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Himmels und legte dem Later da- volle Teständniß nb, daß er und Paolo durch Verheißung reichen Lohnes von dem CoMe de! Asto ju dem Verbrechen gegen Alodoardo sich hätten dingen lassen. Den Ausschlag zu diesem Geständniß gab ein geringer Umstand. Franzli, ven Betrieb der Gypswaaren in der weiteren Umgegend Wien- besorgte, war Zeuge der Aufhebung der in anem Donaudorfe an der ungarischen Grenze angeschwemmten Leiche de- Conte gewesen. Dieser Anblick hatte sein Gewissen gewaltig ergriffen. Paolo verschwand auS dem väterlichen Hause; Franzli aber gab sich reuevoll dem Dienste FlodoardoS hin, so weit dieser oder vielmehr Angela eine Dienstleistung von ihm ver langten. Lief erschütternd wirkte der Tod Isabellas auf Flodoardo. Er war eS gewesen, der um Mitternacht an iyr Paradebette trat und seidem hatte sich seiner ein stiller, aber ihn glücklich machen der Wahnsinn bemächtigt. Die von seiner kunstfertigen Hand gebildete, der Verstorbenen täuschend ähnliche Wachsfigur besaß m seinen Augen alle Eigenschaften und Fähigkeiten-eines leben digen Wesens, mit dem er vertraulich sich besprechen konnte. In solchen Augenblicken, wo er zu ihren Füßen knieete, versank jede Erinnerung an das, waS ihn umgab; er gehörte nur ihr; sie war seine Heilige, und darum auch war es der treu bei ihm aus haltenden Angela unmöglich, ihn der Todesgefahr zu entreißen, alS die entfesselten Fluchen der Donau das Gehöfte umtobten und bereits die anderen Gebäude unter ihrem gewaltigen Andrangs verschwunden waren. Erzherzog Joseph, welcher durch die ihm von Angela ge wordene Enthüllung des Geheimnisses Flodoardos einen klaren Einblick in das tiefe Leid seiner von ihm so heiß geliebten Isa bella erlangt hatte, bewahrte daS Andenken an sie wie die hei ligende Erinnerung an eine Märtyrerin, die im Kampfe gegen übermächtige Gewalten den Untergang gefunden, denn obgleich auch seine kleine Therese im kaum vollendeten siebenten Lebens jahre ihrer Mutter im Tode folgte, blieb er doch ehelos. Ver hüllt in seinem edlen Herzen trug er seine Liebe und sein Leid. > ,Die Conferenz und das Parlament. Kaum ist daS Zwischenspiel, die Londoner Conferenz, zu Ende, kaum hat der Krieg mtt Dänemark wieder begonnen und zu neuen Lorbeeren für va§ preußische Heer — leiver auch zu neuen Motiven für die Roon'schen Reorganisationsprojecte, zu neuem Prestige für Herm v. Bismarck — geführt, so regt sich in England die Kritik gegen die eigne Regierung. Jndeß in Kopenhagen Thron und Ministerium wankt und die fanatische KrtegSpartei der Eiderdänen gestürzt wird, indeß in Deutschland Bundestag und Bevölkerung übereinstimmend dem zurückge kehrten' Vertreter Deutschlands Dank und Anerkennung aus sprechen, hat daS englische Ministerium eine schlimme Woche verlebt. Und nicht unverdient. Gewiß gehört es zu dem Kläg lichsten in der Geschichte der englischen Politik, was Lord Ruffell und Palmerston in den letzten acht Monaten gegen Deutschland und für Dänemark intriguirten. Auf ihre Schultern fällt der bei weitem größte Theil des Vorwurfs, den nur der englischen Presse wegen ihrer niedrigen Angriffe auf Deutschland, den wir Dänemark wegen feinet maßlosen Forderungen, wegen seiner Hartnäckigkeit und Harthörigkeit zu machen haben. In Hoff nung auf englischen Beistand, angespornt durch Aufschneidereien in Falstaffs Manier/"hat Dänemark den Krieg geführt, hat eS allen Vermittlungsversuchen widersprochen, um hinterdrein zu seinem gerechten "Schaden zu erkennen, daß die englische Polink, wie sie jetzt gehandhabt wird, stark ist gegen Schwache, schwach gegen Starke. Wer sich nicht selbst zu helfen weiß, dem hilft England nicht, eS steht nur dem zur Seite, der sein nicht be darf, nicht zu bedürfen den Muth hat und dies durch Lhaten beweist. Kein Wunder, daß die Politik deS englischen Cabinets hfftige Anfechtungen im Parlament erlitt, aber sse gingen, wie in diesem Parlament immer der Fall, nicht rem auf die Sache, sondern benutzten diese meist nur als Mutel zum Angriff auf die Personen und deren Parteien. Whigs und LorieS, diese ver alteten Parteiungen, trüben noch immer im Parlamente ihr VM, noch immer suchen di« alkviiservativ«» Korte» den jetzt unter Palmerston am Ruder stehenden liberalen Whigs den Rayg abzulaufen; deren