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SCHREIBWAREN-HANDEL LNr.37cs8Mai1910 Kreppapiere Die Kreppindustrie schöpft ihre Schmuckformen haupt sächlich aus dem reichen Vorrat, welchen die Natur ihr bietet. Sie hat in der Verwendung dieser Formen von folgenden Gesichtspunkten auszugehen: Die Schmuckformen haben sich nach der Grundform des Gegenstandes zu richten, welcher geschmückt werden soll, dem Längsstreifen der Tischläufer, dem Quadrat der Serviette, nach dem kleineren Viereck oder Rund der Eis- oder Tellerdeckchen. Die Gedecke haben sich wieder den Gesetzen der Harmonie zu fügen, die den gesamten Tafelschmuck zu einer künst lerischen Einheit zusammenschließt. Und zwar stehen sie erst in zweiter Linie, der Hauptton gebührt dem Tafel gerät, dessen Wirkung durch die Gedecke nur erhöht werden soll. Ihr Schmuck soll nur bescheiden mitklingen, die Töne dürfen nicht zu laut sein, die Formen dürfen nicht auffallend hervortreten. Nur wenn diesen Forde rungen genügt wird, dürfen die Tischausstattungen der Kreppindustrie Anspruch auf künstlerische Bedeutung er heben. Ferner haben die schmückenden Formen sich nach dem Zweck der Festlichkeit und nach dem Charakter des feiernden Publikums zu richten. Hier gilt das Wort: »Wer vieles bringt, wird jedem etwas bringen.« Der Vorrat, welchen die Natur uns bietet, ist unerschöpflich. Da, wo bestimmte symbolische Formen erforderlich sind, werden sie häufig von Blumenschmuck begleitet. In der Nachbildung der Naturformen machen sich zwei Richtungen geltend. Die eine erstrebt naturgetreue Wieder gabe der Gebilde, die andere vereinfacht die Formen und beschränkt die Zahl der Farbentöne, um ein mehr deko- tives, in der Ferne wirkendes Bild zu erzeugen. Die Kunst der Neuzeit hat auch die Linie als Ornament wieder zu Ehren gebracht. Die künstlerisch durchdachte Anwendung der Linie schafft Randverzierungen von edler Einfachheit. Die Neuheiten der Kreppfabrik Sundern in Westfalen zeigen von jedem etwas: Schmale Linienverzierungen in Gold oder Silber oder mit Weiß gemischt, auch in Weiß auf Weiß; Punkt- und Kreuzstichmanier sind für breitere Borten verwendet. Gerade oder Bogenlinien bilden den Randabschluß einer Blütenkantc, oder auf goldenen oder weißen Linienzügen spielen die Blüten wie die Notenköpfe eine Melodie. Leichte Ranken umwinden Linienornamente, die sich bisweilen zu einem Gitter verdichten. Mannigfaltig ist die Verwendung von anmutigen, der Natur nach empfundenen Formen; alle farbenprangenden Jahreszeiten liefern ihre Beiträge, Spätsommer und Herbst leihen ihre Früchte zu dekorativen Zwecken, die breiteren Farben- flächen regen zu malerischer Behandlung an. Auch stili sierte Formen werden zu hübschen Gebilden verwendet. Schwungvolle Linienornamente und stilisierte Blütenbogen wirken zierlich und dekorativ zugleich. Die glatten Papiere bringen eine ebenso reiche Aus wahl in schmalen und breiten Mustern; hier begegnen wir auch figürlichen Darstellungen, welche für Kinderfeste be stimmt sind. Von den einfarbigen Kreppapieren eignet sich das »Westfalia« benannte echte Seidenkreppapier für Dekorationszwecke, Blumen usw. Wasserkrepp, kräftig und elastisch, weist volle, reine Töne auf. Daß es nicht immer der Farbe bedarf, um schmückende Wirkung zu erzielen, beweist auch die Deutsche Kreppfabrik in Berlin in ihren damaszierten Papieren. Die kreidigen, weißen Töne stehen gut auf dem durchsichtigen Grund. Wir sehen schmale Blätter- und Blütenborten, verschlungene Ranken, Linienornamente, breites Gitterwerk, das nach innen durch einen Linienrahmen, nach dem Rand durch eine reiche, spitzenartige Kante abgeschlossen wird. Die selben Muster sind in Gold- und Silberdruck, der sich oft mit Weiß mischt, vorhanden. Einfarbige Blütenranken werden mit Gold umzogen; Gold erhöht auch die Wirkung mehrfarbiger Muster. Stilisierte Blüten und lebensvolle Pflanzenformen bilden selbständige Muster