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AFD Arbeits- und Forschungsber. z. sächs. Bodendenkmalpflege 35, 1992 S. 39-49 JUNGBRONZEZEITLICHE „VOLLGRIFFSCHWERTER“ MIT BLEIFÜLLUNG Von Harry Wüstemann Seit langem haben naturwissenschaftlich-technische Untersuchungsmethoden in der archäologischen Forschung Eingang gefunden und zunehmend an Breite gewonnen (Hundt 1962, S. 20ff.; Ankner 1975; Riederer 1981; 1987; Born 1985). Besondere Aufmerksamkeit wird dabei seit Jahrzehnten der radiographischen Untersuchung von Bronzehohlgüssen, insbesondere denen von Schwertgriffen, geschenkt (Dre scher 1958; Driehaus 1959, S. 12ff.; 1961, S. 22ff.; 1969; Hundt 1965, S. 41 ff.; 1970, S. 69 f.; Ankner 1977, S. 269 ff.). Die recht umfangreiche Gruppe von Vollgriffschwertern bietet durch ihr breites, zeitlich wie räumlich differenziertes Typenspektrum besonders günstige Vorausset zungen, um durch radiographische Untersuchungen vor allem Fragen nach Werk stattkreisen sowie ihrer Konstruktions- und Fertigungstechnologie zu klären; darüber hinaus lassen sich aber auch vielfältige Besonderheiten des Griffgusses und der Klingenbefestigung erfassen, die an den einzelnen Exponaten von außen meist nicht sichtbar in Erscheinung treten. Daraus können schließlich Rückschlüsse über den jeweiligen Beherrschungsgrad dieses metallverarbeitenden Prozesses und über die Produktionsorganisation bei der Schwertherstellung gezogen werden (Hundt 1970, S. 69 f.). Die systematische Untersuchung ganzer Serien von Vollgriffschwer tern aus großräumigen Verbreitungsgebieten, möglichst mit spektralanalytischen Untersuchungen verknüpft, läßt dabei die aussichtsreichsten Ergebnisse erwarten. Dem Jubilar gebührt das Verdienst, daß er solche archäometrischen Untersuchungen schon vor Jahrzehnten an Vollgriffschwertern des mitteldeutschen Raumes vorgenom men und dabei in verschiedener Hinsicht aufschlußreiche Resultate erzielt hat (Billig 1970, S. 37). Im Zusammenhang mit der monographischen Bearbeitung der Bronze schwerter Ostdeutschlands im Rahmen des Forschungsprogramms „Prähistorische Bronzefunde“ hat der Verfasser die von G. Billig seinerzeit begonnenen Untersuchungen an bronzezeitlichen Vollgriffschwertern erneut aufgenommen. Dabei konnten bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt von nahezu allen Vollgriffschwertern der gesamten Bronzezeit, die aus dem Arbeitsgebiet in Museen der fünf ostdeutschen Länder und von Berlin deponiert sind, Isotopen- bzw. Röntgenradiographien angefertigt werden.' Unter 1 Ausgeführt wurden diese Untersuchungen im Labor für Werkstoffprüfung des Düngemittelwerkes Rostock in Poppendorf, Kr. Rostock, durch die Herren Drygalla und Finke sowie im Museum für Vor- und Frühgeschichte Berlin von Herrn Born mit freundlicher Unterstützung durch Herrn Dr.