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Letzterer hatte am 25. 8. 1972 in einer Felsspalte und unter einem Felsdach ober halb der Kirche (von der Kirchturmspitze bis zur Fundstelle ca. 10 m) eine reiche Ansammlung bronzezeitlicher Keramik entdeckt. Darunter befanden sich Reste von Doppelkegeln, gerauhten Gefäßen einschließlich großer Vorratstöpfe und andere steilwandige Keramiken, Schalen mit eingezogenem und nach innen verdicktem Rand, Halbkugelschalen mit Omphalosboden, Teller, Gefäße mit Hals- und Schul terleisten sowie Knubben. Neben dieser groben Siedlungsware begegnen aber auch fein gemagerte und geglättete dünne schwarze Scherben, oft waagerecht gerillt, und Hüttenlehm (Lehmverstrich). Nach Spantig soll dort auch Eisenluppe weiterver arbeitet worden sein. Freilich kommt dafür dann nur die mittelalterliche Burgzeit in Betracht (O. A.: Brief vom 23. 3. 1975). Wichtig sind die Fundhinweise auf eine Bronzegießerwerkstätte im Berggebiet. So hatte man lange nach der Errichtung des Denkmals 1921 am östlichen Abhang nahe der Kirche die halbe steinerne Gußform für ein Tüllenbeil (Abb. 3), aus dem Bereich des heutigen Denkmalsockels als Ergebnis der Ausschachtungen von 1907 das Teil einer tönernen Gußform für beidseitige Nutzung 17 - Pfeilspitzen und Ringe (Abb. 4) -, weiterhin mindestens zwei Formbruchstücke für Ringe in „verlorener“ Form, die R. Moschkau ebenfalls am Denkmalplatz sichern konnte (Abb. 5), schließ lich ein kleines Bruchstück einer Steinform für Tüllenbeile ähnlich dem später abseits vom Platze gefundenen Exemplar (siehe Abb. 3) geborgen. Die unterschiedliche Lage der Formreste für den Bronzeguß gibt Hinweise auf ihren ursprünglichen Nutzungsort. Erstens lagen die einzelnen Teile nicht beeinander, wie man das etwa an einem Werkplatz erwarten muß. Zweitens stammen sie sämt lich aus dem Gebiet unterhalb der Ritterschlucht bis zum Denkmalplatz sowie aus der unmittelbaren Nähe der Kirche am Abstieg nach dem Ort Oybin. Sie sind also sehr wahrscheinlich aus dem oberhalb der Fundstelle liegenden Bereich östlich der Ritterschlucht - Sattel zwischen Schuppenberg und Berg Oybin bis zum Absatz vor dem ersten Burgtor - nach hier geworfen oder mit Teilen der Kulturschicht abgebro chen und nach unten „verlagert“ worden. Brauchbar war keines der Formenteile oder gar der kleinsten Reste von solchen mehr, d. h. entweder war nur eine Hälfte einer zweiteiligen Form (Steinform für Tüllenbeil; Abb. 3), gar bloß der Rest einer mehr- Rodelöchern direkt vor dem Wall - an. Als Funde - zum Teil nach Regengüssen freigespült - häufen sich Teile von Getreidemühlen, bei der Keramik feingekerbte Doppelkegel, Rauhtöpfe, Schalen mit Fingertupfen und Fingernageleindrücken sowie gekerbtem Rand, Teller mit Finger nagelkerben, schwarz polierte, fein gemagerte und dünnwandige Ware, Horizontalriefung und -rillung. In der Ritterschlucht fand sich unter herausgewaschenem „typischen jungbronzezeitlichen Scherbenmaterial" ein bronzener Nähring (R. Moschkau 1957, S. 365 und Abb. 2 links). Wenn der Verfasser wegen der Seltenheit solcher Formen Verwunderung ausdrückt, so ist das wohl verständlich. Man muß aber bedenken, daß neben einer großen Zahl von Nähnadeln aus Knochen auch Fingerschutz aus dem gleichen Material erwartet werden müßte (etwa steilkonische Abschnitte von Röhrenknochen). Ebenso könnte man an Lederschutz denken. E. und F. Otto: Hunderte von Keramikresten aus einer Felshöhle unterhalb des ersten Burgtores, unter Fclsüberhängcn unterhalb des Denkmalplatzes sowie vom oberen Burghof. Gleiche Kenn zeichen wie Funde Moschkau (O.A. 574/41; 505/42; 463 c/43; 528/44). 17 Vgl. Steinform von Battaune (Baumann/Winkler 1975)