Volltext Seite (XML)
PAPIER-ZEITUNG 237 Nr. 7 genau der Weite der dazu passenden Kästchen entspricht, so daß Vermischen der Farben im zusammengesetzten Teil farbkasten unmöglich ist. — In nächster Zeit wird auch eine Ablegevorrichtung für Phönixpressen geliefert worden, welche das Ablegen ganz selbsttätig besorgt, also die Arbeit des Einlegers vereinfacht und erheblich rascheren Gang der Maschine ermöglicht. Die Maschinenfabrik A. Hogenforst in Leipzig hat sich zwecks Verbesserung ihrer »Brillante (Siehe Nr. 6, 1908) einen neuen Antrieb für die Walzenwagenbewegung paten tieren lassen, bei welchem die Führungskurve im großen Zahnrade wegfällt. Das Bautzner Industriewerk hat an seiner »Tip Topf. (Siehe Nr. 44, 1908) als Neuerung eine patentierte Vorrich tung angebracht, die einen geräuschlosen Transport des Farbtellers bewirkt. Zur Verwendung gelangt ein Frik tionshebel, der die Bewegung des Tellers durch Angreifen an ein, unterhalb des Tellers befeßtigtes Band veranlaßt. An den Original-Libertypressen der Liberty Machine Works in Berlin (Siehe Nr. 68, 1908) wurden ebenfalls Ver besserungen vorgenommen. Diese betreffen in erster Linie die Einfärbung der Form, welche statt mit drei nun mit fünf Walzen erfolgt. — Die Seitenkulissen, welche die Auf tragwalzen führen, wurden mehr gegen den Tiegel ver schoben, so daß das ganze Fundament zugänglich wird. — Der Farbteller hat eine Verlängerung zum Fundament be kommen, welche die Farbeverreibung verbessert. — Die Greifer sind jetzt so angebracht, daß sie mehr vom Tiegel abstehen, weshalb man längeres Papier leichter nach unten zur Anlage bringen kann. Von der Maschinenfabrik J. Anger & Söhne in Wien wird neuestens an deren Amerikaner-Tiegeldruckpressen (Siehe Nr. 68, 1908) eine Abstellvorrichtung für die Walzen verwendet. Diese wird mit Handhebel betätigt und gestattet das Walzenabstellen auch während des Ganges der Ma schine. — Um eine bessere Farbeverreibung zu erzielen, werden den Auftragwalzen Stablreiber aufgesetzt, die seit liche Bewegung haben Eine sehr praktische Verbesserung hat auch der »Falke« der Maschinenfabrik Friedr. Heim & Co. in Offenbach a. M. (Siebe Nr. 82, 1908) erfahren. Der Tiegel dieser Presse wurde mit zentraler Druckstellung ausgestattet, welche die Druckregelung bedeutend einfacher macht. Essei noch erwähnt, daß in nächster Zeit Falkepressen auf den Markt kommen werden, die einen automatischen Bogenanlegeapparat besitzen, der mit Luftsauger arbeitet, welche die Bogen von einem, mehrere Ries hohen Auflage stoß selbsttätig zum Druck befördern. Schlußwort In möglichst ausführlicher Weise wurde in dieser Ab handlung die Beschreibung der bekanntesten und wert vollsten Tiegeldrucktypen aller Systeme, die beute noch im Gebrauch stehen, gebracht. Besonderer Wert ist darauf gelegt, den Buchdrucker mit den neuesten Errungenschaften, auf diesem Gebiete bekannt zu machen. Aber auch der Maschinenbauer oder Konstrukteur kann hier auf weniger bekannte, dabei jedoch vorteilhafte Einrichtungen, besonders der ausländischen Typen aufmerksam gemacht werden und dadurch Anregung zur Verbesserung der einen oder anderen Presse erhalten. Besonderes Eingehen auf das Arbeiten an Tiegeldruckpressen war bei dem durch die Reichhaltig keit des Stoffes bedingten Umfang der Arbeit nicht möglich. Dies erübrigte sich auch, da dem Drucker nicht das Arbeiten an Tiegeldruckpressen erläutert werden sollte, sondern ihm nur die für jede Tätigkeit an der Presse unerläßliche Kenntnis der Maschine in Hauptzügen vermittelt und schließlich sein fachlicher Gesichtskreis erweitert werden sollte. Wenn dies gelungen ist, dann wurde der Zweck dieser Arbeit vollsändig erfüllt. Anmerkung der Schriftleitung! Die nun beendeten Aufsätze über Tiegeldruckpressen weiden binnen kurzem in Buchform im Verlag der Papier-Zeitung erscheinen. Eine weitere große Arbeit des Herrn Franz Bauer, welche die verschiedenen Bauarten der Schnellpressen behandelt, wird in den nächsten Monaten in der Papier-Zeitung beginnen. Die Kalkulation in Steindruckereien Zu Nr. 2 S. 43 Nach dem System, welches Herr P. F. anführt, habe auch ich vor Jahren gerechnet, damit jedoch wenig Erfolg gehabt. Es wird vielfach in Buchdruckereien angewandt, die nach dem Tarif arbeiten, und in derartigen Betrieben wird man damit zu rechtkommen, weil sich in den meisten Fällen die Hauptkund schaft am Ort befindet. Der Steindruckereibesitzer muß jedoch reisen lassen (was viel kostet); von den vielen Aufträgen, die