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Allgemein steht fest, daß unterschiedliche Tracht- und Beigabensitten in ihrerseits fester Regel ein brauchbares Mittel darstellen, um auf den Grad des ethnischen Selbst verständnisses der handelnden Menschen schließen zu können. Die Träger von Oster ländischer Gruppe einerseits und Unstrutgruppe andererseits gehörten Gemeinschaf ten an, die sich verschieden kleideten und ihre Toten nach jeweils eigenen Regeln bestatteten. Sie verstanden sich als einander andersartig. Um so dringender erhebt sich die Frage, wie man sich den Vorgang gegenseitiger örtlicher Berührung vorzu stellen hat, noch mehr, ob die Art der Begegnung wenigstens erahnt werden kann. Tatsächlich bleibt das Verhältnis von allein in ihrer Verharrung, kaum in ihrer Bewegung fixierten und fixierbaren Gebilden, wie sie archäologische Gruppierungen zunächst darstellen, weitgehend im Verborgenen. Geschehen würde erst reflektiert, wenn es gelänge, das Ereignis der Begegnung zu verfolgen, so schmal die Grundlage auch wäre. Vermischung der Regeln der Totenausstattung im Berührungsraum reicht als etwas nahezu Selbstverständliches nicht aus. Das Beispiel weist aber den mögli chen Weg. Nur ein räumlich, zeitlich und sachlich punktuelles Vorgehen läßt auf eine entsprechende Aussage hoffen. Die Umstände dafür sind im Saalegebiet zur frü hen Urnenfelderzeit geeignet. Wir betrachten vier Bronzefunde der Unstrutgruppe, die sich zwischen Jena und Naumburg beiderseits der Saale an einer Linie von 12 km Länge verteilen. Es han delt sich um den Sichelfund von Dornburg, Lkr. Jena, den Halsringfund von Grait schen auf der Höhe, Lkr. Eisenberg, den Ring- und Waffenfund von Schmiede hausen, Lkr. Apolda, endlich den Ring- und Sichelfund von Crölpa-Löbschütz, Lkr. Naumburg (Abb. 9). Die Bronzen befinden sich in der Sammlung des Bereichs Ur- und Frühgeschichte der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Dieser Umstand hat fortwährende Autopsie erlaubt. 5 Zuvor sei gesagt, und das wird wenigstens im Umriß zu unterbauen sein, daß alle Beispiele dem älteren Hortfundhorizont v. Brunns (1968, S. 30) angehören, genauer und im mehr örtlichen Rahmen der Stufe Arnstadt der Unstrutgruppe (Peschel 1978, S. 94 f.), allgemein dem Abschnitt Bronze D/Hallstatt Al der Urnenfelderzeit, wo bei mehr für einen fortgeschrittenen Teil dieses Abschnittes spricht. Nach Müller- Karpe (1959, S. 226 f.) kommt dafür das 12. Jh. v. u. Z. in Betracht. Wir sollten nicht vergessen, daß dieser Abschnitt der Urnenfelderzeit viel weniger sicher zu umgrenzen ist als deren Ende. Die absoluten Daten für die Frühzeit werden über die Abfolge spätmykenischer Keramik gewonnen, jedoch nur wenige Zeugen unseres Gebietes eignen sich zu Brücken, die unmittelbar in den östlichen Mittelmeerraum führen. Der Zufall hat uns hier ein solches Stück mitüberliefert, und dies mag unsere Vor abzeitangabe an seinem Ort erklären helfen. Hinsichtlich des Zeitansatzes ist weiter zu bedenken, daß der einzige Fund von den genannten vier, der vielgestaltig zu sammengesetzt ist und deshalb chronologisch besser nutzbar erscheint, nämlich Crölpa- Löbschütz, das Ergebnis der Bronzeproduktion einer Epoche nicht nur in ihrer Breite, 5 Alle Einzelangaben im nachfolgenden Katalog.