Volltext Seite (XML)
V^S9. 1S. M 1864 und «Landmann. Lin unterhaltendes Wochenblatt für den Preis-y vterteljä-rlKH Au beziehen durch alle kgl. Post- AnstaUea, -- - - - - Redactmr und Verleger: Friedrich Walther. Politische Weltschau. Druesedla»d. Im Sckooße der Bundesversammlung ist bis jetzt der in Aussicht gestellte Antrag au* Betd iligunq des Bundes an dem Kriege gegen Dänemark nicht eingebracht worden, und nach der neuerdings in Kopenhagen eingetretenen bedeut samen Wendung steht mit ziemlicher Sicherheit zu erwarten, daß jenes Vorhaben als verspätet ganz aufgegeben werden wird. In der letzten, am 7. Juli abgehaltenen Sitzung kam der Schluß- bericht des Bundesbevollmächtigten Frhrn. v. Beust zum Vor trag, bei welcher Gelegenheit die Versammlung nochmals Ver anlassung nahm, dem genannten Staatsmanne idren lebhaften Dank und ihre aufrichtige Anerkennung zu votiren. In derselben Sitzung wurde auf Antrag des holsteinschen Ausschusses der Be schluß gefaßt, die oldenburgische Regierung um möglichste Be schleunigung der von ihr in Aussicht gestellten näheren Begründung der SuccessionS-Ansprüche des Großkerzogs auf die Elbherzog- thümer zu ersuchen. Wie versichert wird, werden jene Ansprüche von Seiten der übrigen Bundesregierungen wenig oder gar keine Unterstützung finden und eS soll neuerdings selbst der König von Preußen Anlaß genommen haben, in einem an den Greßherzog von Oldenburg gerichteten Schreiben die Geltendmachung der selben zu widerrathen. — Die in Frankfurt a. M. befindliche geschästsl itende Commission der Versammlung von Mitgliedern deutscher Landesvertretungen hat eine Erklärung erlassen, in welcher hervorgehoben wird, daß die russischen, jetzt auf Oldenburg über tragenen Erbansprüche schon vor längerer Zeit in den Ausschüssen des Bundestags geprüft und von allen Autoritäten in ihrer Nichtigkeit» dargestellt worden seien. Die ganze Nation habe sich für den Erbprinzen von Augustenburg erklärt, weil das Volk von Schleswig-Holstein ihm gehuldigt und weil sie erkannt habe, daß an den Sieg siiner Sache der Sieg des Rechtes und der nationalen Sache geknüpft, ist. Darum erwarte und verlange die deutsche Ration, daß die deutschen Regierungen, der Ver pflichtung getreu, welche sie feierlich übernommen haben, ohne Aufschub am Bundestag die Anerkennung des Herzogs Friedrich aussprechen und ihm die Möglichkeit gewähren, die Regierung nach den Bestimmungen des beschworenen Grundgesetzes in den Herzoathümern auzutreten. Die in München tagende süddeutsche Separat-Zollconferenz hat am 12. Juli ihre Berathungen geschloffen und eS soll auf Grund der von der großherzoglich hessischen Regierung gemachten VermittelungSvorschläge eine Vereinbarung unter den dort ver tretenen Regierungen und Oesterreich erzielt worden sein, welche der preußischen Regierung zur Annahme vorgelegt werden soll. Daß dieses Vorhaben keinen Erfolg haben wird, betrachtet man im Voraus als gewiß. Die Reconstituirung des deutschen Zoll vereins auf reformirter Grundlage hat mittlerweile einen ent schiedenen Schritt vorwärts gemacht. Hannover und Oldenburg find nämlich den Zollvereins-Verträgen vom 28. Juni unter'm 11. d. M. beigetreten und die hierauf bezüglichen Urkunden noch an demselben Tage in Berlin vollzogen worden. Der neue Zollverein besteht sonach jetzt, aus folgenden Staaten: Preußen, Sachsen, Baden, Kurheffen, Thüringen, Braunschweig, Hannover, Oldenburg und Frankfurt. Diese Staaten umfassen ein Hande!