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ZUR GEOCHRONOLOGIE DES MTTTELPLEISTOZÄNS UND EINIGER PALÄOLITHISCHER FUNDSTELLEN IM SAALE- UND MITTLEREN ELBEGEBIET* Von Dietrich Mania Die Pleistozänarchäologie, also die Erforschung des Paläolithikums und aller mit ihm verbundenen Erscheinungen, ist in bezug auf chronologische Einordnung und Abfolge ihrer Funde und Fundkomplexe eng an die erdgeschichtliche Erforschung der Fundgebiete gebunden. Ohne eine exakt ermittelte relative Stratigraphie ist auch die chronologische Einordnung eines paläolithischen Fundes nicht möglich. Eine Ein stufung mit Hilfe typologischer Vergleiche an anderem Fundmaterial ist deshalb abzulehnen, da die Fehler oder Unsicherheiten anderer geochronologischer Systeme übernommen werden. Leider sind auch die Datierung, die Einordnung und die schließliche Erstellung eines chronologischen Gerüstes mit Hilfe radiometrischer Altersmessungen sehr zweifelhaft, da sich diese Methode immer wieder infolge wider sprüchlicher Ergebnisse als wenig brauchbar erwiesen hat. Wir wollen untersuchen, welche Möglichkeiten heute bestehen, im Saale- und mitt leren Elbegebiet paläolithische Funde chronologisch einzuordnen, nachdem hier einige neue wichtige Fundkomplexe entdeckt wurden, so z. B. die Fundstelle im Travertin bei Bilzingsleben (unteres Wippertal in Nordthüringen) und jene in Fluß schottern bei Markkleeberg (Elster-Pleiße-Tal südlich von Leipzig). 1. Die chronologische Problematik Die klassische Dreigliederung des jüngeren Quartärs im nordeuropäischen Ver eisungsgebiet bildet seit ihrer Entdeckung vor etwa 100 Jahren das Grundgerüst aller geochronologischen Untergliederungen dieser Epoche in Europa nördlich der Mittelgebirgszone. Nach Flüssen wurden die drei großen Vereisungen, die man er kannte, als Elster-, Saale- und Weichselvereisung, die ihnen entsprechenden großen Eis- oder Kaltzeiten als Elster-, Saale- und Weichseleis(kalt-)zeit bezeichnet. Dazwi schen liegen die großen Interglaziale oder Warmzeiten, die Holstein- und die Eem- warmzeit, während der Weichselkaltzeit die holozäne Warmzeit folgt. Geologische und geomorphologische Arbeiten im ehemaligen Glazial- und Peri glazialgebiet, aber besonders im Übergangsbereich der beiden Gebiete, ließen erken nen, daß diese großen Zeitabschnitte noch weitgehend untergliedert werden müssen. Dabei wurden weitere Klimaschwankungen entdeckt, die allerdings meistens von untergeordneter Bedeutung waren. Zunächst waren solche Schwankungen durch ver- * Herrn Professor Werner Coblcnz zugeeignet.