oder verbinden sich mit Linien oder Bandwerk zu reicher ornamentaler Wirkung. Die Verbindung von Ranken, Vasen und durch brochenen Verzierungen erinnert an das Rokoko, Kranz formen an das Empire, Girlanden und Schleifen an die Biedermeierzeit. Auch Chrysanthemen treten wieder auf; ihre vollentfalteten Blüten geben eine reiche Füllung, ohne aufdringlich zu wirken. Der Winter feiert die blütenlose Zeit durch Stechpalmzweige, die sich mit Goldschmuck ver binden. Hochzeits- und Verlobungsfeste, patriotische und sportliche Vereinigungen werden mit Symbolen bedacht. Teeservietten und Tellerdecken nehmen dieselben Schmuck formen an, Milieus verwenden sie in größerem Maßstab. Auch die farbigen Tischläufer, die »Phantasie-, Velour-, Seiden-Kreppapiere« überraschen durch den Reichtum der Ornamente, durch die Pracht und Reinheit der Farben. Servietten aus weißem ungeschmücktem Krepp haben glatten oder gezackten Rand, ebenso »Stickerei-Servietten«. Die einfarbigen Kreppapiere unter dem Namen »Feinste Seiden- Kreppapiere«, »Dekorations-Seiden-Kreppapier« und »Patent- Seiden-Kreppapiere« weisen eine Skala von fünfzig Farben, tönen auf. Lieferungen einer Tintenfabrik an Verbraucher Zu Nr. 35 S. 1324 Aus Westdeutschland Auch mir, der ich als Papierverarbeiter die Erzeugnisse einer erstklassigen Tintenfabrik führe, sandte die Firma Dr. A. St. Nachf. in H. eine Kiste mit 2 1 Tinte usw. Nach der Mahnung teilte ich der Firma mit: »Die ohne mein Verlangen gesandte Tinte liegt hier zu Ihrer Verfügung«. Auf die Aufforderung, die Tinte zurückzusenden, verlangte ich vorher Lagergeld und Portoersatz und schrieb dann: (5. 9. 09) »Die belästigende Zu sendung unverlangter Ware bin ich leid, umso mehr, als be rechtigte Interessen örtlicher Gewerbetreibender dadurch ver letzt werden. Ich finde es geradezu unerhört, mir Ihre Ware aufzudrängen und ohne jede Entschuldigung einfach Rück sendung zu verlangen.« Dr. St. Nachf. verstand sich dann dazu, 65 Pf. einzusenden, und ließ die Kiste durch den Spediteur abholen. Leider wurde sie ohne Lagergeld zu fordern von meinen Leuten abgegeben. Die Berechnung von Lagergeld ist berechtigt, da die Verwahrung mit der Sorgfalt eines ordentlichen Kaufmanns zu geschehen hat. Die 65 Pf. habe ich einem wohltätigen Zweck zugeführt. S. L. Probenschau Die unter Probenschau beschriebenen Neuheiten werden soweit als möglich der Stlndigen Ausstellung für Papier- und Druckgewerbe im Papierhaus überwiesen und dort in der Neuheiten-Abteilung 8 Tage lang kostenfrei ausgestellt Kabinettrollen »Papyrol«, Hauptvertrieb durch Max Köhler, Papiergroßhandlung in Beilin SW 68. Dieses Abort papier kommt in zwei Sorten auf den Markt. Das mit rotem Etikett versehene Papier ist glatt und gelblich, das mit blauem Etikett versehene ist hellgrau und gekreppt. Auch das gelbliche Papier hat gute Zähigkeit, wird aber hierin durch das außergewöhnlich zähe und doch geschmeidige graue Papier übertroffen. Die Eigenart beider Sorten be steht jedoch darin, daß sie mit einem nicht unangenehm riechenden Stoff getränkt sind, der durch seinen Geruch üble Gerüche beseitigen und dadurch die Luft im Abort verbessern soll. Kistenschoner von Moritz Sdunidt in Bautzen (Sachsen). Meist werden die Kisten beim Oeffnen, beim Entfernen der Nägel so zertrümmert, daß sie nur noch als Brennholz Ver wendung finden können, und oft kommt es wegen Bezahlung der Kiste zu Streitigkeiten. Die »Ideal«-Kistenschoner ver hindern das Zerbrechen der Kiste, sie sind sehr leicht und billig, denn sie kosten kaum i Pf. für jede Kiste. Die Kisten bleiben durch diese Kistenschoner vielmal versand fähig, lassen sich leicht öffnen, sind aber während des Transports viel sicherer verschlossen, da jede unberufene Oeffnung an der Zerstörung der Kistenschoner erkannt wird. Die Kundschaft erhält dadurch immer ganze Kisten, welche sie nach dem Auspacken wieder verwenden oder verkaufen kann.