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Elbeblatt für Riesa, Strehla und deren Umgegend. 4. Dienstag, den 25. Januar 1853. Vermischtes. Deutschland. Aus Frankfurt a. M., dem Sitze des Bundestages, bringen die Zeitungen in dieser Woche eine Nachricht, welche wenigstens einigen Grund zu erfreulicher Hoffnung abgiebt, wenn auch die Erfüllung der letzteren noch einige Zeit wird auf sich warten lassen. Der Herzog von Sachsen-Koburg-Gotha hat sich nämlich der entlassenen schleswig-holsteinischen Offiziere ange nommen und ihre Beschwerden befürwortend an die Bundesversammlung gebracht. Letztere hat ihre Kompetenz, in der Sache zu entscheiden, an erkannt, und so kaun es doch wohl noch dahin kommen, daß- die schwer geprüften Männer, welche Kraft und Blut der guten deutsche» Sache ge« wibniet, Dänemark gegenüber ihr Recht finden. Bei einem Jnstizainte Sachsen-Gothas ist ein 17jähciger Schlosserlehrling inhaftirt, der nach seinem eigenen Geständnisse seit 3 Jahren jede Woche zwei Diebstähle, also etwa 300 Diebstähle verübt hat. Preußen. Bekanntlich wurde» schon seit mehren Wochen von der katbolischen Kammerpar tei Anträge vorbereitet, um die Rücknahme der von der Regierung gegen die Jesuiten erlassenen Verfügungen ' zu erlangen. Letztere untersagen nämlich die Abhaltung von Jesuitenmisflvnen in den Landestheileu von überwiegend evangelischer Bevölkerung, sowie für preußische Studirende den Besuch des Jesuitencollegiuins in Rom und ver bieten die Niederlassung ausländischer Geistlichen, welche in Jesuitenanstalten gebildet worden sind. Es waren besonders von den rheinischen katholi schen Abgeordneten alle Hebel in Bewegung ge setzt worden, um jenes Verbot rückgängig zu ma chen, und die Absicht ging zunächst dahin, diesem Zweck durch eine an den König zu richtende Adresse- zu erreichen. Da die katholische Kammerfrackion eine ziemlich einflußreiche Parteistellung einnimmt, so schien der Erfolg ziemlich gewiß; wider Er-' warten haben aber jene Bestrebungen bereits in den Commissionen einen so heftigen Widerspruch gefunden, daß an ihrer Verwerfung durch die zweite Kammer jetzt nicht mehr gezweifelt werden kann. Gleichzeitig haben einige hochgestellte la- tholische AbgeordnÄe (der Graf von Fürstcnberg und derMeheime Justizrdth Blömer) darauf hin gewiesen, wie gefährlich es sei, wenn die katho lischen Mitglieder statt die Gesammtinteressen de» ganzen Lande» zu vertreten, eine ausschließlich katholische Parteistellung einnebmen und die reli, giösen Zwistigkeiten in den Schooß der Kammer« trage» wollten. Mit der voraussichtlichen Ver werfung der obgedachtcn Anträge ist die für den confesfionellen Frieden nicht unwichtige Frage min destens auf parlementarischem Gebiete als besei tigt zu betrachten, wenn auch die ultramontanc Partei nicht aufhören wird, die mehrgedachten Verfügungen der Regierung zu bekämpfen. Oesterreich. Am 16. Jan. ist der frühere Vicekönig des lombardisch-venetianischen König reichs, Erzherzog Rainer, zu Botzen verstorben; er war geboren am 30. Sept. 1783. In Raab ist von einem Müller ein Zahn, der einem vorsündfluthlicheN flanzenfressenden Thiere angehört haben mußte, gefunden worden; der Zahn wiegt, da er schon fast versteinert ist, an 2 Pfund und ist 8 Zoll lang. Ein Act der Nemesis. Aus Ko'burg schreibt man dem „Nürnberger Coresp.Der Rentamts-Assitent Konrad Müller von Neustaht bei Koburg, wegen Veruntreuung öffentlicher Gel der steckbrieflich verfolgt, ist am 28. Dec. im Be zirke des baierischen Landgerichts Zusmarshausen, ' in einem Gehölze bci dem Dorfe Violau, al» Leiche mit einer Stichwunde in der Brust auf gefunden worden. Der Todte ist von einem zu diesem Zwecke an Ort und Stelle gesendeten hie sigen Justizbcamten recognoSzirt und erkannt wor den. Etwa 360 Fl. in baarem Gelbe sind in des sen Kleidern gefunden worden. Dieser Umstand scheint darauf zu deuten, daß der Tod nicht durch einen Naubanfall, sondern vielleicht durch Selbst mord herbeigesührt worden sei. Eine Menge an derer Anzeichen weisen aber gerade im Gegentheil auf Raubmord hin. Der Getödtete war am 27. Dec. Abends noch im WirthShause zu Violau gesehen worden, hatte dort vor anwesenden Gä sten große Silbermünzen theils gezeigt, theilS in der Tasche seines Paletot klingen lassen; halb nachdem er das WirthShauS verlassen, hat eine Frau in der Dunkelheit von der Landstraße her lauten Hülferuf gehört. Am andern Morgen hat man auf der Landstraße eine große Blutlache und einige verstreute Geldstücke und eine Streck« da von entfernt im Gehölze den Erstocheneil ohne