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ANATOMISCHE EIGENSCHAFTEN SOWIE PHYSIKALISCHE UND FESTIGKEITSEIGENSCHAFTEN EINER TANNENHOLZPROBE VOM BURGBERG MEISSEN Von Rosemarie Kommert Das Landesmuseum für Vorgeschichte in Dresden stellte dem Bereich Forstnutzung der Sektion Forstwirtschaft Tharandt der TU Dresden ein 12 cm langes Stück Nadel holz zur Verfügung, das von einem etwa 2,5 bis 3,0 m langen, zweiseitig bebeilten Balken stammt. Dieser zeigte wenig Zersetzungserscheinungen und war nach der Bergung äußerlich mit einem Holzschutzmittel-Anstrich versehen worden. Das Holz wurde bei den Grabungen auf dem Burgberg in Meißen geborgen. Die Erhaltungsbcdingungen für Holz waren hier außerordentlich günstig. Eine 4 m mächtige unterlagernde Tonschicht hatte die Zersetzung der Bauhölzer ebenso ver hindert wie die misthaltigen Kulturschichten, in denen sie lagen (Coblenz 1966). Das zur Verfügung gestellte Holzstück stammt nach vorliegenden Datierungen durch keramische Funde aus dem 10. oder 11. Jh. Dabei handelt es sich um das Stück eines Grundbalkens von einem der freigelegten Holzhäuser. Der Querschnitt des Holzstücks, das eine schmutziggraue Farbe hat, ist recht eckig (Taf. 39,7). Da der Balken nur an zwei Seiten mit der Axt behauen wurde, ist anzunehmen, daß der im rechten Winkel zu den Bearbeitungsflächen verlaufende Durchmesser von 23,7 cm im wesentlichen mit dem tatsächlichen Stammdurchmes ser an dieser Stelle übereinstimmt. Dafür spricht, daß auf jedem der beiden dazu gehörigen Radien 89 Jahresringe gezählt wurden. Die Breite des Holzstücks beträgt 11,0 cm. Das Mark liegt angenähert in der Mitte der Probe. Im äußeren Drittel sind die Jahrringe grob, in den inneren zwei Dritteln fein. Von den beiden bearbeiteten Seiten ausgehend, sind zwei klaffende Radialrisse vorhanden, so daß das Holz nur noch in der Mitte zusammenhält. Unter dem Binokular lassen sich im äußeren Drittel des vollständigen Durchmes sers Zerstörungen im Spätholz und in der Übergangszone zum Frühholz des gleichen Jahrrings erkennen (Taf. 39,2). Sie folgen aber nicht den Jahrringen, sondern ver laufen unregelmäßig. Neben einem von außen etwa 3,5 cm ins Holz gehenden Faul fleck sind noch Fraßgänge einer Holzwespenart vorhanden (runde Bohrlöcher, fest gestopftes Bohrmehl). Da das für die makroskopische Holzbestimmung erforderliche Glätten einer Quer schnittsfläche Schwierigkeiten bereitete, wurde die Holzbestimmung auf mikrosko pischem Wege im Durchlicht durchgeführt. Dabei fanden sich keine Harzkanäle (Taf. 39,2); die Markstrahlen waren einreihig, sehr hoch und hatten dickwandige