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HD«» ». N«d«Lto» V»S-e»-»«ft«»t N« Leitung «scheiM r,?nftas IM»W«S «ld HHMMMMPHD früh Erei-r ^üeljährlM.IM U»»<hMesteIe» r Ein »unterhaltendes Blatt fiir den Bürger und Landmann. Amtsblatt Ur die kgl. AmtShauptmynnschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die OrMasten des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentümter Dresden, ^Dre-vA"^ Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Aern«««» Wüller in Dresden. Ar. 83. Dienstag, den 19. Juli 1881. 43. Jahrgang. 7 s , I > > ,1, 1 > i " '"7 " » ' I s-«S-SS-WSS--.M. Politische Weltschau. Deutfedes Reich. In der ein-mal- so fest- geschloffenen Centrumspartei ist ein Zwiespalt au-^e- krochen, welcher die früheren Anhänger der entschiedenen Opposition und der ausschließlichen Kirchenpolitik in tiefe Bestürzung versetzt. Die Versuche der Brthätigung der Partei auf dem wirthschaftlichen Gebiete haben ent- schieden nur dazu beigetragen, den inneren Zusammen halt derselben zu lockern. Die Erfolge der gemäßigten Klerik-len bei den baierischen Landtag-Wahlen erregen bei den CentrumSmännern strengster Observanz durchau- keine Befriedigung, werden vielmehr von einer in Rom erscheinenden päpstlichen Zeitung, von den ultraklerikalen Organen in Wien und München und von der Berliner „Germania" wie halbe Niederlagen betrachtet, «eil fie »um größten Theile nicht allein durch die Kirchenpolitik sondern durch da- Zünftlerthum und die Parieinahme für die Wirthschaft-politik de- Kürsten BiSmarck erzielt worden find. Um so entschietener nehmen jetzt die ultramontanen schlesischen Grafen Stellung für den Ausgleich mit dem Vatikan und erklären bei den Reich-- tagswahlen für keinen Deutsch-Konservativen zu stimmen, wenn er nicht verspricht, dahin zu wirken, daß die römische Kirche durch ein ReichSges-tz jene volle Frei, heit und Macht erhält, die ihr vormals die aufgehobenen Artikel der preußischen Verfassung bewilligt hatten. Zu gleicher Zeit verwirft die „Germania" bündiger al- jemal» die vom Kanzler in seinem Schriftmwechsel mit dem Papste stet- so sehr gerühmte Amtsführung de- Minister- v. Putt kammer. Die entschieden ultramontane Zeitung ver traut ganz fest auf die Zukunft und verkündigt, daß da- katholische Volk durch seine ReichStagswahlrn ein Verdikt gegen die Politik fällen wird, welche daS Gesetz vom Juli v. I. ersann. Diesen hartnäckigen Gegnern gegenüber bildet sich um den Reichskanzler eine Koalition von Konservativen und gemäßigten Klerikalen, zu dem ausdrücklichen Zwecke, eine genügende Mehrheit zur Durchführung der Zoll und Steuerreform und der sonstigen DirthschaftSpläne deS Kanzler- im nächsten Reichstage zu begründen. Dabei kommt da- Mißgeschick der famosen Wahlversammlung, Lie vor einigen Tagen in den Berliner Viktoriahallen stattfand, höchst unqelegen. Wenn die Ultramontanen mit dem bisherigen Verlaufe der Wahlagitation unzufrieden sind, so wird dagegen versichert, daß auch Kürst BiSmarck seine Hoffnungen durch denselben bi- jetzt durchaus noch nicht erfüllt sieht. Die Ankunft deS deutschen Kaisers in Gastein er folgte am vergangenen Freitag bei herrlichstem Wetter unter herzlichen Zurufen der