durch Vertreter gemacht werden, gibt er Provision ab, die sich selten unter 10 v. H. beziffert. Daher hat eine Stein druckerei stets mehr Unkosten als eine Buchdruckerei von gleichem Umsatz. Deshalb kann man im Steindruck kaum mit einem Durchschnitts-Aufschlag von 20 v. H. auf Papier und Material zurechtkommen, selbst wenn man auf die Arbeitslöhne statt 40 60 v. H. schlägt, welcher Satz sich dafür in meinem Auf satz in Nr. 103 von 1908, bei Berücksichtigung von nur 20 v. H. Aufschlag auf Papier und Material, ergeben würde. Ferner dürfte Herr P. F. für einfarbige, einseitige Reklame kärtchen keinen zweiseitigen, für 12farbigen Druck geeigneten Chromokarton verwenden, sondern einen billigeren, aber noch guten Karton zu etwa 100 M. die 1000 Bg. Wenn er bei der Kritik meiner Reklamekärtchen-Kalkulation diesen Rohstoffpreis als Grundlage benutzt und die Unkosten und den Verdienst- Aufschlag nach dem von mir angeführten System rechnet, so wird er auf den Preis von 2 M. für das Tausend der Kärtchen kommen, gegenüber 3 M. nach seiner Ausrechnung, und der Preis von 2 M. dürfte eher den Abschluß des Geschäfts er möglichen. Auf alle Systeme, so auch auf das von mir angeführte, gilt der Spruch: Keine Regel ohne Ausnahme. Wird z. B. für einen Auftrag, dessen nackter Herstellungspreis 1000 M. beträgt, nur für 200 M. Rohstoff und 800 M. an Arbeit verwandt, so muß man den Unkosten-Aufschlag erhöhen. Sind jedoch bei 1000 M. Her stellungspreis an Rohstoff 800 M. und an Arbeitslöhnen 200 M. vorgesehen, so wird man den Unkostensatz etwas verringern müssen. In derartigen Fällen muß der erfahrene Berechner den richtigen Satz wählen. In meiner Stellung, wo ich seit 9 Jahren täglich viele Preise berechnen muß, habe ich gefunden, daß man das von mir ver tretene System beinahe bei allen Preisanfragen anwenden kann, obgleich in meinem Betrieb alle Sorten graphische Erzeugnisse hergestellt werden, z. B. Reklameplakate in Karton und Chromo, Merkantil- und Reklamedrucksachen, Etiketten, Kartonnagen, Kataloge, Aktien- und Buchdruckarbeiten. Der Tagessatz von 20 M. für die Schnellpresse ist allerdings etwas reichlich. Aber gerade Steindruckschnellpressen stehen häufig still, wenn sich unvorhergesehene technische Schwierig keiten einstellen, und diese Zeit, die nichts einbringt, frißt Arbeitslöhne weg. Auch das Putzen und Oelen bei Wochen schluß erfordert Zeit, hierzu kommen noch die Feiertage, welche den Steindruckern bezahlt werden, ferner die Mehrkosten für Ueberstunden und Sonntagsarbeit. Diese Verluste, die in den Unkosten nicht berücksichtigt sind, lassen die Berechnung der Schnellpresse mit 20 M. im Tag gerechtfertigt erscheinen. H. Kösters Aus den Typographischen Gesellschaften München. Typographische Gesellschaft. Am 13. Januar wurden elf neue Mitglieder aufgenommen. Der Vorsitzende teilte mit, daß der Ausschuß den Entwurf »München» 1908 B« als ge eignetsten zur Ausführung der neuen Mitgliedskarte bestimmt habe und ihn demnach schnellstens drucken läßt. Dem Kreis Bayern des Verbandes Deutscher Typographischer Gesellschaften haben sich neuerdings angeschlossen: die typographischen Ver einigungen Regensburg und Kempten. Zur Ausstellung eines Buchkopfwettbewerbes der Typographischen Gesellschaft Braun schweig sprach Herr Fachlehrer R. Bammes. Leider wiesen nur 17 Arbeiten, nach dem Urteil der Technischen Kommission, etwas Originalität auf. Ein Bericht der Technischen Kommission und Vorzeigung und Besprechung mehrerer fachtechnischer Neuheiten folgten. Die Ferrotypen von Dornemann & Co. in Magdeburg, deren Preis wesentlich höher ist, als der anderer Schriften, werden durch ungemeine Haltbarkeit im Gebrauch wohlfeiler. Der Staffelsteg der Kölner Schriftgießerei Ww. Sostmann & Fröbus bietet Vorteile bei tabellarischen Längs und Quersätzen. Steckschriftenordner »Simplex« von Emil Brandt & Co., Hamburg, und ein Typensperrer von Heintze & Blanckertz, Berlin, ersparen dem Setzer unnötigen Zeitverlust. Der ohne Quadraten verstellbare Winkelhaken von Hildebrand & Schiller, Dresden und Versalien, gezeichnet von Professor Max Liebermann, bildeten den Schluß der Neuheiten-Besprechung. Hierauf verlas Herr J. Markert zur »Ausstellung Wiener Fachschularbeiten« ein Referatdes Verbandsvorsitzen C. Schmied- chen, Berlin, aus dem Journal für Buchdruckerkunst. Der Vorsitzende teilt nochmals mit, daß der Besuch des Arbeiter-Museums unter Führung des Direktors der Anstalt am Sonntag, 24. Januar, vormittags 9 Uhr, stattfindet, p.