu rechnen sei und daß die in keiner Weise beneidenswerlhen englischen Soldalen gezwungen sein werden, auch noch das dritte Weihnachten in Südafrika zu feiern. Aus der Umgebung Krügers stammende Meldungen versichern, daß der Angriff Bothas schon seit einigen Tagen erwartet wurde. Bothas Heer sei größer, als allgemein angenommen werde, und täglich gesellen sich Schaaren von Kapholländern zu ihm. Dabei seien die Truppen reichlich mit Munition und Proviant versehen und zeigen hoffnungsfreudige Stimmung. Botha dringt weiter nach Südosten vor. Europäische Burenkreise glauben, ein weiterer siegreicher Kampf werde das Zeichen zum allgemeinen Aufstand der Kapholländer geben. Wie gefährdet die Lage der Engländer ist, geht auch aus dem Umstande hervor, daß zum Schutze ämmtlicher englischen Eisenbahnzüge, die durch Trans vaal fahren, die in den Händen der Engländer befind lichen Hauptförderer der Burensache auf den Zügen mitgeführt werden. Tic Maßnahme wurde schon vor einigen Tagen angekündigt; ob sie viel nützen wird, bleibt abzuwarten. Aus Pietermaritzburg wird gemeldet, daß Bothas Einfall nur ein Theil der organisirten Sommercampagne der Buren ist. Seit längerer Zeit laben sich einzelne Buren unbemerkt nach Natal be geben. Dieselben Habens ihre Instructionen, wonach sich die verschiedenen Trupps an ganz unvorhergesehenen Orten concentriren. Botha hat an verschiedenen Orten in Natal Waffen und Munition vergraben, so daß es den Buren daran nicht fehlen wird. Alles das bestärkt die Hoffnung, daß das Schicksal Natals in nicht ferner Zeit dem des Kaplandes gleichen wird. Tie beiden letzten schweren Niederlagen der Eng länder sind angesichts der am 15. September in Kraft getretenen Proclamation Kitcheners ein verhängnißvolles Menetekel für Albion. Wie es den britischen Gefangenen ergehen wird, falls Kitchener, worüber noch keine Nach richten vorliegcn, nach seiner Proclamation gehandelt hat, das ergiebt sich aus folgender Nachricht über die Gegenproclamation Bothas: „Die Gegenprocla- mation Bothas, so heißt es, erregte bei der Verlesung großes Aufsehen. Sie fordert die Offiziere der beiden Republiken auf, sich durch Lord Kitcheners Proclamation nicht beunruhigen zu lassen, und fügt hinzu, nach Be- rathung unter den fechtenden Generalen sei beschlossen worden, daß nach dem 15. September Lord Kitchener, ein Stab und alle britischen Offiziere als außerhalb )es Gesetzes stehend erklärt und alle Bürger, ob in der ^apcolonie, in Natal, im Freistaat oder in der Süd afrikanischen Republik, angewiesen werden sollten, jeden bewaffneten Engländer zu erschießen, der ihnen be gegnete." Aus dem Muldeuthale. *Waldenvurg, 21. September. Der Sommer nimmt am nächsten Montag abends 7 Uhr mit dem Eintritt der Sonne in das Zeichen der Waage seinen offiziellen Abschied. In den letzten Tagen hat er gezeigt, daß er noch das Regiment führt. * — Auf dem Marktplatze hierselbst giebt die Variete- Gesellschaft Kolter-Weitzmann gegenwärtig Vorstellung in gymnastischen Produktionen und zieht damit allabendlich ein schaulustiges Pulikum an. Die Vorstellungen enden regelmäßig mit der Besteigung des hohen Thurmseiles. * — Der hiesige Turnverein veranstaltet morgen Sonntag nachmittags von 3 Uhr ab sein diesjähriges Schauturnen auf dem Schulplatzc, bestehend in Frei übungen, Riegen- und Kürturnen und Spielen mit nach folgendem Commers im Rathskellersaale. * — Heute Vormittag rückte hier eine Abtheilung Carabiniers aus Borna, vom Manöver im Vogtlande zurückkehrend, ein. Sie bleibt bis nächsten Montag hier im Quartier, um alsdann in ihren Garnisonort zurückzukehren. Auch Abtheilungen Ulanen und Artillerie kamen hier durch, um in benachbarten Orten Quartier zu