zahlreich versammelten Kur gäste. Kaiser Wilhelm, der sehr frisch auSsah, dankte sicht- ich freudig erregt für die ihm dargebrachten Sywpathir- bezeugungen und stieg rüstig zum Badeschloffe empor, wo ihn der Statthalter, Graf Thun, Lande-Harq>tmann Graf Coronini und Prinz Auaust von Würtemberg empfingen. Die „Wiener Abendpost" sagt: „Der erlauchte Freund und Bundesgenosse unsere- Monarchen weilt wieder auf österreichischem Boden. Dem hohen Gaste wurde wie immer ein ebenso ehrerbietiger, wie freudiger Em pfang zu Theil, an welchem die ganze Bevölkerung der Monarchie herzlichen Antheil nimmt." Die nach been digtem Kurgebrauche in Au-ficht genommene Zusammen kunft deS Kaiser- Wilhelm mit dem Kaiser Franz Josef soll der Wiener „Presse" zufolge am 6. und 7. August in Ischl oder Salzburg stattfinden uud dabei dem deutschen Kaiser die Wahl de- Orte- anheimgestellt bleiben. Au Ehren der englischen Gäste gab der deutsche Admiral Batsch am Freitag ein große- Diner und am Abend arrgngirte die deutsche Marine in dem Garten lokale Bellevue ein glänzende- Fest, bei dem die Prinzen Wilhelm urd Heinrich von Preußen, der Herzog von. Edinburg, der Erbgroßherzoz von Oldenburg und die SchleSwig-Holsteinischen Herrschaften erschienen. DaS englische Geschwader sollte bi- Montag Nachmittag vor Kiel bleiben und dann nach Spithead abdampfen, wo eS vorau-sichtlich am 25. Juli vor Anker geht. Dem Vernehmen nach begiebt sich Prinz Heinrich mit dem Herzog von Edinburg zum Besucht der Königin und seiner bei derselben weilenden Eltern nach England. — Graf Hatzfeld verließ Kissingen am 13. Juli, um sich nach Berlin zu begeben, nachdem Sr mit dem Fürsten Bi»- marck mehrfach konferirt hatte. Trotzdem seine in Konstantinopel bedeutend geschwächte Gesundheit noch großer Schonung bedarf, übernahm Graf Hatzfeld am 16. Juli bereit- drfinitiv da- auswärtige Amt. Nach den bisher bekannt gewordenen Resultaten der baierischen Urwahlen siegten die Liberalen zwar in Nürnberg, Kulmbach, Kempten, Kitzinzen und Hof, unterlagen jedoch in der baierischen Hauptstadt, die in der Kammrr bisher liberal vertreten war, jetzt aber in die Häl de der klerikal-konservativen Koalition übergegangen ist, in Regensburg, Augsburg, Passau, Würzburg und anderen Orten. Der „Fränkische Kurrier" bringt auf Grund der Resultate der Urwahlen zum baie- rischen Landtage eine Zusammenstellung über den muthmaßlichen Ausfall der Abgrordr.etenwahlen, der zufolge 88 Abgeordnete der klerikal-konservativen Koali tion und 71 der liberalen Partei angehören dürf ten. Eine klerikale Kammermehrhrit, doch nur eine solche gemäßigter Richtung, scheint gesichert. An der Berliner Univtrsität bildete sich eine lebhafte Agitation, welche daS Ziel zu erreichen wünscht, daß sich zukünftig in Prag eine möglichst große Zahl deutscher Studenten einfinde, welche groß und stark genug sei, um dem deutschen Elemente ein Uebergewicht gegenüber dem ezechischen zu sichern und somit Vorgänge von so bedauerlicher Art, wie fie daselbst stattgefunden haben, unmöglich zu machen. Außerdem wurde angeregt, den deutschen Schulverein in Oesterreich kräftig zu unter stützen, dem de-halb der „Akademische Verein für Rechts wissenschaft" in