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Londoner Papiermarkt London, Anfang Januar 1909 Das Dezembergeschäft ist gleichbedeutend mit Weihnachts geschäft. Das erhöhte Austauschen von Geld gegen Waren aller Gattungen, das heißt der allgemein bestehende Kauftrieb, übt seinen Einfluß auf alle Erwerbszweige aus und muß daher auch auf den Papierhandel günstig einwirken. Deshalb kann das Dezembergeschäft nie ganz schlecht sein, und soweit unser Gewerbe in Betracht kommt, hat es auch diesmal befriedigenden Verlauf genommen. Die übliche Belebtheit war vorhanden, die vermehrte Zahl von Aufträgen brachte gute Beschäftigung, und das Geschäft unterlag weniger als sonst der Schärfe des Wettbewerbs. Diese Umstände genügten, um einen wohltuenden Gegensatz gegen die Flauheit der vorhergegangenen Monate zu schaffen. Ander seits läßt sich nicht behaupten, daß die Tätigkeit einen un gewöhnlichen Grad erreicht habe. Die Arbeit hat gut bewältigt werden können; im übrigen bezieht sich der Aufschwung ja nur auf etwa die erste Hälfte des Dezembermonats. Doch man ist zufrieden und dankbar für die Hebung, welche dem Papier handel durch die Weihnachtszeit zuteil geworden ist. Für die Großhändler hat diese Zeit einen besonderen Vor teil, da zur Deckung des Bedarfs fast ausschließlich greifbare Ware benötigt wird, also Vorräte, die vom Lager sofort ab geliefert werden können. Auf diese Weise ist eine wesentliche Verminderung des Lagerbestandes herbeigeführt worden, und hierdurch ist obendrein Erleichterung für die Arbeit der Lager aufnahme geschaffen. Diese Beschäftigung hat in der letzten Dezemberwoche im Vordergrund gestanden. Mit den Weihnachtsfesttagen hat das eigentliche Geschäftsleben sein Ende gefunden, der Rest des Monats ist der Inventur gewidmet, und mit dem Eintreten des Jahreswechsels richtet sich der Blick jedes Geschäftsmannes auf das Ergebnis, dessen Ausrechnung durch den Abschluß der Bücher und die Aufstellung der Bilanz ermöglicht wird. In ihm verkörpert sich all das Streben und Schaffen, das das heutige Geschäftsleben erfordert, all das Ringen und Mühen, von dem die Existenz abhängt. Die Erwartungen in dieser Hinsicht werden im allgemeinen nicht hoch gespannt sein, denn das verflossene Geschäftsjahr war dem Londoner Papierhandel nicht hold. Ein Ueberblick über die allmonatlichen Berichte an dieser Stelle, die, obschon sie keinen Anspruch auf Unfehlbarkeit machen, dennoch nach bestem Wissen und Vermögen den wahren Sachverhalt dar legen, bietet kein erfreuliches Bild. Die Summe der hinter einander gegebenen Schilderungen der hiesigen Marktlage fällt abwechselnd unter die Prädikate: gedrückt, sehr mäßig, etwas besserer aber doch schleppender Geschäftsgang, flau, ein kleiner Aufschwung wahrnehmbar, wiederum schlecht, und so fort. Es ist ein arbeitsvolles und trotzdem wenig erträgliches Jahr gewesen. Die Beschränktheit des einheimischen Bedarfs, das Fehlen anhaltend reger Nachfrage und der empfind liche Ausfall von Aufträgen für die Ausfuhr sind für die un befriedigende Geschäftslage verantwortlich gewesen. Aber da neben haben andere ungünstige Verhältnisse und Umstände mit gewirkt, um das Zustandebringen von Geschäften zu erschweren. Hierzu gehört zunächst die Unzuverlässigkeit in den Lieferungs terminen und darauf folgend ein jeweiliges Ueberfluten des Marktes mit Papieren ein und derselben Gattung. Geschäfte zu lohnenden Preisen sind dadurch fast unmöglich gemacht worden, ja im Gegenteil, es sind Kosten für Einlagerung und Speichermiete erwachsen, die nicht vorher absehbar waren und deshalb auch nicht in Berechnung gezogen werden konnten. Die Not an Aufträgen hat dann dazu beigetragen, daß der Wett bewerb eine ungeahnte Schärfe erreicht hat und der Verdienst demzufolge um Prozente niedriger geworden ist. Um das Maß des Uebels voll zu machen, haben sich besondere Elemente eingefunden, die auf dem Wege der offenbaren Schwindelei dem rechtsmäßigen, redlichen Geschäftsbetrieb erheblichen Schaden zugefügt haben. Diese wenigen Bemerkungen