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Zn zwei Gefechten in der Nähe von Rehoboth gelang es, zwei Hererobanden zu schlagen. Die Herero ver loren an Toten und Gefangenen 1(A Mann. Der Postdampfer „Eleonore Wörmann", mit den Mitgliedern der Kolonialen Studiengesellschaft an Bord, ist in Sekundi (Goldküste) eingetroffen. An Nord ist alles wohl. In Norwegen werden einzelne Truppenab- teilungen auf Kriegsstärke gebracht. In Baku ist es wieder zu Straßenkämpsen gekommen; nach Kutais und anderen aufrührerischen kaukasischen Städten sind militärische Verstärkungen gesandt worden. dem Gefecht zu Pferde bei. Das 18. Armeekorps hatte eine Verteidigungsstellung südlich der Bahn auf den Höhen bei Limburg eingenommen. Da verstärkte 8. blaue Korps griff von Süden, Südweften, Güdosten und Osten an, jedoch behauptete das 13. Korps im Kern seine Stellung, während daS 8. Korps sich bei Abbruch der Manöver noch nicht voll entwickelt hatte. DaS Manöver schloß 11 Uhr 15 Miu DaS Kaiserpaar begab sich nach Limburg, besichtigte dort den Dom und fuhr dann im Automobil nach Homburg. Daselbst fand abends große Tafel im Schloß bei der deutschen Kronprinzessin statt. Geladen waren Groß fürst und Großfürstin Georg Michailowitsch von Ruß land, die Kronprinzessin von Griechenland, die im Automobil gestern mittag von Schloß Friedrichshof zum Besuch der russischen Herrschaften in Homburg ein getroffen war, sowie das gesamte Gefolge Prinz Friedrich Leopold von Preußen hat am Donnerstag aus dem russischen Haichtquartier bei Godsiadan die Heimreise angetreten. Der Prinz beab sichtigt, Wladiwostok und Chabarowsk zu besuchen. Laut Kaiserlicher KabinettSorder wurden zu Ge neralobersten befördert Bernhard Erbprinz von Sachsen-Meiningen, General der Infanterie und General-Inspekteur der 2. Armee-Inspektion, und Friedrich Erbgroßherzog von Baden, General der Infanterie. Ferner wurde Graf von Häslingen, Generalmajor und Kommandeur der 37. Jnfanterievrigade, zum Kom mandeur des Kadettenkorps ernannt an Stelle des Generalleutnants von Schwartzkoppen. Der Zusammentritt des Bundesrates. Während der Bundesrat erst Anfang Oktober Zusammen tritt, werden, dem ,Lok.-Anzeiger" zufolge, die Bundes- ratsausschüsse ihre Arbeiten schon vor Ablauf diese- Monats wieder aufnehmen. In unterrichteten Kreisen wird angenommen, daß der Bundesrat schwerlich vor Anfang November zu der Beschlußfassung über die neue Steuervorlage kommen wird. Im Vordergrund stehen noch immer, wie im Gegensatz zu anders lautenden Nachrichten betont werden darf, der Vorschlag einer Reichserbschaftssteuer und der neue Tabaffteuerentwurf. Es handelt sich bei der neuen Tabaksteuer um eine Wertsteuer auf die besseren Tabake. Für die vorgesehene Abänderung des Kranken kassengesetzes bietet eine unlängst zum Abschluß ge brachte Verbesserung der amtlichen Statistik des Kranken kassenwesens eine erwünschte und brauchbare Unterlage. An den einschlägigen Beratungen im reich-statistischen Amte nahmen ebenso wie Vertreter der Krankenkassen auch Kassenärzte aus verschiedenen Teilen des Reiches teil. Die Kassenärzte haben selbst das größte Interesse daran, die bisherige unzulängliche Statistik verbessert zu sehen. Fleischteuerung. Militärlieferanten haben gestern zu der Fleischnot Stellung genommen. ES wurde be schlossen, dem preußischen, sächsischen und bayerischen Krieg-minister nachstehende Petition zu unterbreiten: .Tie von keiner Seite mehr bestrittene, selbst vom Herrn Landwirtschaftsminister zugegebene Fleischteuerung in deutschen Landen ist für uns Fleischlieferanten des Reichsheeres noch zu einer ganz besonderen Fleischnot geworden, indem es unS stetig schwerer wurde, das für die Armeen bestimmte Fftisch in der Qualität zu be schaffen, wie es die Heeresverwaltungen auf Grund der mit uns geschlossenen Verträge verlangen. Die deutschen Fleischmärkte sind bei nie dagewesener Preishaltung zur Zeit gänzlich außer stände, brauchbares Rohmaterial für die gedachten Zwecke zu liefern. Solcher Gestaltung der Dinge stehen wir Lieferanten wie einer »höheren Gewalt" gegenüber und da möchte eS nicht wunder nehmen, wenn der eine oder andere Lieferant gezwungen würde, seine Tätigkeit