-- gebiet von 26,727,857 Bewohnern.'Bon den bisherigen Staaten Sechsun-zwau^i-strr Jahrgang. 111. iLuartal- Dresden, 1 ia der Lrpedl-, tion, tl Mcißn. Sasse Nr. zu haben. deS Zollvereins sind der neuen Bereinigung noch nicht beigetreten: Baiern, Wü'ttmberg, Nassau, Hessen-Darmstadt und Luxem burg mtt 7,942,420 Bewohnern. In Würtembera eröffnete König Karl am 12. Juli die Stäudeversammlung mit einer Ansprache, in welcher der Wunsch nach Einigkeit zwischen der Regierung und den Ständen ausge sprochen ward.' Der König sichert dem Volke Offenheit und seme Liebe zu, er hofft eine Lösung der schlswig-holsteinschen Frage in nationalem Sinne, dem nationalen Rechte entsprechend. Die Versammlung dankte durch ein lebhaftes allgemeines Hoch auf den König. . In Hannover hat auch die erste Kammer die von der Regierung vorgeschlagenen zeitgemäßen Abänderungen de- Wahl gesetzes genehmigt, obgleich der ehemalige Minister Graf BorrieS diese Reform als ein verderbliche- Zugeständniß an die Demo kratie mit vielem Eifer bekämpfte. Schleswig-Holstein. Der Geburtstag des Herzog- Friedrich von Augustenburg ist am 6. Juli in beiden Herzog thümern auf das Feierlichste begangen worden und die Be völkerung hat auch diesen Anlaß benutzt, um ihre unerschütter liche Anhänglichkeit an den angestammten Lande-fülsten kundm- q-ben. In Kiel erschienen an jenem Tage 29 auswärtige Gratulations-Deputationen, darunter eine von der nunmehr eben falls vom Drucke der Dänen befreiten Insel Alsen. Wie aus Altona gemeldet wird, hat die holsteinsche Re gierung zur Unterstützung der vom Kriege schwer beim ^suchten Einwohnerschaft der Insel Alsen 200,000 Tkaler bewilligt und es ist dieftr Beschluß von den BundeScommiffaren bereits be stätigt worden. Die beiden im Herzogthume Schleswig fungirenden Civil- Commiffare haben bereit- unterm 1. Juli bekannt gemacht, daß nach der Besitznahme Alsens seitens der alliirten Armee die Autorität deS Königs von Dänemark aufgehoben und die oberste Leitung der gesummten Civilverwaltung in die Hände der ge dachten Commiffare übergegangen ist. Letztere haben denn auch die dänischen Beamten sofort entkernt und die localen Behörden neu organisirt. — Die Stadt Sonderburg auf Alsen hat durch die kriegerischen Ereignisse furchtbar gelitten und von den 300 Häusern sind gegen 90 völlige Ruinen, während 100 Gebäude so stark beschädigt sind, daß sie wohl ebenfalls neu aufgebaut werden müssen. Von den übrigen sind nur wenige Danz unver sehrt geblieben. Nach einer ungefähren Schätzung wlrd Sonder- bürg einer halben Million Thaler bedürfen, um wieder aufgebaut werden zu können. Aus Jütland kommen bei der Strenge, mit welcher Mit- theilungen über die beabsichtigten Operationen der Verbündeten untersagt sind, nur spärliche Nachrichten; selbst den preußischen Zeitungen ist seit dem 10. Juli durch einen Erlaß des Ministers des Innern Schweigen auferleqt worden und dieselben dürfen über Truppen-Aufstellungen, Märsche, Rüstungen und sonstige kriegerische Vorbereitungen, sowie über die Stationen der Kriegs schiffe rc. nicht mehr berichten, doch läßt sich aüS den dänischen Zeitungen entnehmen, daß die Alliirten die Absicht, Fahnen zu nehmen, noch nicht aufgegeben haben; in Kolding wurde wenig stens eine große Anzahl von Boolen angesammelt, welche razu bestimmt zu sein scheinen, Vie Truppen nach jener Insel hinüber 2-