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AK 1K7. Freiberger Anzeiger und Tageblatt. Seite S. t«8«. elba» hab« Zour- attgr. chdem eng. binet» ; ds -lh-st. üb«r« asselbe chicka» Muth, ingto» aß er isburh wählte > eine« ibrigw e eines tionelle :d dN imlmig vestlch lle Re- wird« Mat» imme» d einer keVer- lüchteie v Zuli. im nah jast z» hr, mit ungs» t und S kranke»- königlich innen» Fahr» gedacht« itaat ge- Staais- ugetheilt ist er I mächtiger, I - Ihnen. 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I. gewählten AussichiSrathes besteht der letztere gegenwärtig aus dem Herrn Kommerzienrath Franz Günther in Dresden als Vorsitzenden, dem Herrn Mühlen- besitzer Heinrich Steyer in Naundorf als stellvertretenden Vor sitzenden, ferner aus den Herren Henri Palmiö und Rechts anwalt vr. Trömel in Dresden, Stadtrath Heinrich Gotthardt und Lederhändler S. H. Eger in Freiberg. — Bei dem gestrigen Konzert des Jägermufikchors war der schöne Garten der Stadtpark-Restauration dicht gefüllt und wurde eS Späterkommenden schwer, ein Plätzchen zu erhalten. Das Programm war trefflich gewählt und fand reichen Beifall. Der neue Pariser Einzugsmarsch von Sara wurde mit einer Verve gespielt, die es vergessen ließ, daß diese Komposition eigentlich auf Maffenwirkung be rechnet ist. Die solistischen Leistungen des Herrn Stabs hornisten Uhlig wurden bei der reizenden Serenata Veneziano für Trompete von Keler-Bela und bei der Arndt'schen Echo- Komposition „Dianas Jagdruf" mit stürmischem Beifall be lohnt. Von den Gesammtleistungen trat das Finale aus der Oper „Rienzi" von Wagner besonders Vortheilhaft hervor und bot einen erfreulichen Maßstab für das Können unserer wackeren Jägerkapelle. — Morgen Abend konzertirt in dem selben Garten das Stadtmusikchor und ist demselben bei feiner anerkennenswerthen Strebsamkeit ein schöner warmer Abend und ein recht zahlreicher Zuspruch des Publikums herzlich zu gönnen. — Vor länger als vier Jahrzehnten wurde von mehreren Klaffen der Beamten der königl. sächsischen Staatsbahnen eine besondere Unterstützungskaffe (Pensionskasse) gegründet. Der selben beizutreten sind verpflichtet alle Beamten der 8. bis mit 12. Klaffe dieses Verkehrs-Instituts vom Tage ihrer An stellung ab. (Die Beamten der höchsten Chargen von Klaffe 1 bis mit 7 herab haben als wirkliche Staatsdiener, gleich denen der übrigen Staatsinstitute, mit diesen gemeinsam ihren Fond für sich). Diese Unterstützungskaffe wird erhalten durch die von den Mitgliedern pro Jahr zu zahlenden Beiträge (2*/r Pryzent), durch das Eintrittsgeld nebst Nachzahlungen, letztere vom 30. Lebensjahre ab, sowie durch das vom königl. Finanz ministerium für jedes Mitglied pro Jahr bewilligte Pausch, quantum und sonstige Nebeneinnahmen. In den letzten Jahren sind dieser so nutz- und segenbringenden Kaffe noch beigetreten: die Beamten der königlichen Straßen- und Wasserbauten, sowie solche der königl. Forsten. Die Zahl der Mitglieder betrug laut dem soeben herausgegebenen Jahresabschluß pro 1885 am Ende desselben 9421. Der Kaffenabschluß des Jahres 1884 zeigte den anständigen Bestand von 8 256 800 Mk. 60 Pf. Hierzu kommen auf das vergangene Jahr 1885 zur Einnahme in Summa: 1063175 Mk. 6 Pf. --- 9 319 975 Mk. 66 Pf. Zur Ausgabe für Pensionen und Wartegelder rc. gelangten 1885 netto 861872 Mk. 86 Pf-, so daß noch ein Ueberschuß von 201302 Mk. 20 Pf. dem Hauptfond zugewiesen werden konnte. Es betrug somit die Stärke desselben am Schluß des JahreS 1885 —8458102 M. 80 Pf. In den Ruhestand wurden im vergangenen Jahre gesetzt: 132 