Volltext Seite (XML)
Fällen ist die Fauna autochthon und sedimentsynchron. Daher müssen die Fluß schotter, in denen diese Fauna vorkommt, warmzeitlich sein. Sie lassen sich nicht nur durch die Deckschichtenprofile, sondern auch durch ihre Höhenlage in den Tälern - sie befinden sich meist bis zu 10 m über der Basis der frühsaalezeitlichen Haupt terrasse - von der Hauptterrasse abtrennen und einem selbständigen mittelpleisto- zänen Talboden zuweisen. Dieser entstand jeweils am Ende der Elsterkaltzeit durch Erosionsvorgänge, die meist noch mit dem Schmelzwasserabfluß verbunden waren. Während der Holsteinwarmzeit kam es zur Umlagerung von kaltzeitlichen Schottern in diesen Tälern durch breite mäandrierende Flüsse und zur Einlagerung einer autochthonen Molluskenfauna sowie parautochthoner Komponenten von Mollusken- und Wirbeltiergemeinschaften aus der Umgebung. In der Regel ist die Schotter bedeckung dieser Terrasse geringmächtig. Auch petrographisch heben sich die Schot ter von den übrigen Terrassen ab. Sie sind sandig und bunt zusammengesetzt. So enthalten sie höhere Beimengungen von lokalen Gesteinskomponenten und von Mate rial aus den Grundmoränen und Schmelzwassersanden. In den Absenkungsgebieten sind die CorbiculaSdxotte.t mit den jüngeren glazial klimatischen Schotterkörpern verschachtelt und liegen unter diesen. Ein Beispiel dafür ist das Salzkegebiet westlich von Halle (Salzmünde: Abb. 5 D; Mania 1973). Hier werden die fossilreichen Corbicula-Schotter (vgl. auch Wüst 1902; Mertin 1940; Schulz 1962) durch eine Erosionsdiskordanz von den überlagernden kaltzeitlichen Schottern der Hauptterrasse abgesetzt. Dazwischen liegt noch ein Froststrukturhori zont, der wahrscheinlich der Fuhnekaltzeit zuzuschreiben ist. (Zu weiteren Vorkom men von Corbicula-Schottern siehe Mania 1973.) Nach Vegetationsabfolgen aus limnischen Sedimenten (z. B. Edderitz; Abb. 5 A; Knoth/Lenk 1962) verlief die Klimaentwicklung in der Holsteinwarmzeit bis zu warm-gemäßigten Verhältnissen. Einer Birken-Kiefern-Zeit folgte eine Eichen mischwaldphase mit Eiche, Ulme, Linde und Fichte, Tanne, Hasel und Kiefer. Diese trat mit großer Häufigkeit auf. Lokal kamen Erlen häufiger vor. Am Ende der Phase traten Tanne und Hainbuche mehr in den Vordergrund. Der holsteinwarmzeitliche Charakter der Flora wird besonders mit dem Vorkommen des Algenfarnes {Azolla filiculoides') belegt. Der späte Abschnitt der Warmzeit wird durch eine Kiefernzeit gekennzeichnet. Die Begleitelemente der Corbicula-Fauna. sind besonders thermophile Wald schnecken mit Arten, die heute das nördliche Mitteleuropa nicht mehr erreichen. Das entspricht dem hochwarmzeitlichen Charakter der Flora. So kommen als kennzeich nende Arten Helicigona banatica, Aegopis verticillus, Pseudalinda turgida, Ipbigena densestriata, Discus perspectivus und Azeka menkeana vor. Unter den Großsäugern traten Waldarten auf, wie Palaeoloxodon antiquus und Dicerorhinus kircbbergensis, Bison sp., Hirsche und ferner der Biber {Castor fibeP), die Sumpfschildkröte {Emys orbicularis) und der Hecht {Esox lucius). Im terrestrischen Bereich waren tiefgründig verwitterte Waldböden (Parabraun erden) ausgebildet. 23