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«rped. a. ««davio» Dresden-Re» fttrdt kl.Meiß»er»afieS. Die Zeitung erscheint Tieufta,, Lvunersta« und konnadeud früh. Ado»neme«t»- PreiS: Nierteljährl.M. 1^0. Zu beziehen durch die kaiserlichen Post- »npalten und durch unsere Boten. Bei freier Lieferung krS Hau- erhebt die Pop noch nne Ge bühr von 25 Pfg. ächsislhe Aochntmg. Inserate werden bi- Montag, Mittwoch u Freitag Mittag angenommen und kosten: die Ispalt. Zeile 1b P«. Unter Lingesandt: 30 Pf. Inserate«- Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Sandmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmaun Wüller in Dresden. Annahmestellen: Die Arnoldische Buchhandlung, Invalidendanr, Haasenstein L Vogler, Rudolf Moste, G L. Daube « Lo. in Dresden, Leipzig, Hamburg, Berlin, Frankfurt a/M. u. s. w. Pienstaq, den 16. Kuquü 1881. 43. Jahrgang. Politische Weltschau. Deutsche« Reick. Die Badekur tes deutschen Reichskanzlers ist vollendet und damit beginnt vorauS- sichllicd ein lebhafterer Aufschwung der jetzt an einer bedeutsamen Wendung angrlangten kirchrn- und social- politischen Politik Preußens und deS deutschen Reiches. Wie die „N. Pr. Ztg." versichert, vollzogen sich die Verhandlungen mit Rom, welche der Besetzung des BiSthumS in Trier vorauögingen, unter Vorwissen und ausdrücklicher Genehmigung deS Kaisers. Was die Be dingungen betrifft, so erklärt sich die „Post" überzeugt, daß die preußische StaatSregirrung für kas friedfertige und gesetzmäßige Verhalten des neuen Bischofs von Trier ausreichende Garantien erlangt habe. Daß solche Ga rantien nicht in einer formellen Erklärung des Betreffen den zu bestehen brauchen, sei bei Berathung deS vorjäh rigen KirchengesetzeS ohne Widerspruch anerkannt worden. Klerikale Blätter berichten, daß auch bereits über die Ernennung eine- neuen Bischofs von Fulda eine Ver einbarung erzielt wurde. So wäre denn daö Ende des sogenannten Kulturkampfes da und damit zieht das uttramontane Centrum, welches neun Jahre hindurch als „reichsfeindlich" bezeichnet wurde, für die offic öse Welt feerlich in den Bannkreis der „reichstreuen" Staatsbürger ein und die vakant gewordene Eriquette wird für eine Weile anderen Politikern aufgeheftet. Die welfischen Elemente deS CentrumS lösen sich jedoch bei dem jetzigen Frie enSschluffe von den bisherigen Freunden loS und verharren in der Opposition Die in Hannover erscheinende „Deutsche Volkszeitung" schreibt in seltsam unumwundener Weise: „Das von den Deutsch-Hanno- verarern in - und außerhalb der Parlamente vertretene Alt-Hannover kennt nur eine Art des Friedens mit Berlin: die Wiederherstellung Hannovers." Außer der kirchenpolitischen Angelegenheit harren aber auch noch andere wichtige Entscheidungen, besonders diejenige über daS System der Verwaltungsreform, auf daS persön liche Eingreifen des leitenden Staatsmannes, dessen Anwesenheit in der Reichshauptstadt zu BeraiHungen und Entschließungen führen dürfte, die wirklich den Charakter der klärenden Ereignisse an sich tragen. — Der preußische Staatsanzeiger meldet die Ernennung des ehemaligen StaatSministers Grafen Botho zu Eulenburg zum Oberpräsitenten der Provinz Hessen- Nassau und des Regierungspräsidenten v. Schlieckmann zu Gumbinnen zum UnterstaatSsekrrtär im Ministerium des Innern. Wie die „Neue