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Bestandteil der keltischen Welt handelt. In Nordwestböhmen kann man zwei dia metral unterschiedliche Gruppen erkennen: (1) die Gruppe der Region unterhalb des Erzgebirges mit allen wesentlichen Merkmalen der Latenezivilisation, deren Trä ger höchstwahrscheinlich Kelten waren; (2) die Gruppe von Podmokly und diejenige von Kobyly mit fast allen ausgeprägten Merkmalen der germanischen Zivilisation, jedoch mit einer durch latenezeitliche Vorlagen beeinflußten materiellen Kultur, die in die sog. Kontaktzone gehört. Wir vermerken auch die Schlußfolgerungen des numismatischen Studiums, und zwar die Feststellung, daß im 1. Jh. v. u. Z. in Nordwestböhmen mindestens ab und zu keltische Prägestätten, „vielleicht tektosagische“, arbeiteten, deren Münzprägung „durch die Bilder und durch den auffallend fremdartigen Stil sich von den primitiven Prägungen mittelböhmischer Boier unterscheidet“ (Castelin 1976, S. 1). Sollte diese Feststellung als Axiom akzeptiert werden, kann man die Hypothese aussprechen, wonach die keltischen Makroregionen unterhalb des Erzgebirges (mit Ausläufern bis in den westlichen Teil Mittelböhmens und in das untere Ohrebecken im weiteren Sinne), im oberen Mainbecken und in Teilen Hessens und Thüringens - identisch in einer Reihe von Merkmalen der materiellen Kultur, auch der Keramikverzierung - die Siedlungsräume der „einst berühmten“ Tektosager von Caesar darstellen könn ten, während der Komplex von keltischen Ökumenen in der südlichen Hälfte Böh mens, in Mähren, in einem Teil der westlichen Slowakei und in anliegenden Bereichen nördlich der Donau dann diejenigen der bekannten Boier repräsentieren würde. Un ter den Begriffen „Tektosager“ und „Boier“ wären besser Stammesverbände zu ver stehen, bzw. es hätte eine Hegemonie der genannten Stämme über andere bestan den. Die Interpretation von Üho'st als eine keltische oppidumartige Anlage Der Begriff „Oppidum“ besitzt für den Zeitabschnitt des 2.-1. Jh. v. u. Z. dreierlei Bedeutung und demnach auch dreierlei Definition: (1) eine befestigte Stelle, durch Zaun geschlossen, die „zu umgehen“ notwendig war (etymologisch wahrscheinlich lat. ob pedes - oppidum). Es geht um einen lateinischen Fachausdruck zur Zeit der Rö mischen Republik, der nicht nur für das Territorium der letzteren gültig war. Die Kelten selbst haben ihre Fortifikationen bekanntlich mit den Suffixen ,,-dunum“ und ,,-briga“ gekennzeichnet (Kornemann 1939, S. 708-725; Filip 1970, S. 969); (2) als konventionelle Bezeichnung irgendeines befestigten Ortes aus der Latenezeit auf dem Territorium Galliens (z. B. Dehn 1971, S. 404 f.; Dedet/Py 1976, S. 9); (3) als pre- zedentäre Definition von Oppida in Mitteleuropa (einschließlich Südthüringen — vgl. Spehr 1979, S. 57 ff.) durch einen Komplex von folgenden Merkmalen: a) Datierung in die jüngere bzw. Spätlatenezeit (LT C2-LT Dl). b) Nachweis einer im Terrain oft sehr eindrucksvollen Befestigung (fast immer jenes Typs mit steinerner Frontmauer, die senkrechte hölzerne Segmente aufweist) bzw. Ausnutzung natürlicher Gegebenheiten des Terrains als strategisches Element. c) Nachweis von Zangentoren, öfters in der Mehrzahl.