Plätze einzunehmen, das ist daS Ziel und der Endzweck der fanatischen Tone-Männer und die Erscheinung ist nicht neu im englischen StaatSleben, daß die TorieS mit einem Mißtrauensvotum gegen irgend eine Maßregel der herrschenden Whigs diese stürzten, um hmterdrein, an deren Stelle gelangt, dieselbe Maßregel selbst auSzuführen. Die Führer der Conservativen, d'JSraeli im Unterhause, Graf Malmesbury im Oberhause, hakten in beiden Häusern übereinstimmend ein Mißtrauensvotum gegen daS Ministerium Ruffell-Palmerston beantragt. Im Unterhause ward die Debatte am heftigsten geführt. Sie begann da am 4. Juli. In zwei- undeinhalbstündrger Rede begründete d'JSraeli seine Anklage gegen daS Ministerium. Der würdevollen Stellung, die Frank reich in der dänischen Frage einnehme, setzte er die England- entgegen, das sich in unendlicher Verlegenheit befinde und argen Kränkungen ausgesetzt sei. Woher daS? Weil sich keine euro päische Macht in die dänischen Angelegenheiten so eingemischt habe, wie Russell. Seine Sprache war die der Aufmunterung, seine Politik die deS Wankelmuths und der an Perfidie angrenzenden Täuschung. Den stärksten Worten folgt die Schwäche, vornehm lich infolge der Noten in der polnischen Angelegenheit, welche Eng land um das Wohlwollen Frankreichs und den Respect Ruß lands brachten. Rußland wies Englands Vorstellungen zurück, Frankreich entfremdete sich ihm, Oesterreich, Preußen und der deutsche Bund behandelten seine Vorstellungen mit würdevoller Gleichgiltigkeit oder offenem Trotz: England hat, wie die Re gierung mtt Recht erklärt, keine Alliirten und kann daher keinen Krieg führen. Am Schluß der vorigen Session rief der Minister: Wagen eS die Deutschen, über dre Eider zu gehen, so werden sie finden, daß Dänemark nicht allein in den Kampf geht. Und nun? Die Politik der Tories ist: Die Ehre Englands und bet Friede Europa's — Beide hat Lord Ruffell verrathen Es gelte, dagegen zu protestiren und darin liege noch keine Kriegserklärung. In gleich ausführlicher Rede suchte der Schatzkanzler Gladstone, seine Collegen im Ministerium zu vertheidigen. Man greift dit Sprache Russell's an, sagt er. Russell ist ein Mann von Ehre und Wahrheitsliebe, und als solcher gewohnt, seine Meinung vyne Umschweife zu erkennen zu geben. Die Politik der Regier ung war den Dänen gegenüber: Erfüllung der Zusagen von 1852, den Deutschen gegenüber: Mäßigung zu fordern. Als König Christian den Thron bestieg, suchte England daö Protokoll aufrechtzuer halten. Allein es drang, nicht blos bei Oesterreich und Preußen, auch bei den anderen europäischen Mächten nicht durch. Die Hauptschwierigkeit für England auf der Conferenz lag dann, daß daS dänische Volk auf die Personal-Union nicht eingehen mag. Dennoch hat England mindestens das erreicht, eineü europäischen Krieg abzuwenden. ES sei unwahr, daß England- „gerechter". Einfluß gesunken sei, weil seine „redlichen" Be mühungen fruchtlos qeblieben. DaS spreche man nur der „bei nahe zuchtlosen" obscuren ausländischen Presse nach. Herr Newdegate war mit dem Mißtrauensvotum d'Jsraeli'S nicht zufrieden, er verlangte noch die Erklärung: die Unabhängigkeit Dänemarks und die Besitzungen desselben solle England garanttreu. Ein dritter Antrag, der richtigste und vernünftigste, war von Mr. Kinglake gestellt: das Haus solle seine Befriedigung darüber ausdrücken, daß die Minister von einer bewaffneten Ein mischung zwischen Dänemark und Deutschland abgesehen haben. Den Glanzpunkt der Debatte bildtte am 5. Juli eine Rede CobdenS. In der deutsch-dänischen Frage handle eS sich um zwei Punkte, um das dynastische und um daS Rationalitäten- Princip. WaS ist daS Londoner Protokoll, um daS sich Alles dreht? Acht Herren haben sich in London um den runden Lisch gesetzt, um über daS Geschick einer Million Menschen zu ent scheiden, die man nicht einmal um ihre Meinung gefragt hat. Hoffentlich wird tcine Conferenr mehr etwas auSrichten, die nur zusammentritt, um die Völker tm dynastischen Interesse zu ver schachern. Die dänische Regierung hat nicht nur ihre Verpflicht tungen verabsäumt, sondern sic thatsächlich gebrochen. Die Dänen quälten und ärgerten die SchleSwig-Holsteiner in empfind lichster Weise. Sie gmgen gegen ihre Sprache vor, zwangen ihnen dänischttdend« Beamt« auf, nvthiglen die Jugend, dänisch