beziehen. * — Für die Chinakrieger sind in den königlich säch sischen Militärvereinen 17,000 Mk. gesammelt worden. * — Es wird auch hierdurch darauf hingewiesen, daß morgen Sonntag eine von der Kirchenbehörde angeord nete Collecte für das Dorf Eibenberg bei Chemnitz zur Förderung des dringend nothwendig gewordenen Kirchen baues eingesammelt werden soll. * — Herr Friedrich Moritz Künrich in Langenberg ist als stellvertretender Trichinenschauer für den Trichinen chaubezirk Langenberg, Falken und Meinsdorf in Pflicht genommen worden. * — Ueber günstige Erfahrungen mit Getrcidverkaufs- Genossenschaften wird in dem Jahresbericht des Ver bandes landwirthschaftlicher Genossenschaften im König reich Sachsen, dem 165 Genossenschaften mit einem Jahresumsatz von 66 Millionen Mark, das ist 10 Millionen mehr als im Vorjahre angehören, Mittheilung gemacht. Durch die Getreideverkaufs-Genossenschaften sind dem Landwirth regelmäßige und zuverlässige Abnehmer ent- tandcn. Die Preisdrückereien haben allenthalben auf gehört. Es wird selbst in Händlerkreisen zugegeben, daß die Landwirthc wesentlich niedrigere Preise für ihre Produkte erzielen würden, wenn die Genoffenschaften vorhanden wären. Durch die Reinigung und Mischung des Getreides im Lagerhause wird eine einheitliche Waare geschaffen, die Vortheilhaft zu verwerthen ist. Ter Verkehr mit den Proviantämtern nimmt mehr und mehr zu. Ziegelheim, 21. September. Auf der nahen Bahn- tation Boderitz wird nunmehr, wie dies bereits in Wolteritz, Klausa, Ehrenhain und Beiern-Langenleuba der Fall ist, ebenfalls ein Restaurant erbaut, und zwar vom Herrn Maurermeister Teichmann in Boderitz. Damit wird einem Bedürfniß abgcholfen und die Station gestaltet sich belebter. Tie Bewohner unserer Kirch gemeinde würden sehr dankbar gewesen sein, wenn die nahe gelegene Bahnstation von der sächsischen Bahn verwaltung „Station Boderitz-Ziegelheim" genannt worden wäre, zumal die Station von unserer Gemeinde aus am meisten frequentirt wird. Jeder Fremde hält übri gens die Parochie mit ihrer hochgelegenen großen Kirche ür Boderitz, da von letzterem Orte von dieser Station aus überhaupt nichts zn sehen ist. — Ein Kohlenhändler F. in Glauchau verlor in den letzten Tagen 17 Hühner, die plötzlich verendeten. Tie Annahme, daß Vergiftung vorliege oder Geflügcl- cholera das Absterben hcpbeigeführt, bestätigt sich nicht. Nach dem Gutachten des Königs. Bezirksthierarztes, Herrn Or. Fambach, sind die Thiere lediglich infolge einer Erkrankung der Luftwege verendet. — Der 62jährige, in einem Zwickauer Betriebe beschäftigte Buchhalter Ernst Gottlieb Lötsch suchte sich am Donnerstag Nachmittag in selbstmöderischer Absicht zu vergiften. Trotz sofortiger ärztlicher Hilfe trat der Tod nach wenigen Stunden bereits ein. — Am Freitag früh in der 5. Stunde verunglückte im Walzwerke der Marienhütte zu Cainsdorf der Arbeiter Emil Seidel aus Wilkau dadurch, daß er sich bei Herausnahme eines glühenden Eisenstabes aus der Walze den Stab in die Brust stieß, wodurch er eine tiefe Brandwunde erhielt. Ebenso wurde dem Bedauerns- werthen, der infolge der Wunde einen Blutverlust erlitt, der Arm verbrannt. An dem Aufkommen des Verwundeten, der bewußtlos vom Platze getragen wurde, wird gezweifelt. — Ein junger Mensch in Aue hatte kürzlich aus Muthwillen in einer Zeitung daselbst eine Einladung zu einer Vereinsversammlung ergehen lassen, ohne dazu berechtigt zu sein. Das Landgericht Zwickau erblickte darin eine Urkundenfälschung und verurtheilte ihn zu drei Tagen Gefängniß. Aus dem Sachseulau-e. — Herr Hofrath Heinrich Gustav Ferdinand Steudel, der am 17. Mai d. I. in Dresden verstorben ist, hat in seinem Testamente seine reichhaltige und werthvolle