oorpore beigetreten ist. Oie „KönlgSb. Hart. Ztg." hält gegenüber dem Dementi der „Nordd. Allg. Ztg. die Richtigkeit ihrer Mittheilung über die Aeußerunz d«S FinanzmiuisterS Bitter bezüglich deS TabakSmonopolS in vollem Umfange aufrecht. Oefkerr Ungar. Monarchie. Am Sonntag veröffentlichten die kaiserlichen Amtsblätter von Wie», Pest und Agram die vom Kaiser Franz Joseph fignirte», auf die Einvnleibuag der Militärgrenzen bezüglichen Aktenstücke: ein Manifest an die Grenzer, Lie Rrscripte an den Lande-kommandirenden und den BanuS, sowie die Durchführungsverordnungen. Anläßlich der Publi kation der Vereinigung der Grenze mit Kroatien war die Stadt Agram festlich beflaggt und Mumiairt und fand am Montag daselbst ein solenner Kackelzug statt. Der Gemeivderath begab sich zu dem BanuS und dem Kommandirenden, um für deren Mitwirkung bei dem freudigen Ereignisse zu danken. Demnächst wird ein Komitö de- österreichischen Spi-kopat- zusammentreten, um ein maßvolle- Memorandum an die Regierung in Ler Schulfrag« zu beschließen und über Mittel zu be- rathen, wie dem Priestermangel abzuhelfen sei. Diese- ! Schriftstück soll nach dem „Mährisch-schles. Korrespondent" ' nur den Zweck haben, formell den bischöflichen Stand punkt zu wahren. Außer den verkündigten Relegationen an der Prager Hochschule ist auch vom deutschen Poly technikum der czechische Hörer der Chemie, Hubacrk, für immer relegirt worden. Derselbe wurde außerdem am ! 14. Juli beim Strafgericht wegen deS Kuchelbadir Kra wall- vorzeladen und in Haft behalten. Besser konntm die Versicherungen der czechifchen Kührer Rieger und Zeithammer, daß die deutschen Studenten die Unruhen erst hervorgerufen hätten, nicht widerlegt werden. Die czechenfreundlichen Artikel der Berliner „Post", welche den österreichischen Liberalen alle Schuld der jetzigen Wirren zuschreiben, machen in den Kreisen der Ver fassung-freunde den Lenkbar schlechtesten Eindruck und veranlassen die „Wiener Allg. Ztg." und die „Deutsche Ztg." zu scharfen Entgegnungen. Dagegen ist die czechi sche „Politik" toShaft genug, für die Einführung d«S kleinen Belagerungszustandes in Wien als einer be rechtigten „deutschen" Eizenthümlichkeit zu plaidiren und die „Centralisten" wegen der AuSfichtölofiMt, von den „deutschen Brüdern" Unterstützung zu erhalten, za Feuilleton. Wer ist schuldig? Erzählung von Friedrich Friedrich. 114. Fortsetzung.) Einen Augenblick lang zögerte er, diesen Gedanken zur Ausführung zu bringen, dann verließ er, kaum wissend, waS er that, da- Zimmer, eilte über den Hof und in den Garten. Und wenn sein Leben davon ab- gehangln hätte, er wäre nicht mehr im Stande gewesen, umzukehren. ES war ihm, als ob der Hauch von Loni'S Munde ihm in dem Garten entgegenwehe m d ihn be rausche. Hastig näherte er sich der Laube. Schon konnte er Loni erblicken, sie hatte ein Buch zur Hand ge nommen und laS. Seine Schritte hörte sie nicht, und al- er dichter vor der Laube stand, blickte sie auf und fuhr fast erschreckt empor, al- fie seine leidenschaftlich glühenden Augen sah. Sine flüchtige Röthe bedeckte ihre Wangen. Viktor trat zu ihr iu die Laube. „Längst habe ich mich gesehnt, Sie allein zu sprechen," rief er und