Beamte, und zwar 115 der königl. StaatSbahnen und 17 Straßenbaubeamte. Von Ersteren — 1,37, von letzteren dagegen — 2,14 Prozent. Erstere im Durchschnitts alter von 57,7 Jahren mit 25,6 Jahren Durchschnittsdienstalter, letztere im Durchschnittsalter von 66,5 Jahren mit 33,7 Jahren durchschnittlicher Dienstzeit. Von den Pensionären verstorben 139, und zwar 128 Bahn- und 11 Straßenbaubeamte. Von den im Dienst verstorbenen und dm bereits pensionirten Beamten sind 1885 dem wohlthätigen Institute 169 Wittwen mit 227 Waisen zugewachsen. — Die diesjährige Prüfung für den niederenStaats- sorst dienst wird in der Zeit vom 16. bis 21. August in Tharandt abgrhalten werden. — Mit der am 1. Juli c. dem öffentlichen Verkehr über gebenen Eisenbahn, und Dampsschiffverbindung Berlin-Kopen hagen über Neu-Strelitz-Rostock-Warnemünde-Gjedser ist eine neue Verkehrsstraße von internationaler Be-> deutung geschaffen worden, welche für dm Verkehr nach dem Norden von Wichtigkeit zu werdm verspricht. Ein Blick auf die Karte zeigt, daß die gewählte Linie die kürzeste ist, welche zwischen Berlin und Kopenhagen eingeschlagen werden konnte. Die Personen- und Postbeförderung zwischen diesen beidm Handelsemporien nimmt jetzt nur 12 Stunden in An spruch, im nächsten Jahr soll die Fahrdauer nur 11 Stunden betragen. Zu derselben Fahrt über Hamburg, sowohl über Kiel-Korsör, wie über Vamdrup-Korsör bedarf es einer Zeit dauer von 17 Stunden; über Stettin erfordert die Reife von Berlin nach Kopenhagen durchschnittlich 18 bis 20 Stunden, wovon 14 bis 15 Stunden auf die Seefahrt entfallen; die Lübecker Route nimmt ungefähr 24 Stunden, wovon zwei Drittel auf die Seefahrt zu rechnen sind, in Anfpruch. Aus der neuen Linie koursiren durchgehends Wagen erster und zweiter Klaffe in dm Schnellzügen sowohl zwischen Berlin und Warnemünde, wie zwischen Gjedfer und Kopenhagen, und an beiden Orten sind die Einrichtungen so getroffen, daß die Paffagiere direkt von dem Zuge aus's Schiff und umgekehrt übergehen können. Was die Fahrpreise auf der neuen Linie betrifft, so stellen sich dieselben gegen früher um 30 bis 45 Prozent billiger. Vor der Hand liegt der Schwerpunkt deS Unternehmens in dem Personen- und Postverkehr; die neue Verkehrsstraße kann jedoch in Zukunft auch eine große Bedeu- tüng für den direkten Frachtengutverkehr gewinnen. — Se. Majestät der König hat den zum Konsular- Agenten der vereinigten Staaten von Amerika in Glauchau ernannten Rentier Gustav Rueff daselbst in dieser Eigenschaft anerkannt, und genehmigt, daß der Direktor der allgemeinen Unfall-VersicherungS-Bank zu Leipzig, Karl Francke, daS von Sr. Majestät dem Könige von Italien ihm verliehen« Ritter- kreuz des Orden» der italienischen Krone ann«hme und trage. — Zu besetzen ist die unter Kollatur der obersten Schul behörde stehende Kirchschulstelle zu Schmölln bei Bischofs werda. Einkommen: außer Amtswohnung und den etwa zu fordernden AlterSzulagen, 870 Mk. vom Schul« und 608 Mk. vom Kirchendienst. Gesuche sind bis zum 7. August an den königl. Bezirksschulinspektor Schulrath vr. Wild in Bautzen einzusenden. — Königliches Landgericht Freiberg. Vor der Ferien-Strafkammer (Vorsitzender: Herr LandgerichtS- rath Oeser) hatten sich heute Vormittag die Bergarbeiter Oskar Bernhard Lange und Otto Richard Höbelt in Zug wegen Vergehens gegen das Sprengstoff-Gesetz zu verantworten. Lange hatte am 3. April d. I. von der ihm bei der Gruben arbeit zugetheiltm Menge Dynamit eine halbe Patrone sowie ein Dynamit-Zündhütchen übrig behalten, die Sprengstoffe beim Verlassen der