einzustellen. Die Zurückweisung zu hoch bemessener Forderungen seitens der Militär behörde und die Tatsache mehrfacher Neuausschreibungen von Fleischlieferungen entspringen der geschilderten Kala mität auf dem deutschen Fleischmarkt. Wenn dieser aber so bald nicht in der Lage sein kann, hierin Wandel zu schaffen, so bleibt nur der Ausweg, vom Auslande her Schlachtvieh über die deutschen Grenzen hereinzulasien, soll ander« nicht die Ernährung der Armee auf ein niedrige- Niveau herabgesetzt werden. Unsere gehor samste Bitte geht nunmehr dahin, Euere Exzellenz wolle angesichts des geschilderten Notstände» und der miß lichen Wirkung auf die ErnäyrungSverhältniffe des deutschen HeereS ihr machtvolles Wort dafür einlegen, daß die Grenzen de- Reiche- in angemessener Weise und in diesem Punkte stellt der .Vorwärt-", das wird man ihm nicht nehmen können, seinen Monn. Auf wissenschaftlichen Inhalt, wie ihn KautSky und Mehring fordern, kommt es bei derartigen Leistungen keines wegs an. Dieser .Literalenstreit" wird unzweifelhaft den Jenaer Parteitag eingehend beschäftigen. Ein großer Teil der sozialdemokratischen Parteiprrsfe hat nach langem Zaudern mit aller Entschiedenheit gegen Mehring sich gewandt. Eins der Parteiorgane stellt die betreffen den Zeitunqsstimmen zusammen und kommt dann zu dem Schluffe: .Wenn unserem Zentralorgan ein Vor wurf zu machen ist, dann nur der, daß eS um des Parteifriedenr willen dem parteiverwüftenden Treiben der »Leipziger Volkszeitung" ruhig zugesehen bat, statt jeden einzelnen Fall des Krakehls, den die „Leip ziger Volkszeitung" anfing, an die große Glocke zu hängen und den Vertrauensleuten zur Kenntnis zu bringen Vielleicht holt der .Vorwärts" da- Versäumte nach, auch wir wünschen gründliche Arbeit, wie die vorgenannten Parteiblätter. T)ie Partei wird sich doch nicht noch einmal an der Nase herumführen lassen, wie die 116 in Bremen und vorher in Dresden? Hat sie die Kraft wirklich nicht mehr, sich von diesem Krater des Zankes und Zwistes zu befreien? Wenn man solche Auslassungen — und sie finden sich, wie gesagt, in der Mehrzahl der Sozialistenblätter — liest, so könnte man beinahe annehmen, mit Mehrings und auch Koutskys Einfluß sei es zu Ende. Aber in dieser Annahme würde man sich vermutlich täuschen. Die Sozialdemokratie bedarf solcher .Genossen", die sich „kein Blatt vor den Mund nehmen", und niemand weiß beispielsweise das Leipziger Parteiorgan so zu schätzen, wie der noch immer parteigewaltige..Genosse" Bebel. Weder dieser noch einer seiner Kollegen vom Parteivorstand hat in der „Vorwärts"frage das Wort ergriffen, und das muß, da es sich um die Revutation des Zentralorgans, des Organs der Parteileitung handelt, auffallen. Sollte also wirklich der Jenaer Parteitag den Mut haben, die Sozialdemokratie von dem „Krater des Zankes und Zwistes" befreien zu wollen, so würde der Verlauf der Sache kein anderer sein als in Dresden: Nach der Niederlage würden die „Abgeschüttelten" sich nur um so kräftiger wieder erheben. Der unverminderte Einfluß der Revolutionsraktiker auf die Sozialdemokratie hat sich gerade bei der Vor bereitung des Jenaer Parteitags geltend gemacht. Ihrem Drängen und ihrem Treiben ist es einzig zu verdanken, daß die „heikle" Frage des Generalstreiks, oder vorsichtiger ausgedrückt: des politischen Massen streiks auf die Jenaer Tagesordnung aesetzt worden ist. Die Parteileitung trug hiernach anfänglich gar kein Verlangen, sie war der Meinung, daß man solche Dinge wohl im Auge behalten, aber möglichst wenig darüber sprechen solle. Nun erwartet man ja auch im Anschluß an die Maffenstreikdebatte eine große Ab rechnung mit den Gewerkschaften, die auf ihrem Cölner Kongreß abgelehnt haben, zu dieser Frage Stellung zu nehmen. KautSky und Mehring haben gegen die Ge werkschaften infolgedessen Anklage erhoben. Aber auch mit dieser Auseinandersetzung wirb es so schlimm nicht werden. Die Sozialdemokratie bedarf der Gewerk schaftsbewegung, die ihr Rekruten liefert, und die Ge werkschaften sind durch Personalunion der Führer wie durch den Klassenkampfgedanken zu enge mit der sozial demokratischen Partei verwachsen, als daß man auch nur im entferntesten an eine