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1120 PAPIER-ZEITUNG Nr. 30 Fabrikation von Maschinen-Tüten und -Beuteln Von Heinrich Thümmes, Betriebsleiter Handkleberei von Tüten und Beuteln als Nebenbetrieb in mechanischen Tütenfabriken Fortsetzung zu Nr. 28 Musterbeutel mit Seitenfalten und Kreuzboden weiden über einen entsprechend geformten Klotz gearbeitet. Vor dem Kleben wird das Papier genau winklig auf richtiges Format geschnitten und bedruckt. Der Falzklotz ist ein längliches Holz von etwa 30 cm Länge, welches die Breite des Beutels haben muß und je nach Größe der Seitenfalten 21/2 oder 3 cm dick ist. Die gangbarsten Größen der Musterbeutel mit Seiten falten sind 8‘/2 X 26 cm und 9’/. X 26 cm mit 2‘/2 oder 3 cm Faltenbreite. Weitere Musterbeutelgrößen sind auf Tabellen XX und XXI im Aufsatz »Format der Tüten und Beutel« verzeichnet. Man läßt sich für jede Sorte einen genau winkligen Holzklotz anfertigen, welcher am Kopfende glatt abgeschnitten ist und am anderen Ende eine Handhabe zum bequemen Hantieren mit demselben hat. Das bedruckte Papierblatt wird mit der Druckseite nach unten auf den Arbeitstisch gelegt, dann legt man- den Falzklotz darauf, sodaß er den Druck gleichmäßig überdeckt, doch muß das Papier an der Bodenseite etwa 2 mm weniger über das Kopfende des Klotzendes herausstehen, als die Breite der auseinandergelegten Seitenfalte ist; z. B. die Seitenfalte ist 3 cm breit, flach gemessen, so muß das Bodenende des Schlauches 2,8 mm über den Klotz herausstehen. Hierauf Bild 194. Stanzmesser für Drogen beutel usw. von Ernst Pott, Barmen hebt man erst die Ein schlagseite des Schlauches hoch und falzt sie über die Kanten scharf um, dann folgt die andere Schlauchseite, welche vor her mit gutem Kleister angeschmiert wurde, und schließt damitdenSchlauch. Das Papier muß nun gleich mäßig aufeinander liegen und darf nicht an den Ecken vorstehen, will man keine schief geklebten Beutel haben. Diese Arbeit erfordert längere Uebung und soll nur von gewissenhaften Leuten gemacht werden. Nachdem der Beutelschlauch fertig ist, falzt man die beiden Seiten des vorstehenden Bodens über die schmalen Kanten des Klotzes nach innen um, ebenso die obere Bodenlippe; sie steht jetzt etwa 2 mm von der anderen Kante ab. Hierauf wird die untere Bodenlippe an den schrägen Kanten und vorn mit Kleister versehen und damit im Umfalzen der Boden geschlossen. Ist auf diese Weise der erste Beutel fertig, so zieht man an der Papier kante der Beutelöffnung einen scharfen Strich auf den Klotz, und so hat man stets einen guten Anhaltspunkt, wie weit derselbe auf das Papierblatt zu legen ist. Der fertig geklebte Beutel wird jetzt mit dem Bruch zum Einlegen der Seitenfalten versehen. Hierzu macht man vorher in die Seitenkanten des Falzklotzes, genau in der Mitte eine etwa 1 mm breite Rille; in diese fährt man mit der Kante des Falzbeines und drückt in einem Strich das Papier hinein, wodurch es eine Biegung nach innen erhält. Hierauf wird der fertige Beutel vom Klotz heruntergezogen und weiter gearbeitet, bis eine Anzahl genügend an getrocknet ist, um die Seitenfalten einzufalzen und den Kreuzboden auf die Rückseite umzulegen. Hierbei ist mit Sorgfalt zu arbeiten, damit keine faltigen Ecken entstehen. Das Falzen des Schlauches und Bodens kann dadurch erleichtert werden, daß die Seiten und Bodenfalzkanten auf der Tiegeldruckpresse vorgebrochen werden. Hierzu macht man einen genau passenden Liniensatz und schließt den selben zur Mitte des Schließrahmens der Presse. Die Walzen werden aus der Maschine genommen oder abgestellt, wenn diese Einrichtung sich an der Presse befindet; hierauf wird die Anlage gemacht, die Blätter mit dem Druck nach unten auf den Tiegel angelegt und blind weiter gedruckt, sodaß der Bruch nach außen kommt. Das Falzen und Kleben der Beutel geht dadurch sicherer und schneller vonstatten, weil man den Klotz nur auf die vorgebrochenen Stellen zu legen braucht, dann steht der Druck auch stets gerade. Zum besseren Zusammenhalten der Bodenklappen wird auch vielfach noch ein passendes Papierblatt über diese geklebt. In verschiedenen Betrieben werden Musterbeutel mit Falz auch ohne Klotz gefertigt. Doch ist hierzu eine besondere Uebung erforderlich; auch Bild 195. Stanzmaschine von Ernst Pott, Barmen haben diese Beutel nicht die Exaktheit der über den Klotz gefertigten. Die feitigen Musterbeutel mit Seitenfalten werden nach dem Trocknen an ihrer Oeffnung zweimal 1 cm breit um gefalzt und gelocht zum späteren Verschluß, jedoch nach her wieder flach gelegt, zwecks besserer Verpackung. Zum Biegen und Lochen der Musterbeutel bedient man sich vielfach der einarmigen Prägepresse, welche von Karl Bild 196. Prägepresse von Karl Krause, Leipzig Krause, Leipzig (Bild 196), und von Friedrich Keese, Stutt gart, mit einem Speziaiwerkzeug versehen wird, welches gleichzeitig biegt und locht. Der Apparat besteht aus zwei Teilen. Das Oberteil erhält die Lochstempel bezw. die Biegelinien. Letztere sind stumpfe Messer, die das zu biegende Material in die entsprechenden Vertiefungen des