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1996 PAPIER-ZE ITUN G Nr. 65/1919 Volkstümlichere Rechtspflege Der Dresdener Geheimrat Scholtz aus dem sächsischen Justiz ministerium erhebt in einer Veröffentlichung scharfe Angriffe gegen die bisherige Rechtsptlege und den Anwaltsstand. Er führt folgendes aus: Die Schuld an dem vielbeklagten Zustand unseres Prozeßverfahrens liegt in der Weltfremdheit der Richter, die es geflissentlich vermeiden, die streitenden Parteien über die in Betracht kommenden Rechtsfragen aufzuklären. Sie v erhandeln nicht gern direkt mit dem rechtsuchenden Publikum, sondern es ist ihnen bequemer, sich mit rechtsverständigen Anwälten zu benehmen, welch letztere erst recht ein persönliches Interesse daranhaben, daß die Streitenden nicht in den Stand gesetzt werden, ihre Klagen ohne die Zwischenperson eines Anwalts selbständig vor Gericht zu vertreten. Deswegen ist es denn auch nicht zu lebendigeren Verhandlungen zwischen Richtern und Parteien gekommen. Der Anwaltszwang dient nur zur Bequemlichkeit der Richter; sie wollen alles von den Anwälten klargestellt und formelgerecht vorgetragen haben, ohne selbst sich eingehender mit der Streitmaterie zu befassen. Da diese aber das Recht für sich in Anspruch nehmen, die gröbsten Lügen und Unwahrheiten im Interesse ihrer Mandanten dem Gericht vorzucragen, so dienen sie mehr zur Verdunkelung des wahren Tatbestandes und zur Verwirrung der Richter, die vielfach in Abhängigkeit von den Anwälten geraten, und dann kommen schließlich Urteile zustande, über die alle verständigen Leute die Köpfe schütteln. Und durch diese Zwischenträger wird das Gerichtsverfahren einesteils sehr verteuert, anderseits aber auch verlangsamt. Denn die Anwälte halten sich keineswegs immer an die staatlich festgesetzte Ge bührentaxe, sondern verlangen, wo es nur geht, ganz bedeutende Extrahonorare. Dazu kommt die Umständlichkeit und Langsam keit des Gerichtsverfahrens, bei dem selbst der einfachste kleinste Rechtsstaat oft ein bis zwei Jahre zu seiner Entscheidung bedarf. Die Gerichtsferien sind eine mit einem modernen Rechtsstaat völlig unvereinbare Einrichtung, die bei keinem anderen staat lichen Verwaltungszweig zu finden ist. Unsere Rechtspflege ist durchaus rückständig und die ganze Ausbildung unserer Richter eine allzu einseitige und mangelhafte, indem sie sich auf das enge juristische .Gebiet beschränkt, dem noch das alte römische Recht zugrunde liegt, das vor fast 2000 Jahren den damaligen An schauungen entsprach, aber den Anforderungen des heutigen modernen Lebens absolut nicht mehr genügt. Deckungskauf! 10 t 30 grammiges Persamyn 75/100 cm, auch in Teilmengen, jedoch nur sofort lieferbar, zu kaufen gesucht. Angeb. u. Q. 39633 a. d. Pap.-Zeitung. 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