seine Stimme zitterte erregt. Loni gewann ihre Fassung wieder. „Mein Vater ist nicht zu Haust, Herr Loppin, wenn Sie ihn suchen," entgrgnete Sie. „Ich weiß e»," fuhr Lrktor fort „ich habe gesehen, Laß er fortgegangen ist, dr-halb bin ich gekommen. Sie sind allein, Sie müssen mich hören — hören Sie mich!" Er versuchte Loni'S Hand zu erfassen, fie zog die selbe zurück. „Sie wissen, daß ich Sie liebe," fuhr Viktor immer leidenschaftlicher fort, „mein Bruder hat eS Ihnen ge sagt, au- jedem meiner Blicke müssen Sie e- gelesen ! haben. Ich habe versucht, Sie zu vergessen und Lie Leidenschaft meines HerzenS zu beherrschen. Ich kann eS nicht. Loni, ich kann ohne Sie nicht leben " „Halten Sie ein, Herr Loppin!" rief Loni, mit Mühe die Worte hervorbringend. „Ersparen Sir eS sich und mir, Laß ich noch einmal wiederholen muß. waS ich Jhnrn durch meinen Vater habe sagen lassen." „Sie dürfen eS nicht wiederholen!" unterbrach fie Viktor immer stürmischer. „Sie wissen nicht, wozu ein Herz fähig ist, LaS keinen anderen Gedanken hat, als Sie, da- nur nach Ihnen sich sehnt, nur mit Ihnen leb,n kann. Ohne Sie hat nicht- mehr Werth für mich. Loni, Sie müssen mich lieben, Sie müssen mein werden !" Er trat näher an sie heran. Erschreckt, bestürzt wich fie zurück; die Wand der Laube hinderte fie zu fliehen. ' „Zurück! zurück!" rief sie, angstvoll, abwehrend den Arm ausstreckend. „Nein, ich weiche nimmermehr zurück!" erwiederte Vik» ter, Alle- vergissend; er erfaßte ihre Hand und bedeckte fie mit Küssen, er wollte fie grwaltsam an fich ziehen — ein Angstschrei entrang fich der Brust de» bald ohn- mächtigen Mädchen-. In diesem Augenblicke erschien Heinrich - Gestalt an dem Eingänge der Laube. Kaum hatte Loni ihn r, blickt, so stürzte sie auf ihn zu und rief, seinen Arm umklammernd: „Heinrich, Heinrich, schütze mich!" Viktor zuckte zusammen. Vor ihm stand der Mann, den er haßte, den er mit ruhigem Blute hätte vernichten können. Seine glühenden Augen ruhten auf dem blaffen Gesichte de- PolizeikommiffarS. „Toni, ich werde Dich gegen jede Zudringlichkeit schützen," sprach Heinrich und seine Stimme klang ruhig und fest, obschon auch durch seine Adern da- Blut stürmisch jagte. Immer noch stand Viktor regung-lo- da, mit der Rechten d e Kante de- Tische- erfassend, al- müsse er fich halten oder einen Gegenstand haßen, an dem er die Gluth seine- Haff«- und Zorne- zurückdrängen könne. Seine Lippen warm fest aufeinander gepreßt, fie zuckten, als ob fie sprechen wollten, allein kein Wort kam über Liesetbln. „Herr Loppin, ich glaubte, Sie würden mHne Auf forderung, sich zu entfernen, nicht abgewart«t haben," fuhr Heinrich fort. „Sie nöthigen mich," dieselbe au-- zusprechen oder schlimmsten Kalle» zu den Mitte » zu greifen, die man Zudringlichen gegenüber anzuwenden pflegt."^ Viktor fuhr empor. Einen Augenblick stand er da, al» sei er bereit, sich aus Heinrich zu stürzen, ad«r die Ruhe desselben brachte ihn zur Besinnung. „Wir werden uni wieder sprechen!" rief er und stürzte au» der Laube zum Garten hinaus. „Jedenfalls nicht hier!" rief Heinrich ihm nach. Die Angst, welche Loni bi- dahin aufrecht gehalten hatte, war geschwunden, ihr Erschrecken und ihre Auf-