Preuß. Ztg." erfährt, hat Graf Eulenburg diese Ernennung nur auf ausdrücklichem Wunsch deS KarserS angenommen, waS nach den heftigen Anklagen, die vor nicht langer Zeit gegen sein poli tisches System von maßgebender Stelle auS gerichtet l worden sind, kaum überraschen kann. Jedenfalls wird diese Ernennung vielseitig freudig begrüßt, durch welche eine so hervorragende Kraft dem preußischen StaatS- j dienste erhalten bleibt und die zugleich die Bürgschaft bietet, daß auf dem Verwaltungsgebiete keine wesentlich rückläufige Bewegung zu befürchten steht. Die„N.Pr.Ztg " i hält «S für nothwrnviz, ihrer Notiz über die Ernennung deS Gräfin Eulenburg die Bemerkung Hinzuzufühen, daß selbst ein Wunsch deS Kaisers in jener Vorzugs- ! weise persönlichen Beziehung nicht hätte in Erfüllung gehen können, ohne die ausgesprochene volle Zustim- i mung des Präsidenten deS StaatSm nisteriumS, Kürsten BiSmarck. Hierdurch würde die Ansicht derer jedenfalls ! widerlegt, welche den Vorgängen, die den Rücktritt deS Grafen zu Eulenburg vom Ministerium des Innern herbeigeführt haben, die Bedeutung einer oppositionellen Stellung gegen die gegenwärtige Regierung beilegen zu ' müssen glaubten. Nach der günstigen Wendung, welche sich seit acht ! Tagen in dem Befinden der deutschen Kaiserin voll- j , zogen Hal, dürfte es, wie die „N. Pr. Ztg." melket, ! nrcht unmöglich sein, daß die Kaiserin in dem Zeit- ! punkte, wo «hre Enkelin, Prinzessin Viktoria von Baden, j an der Hand deS künftigen Gatten aus der Heimath scheidet, roch Baden-Baden übersiedeln könnte, um in ! jenen Tagen dieser nahe zu sein. Fühlt die Kaiserin > ! zwar auch selbst, daß eine offic elle Betheiligung an der ! Traufeierlichkeit wohl nicht in den Bereich der Mög- ! lichkeit gehören dürfte, so schließt daS doch den Aufent- ! halt in Baden-Baden nicht ans, wo von der Luft der > ! Schwarzwaldbergt eine kräftigende Einwirkung auf den Gesammt-OrganismuS der hohen Patientin zu erhoffen ist. Jeden Morgen um 7 Uhr empfängt der Kaiser ein , Telegramm über das Befinden seiner Gemahlin, wie vordem nach Gastein, so jetzt nach Schloß Babelsberg. Die „Äugsb. Allg. Ztg." bringt, abermals mit der j räthselhaften Chiffre v. 8., einen zweiten Artikel unter j der Ueberschrift: „In Kanossa", der den vfficiösen An- ! greifern des ersten, gegen die Prrlon des neuen Bischofs > von Trier gerichteten Artikels eine schneidige Antwort i ertheilt. Herr v. 6. erklärt jetzt, weShalb er die Auf- ! merksamkeit auf den Trierer Fall gelenkt: „ES ist unS i nicht verborgen, daß, wie für Trier, ähnliche Pläne ! auch für andere preußische BiSthümer und insbesondere für unseren Kölner Stuhl im Entstehen sind. Wir möchten diese Pläne in ihr Nichts zurückwerfen, ehe sie, ! wie jener, Fleisch und Blut angenommen haben. Wenn die Wacht an der Spree e.ngeschlafen ist, sie wacht noch hier am Rheine." Kurz, der Verfasser übt an ! der heutigen preußischen Kirchenpolitik vom Standpunkte deS gläubigen Katholiken unv treuen Reichs- und i Staatsbürgers eine überaus scharfe Kritik, die mit den Worten schließt: „Es ist behauptet worden, daß unsere Warnung, weit über daS Ziel hinauSschießenv, ihret Zweckes verfehlen werde. Wir wollen vorläufig daS Gegentheil glauben; denn wir nehmen zur Ehre unserer Regierung an, daß, nach Allem, was gesagt morden ist, nach