Trennung dieser beiden Organisationen, ja selbst nur an eine Entfremdung zwischen ihnen denken könnte. Unserer Auffassung nach kann die Sozialdemokratie eine andere Entwicke lung gar nicht nehmen als die nach der radikal-revolu tionären Seite hin. Da- ist die einfache aber unaus bleibliche Konsequenz der ganzen sozialdemokratischen, auf Klassenverhetzung z« Umsturzzwecken beruhenden Agitation. Ob man sich nun — wie wohl ange nommen werden kann — in Jena wieder herumzanken oder ob man dort mög- :: an dem Wesen der chischen Staatsordnung wird das alles nicht- ändern. Die Jenaer „rote Woche". Morgen Sonntag tritt in der altberühmten Universitätsstadt Jena der sozialdemokratische Partei tag zusammen. Es ist der dritte seit dem „Drei millionen - Siege" der deutschen Sozialdemokratie. Vor dem Zusammentritt der hiesigen Trianontags befand sich die sozialdemokratische Partei auf dem Höhepunkte ihrer Siegeszuversicht, ja ihres Größenwahns. Die jenigen bürgerlichen Politiker, welche die Anschauung vertraten, die Sozialdemokratie werde, je mehr sie an Anhängern und an parlamentarischen Vertretern zu nähme, desto sicherer genötigt sein, ihre revolutionären Bestrebungen zurückzudrängen und sich mehr der positiven Reformarbeit zu widmen, sind durch die Er gebnisse des Dresdner Parteitags schwer enttäuscht worden. Aus der sozialdemokratischen Siegerstimmung heraus hat sich allerdings ein starker Tatendrang ent wickelt; aber kein Drang nach positiven Taten im Sinne der sogenannten Revisionisten, sondern vielmehr ein Drang nach radikaler, revolutionärer Betätigung. Da« vielbesprochene Literatengeränk war der Ausfluß dieses Tatendrangs und die Beseitigung jeglichen Ein flusses der Revisionisten auf die sozialdemokratische Politik und Taktik war dessen unausbleibliche Folge. Bald nach dem Trianontage wurde der dort arg mit genommene „ Genosse" Mehring von der Parteileitung wieder völlig rehabilitiert, und sein Einfluß, sowie der de« Parteitheoretikers Kautsky wuchs bis ins Unge- mrssenr. Beide Vertreter der unverfälschten Revolutions taktik ließen cs sich nun angelegen sein, auch noch die letzten Spuren des Revisionismus au- der Partei aus- zmvtten, und sie sahen zunächst auf dem Parteitage in Bremen ihre Bemühungen von Erfolg gekrönt. Sie brachten dort den „Genoffen" Schippet auf die Strecke, der zum Widerruf seiner ketzerischen Ansichten gezwungen wurde und nun ein stiller Mann ge worden ist. Jetzt könnte es fast den Anschein haben, als solle sicd der Spieß umkchren. Sowohl Kautsky als auch Mehring, besonders aber der letztgenannte, waren emsig bemüht, dem Jenaer Parteitage vorzuarbeiten. Sie hatten sich besonders den „Vorwärts" auf das Korn genommen und sich die Aufgabe gestellt, den Partei- dekgierten nachzuweisen, daß der „Vorwärts" in seiner 'ttzw,« Verfassung nicht würdig sei, al- Zentralorgan btt sozialdemokratischen Partei zu dienen. Die Spiye btt gegen dieses Blatt erhobenen Vorwürfe richtete sich i» wesentlichen gegen einen Teil feiner Redaktions- «iwlieder, di« bei den erwähnten Theoretikern im Ver- und sich schließlich vertragen, c dacht« versteckten Revisionismus stehen. Wir sehen da- lichst fachlich verhandeln möge: .... ... von ah, auf die zum Teil in persönliche Gehässigkeiten Sozialdemokratie, al- der Todfeindin unserer monar- ^geartete Polemik zwischen den beiderseitigen Wider- hLcrn einzugehen, auch kann eS un- natürlich nicht ein- »alleu, den in argem Gedränge befindlichen „Vorwärts" w schütz zu nehmen. Jede Partei hat eben dasjenige ^enttalorgan und überhaupt diejenige Preßvertretung, bn sie verdient. Die sozialdemokratische Propaganda dtnch, ,ius der skrupellosen Aufreizung der Massen, ZWische Vorszeitung -preise: Vezngsvedtn-rmgen: pich »och da o«i s^nnnm-A-r.: vitzeitnna vr«s«n. L^epho«: vrerden, Nr. 2914. «a^Mrlich «der bO PH», fkr !N»>—t. vtr M V» drzl-4-n durch dt, Anzeiger für Stadt und Land mit der Beilage; „Illustriertes Sonntags-Blatt" Amtsblatt für die Ugl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Drerden-Neustadt, für dar Kgl. Amtsgericht vrerden, di« Kgl. Horstrentämter Vrerden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinden Dberlvßnitz und Radebeul.