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schließt eine sekundäre Verlagerung der latenezeitlichen Keramik von Stellen außer halb des Fundortes aus. b) Die künstliche Befestigung mag im Falle Ühosf meist durch Ausnutzung der günstig exponierten natürlichen Terrainkonfiguration ersetzt worden sein, die auf der Unzugänglichkeit manchmal fast senkrechter Felsenabstürze in einigen Bereichen des Abhanges beruht. Terrassenförmige Gebilde an den Kanten des Plateaus, vor allem an der östlichen und südlichen Seite, an der südwestlichen Ecke offenkundig auch ein hufeisenförmiger Wallzug, erlauben sogar vor der wünschenswerten archäo logischen Untersuchung, die Hypothese auszusprechen, daß mindestens ein Teil der Kanten der Hochebene in der Oppidazeit für Befestigungszwecke hergerichtet worden sein mag. Es ist nicht auszuschließen, daß das Terrain geebnet worden ist, um eine Basis für eine Befestigung mit Hilfe von organischen (hölzernen) Elementen zu schaf fen. Die Modellierung der Plateaukanten von Ühosf ist völlig identisch mit derjeni gen auf dem Oppidum Gergovia, wo die archäologische Untersuchung die Befesti gung belegen konnte (Balme/Fournier 1962, S. 10 f.). Die Ränder des Plateaus von Ühosf sind in hohem Maße, vor allem an der östlichen Seite, den Kanten über den steilen Abstürzen der späthallstattzeitlichen Fortifikation „Nad Podhorim“ in Prag ähnlich, wo man während der Untersuchung ein Gräbchen als Spur einer Palisade festgestellt hat (Fridrichovä 1976, S. 35 f., Abb. 7, 56, Taf. I, II a). c) Wenn man die heute einigermaßen veränderte Terrainsituation im südlichen Teil des Fundortes richtig interpretiert, dürfte sich in Ühosf auch ein Zangentor be funden haben. Der ersten Militärkartierung entsprechend können weitere Eingänge (Tore) an der nördlichen und östlichen Seite nicht ausgeschlossen werden. Ohne ar chäologische Untersuchung lassen sie sich aber nicht beglaubigen. d) Der Flächenraum des inneren Geländes von Ühosf macht ca. 78 ha aus und fällt damit in die am häufigsten vorkommendc Variation der Oppida zwischen 50 und 100 ha. Nach den Oppida von Zävist und Stradonice würde demnach Ühosf theoretisch zum drittgrößten Oppidum in Böhmen werden. Die Übereinstimmung gilt auch für das Relief der Innenfäche mit einigen Hügeln („Akropolis“); man kann auf die ganz ähnliche Situation auf den Oppida Tsov und Stradonice hinweisen. e) Die Auswahl der Stelle für ein eventuelles Oppidum in Ühosf in Form eines Felsentafelberges entspricht völlig den Bedingungen, die man für den Bau der Oppida der zweiten Dehnschen Gruppe (Dehn 1971 a, S. 149) voraussetzt. Von den letz teren sollen vor allem Gergovia, Alesia und Puy d’Issolu/Uxellodunum in Gallien genannt werden (Taf. 24,7,2; Werner 1939, Abb. 2; Bradford 1957, Abb. 69; Balme/ Fournier 1962, Abb. 2-4), ferner Braunsberg im Donaubecken (Mitscha-Märheim 1950) und in der nordwestlichen Nachbarschaft von Ühosf die Amöneburg (Gensen 1969, Abb. 1) und der Alte Gleisberg (Peschel 1971, S. 472, 483). Eine teilweise Ähnlichkeit ist bei den Oppida Staffelberg (Abels 1980) und Houbirg im Mainbecken (Vollrath 1961) festzustellcn. Die bedeutsame Lage von Ühosf im Rahmen der verkehrsgeographischen Situation geht aus der Tatsache hervor, daß dieser Fundort das eine Ende der für die Latne- zeit vorausgesetzten und für das Mittelalter historisch erwiesenen Verbindungslinie