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EINFLÜSSE DER LATENEKULTUR IM GEBIET NÖRDLICH DES ERZGEBIRGES* Von Hans Kaufmann Keltische Stämme prägten während der jüngeren vorrömischen Eisenzeit in ausge dehnten Gebieten Süd- und Westeuropas das historische Geschehen. Archäologisch faßbar als Überreste der Latenekultur, lassen sich entsprechende Einflüsse bis weit außerhalb der eigentlichen Verbreitungszentren nachweisen. Über die Mittelgebirgs schwelle gelangten solche Impulse auch in den west- und mittelsächsischen Raum (die heutigen Bezirke Karl-Marx-Stadt und Leipzig sowie den anschließenden Teil des Bezirkes Dresden). 1 Hier trafen sie auf eine einheimische Kultur, die in den frühger manischen Jastorfkreis des Nordens einbezogen wurde. Sie gilt als die südlichste, zwischen Elbe und Saale verbreitete Regionalgruppe der Jastorfkultur (Herrmann 1976, S. 191 ff.). Das Erzgebirge trennte damals das Expasionsgebict keltischer Stämme in den böh mischen Ländern (zusammenfassend Filip 1956) von den Wohnsitzen der germani schen Stämme im Norden. Das Land zwischen Elbe und Weißer Elster gehörte der Kontaktzone zwischen beiden Bereichen an. In der Oberlausitz lebten, bis an die Elbe reichend (neuestens Hauswald 1982), zunächst noch endbronzezeitlich-billen- dorfische Verbände weiter. Im folgenden sollen Einflußnahmen der Latenekultur innerhalb der sächsi schen Bezirke für jede einzelne Zeitstufe auf Grund von Leitfunden bzw. -formen dokumentiert und veranschaulicht werden. Das Chronologieschema, welches K. Peschel (1976 a, Abb. 1) für das Unstrut-Saale-Elstergebiet entworfen hat, kann man auf den östlich anschließenden Bereich bis zur Elbe ausdehnen (Tab. 1). Dabei gilt es zu bedenken, daß in den Randgebieten des Latenekreises, zu denen die Region im nördlichen Vorland des Erzgebirges zählt, mit chronologischen Verzögerungen zu rechnen ist. Abgesehen von den charakteristischen Metallformen südlicher Prägung, steht die auf der Töpferscheibe gefertigte Irdenware in der Tradition keltischen Handwerks. Auf diese älteste Drehschcibenkcramik aus Sachsen wird daher gesondert cingegan- gen. Nicht zuletzt haben sich fremde Impulse auch an Wall- und Wehranlagen im Raum zwischen Elbe und Weißer Elster niedergeschlagen. Deshalb werden Exkurse zur Drehscheibenware sowie zu Burgwällen der Behandlung der einzelnen Latne- stufen noch hinzugefügt. * Herrn Professor Dr. sc. W. Coblcnz zum 65. Geburtstag am 24. Mai 1982 gewidmet. 1 Die wichtigsten Arbeiten für dieses Gebiet sind Mirtschin 1933 ; Grünert 1957.