machen es klar, daß die Fach genossen hier vielen Widrigkeiten ausgesetzt gewesen sind. Ueber das Geschick der Preise gibt endstehende Aufstellung die beste Auskunft. Die zum Vergleich gegebenen Zahlen lassen erkennen, wie sehr der träge, schleppende Geschäftsgang die Preise beeinflußt hat. Zellstoff- ebenso wie holzschliffhaltige Papiere haben zu leiden gehabt und haben leider wieder die unterste Stufe, den Tiefstand, erreicht. In London werden die schlechtesten Preise bezahlt, aber es ist verkehrt, zu denken, daß damit den Händlern gedient ist, denn der Prozentsatz des Verdienstes schmälert sich in gleichem Verhältnis. Die Schuld ist einzig in der mißlichen Geschäftslage und dem Ueberwiegen des Angebots über die Nachfrage zu suchen. Ein neues Jahr liegt vor uns, und es heißt weiter, die besten Kräfte daran zu geben und nicht zu rasten, noch müde zu werden. Aber der Wunsch drängt sich daneben auf, daß das Jahr 1909 mehr als sein Vorgänger Ermutigung und Freude an dem Schaffen bringen möge. Die aufgeführten Papiere können als die Hauptstapelsorten bezeichnet werden, in denen das große Einfuhrgeschäft gemacht wird. Es ist schwierig, für andere Gattungen allgemein fest stehende Preise anzugeben, da bei ihnen die Verschiedenheiten in der Güte mitsprechen und großenteils den Wert bestimmen. A Papiermarkt in Rußland Von unserem regelmäßigen Berichterstatter St. Petersburg, Dezember 1908 Auch wir nähern uns hier allmählich dem Ende des so traurigen Jahres 1908, aber meine Hoffnung, endlich über den Anbruch besserer Zeiten berichten zu können, will leider immer noch nicht in Erfüllung gehen. Abgesehen davon, daß die ge schäftlichen Verhältnisse in allen Zweigen außergewöhnlich traurig sind, leidet unser Fach noch ganz besonders unter den nicht enden wollenden willkürlichen Bedrückungen einzelner Machthaber, die, vom Wunsche beseelt, die Revolution tot zu machen, alles was mit der Presse zusammenhängt, aufs un glaublichste verfolgen und damit unser ganzes Fach zugrunde richten. Wie weit dies geht, sieht man am klarsten daraus, daß endlich auch in unserer jetzt tagenden Reichsduma eine Inter pellation über die in Moskau auf Befehl des Generalgouverneurs geschlossenen Buchhandlungen eingebracht wurde. So lange der artige Bedrückungen nicht aufhören, ist leider an Wieder belebung des Papiergeschäfts nicht zu denken, und noch sind nicht die leisesten Anzeichen vorhanden, daß dieser Fall ein treten könnte. Die Klagen der Papierfabrikanten, der Verleger und Drucker mehren sich von Tag zu Tag, und selbst das Weih nachtsgeschäft des Kleinhandels scheint hinter den bescheiden sten Erwartungen zurück zu bleiben, sodaß neue Zahlungs stockungen in sicherer Aussicht stehen. Doch um das alte Jahr nicht gar zu traurig zu schließen, kann man wenigstens über eine nette Weihnachtsüberraschung berichten, die uns unser hochverehrtes Stadthaupt, Herr N. A. Restzow, als Herausgeber der russischen Zeitschrift »Das Papier fach« bereitet hat. Mit Nr. 10 der genannten Zeitschrift erhielten die Bezieher eine genaue Karte Rußlands, worin Orte mit Papier-, Pappen- oder Papierstoffabriken durch entsprechende Zeichen in roter Farbe hervorgehoben sind. (Ich übersende Gattung Unsatiniert Weiß, Formatdruck 40—42 g/qm » » » 48» » » » 55 » Satiniert „ „ 50 » Unsatiniert farbig Prospekt 40—42 „ Satiniert „ „ 60 „ Einseitig glatt rein Zellstoff-Seiden i'j g/qm „ „ holzh. „ 17 „ Maschinenglatt Kraftbraun 45 „ Satiniert Braunholz-Packpapier .... Uebersicht der Papierpreise in London: Dezember 1907 Dezember 1908 Preise für das engl. Pfund Preise für die Tonne von 1016 kg 20 Lstr. 5 sh — 5 v. H. 18 Lstr. 15 sh — 5 v. H . . . . 11/4 d netto . . . . I1/4 d — 5 v. H. 11/. d — 10 v. H. » i’/4 d — 15 und schwerer . . . .... i»/« d — 10 „ 114 d — 171/2 » .... I12 d — 5 13/3 d — 5 n . . . . I1a d — 121/ „ 11a d — 171/2 n . . . . 11/2 d — 15 „ 11/2 d — 20 n 17 » — » - 5 » 16 » » — 5 » und aufwärts 16 » 15 » - 5 » 15 » 15 » — 5 » — 5 » 8 „ 5 » - 5 » sämtlich für Lieferung frei Haus London