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Nr. 53/1919 PAPIER-Z Gültigkeit Bereits bestehende günstigere Arbeitsbedingungen, wie höhere Zuschläge für Sonntags-, Nacht- und Ueberstundenarbeit bleiben bestehen. Vertragsdauer. Dieser Vertrag tritt mit dem 1. Juli 1919 in Kraft und läuft bis zum 31. Dezember 1919. Wird er nicht drei Monate vor Ablauf von einer der beiden vertragschließenden Parteien Schrift lieh gekündigt, so läuft er mit der gleichen Kündigungsfrist still schweigend auf ß Monate weiter. Zur Geschichte der Papierherstellung Weida, 24. Juni Wie Superintendent Niese in den „Heimatglocken“ mitteilt, waren kürzlich 100 Jahre verflossen, daß sein Urgroßvater, der „kunst- erfahrene und angesehene Papierfabrikant" H. Chr. Ad. Keferstein, -als Besitzer der Papiermühle hier auf Grund seiner eigenen Erfindung auf einer bis dahin in Deutschland nicht bekannten Papiermaschine zum ersten Male Papier von 60 Ellen Länge herstellte. Die Maschine bestand im wesentlichen auf der Grundlage, wie sie noch heute in verfeinerter Ausführung zusammengesetzt ist. Wie es das Los vieler Erfinder war, so ging es auch Keferstein: Anerkennung fand .er wohl, -auch seitens des Großherzogs, aber das nötige Geld zur Ausnutzung der Erfindung erhielt er nicht, so daß er später diese für 100 Taler Gold nach Wien verkaufte. Bei Ausführung dieser deutschen Erfindung wäre es vielleicht möglich gewesen, daß Weida eine blühende Papier- Industrie gehabt hätte, fom. Anmerkung der Schriftleitung: Die Langsieb-Papiermaschine äst 1799 von Louis Robert und die Rundsieb-Pa piermasch ine zwischen 1820 und 1830 von George Dickinson erfunden worden. Es wäre für ■die Papiergeschichte wertvoll festzustellen, welche Ei findurg Kefer stein im Jahre 1819 auf diesem Gebiet gemacht bat. Kalk für Zellstoffherstellung. Nach amtlichen Ermittlungen stellt sich der dringendste Bedarf an Kalk für die chemische Industrie ■einschließlich Kalkstickstoffabriken monatlich auf 75 000 t. Die Reichsregierung hat verfügt, daß die Deckung dieses Bedarfes vor Befriedigung des Baukalk- und Düngekalkbedarfes gesichert sein muß. Dadurch genießt die chemische Industrie dieselbe Vergünstigung, ■die auch der Eisen- und Stahlindustrie eingeräumt worden ist, für. welche monatlich 70 000 t Kalk sicherzustellen sind. Verstärkte Kohlenzuweisung an die Kalkindustrie soll den Kalkbedarf des Bau gewerbes und der Landwirtschaft befriedigen helfen. Wirtschafts politische Klugheit gebietet es, das Baugewerbe nicht länger unter dem geradezu erschreckenden Baukalkmangel leiden zu lassen, und die Ernährung des Volkes verlangt cs, daß die Landwirtschaft Düngekalk erhält. Diese Aufgaben machen verstärkte Kohlenzuwei- sung an die Kalkindustrie und geordnete Verteilung des Kalkes an die Verbraucher notwendig. Die Reichsregierung hat darum den Deutschen Kalk-Bund in Berlin NW 21, Dreysestr. 