Grube aber nicht (wie dies die Instruktion vor schreibt) in den Dynamitkasten gelegt, sondern mit in sein« Behausung genommen. Da ihm die Patrone aus Versehen in'S > Wasser gefallen war, wollten er und Höbelt sehen, ob dieselbe auch in durchnäßtem Zustande explodiren würde. Beide gingen I am Abend desselben Tages nach einer mehrere hundert Schritt von Zug entfernten Berghalde, vergruben dort daS Dynamit in zwei Partien unter Steine und brachten dasselbe vermittelst Zündschnur und Zündhütchens zur Explosion. Da sonach die Angeklagten ohne polizeiliche Erlaubniß Sprengstoff« bei sich geführt haben, werden dieselben zu der in Z 9 deS ReichS- gesetzes vom 9. Juni 1884 angevrohten Mindeststrafe von 3 Monaten Gesänguiß verurtheilt. Durch das Anbrennen deS Dynamits haben sich beide Angeklagte deS groben Unfugs schuldig gemacht und wird ihnen dieserhalb je eine dreitägige Haftstrafe zuerkannt. — Alsdann wurde der 24jährige Schneidergeselle Friedrich Ernst Oeser aus Bucha bei Dahlen zu 2 Monate« Gesängniß (wovon 2 Wochen als verbüßt zu rechnen sind) verurtheilt, weil er am 28. Mai d. I. aus dem Verlaufs laden seines Arbeitgebers, des Schneidermeister Gärtner in Nossen, Kammgarn-, Hosen- und Futterstoffe im Gesammt- werthe von 60 Mark gestohlen hat. — Als wiederholt rück fällige Diebin entwendete die 24jährige Dienstmagd Ida Pau line Löwe gen. Weise auS Leuben bei Lommatzsch am 6. Juni d. I. ihrer Mitmagd Mertzky in Leisnig ein Zacket und drei Tage später der verehel. Winkler in Döbeln ein Tuch mit darin eingewickelten 3 Mark. Außerdem hat sich die Löwe am 9. März d. I. gegenüber dem Bäckermeister und Restaurateur Nitzsche in Roßwein einer Miethgeldprellerei nach Höhe von 2 Mark schuldig gemacht und wird ihr darum heute bei Zubilligung mildernder Umstände eine Gesammt- strafe von 10 Monaten Gesängniß und 2 Jahren Ehren rechtsverlust zuerkannt. Noch einmal war er der irdischen Gerechtigkeit entflohen; die Großmuth Floria's hatte ihm die Freiheit geschenkt; ein Strafantrag wurde ihrem Wunsche gemäß nicht gestellt, und nicht recht zufrieden mit diesem Abschluß der traurigen Ge schichte traten die beiden Beamten ihren Heimweg an, indem der eine kopfschüttelnd meinte: „Ganz korrekt ist bei der Sache nicht zu Werke ge gangen worden; wir dursten uns ihn eigentlich nicht ent schlüpfen lassen." Doch der andere entgegnete achselzuckend darauf: „Dann wäre die Auslieferung gefolgt, unsere Justiz hatte damit wohl nichts zu schaffen, da er italienischer Unterthan ist. Uebrigens entgeht der Bursche feinem Schicksal doch nicht. Der ist aus dem Holze geschnitzt, aus dem man Verbrecher macht, und der Galgen ist ihm gewiß, wenn auch erst später. Darüber lassen wir uns keine grauen Haare wachsen. Ich bin müde; die Geschichte hat mich angegriffen. Das arme, schöne Weib!" Mit einem kollegialischen Händedruck verabschiedeten sie sich, um ihre Wohnungen und die versäumte Ruhe aufzusuchen. Riedenhofer kam halb gebrochen nach Hause und der neue Morgen fand ihn in einem fieberhaften Zustand, der sich aber im Laufe des Tages milderte. Anna verstand es meisterhaft, die Wogen der Empfindung zu beschwichtigen, und nach einer zweiten ruhigeren Nacht be fand sich unser Freund wieder wohler und sein Geist war wieder frischer und fröhlicher. Das Bewußtsein, daß mit dieser letzten traurigen und aufregenden Affaire das Vermächtniß der tobten Freundin er füllt war, gab ihm die Ruhe wieder, und nach einer langen Besprechung mit Grunow und dem Marquis athmete er leichter aus. Auf Anna's Wunsch besuchte er noch einmal mit