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als das zunächst anzunehmen war, und zwar nicht nur in untergeordnete Schwan kungen, sondern sogar als eine Ergänzung durch Schwankungen höherer Ordnung, so daß innerhalb dieses Zeitabschnitts mit mehreren Warm- und Kaltzeiten zu rech nen ist! Wir wissen heute von jeweils mindestens zwei oder drei derartigen Groß zyklen, die sich in den relativ langen mittelpleistozänen Abschnitten der Elster- und Saalezeit verbergen. Das durch Eem und Weichsel gekennzeichnete Jungpleistozän hat einen relativ gleichförmigen Ablauf und ist auf Grund guter Erhaltung - es sind die jüngsten Erscheinungen des Eiszeitalters - auch gut erforscht und über größere Gebiete hin vergleichbar. Aber gerade die überregionale Korrelierbarkeit der an verschiedenen Stellen des Vereisungsgebietes und des Periglazials erkannten Abfolgen des Mittel pleistozäns läßt zu wünschen übrig, so daß eine exakte Geochronologie dieser Zeit auch heute noch nicht möglich ist. Das wäre allerdings nötig, um verschiedene kultu relle oder gar phylogenetische Erscheinungen miteinander verbinden und vergleichen zu können. So sind wir lediglich auf Abfolgen und Chronologien lokalen Charakters angewiesen. Alle Versuche, diese Lokalgliederungen über größere Räume hinweg zu korrelieren, sind bisher nicht zufriedenstellend gelungen. Selbst die Korrelierung des nordeuropäischen mit dem alpinen Vereisungsgebiet ist bis heute trotz ernster Versuche teilweise immer noch unsicher. In den Sedimenten der Ozeane hat sich wahrscheinlich die Klimageschichte des Quartärs am vollständigsten niedergeschla gen und erhalten. Die Forderung, daß von den an diesen Sedimenten ermittelten und datierten Temperaturkurven alle Chronologien des Quartärs ausgehen und an knüpfen müßten, ist richtig, aber leider nicht mit der gewünschten Genauigkeit durchführbar. Das zeigt wieder die Unsicherheit, mit der heute eine allgemeingültige Quartärchronologie erstellt werden kann. Sie ist praktisch noch nicht möglich. Wegen ihrer Widersprüchlichkeit haben auch die radiometrischen Daten nicht helfen kön nen. Vor dem Trend, gerade ihnen den Vorrang zu geben und an ihre Exaktheit zu „glauben“, ohne die relative Stratigraphie zu berücksichtigen, kann nicht genug ge warnt werden. Paläolithische Funde, die aus der Elsterzeit oder der Zeit davor stammen, wurden im mittleren Elbe-Saale-Gebiet bisher nicht gefunden. Die ältesten stammen aus der Holsteinzeit, also der Zeit zwischen der Elster- und Saalevereisung. Es sind vor allem Funde aus Flußschottern, so z. B. von den Fundstellen Wallendorf östlich der Saale und Memleben sowie Wangen im Unstruttal. In diese Zeit gehört auch die Fundstelle Bilzingsleben im nördlichen Thüringen. An den Beginn der Saalezeit werden die Funde von Markkleeberg eingeordnet, und ganz allgemein in die Saale zeit gehören alle weiteren mit Faustkeilen verbundenen Funde aus dem Saale- und mittleren Elbegebiet. Einige mittelpaläolithische Fundstellen werden heute eben falls in die Saalezeit datiert, so die berühmte Travertinstation von Ehringsdorf im Ilmtal bei Weimar. Die jeweiligen stratigraphischen Verhältnisse dieser Fundstellen wie auch der jenigen Abfolgen, die für die Untergliederung des Mittelpleistozäns wichtig sind, sollen hier interessieren. Da wir nicht mehr von einer einheitlichen Elsterkaltzeit, 15