dem Widerhalle, den unsere Worte bei den Besten deS Land:» gefunden haben, sich kein preußischer Minister finden wird, der eS auf sich nähme, die teab ichtigte Ernennung der Majestät deS Königs zu unterdrerten. In Pommtrn geht jetzt die preußische Regierung mit strammer Energie gegen die antisemitischen Kiawalle vor, was für viele Verirrte und Verführte, welche glaubten, im „nationalen" Sinne zu handeln, recht schlimme Folgen zeitigt. Am Freitag wurden bereits 21 Ercedenten, unter denen sich Rädelsführer befunden haben sollen, auS Schievelbein in daS Centralgefängniß von Köölin tranSportirt. Der Staatsanwalt Pinoff ließ sie, mit Stricken aneinander gefistelt, unter polizeilicher unv militärischer Brdlckung durch die Stadt führen. AlS der Gefangenentransport in KöSlin ankam, äußerte ein Arbeiter: „Gohd man ruhig Henn; wi wern üch bald rutterholen." Derselbe wurde natürlich sofort verhaftet. Uebrr weitere Maßnahmen berichtet die „Neue Preuß. Ztg.", Or. Henrici habe in der „Rordd. Pr." die Ab sicht kundgegeben, am 14. August in Hamm:rstein einen Vortrag zu halten, der von der Behörde verboten wurde. D e Regierung von Marienwerder hat ferner den Land- räthen der betheiligten Kreise sofort auf triegraphlschem Wege den gemessensten Befehl ertheilt, die dort etwa vorkommenden Ausschreitungen gegen drc Juden in energi scher Weile zu unterdrücken. Der Oberpräsident v. Münch hausen reiste nach Pommern, um die weiteren Maßnahmen zu leiten; der Schad-n.derken Personen unddemEigertham zugefügt worden ist, war zu bedeutend, als daß längeres Zusehen möglich schien. So lange aber die Berliner Quellen der Ercesse nicht verstopft werten, dürfte die Wiederkehr derselben in der Provinz schwer zu verhin dern sein Wie verlautet, hatte sich der jetzt als persona ^ist» bei dem Fürsten BiSmarck geltende Prof. Adolf Wagner vor Kurzem auf direkte Einladung deS Reichskanzler» nach Kissingen begeben Fürst BiSmarck holt nämlich jetzt von verschiedenen Seiten Gutachten über die Frage der Einführung tes TabakSmonopolS ein, über welche er auch mit dem Prof. Wagner konlerirt hat. Öefterr.« Ungar. kvtvnurcvt«. Zur Kaiser reise waren in vielen Blättern eine große Anzahl Ge rüchte lancirt, denen in dem „Wiener Fremdenblatt" daS entschiedenste amtlich: Dementi ertheilt wird, in dem diese- Regierungsorgan erklärt „eS seien jene Zu sammenkünfte der Monarchen nur inlofeen politisch interessant, als in dem ungezwungenen, von allen poli. Feuilleton. Wer ist schuldist? Erzählung von Friedrich Friedrich. (26. Fonleyuug.) Heinrich streckte ihm die Hand entgegen. „Ich begreife eS, Onkel," sprach er. „Ich hätte Dir gern diesen Schmerz erspart, wenn eS möglich ge wesen wäre. Sind Loppin» nach dem Feuer schon bei Dir gewesen?" „Nur der «eitere." „Wie war er?" „Gefaßt, ruhig. Er gab mir die Versicherung, daß ich «egen meiner Forderung vollständig beruhigt sein könne. DaS Unglück habe allerdings durch mehrere seiner Berechnungen einen schlimmen Strich gemacht, er hoffe indrß, allen Verbindlichkeiten auf daS Pünkt lichst« Nachkommen zu können, daß er Alles aufbieten werde, fein Vermögen in Frankreich so rasch als möglich, wenn auch mit Verlusten, flüssig zu machen." „Ich bin überzeugt, daß er in Frankreich nicht daS geringste Vermögen besitzt", warf Heinrich ein „und eS wird mich nicht im