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Handeiskammerbericht 1909 Fortsetzung zu Nr. 44 S. 1728 Leipzig. Karionnagen. Ueber den Geschäftsgang in der Kartonnagenfabrikation lauten die Urteile verschieden. Einzelne Fabriken waren das ganze Jahr hindurch gut beschäftigt und sind auch mit ansehnlichen Aufträgen in das neue Jahr ein getreten. Dagegen hatten andere Geschäfte bis fast in den Herbst hinein über schleppenden Geschäftsgang zu klagen, und erst im September und Oktober entwickelte sich in diesen Ge schäften reger Geschäftsgang, der sich im Verlaufe der Zeit sogar lebhafter als in der gleichen Zeit des Vorjahres gestaltete. In Sonderartikeln, wie Etuis für Lehrmittel und Sammelwesen, war bei entsprechender Reklame und Bearbeitung der Kund schaft der Geschäftsgang gut, doch wurde hier insbesondere über die russischen Zollverhältnisse geklagt, wie auch sonst in der Kartonnagenfabrikation die ungünstigen Zollverhältnisse der Schweiz und Oesterreich-Ungarns Anlaß zu Klagen geben. In den Preis-, Arbeiter- und Lohnverhältnissen sind wesentliche Veränderungen nicht vorgekommen. Buchdruckerei. Das Leipziger Buchdruckgewerbe hatte unter den Nachwirkungen des allgemeinen wirtschaftlichen Nieder ganges von 1907/08, der das Druckgewerbe erst verhältnismäßig spät ergriffen hatte, erheblich zu leiden. Wenn auch einzelne Betriebe gute Beschäftigung hatten, so waren doch die Preise derart gedrückt, daß sie kaum einen Nutzen ließen, zumal Löhne und Materialpreise nicht mit ihnen im Einklang standen. Die kleinen Betriebe wurden hierbei ärger in Mitleidenschaft ge zogen als die großen. Auch kamen namentlich bei kleineren Druckereien vielfach Preisunterbietungen vor. Mehrere Firmen gerieten in Konkurs, trotzdem fanden immer wieder Neu gründungen statt. Der Jahresanfang, der sonst stets guten Be schäftigungsgrad aufzuweis.en pflegt, zeigte gegen Dezember 1908 Abschwächung. Im Februar und März besserte sich die Be schäftigung etwas. Das Ueberangebot von Arbeitskräften ging während dieser beiden Monate zurück. Aber bereits im April machte sich die stille Geschäftszeit bemerkbar, und die Zahl der Arbeitslosen vermehrte sich beträchtlich. In den folgenden Monaten verschlechterte sich die Geschäftslage weiter. Im Juli sank die Beschäftigung der Druckereien auf ein Mindestmaß. Erst im September trat geringe Besserung ein, die bis zum Schluß des Jahres anhielt. Trotzdem blieb das Angebot von Arbeitskräften — von Setzern wie von Druckern — beträchtlich, während in der Provinz, wie in den Vorjahren, sich wiederholt Mangel geltend machte. Von einigen Seiten wird geklagt, daß es nach wie vor an tüchtigen Arbeitern, insbesondere an Ma schinenmeistern fehle. Von anderer Seite wird auch über Mangel an weiblichen Arbeitskräften geklagt. Die Druckpreise haben im abgelaufenen Jahr geringe Aufbesserung erfahren, die aber den Lohnerhöhungen, die den Gehilfen bei dem letzten Tarifabschluß bewilligt werden mußten, nicht entprechen. Bisher stehen nur noch mehrere kleine und wenige größere Druckereien außerhalb der Tarifgemeinschaft. Bedauert wird vom Buchdruck gewerbe die Stellungnahme, die der deutsche Verlagsbuchhandel zu dem deutschen Buchdruckpreistarif eingenommen hat. Zur Klarlegung der Verhältnisse haben Kommissionsverhandlungen des Deutschen Buchdrucker-Vereins mit dem Deutschen Ver leger-Verein stattgefunden. Von der Weiterberatung wird ein gutes Ergebnis für die gegenseitigen Beziehungen zwischen Verlagsbuchhandel und Buchgewerbe erwartet. Im Geschäftsbetrieb der Wertpapierdruckereien war leb hafter Geschäftsgang zu verzeichnen. Die Kupferdruckerei war im vergangenen Jahre im all gemeinen ständig beschäftigt. Für das Steindruckgewerbe gilt Aehnliches wie für das Buch druckgewerbe. Die allgemeine wirtschaftliche Niederlage, die erst in der zweiten Hälfte des Jahres 1909 einer leichten Besserung Platz gemacht hat, ist auch auf die Beschäftigung der lithographischen Anstalten und Steindruckereien nicht ohne Einfluß geblieben. Das Steindruckgewerbe ist zu 3/4 seiner Er zeugung auf die Ausfuhr angewiesen. Aus