ihr die letzte Ruhestätte Floria's; sie pflanzten Blumen auf ihr Grab, bekränzten es von Neuem, beteten ein Vaterunser an dem Hügel, der sie umschloß — dann aber reichte der junge Mann feiner Verlobten die Hand und mit einem tiefen Athemzuge sagte er: „Vorbei! Ruhe sanft und in Frieden. Meine Vergangen heit gehörte Dir, meine Zukunft meiner Braut. — Lebe wohl, I Floria. Dein Segen geleite uns! Amen." Die kurze Zeit des Berliner Aufenthaltes hatte die Freund schaft zwischen Klara Grunow, Anna Coesfeld und Adele zu einer wahren und dauernden gemacht, und sie schieden mit recht schweren Herzen von einander, wenn sie sich auch das Versprechen gegeben hatten, eine recht rege Korrespondenz zu führen. Riedenhofer begleitete seine Angehörigen zurück nach Köln; dort aber hieß es: noch aus kurze Zeit scheiden, da er in Sehnsucht von Mutter und Schwester erwartet wurde und er seine Einrichtungen für seine Vermählung mit Anna treffen wollte. Mit frohem Herzen, in der Hoffnung auf eine glückliche Zukunft, verließ er die Geliebte, um nach wenigen, rasch vor übergerauschten Wochen zu ihr zurückzukehren. Die Hochzeit Adelens mit Herrn Coesfeld fand drei Tage vor der Vermählung seiner einzigen Tockter mit Riedenhofer statt, und die gute, alte Stadt Köln hatte Gelegenheit, sich tage lang über den Glanz der beiden Feste zu unterhalten: über Adelens Glück und die „Narrheit" des alten Herrn zu medisiren, da er sich die „Adlige" geheirathet, mit deren Verwandten er doch früher so traurige Erfahrungen gemacht; über Anna, die sich einen „Ausländer" nahm, während es doch wahrhaftig genug schmucke Männer in Köln gab, die ganz gerne die „Coesfeld's Anna" geheirathet hätten, wenn sie auch etwas absonderlich war und man ihr die „Extravaganzen", wie man ihr edles Benehmen während der Kriegszeit kennzeichnete, nicht recht vergeben konnte. (Fortsetzung folgt.) vr. B. Schwarz in den russischen Ostsee provinzen. Seit Kurzem erst zurückgekehrt von seiner anstrengenden und gefahrvollen Reise in das Hinterland von Kamerun, gönnte sich Herr vr. Schwarz nur so lange Ruhe, als er zur Aus arbeitung feines Reifeberichtes nöthig hatte, dann aber brach der unermüdliche Reisende auf, um den russischen Ostseeprovinzen einen Besuch abzustatten. Hatte er im vorigen Jahre unsere deutschen Landsleute in der Dobrudscha aufgesucht, deren Lage durch die jüngsten politischen Umgestaltungen aus der Balkan halbinsel sich in eine bedrängte und existenzbedrohte umgewandelt hatte, so bildet dazu die eben ausgesührle Reise in die russi schen Ostsecprovinzen ein sehr bedeutungsvolles Seitenstück. Handelt es sich ja doch in diesen Ländergebieten auch um die Bedrückung oder richtiger um die Unterdrückung des Deutsch thums! Und wenn jene deutschen Bauern in der Dobrudscha unsere Sympathien haben, trotzdem einst ihre Väter als Aus wanderer dem Vaterlande den Rücken kehrten, wie viel mehr verdienen dies jene Stammcsgenoffen, die seit Jahrhunderten das Erbtheil ihrer Väter auf heimathlichem Boden zu wahren und deutsche Sitte und Kultur hoch zu halten wußten, selbst da, als Deutschland in früheren Zeiten seiner Ohnmacht sie den stärkeren Nachbarn — erst den Schweden, dann den Ruffen — überlassen mußte. Da aber die Berichte über diese Länder, denen sich das allgemeine Interesse jetzt mehr und mehr zuwendet, offenbar theils allzu pessimistisch, theils aber auch gar zu optimistisch abgesaßt waren, so entschloß sich Herr vr. Schwarz, an Ort und Stelle selbst Beobachtungen anzu stellen. In den uns vorliegenden Reiseberichten, welche er im „Export" veröffentlicht, wird der Anfang der Reise geschildert. Von Memel aus, dessen Rückgang in kommerzieller Beziehung vr. Schwarz ausdrücklich hervorhebt und durch den Hinweis auf den Zollkrieg an der deutschrussischen Grenze begründet, wendete sich unser Reisender direkt seinem Ziele zu, nicht aus dem jetzt allgemein üblichen Wege der Eisenbahn, sondern auf der alten Straße, die von Memel nordwärts in'S Zarenreich hineinsührt. Die preußische Post sührt allerdings nur bis zur Grenze, wer weiter kommen will, muß auf einem lettischen Bauernwagen sein Glück versuchen, wenn er nicht von vornherein aus Postbeförderung verzichtet und die Privatfahrgelegenheit benutzt, die sich ihm hier wöchentlich zweimal bietet — voraus gesetzt, daß genügend viel Paffagiere da sind. vr. Schwarz traf es gerade glücklich und so ging's im Omnibus der russi schen Grenze zu; Mittags kamen sie dort an; da aber die russischen Beamten ihre Mahlzeit mit daran sich reihendem Schläfchen bis 2 Uhr auszudehnen pflegen, so verschließt wäh rend dieser Zeit ein Schlagbaum die Grenze und Niemand darf passiren. Endlich wurden die Pässe abgefordert, nach kürzerer Durchsicht wurden dieselben einem Soldaten in schäbiger Uniform übergeben, dieser stieg mit ausgepflanztem Bajonnet zum Kutscher auf den Bock und begleitete oder eskortirte vielmehr die ganze Reisegesellschaft nach dem ersten russischen Orte, welcher auch als eigentliche Grenzstation gilt. Nach einer höchst eingehenden Gepäckdurchstöberung, der sich auch die Paßvisitation anschloß, ging endlich die Reife weiter, doch nach einer halben Stunde hielt ein Soldat abermals den Wagen auf und durchstach wiederum visitirend das in dem selben befindliche Heu nach allen Richtungen hin. Damit waren die Grenzscheerereicn glücklich überstanden und nun ging'S durch Wald und Sumpf und Küstensand dem bedeutsamen Handels- und Jndustrieplatz Libau zu, den man am anderen Tage auch erreichte. Libau hat in den letzten Jahren, beson ders der deutschen Nachbarstadt Memel gegenüber, sich eines großen Ausschwungs zu erfreuen gehabt, besonders seitdem von Libau aus gewaltige Bahnlinien in das Herz Rußlands hinem- gezogen worden sind und der Zollschranken gegen Deutschland wegen fremde Schiffe hier ihre Güter landen, anstatt wie früher in Memel oder Königsberg. Dabei ist es für unS um so erfreulicher zu hören, daß Libau bei allem Wechsel der Zeiten eine hervorragend deutsche Stadt geblieben ist. Vr. Schwarz fand nur zwei russische Firmen dort, sonst alle Geschäfte deutsch, bis auf die Inschriften am Hause. Ebenso tragen die Straßen insgesammt deutsche Namen, die nur meist noch mit russischen Buchstaben unter den deutschen Lettern stehen. Von der lettischen Urbevölkerung abgesehen, die natürlich ihre Sprache redet, spricht auch Alles deutsch in der Siadi, die untersten Bcvölkerungsschichten ebenso wie die Beamten der Polizei. Ja das Deutschthum ist in dieser Hinsicht selbst aktiv, Letten, Schweden und selbst Ruffen werden hier auf das Leichteste germanisirt. Daher herrscht denn auch in diesem Orte eine fröhlichere Zuversicht auf den Bestand des deutschen Wesens als anderswo. Allerdings mag diese Anschauung jener echt deutschen Völkerschaft nicht zum geringen Theile getragen werden von der Erwartung, über kurz oder lang mit dem großen deutschen Reiche vereinigt zu werden, eine Erwartung, der vr. Schwarz nicht blos hier, sondern überall in den baltischen Provinzen begegnete. Und wenn er auch diese An sicht zu widerlegen sich bemühte, so glaubte ihm doch — wie. er selbst zugesteht — kein Mensch.