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Nr. 24 PAPIER-ZEITUNG 929 italienischen Antiqua bis zum Jahr 1471, 1473 erscheint be reits eine rein gotische Type in ihrer Druckerei. Im Jahr 1477 starb Gering. Die überaus schnelle Ent wicklung des Pariser Druckgewerbes kann man ermessen, wenn man hört, daß bereits um 1500jin Paris 66 Druck- Bild 37. Dresdener Einband Leder mit Goldpressung, 16. Jhrh. pressen arbeiteten. Die dort gedruckten Bücher waren vorzugsweise gelehrte Arbeiten für die Universität und Klassikerausgaben. In Lyon wurde die Einführung der Druckkunst durch die weitblickenden Kaufherren dieser Bild 38. Einband für König Franz I. großen Handelsstadt gefördert. Hier treten zuerst die Deutschen W. Königs und Martin Huß sowie der Wander drucker Joh. Numeister auf. Während im großen und ganzen der Stil der um diese Zeit in Frankreich gedruckten Bücher und ihre Ausstattung bei weitem nicht so mannigfaltig sind wieinDeutschland undin Italien,zeigt sich merkwürdigerweise in dem kleinen Städtchen Abbeville selbständige Druck kunst Dort erschien u. a. eine Ausgabe von dem Werk des heiligen Augustinus »La eite de Dieu«, welche mit einer schönen Kanzleischrift gedruckt und mit Holzschnitten verziert war. Nun ist der französische Holzschnitt aus dieser Zeit bei weitem nicht mit dem deutschen aus der Dürer’schen Schule zu vergleichen, dessen hohe künst lerische Bedeutung und Innigkeit er nicht erreicht. Die Bilder und ihre Ausführung waren dem Charakter des Volkes entsprechend anmutiger, leichter aufgefaßt und hatten nicht den schweren Ernst und die Hingabe an die gestellte Aufgabe, die bei dem deutschen Meister auch bei den kleinsten Arbeiten erkennbar sind. Lyon, das in regem Handelsverkehr mit Venedig stand, nahm demgemäß auch sehr bald Vieles von dem Stil der Venetianer Drucker und Holzschneider an. An mehreren Buchtiteln aus Lyon ist dieser Einfluß sehr deutlich erkennbar. Die eigenartigsten Werke der frühen französischen Buchkunst bilden jedoch die Livres d’heures. Sie werden bald nicht mehr mit Holz schnitten, sondern mit Metallschnitten geziert, die feineren Strich ergeben als der damals übliche Langholz schnitt. Die Livres d’heures wurden nach dem Druck vom Bild 39. Titel zu Briseux] Miniator sorgfältig ausgemalt,"‘sodaßsie ganz, den bisher so sehr geschätzten Handschriften glichen. Eine kleine Gruppe von Männern brachte den Druck in Paris zur Blüte. Es waren wenige Familien, in denen das Bestreben, gute Bücher zu drucken, vom Vater auf den Sohn forterbte. Der erste war Jodocus Badius v. Asch. Er war Professor für schöne Literatur und alte Sprachen und lieferte als Buchdrucker Ausgaben griechischer und römischer Klassiker. Er starb 1535 und hinterließ seine Druckerei seinem Sohn Konrad Badius. Sein Schwiegersohn war Robert Etienne, der in der Buch druckerei von Simon de Colines gelernt hatte. Er arbeitete bei ihm als Korrektor und gab, nachdem er sich von Colines getrennt hatte, 1532 eine schöne Bibel heraus. Auch einen Thesaurus linguae latinae sowie ein griechisches Neues Testament und eine hebräische Bibel druckte er. Geoffroy Tory, ein Pariser Gelehrter und Buchhändler, zeichnete für seinen Drucker Robert Gourmont Initialen, Titel, ganze Schriften und Einfassungen, die sich mit Recht großer Berühmtheit erfreuen, und es herrschte im allgemeinen, nicht bloß für schönwissenschaftliche Werke, sondern auch für gelehrte und sogar mathematische Werke, das Bestreben, die Bücher möglichst künstlerisch auszuschmücken. Geoffroy