4, mit der Kalk- Bewirtschaftung betraut. Dies hat für die chemische Industrie den Vorteil, daß bei verstärkter Kohlenzuweisung mit steigender Kalk abgabe an die chemische Industrie gerechnet werden kann. Die Schwierigkeiten der norwegischen Papier- und Holzstoffindustrie Neuerliche Betriebseinstellungen liefern weitere Beiträge für die mißlichen Verhältnisse, unter denen jetzt die Papier- und Holz- ■Stoffindustrie irr Norwegen arbeitet. Der’ Grund hierzu ist wesentlich in dem Umstand zu suchen, daß die norwegischen Papierfabriken jetzt bloß nach England das Absatzgebiet haben, und zudem begegnen sieauf diesem begrenzten Gebiet einer ungeheuer scharfen Konkurrenz von seifen der schwedischen und finnischen Exporteure, die erheblich niedrigere Preise stellen können, weil sie über billigeres Rohmaterial verfügen, indem sie meistens eigene Waldungen besitzen, und ferner ■sind die Arbeitslöhne in Schweden und Finland noch nicht so hoch wie in Norwegen. Weitere Wettbewerber sind wesentlich die Vereinigten Staaten ■und Kanada. In der Union soll neuerdings eine ganze Menge neuer Holzstoffabriken erstanden sein, und die Amerikaner strengen sich mächtig an, den ganzen südamerikanischen Markt zu erobern, auf dem die Norweger solcherart verdrängt werden dürften. In Südafrika und Australien haben die kanadischen Fabriken in dem Grade Boden gewonnen, daß sie dort geradezu eine Monopolstellung einnehmen. Zudem decken sie den größten Teil des englischen Bedarfs. Der neu tralen Einfuhr gegenüber bestehen in England starke Einschrän kungen, so muß ein englischer Käufer für jede 25 Tonnen Papier, die er von Skandinavien bezieht, gleichzeitig 100 Tonnen Papier englischer Erzeugung erwerben. Daß England nunmehr auch von den schwedischen und finnischen Produkten überschwemmt wird, liegt daran, daß ihnen der russische Markt gegenwärtig verschlossen ist. Darum erlebt man jetzt in der ■norwegischen Papier- und Zelluloseindustrie eine Betriebseinstellung nach der anderen, und eine Besserung steht nur zu erwarten, wenn in Rußland geordnete Verhältnisse eintreten, so daß dieser Markt wieder die finnische und wenn möglich auch die schwedische Pro duktion aufnehmen kann. Weitere Rettungsmittel für Norwegen E I T U N G 1583 wären, daß die englischen Einschränkungen bald aufgeh oben würden, sowie daß die Produktionskosten in Amerika steigen, damit die ame rikanischen Fabriken nicht die Norweger unterbieten können. F. M. Neue Arbeitszeiten in der schwedischen Papierherstellung. Nach dem die Arbeitgeberverbände der skandinavischen Staaten sich für die Zellstoff- und Papierindustrie vor einiger Zeit auf die Durch führung einer Dreischichtenarbeit in ihren Betrieben geeinigt hatten, sind nach langwierigen Verhandlungen mit den Arbeitern der schwe dischen Papierindustrie, dem Vorschlag des staatlichen Vermittlungs- mannes entsprechend, die Arbeitszeiten so festgelegt, daß sie für Tagesarbeiter 52 Stunden in der Woche, für Schichtarbeiter 19 Schieb - ten zu je 8 Stunden betragen. Wo Sonntags gearbeitet wird, dürfen 21 Schichten nicht überschritten werden. Die Aenderungen sollen regelmäßig spätestens bis zum 1. Oktober 1919, nur ausnahmsweise bis zum 1. Oktober 1920 durchgeführt sein. (Svenska Dagbladet vom 31. Mai.) Kriegsschäden der belgischen Fabriken des Papierfaches. Nach einer vom Zentralkomitee der Belgischen Industrien aufgestellten Liste betragen die Kriegsschäden der Papier- und Baumwollindustrie 63,5 Millionen Frank. (Maasbode vom 17. Juni.) — Der Gesamt schaden, den die belgische Industrie durch den Krieg erlitten hat, beläuft sich auf 9287 Mill Fr (Nieuwe Rotterdamsche Courant vom 14. Juni.) Wir müssen Papier ausführen 1 Zu Nr. 49 S. 1455 Daß wir dies tun müssen, steht für jeden, der die wirtschaftlichen Verhältnisse Deutschlands kennt, fest, ebenso sicher ist es, daß die Ausfuhr in der Hauptsache den Ausfuhrhäusern