Geringsten in Erstaunen setzen, wenn er in den nächsten Tagen zu Dir kommt, um unter irgend einem Vorwande eine Anleihe bei Dir zu machen." „Da- glaube ich nicht." Heinrich zuckle mit der Achsel. „Sei wenigsten» daun so vorsichtig «nd gieb ihm nicht die geringste Somme." „Hast Du bereits mit Toni über dies AlleS ge sprochen?" fragte Urban. „Nein, Dir durfte ich eS nicht verschweigen, um Dich darauf vorzubereiten und Dich auch zu warnen; Loni s Sinn möchte ich, so lange eS irgend möglich ist, unbefangen erhalten — sie kann ja doch nicht» ändern." Zustimmend nickte Urban mit dem Kopfe. Und al» Loni in diesem Augenblicke au» dem Hause, wohin sie geeilt war, zurückkehrte, trat ihr Heinrich so heiter entgegen, al» habe in seinem Kopfe kein anderer Ge danke al» der an sie und seine Liebe Raum gefunden. Urban trat zur Seite, um zu verbergen, wa» in seinem Innern vorging. Scherzend bereitete Heinrich Loni darauf vor, daß er wieder auf einige Lage verreisen müsse. „Die Verbrecher machen un» da» Leben schwer", fügte er heiter hinzu. „Jede Stunde, welche ich bei Dir zubringe, muß ich mir gleichsam abstehlen." „Und Deine Gedanken stehlen sie mir ebenfall»", warf Loni ein. „Dir bleibt wenigsten» mein Herz ungetheilt", fuhr Heinrich fort „und so soll e» immer bleiben." Länger al» sonst gab er sich dem Glücke hin, an der Seite der Geliebten zu weilen, da er sie mehrere Lage nicht wiedersah. Heinrich war nach dem Bade gereist, wohin Arthur sich mit seiner Frau begeben hatte, «he er durch die Nachricht de» Feu«r» zurückgerufen war, er hatte diese Reift nur äußerst ungern unternommen, weil er befürchtete, Loppin» möchten während ftiner Abwesenheit Alle» auf bieten, um die Feuerversicherung zur Zahlung zu bewegen und dann mit dem Gelde entfliehen. Freilich hatten sie von ferner Reise keine Kenntniß und so weit er dies zu beurtheilen im Stande war, auch noch nicht den geringsten Verdacht geschöpft, daß er ihrem Treiben nach forsche; er unterschätzte jedoch die Schmierigkeit seiner Aufgabe nicht eine,, Augenblick, weil er die beiden Brüder richtig deurtheilte. Es war Abend, al» er von der Reise ermüdet in dem Badeorte anlangte. In dem Gastzimmer de» Hotel», in welchem er abgestiegen war, befanden sich nur wenige Gäste, welche vereint an einem runden Tische saßen und ein Gla» Bier tranken. ES schienen Stammgäste zu sein. Siill nahm er an einem Nebrntische Platz. Er wollte allein sein und doch saß er nahe genug, um jede» Wort der Unterhaltung hören zu können. Sie ir.teressirte ihn nicht, da sie gleichgiltige Dinge betraf. Auf dem Tische vor ihm lagen Zeitungen in Un ordnung durcheinander Auch die Liste der Kurgäste bemerkte er unter ihnen. Hastig griff er darnach und sein Auge durchflog dieselbe nach dem Namen Loppin suchend ohne denselben zu finden. E» waren sogar die Namen derjenigen Gäste eingetragen, welche noch später al» Arthur eingetroffen waren. Sollte er gar nicht hierher gereist sein? — Heinrich hatte zuvor in M. auf dem Telegraphen-Amte Erkun digungen eingezogn — die Depesche an Arthur »ar hierher gerichtet. Wo hatte Loppin seine Frau gelassen? Sie schien nicht mehr in dem Orte zu sein, sonst würde fie sicherlich in der Kurliste aufgeführt sein. Gr dank« auf Gedanken durchkreuzten seinen Kopf. Mit Hilfe der Polizei de» Badeorte» würde e» ihm allerdings