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16 Paletot angetroffen. Ein Werkzeug, womit der töbtiiche Stoß ins Herz verübt sein könnte, hat sich in der Umgebung der Leiche bei sorgfältigster Nachsuchung nicht vorgefunden. Die linke Hand de» Tobten ist von dem Messer leicht verwundet, scheinbar beim Versuche der Abwehr. Erst nach acht Tagen ist der verschwundene Paletot in der« selben Gegend zum Vorschein gekommen. Im rvbniker Kreise (Preußen) wurde neulich ein Falschmünzer entdeckt. Es ist derselbe ein Lithograph P., weicher, schon früher der Ver fertigung falscher Lassen-Anweisungen dringend verdächtig, geworden war. Vor Kurzem kehrte er nun wieder heimlich nach dem Dorfe Ober-Schwirt- lan zurück und begann dort auf's Neue, in einer Bodenkammer versteckt, sein verbrecherisches Trei ben. Sv hatte er auch vor mehreren Tagen eine große Anzahl falscher Scheine verfertigt, die er, durch den Druck noch feucht, in seinem Zimmer zum Trocknen auslegte, um sie alsdann noch auf der Rückseite durch Federzeichnung mit der laufen den Nummer zu versehen. Entweder hat er nun die Thür seiner Werkstatt gar nicht oder nnr schlecht verschlossen, kurz, eine Dienstmagd gerietb zufällig in dieselbe, als sich P. gerade auf eiüige Augen blicke entfernt hatte. Wahrscheinlich hielt jene die daselbst umherliegcndeu Lassen-Anweisungen für gute; denn sie nahm einige davon mit und wollte sie bei der nächsten Gelegenheit in Loslau ver wenden. An der fehlenden Plummer wurden je doch die Papiere sogleich als falsche erkannt und die Magd festgenvinmen, die auch bald gestand, wo sie dieselben herbrkommen habe. So gelang es nun, de» P. festzunehmen, ehe dieser noch Schlim mes ahnte; ebenso fand man die sämmtlicken Gc- räthschaften, Platten, Presse re., nächstdem mehr als tausend solcher falschen Caffenscheine, die übri gens auf das täuschendste nachgeahmt sind; eine bedeutende Anzahl derselben soll schon im Oester- reichischen verausgabt worden sein. Der neu eingeführte Kirchenrath zu Boyadel in Schlesien bar einer verläßlichen Mittheilung zufolge im Interesse der Kirchenzucht folgende in teressante Einrichtung getroffen. Brautpaare, bei denen beide Theile de« Prädicats „Junggesell" und „Jungfrau" verlustig gegangen sind, werden ohne Beleuchtung des Altars und ohne Kniekissen getraut. Das Brautlied, welches bei der Trauung gesungen wird, muß aus den Büßliedern gewählt sein. Zur Bekleidung des Altars darf nur die alte Decke genommen werden. Ist nur ein Theil des Brautpaars beschälten, so hat da« Paar die Wahl: entweder begehren sie für den Altar die neue Decke, dann dürfen die Kerzen nicht brennen; wollen sie brennende Kerzen, dann darf der Altar nur mit der alten Decke bekleidet sei». Das Kniekissen erhalten sie aber in beiden Fällen nicht. Dagegen erhalten ganz unbescholtene Brautpaare die neue Altardecke und das Kniekissen, auch wer den neue Kerze» angezündet. Bekanntlich wurde vor einiger Zeit zu London bei der Herzogin von Sutherland ein Meeting vornehmer englischer Damen gehalten und dort beschlossen, eine Adresse der englischen Frauen und Jungfrauen an ihre Schwester» in Nordamerika zu richte», worin diese gebeten werden, für unver zügliche Anshebung der Slcaverei zu wirken. Ein New-Vorker Blatt bringt bereits eine Antwort der Schwestern, die zwar eine große enggedruckte Spalte füllt, aber nichts weniger als schwesterlich ist. Die Engländerinnen werden gebeten, vor ihrer eigenen Thür zu kehren nnd an das Elend zu denken, welches ihre Männer und Brüder über die Cvloiiiee», über Lhina und Irland gebracht, und an den Zustand der niederen Llassen in Eng land, der „Sclaven der Unwissenheit, Armuth und Sünde." Die Adresse ist mit Litaten auS Mayhew's Schriften über den Zustand der Lon doner Armen reichlich versehen. AuS London schreibt man: Man hat auf dem Lontiliente gar keinen Begriff davon, wie fühlbar sich schon jetzt in Folge der großen Aus wanderung der Mangel an Arbeitern in ganz England und namentlich in London macht. Es kostet Mühe, einen Handwerker zu Reparaturen in sein Haus zu bekommen; man mnß Wochen lang warten, um ein Paar Stiesel fertig zu be kommen; alle Handwerkslöhne sind gestiegen (Tisch ler z. B. müssen ihre Gesellen mit 9 Sh., d. h. 3 Thlr. per Tag bezahlen); die meisten Arbeiter sind in den großen Etablissements beschäftigt, wo Röcke, Hosen, Stiefel, Tischlerwaaren, Schlösser, Leinenwäsche u. dgl. zu Tausenden von Dutzen den ««gefertigt und nach Australien verschifft wer den, weil dort der Handwerker nach den Gold gruben läuft und die Waare fertig auf den Markt kommen muß. Daß sie um 100 bis 200 Procent theurer als in Europa zu stehen kommt, kümmert den Abenteurer, der mit Taschen voll Gold auS den Minen in die Städte kommt, sehr wenig; doch ist dieser Umstand für den englischen Fabri kanten gewichtig genug um sein Augenmerk ledig lich auf den Export zu richten. Die Masse der in jeder Woche von hier verschifften WaareN gränzt anS Fabelhafte, und wir wollen als Kurio sum blo« anführen, daß morgen zwei große Wa genladungen voll der berühmten Holloway'schen Universalpillen nach Melbourne verschifft werden. Diese Artikel gehen in dem neuen Eldorado rei ßend ab. Kommen doch dort Menschen zu Ver mögen, die in ihrem Leben kaum Fleisch gekostet haben. Jetzt genießen sie dagegen die Genug« thuung, so viel Fleisch essen z'n können, bis sie sich eine chronische Indigestion angeschafft haben. Da werden dann Hollvway's, Morrison's rc. Pil len zu Dutzenden verschlungen. Frankreich. Die Anerkennnngssrage ist nun