zufallen muß, wenn ein gesunder Zustand hergestellt werden soll. Wenn es schon im Inland nicht richtig ist, den Großhandel auszuschalten, so darf dies bei der Ausfuhr erst recht nicht geschehen. Ob die Ausfuhrbewilli gungen dem Fabrikanten oder dem Ausfuhrhändler erteilt werden, darüber müssen sich diese beiden Teile unter sich einig werden. Notwendig ist es vor allem, daß Einheitlichkeit in der Preisberechnung stattfindet. Bis der Umsturz erfolgte, war diesevorhanden, dannaber 1 entstand der ungesunde Zustand, daß die Ausfuhr von Papier nach der Markwährung gestattet wurde, während früher in der Auslands währung bezahlt werden mußte, und für die Umrechnung der deut schen Markpreise der behördlicherseits festgesetzte Friedenskurs maßgebend war. Wer heute z. B. Papier nach Holland ausführt, macht den Holländern ein unmittelbares Geschenk. Dies dürfte auch der Grund sein, warum so wenig Papier zur Ausfuhr gelangt, wenig stens nimmt Schreiber dieser Zeilen an, daß man dem Ausland nicht ungebührlichen Vorteil will zukommen lassen. Der Zustand, wie er heute besteht, ist jedenfalls unhaltbar. Kunstdruckpapier muß nach der Schweiz zu den Bedingungen ausgeführt werden, wie sie vor dem Umsturz bestanden, für andere Papiere nach der Schweiz und für alle Papiere nach anderen Ländern kommt jedoch der Kurs in Be tracht, der zurzeit der Lieferung maßgebend ist. Daß derartige Un gleichheiten ungesund sind und nicht nur geldlich schaden, sondern auch unser Ansehen im Ausland noch weiter verringern und die Handelsbeziehungen stören, liegt auf der Hand; denn einem auslän dischen Einfuhrbaus kann es nicht gleichgültig sein, wenn man heute deutsches Papier um so und soviel billiger einführen kann, als ihm sein auf Lager befindliches Papier gekostet hat. Also vor allem sind Einheitlichkeit und gesunde Beschlüsse notwendig, an welchen es nicht fehlen kann, wenn dem deutschen Kaufmann die ihm allein gebührende führende Rolle in den maßgebenden Körperschaften zu gewiesen wird Papierfabrikdirektor Preiserhöhung für Packpapier und Pappe in West- und Süd deutschland Eine Versammlung der west- und süddeutschen Fabri kanten für Packpapier und Pappe sowie der Verkaufsstelle der west deutschen Packpapierfabrikanten in Düsseldorf beschloß mit Rück sicht darauf, daß zwölf bisher außenstehende Papierfabriken sich der Vereinigung angeschlossen haben und ihre Erzeugnisse durch die Ver kaufsstelle absetzen lassen, die bisher bestehenden Kampfpreise aufzugebenund die früher in Geltung gewesenen Preise zu erhöhen.— t. Frankreichs Papierstoff-Einfuhr frei! Die Verfügung vom 1. März, welche dem Papierstoff- und Papierkontor in Paris, Boulevard Haussmann 154. auferlegte, alle Einfuhr von Papierstoff jeder Art zu besorgen, ist am 1.Juni aufgehoben worden, bg. Kanadischer Papierstoff für England. E. Becker, Leiter des Papierstoffeinfuhrhauses Becker & Co. in London, hat während eines Besuchs in Kanada 200 000 t Holzschliff bestellt, wovon Chicoutimi Pulp Co. Ltd. die Hälfte liefern soll. Das Einfuhrhaus hat zwei Dampfei- für die Verladung des Schliffs gekauft. Kanada werde, meinte F. Becker, nur dann einen großen Papiermarkt in England erlangen können, wenn es dort Papierfabriken erwerbe. Papierstoff lasse sich leichter verschiffen als Papier, und Lord Northcliffe habe einen Fehler begangen, als er seine Papierfabriken auf Neufundland anlegte, bg.