diesem Grunde hat die Zolltarifrevision in den Vereinigten Staaten von Amerika und die ungeklärte politische Lage vor der Präsidentenwahl, die den Käufern in Amerika und in England außerordentliche Zurückhaltung auferlegte, erhebliche Einbuße gebracht. Durch die nunmehr zustande gebrachte Tarifrevision sind eine Reihe der Artikel, besonders Ansichtspostkarten von amerikanischen Städten, Landschaften usw. und die keramischen Abziehbilder, auf das schwerste betroffen. Die Zollerhöhung auf dies? beiden Artikel beträgt teilweise mehrere 100 v. H. Nur der Umstand, daß Aufträge auf Ansichtskarten, die vor dem 31. Juli erteilt worden waren, noch bis zu diesem Termin zum alten Zollsatz nach Amerika ausgeführt werden konnten, brachte für einzelne Anstalten erhöhte Beschäftigung, die aber mit Ende September aufgehört hat. Die Ausfuhr nach den übrigen Ländern hat ebenfalls keine Zunahme erfahren. Auch das Inlandsgeschäft hat im vergangenen Jahre erhebliche Einbuße erlitten. Durch den Verlust des amerikanischen Marktes wurden im Reich eine große Anzahl Schnellpressen frei, die, weil sie Beschäftigung auf dem Inlandsmarkt suchen mußten, außerordentlich ungünstig auf die Preise wirkten. Hier machte sich die nachteilige Wirkung der neuen Handelsverträge auch für diejenigen Be triebe geltend, die am Ausfuhrgeschäft nicht direkt beteiligt waren. Sehr ungünstig hat die beantragte Plakatsteuer gewirkt. Durch die Weinsteuer wurde das Gewerbe ebenfalls schwer ge schädigt. Millionen von Lageretiketten sind völlig wertlos ge worden, weil eine angemessene Uebergangszeit bis zum In krafttreten des neuen Weingesetzes nicht gewährt wurde. Das Tabaksteuergesetz hat besonders diejenigen Firmen geschädigt, die sich mit der Herstellung von Zigarrenpackungen befassen. Eine Ausnahme von dem schlechten Geschäftsgang bildete nur die Herstellung von Scheckformularen, die sich weiterhin günstig entwickelt hat. Im übrigen haben bezüglich des Inlands geschäftes die letzten Monate des Jahres leichte Besserung er kennen lassen. Das Notenstechergewerbe lag im Berichtsjahre noch immer schwer darnieder. Infolge Fehlens der Neuaufträge in allen Anstalten mußten fast regelmäßige Kürzungen - der Arbeitszeit von geringerer oder längerer Dauer stattfinden. Die Gründe für diesen schon Jahre anhaltenden schlechten Geschäftsgang sind wohl in der Uebererzeugung in den Jahren vorher, verbunden mit den erhöhten Herstellungskosten für Noten, zu suchen. Im Notendruck war die Beschäftigung im allgemeinen gut. Auch die chromolithographischen Kunstanstalten, Luxuspapier fabriken und chemigraphischen Anstalten berichten übereinstimmend über ein recht ungünstiges Geschäftsjahr. Die Ausfuhr, die einen beträchtlichen Teil des gesamten Gewerbes beschäftigt, ist teils durch die neuen Handelsverträge, teils durch den neuen Zolltarif der Vereinigten Staaten ungünstig beeinflußt worden und erheblich zurückgegangen. Außer den bereits genannten Postkarten und Abziehbildern hat die Industrie auch die Ausfuhr von Bilderbüchern nach den Vereinigten Staaten fast ganz auf geben müssen. Noch schädlicher als die hohen Zölle wirkt der Umstand, daß die Vereinigten Staaten der Berner Konvention nicht beigetreten sind. Da sich eine kräftige lithographische Industrie in den Vereinigten Staaten zu entwickeln beginnt, be günstigt durch die Einwanderungen mit Kapital unterstützter deutscher Drucker und Lithographen, ist es für die Zukunft des graphischen Fachs von größter Bedeutung, daß die Amerikaner sich der Berner Konvention anschließen. Im allgemeinen konnte der Umsatz nicht auf der bisherigen Höhe gehalten werden. Betriebseinscbränkungen und Arbeiterentlassungen in Drucke reien waren unvermeidlich. Die Geld-, Kredit- und Zahlungs verhältnisse waren im allgemeinen gut. (Fortsetzung folgt.) 6 goldene Medaillen I 1 Grand Prlxl Meisterschaft von Deutschlandl!! Kanzler Schreibmaschinen A. G., Berlin W 8 Friedriohstrasse 71 [24930 KHNZLER Sohnell- Schreibmaschine lö Anschläge pro Sekunde 20 Durdtsdtläge aut einmal garantierte ZeilengetadheH Kein Verklappen der Hebell