Volltext Seite (XML)
Bezugsbedingungen: Di« .vorfMung- rrlchrtnt t«d«n woch««Z«, «achmmag» ö Uhr mit dem Datum d«, folgende »a,k, Di« v«^,»4«bühr lxtriigl IL» Mart »tertrljShrltch od«r bv pfg. fttr j«t»«n Mamat. Di« .Dvrsreitu»«* «st V b«,t«h«n durch di« katl«rlich«n popanstaitta, di« candbri«ftrüg«r und durch u»I«r« Voten v«i fr«i»r ct«f«rung in» hau, «rh«bt di« pal« noch di« SuI«Uun-»ardühr von 4S Pf». lelegramm.ttdr.: Dorszeitung Dresden. Anzeiger für Stadt und Land mit der Beilage: „Illustrierter Sonntags-Blatt" Amtsblatt für die Rgl. Amlshauptmannfchasten Dresden-Altstadt und Vresden-Neustadt, für das Rgl. Amtsgericht Dresden, die Rgl. Forstrentämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinden Gberlößnitz und Radebeul. Anzeigen-Preise: Di« «inspaliig« S«il« IS psg^ untrr ^Lingksandr- 40 Pf- Knzriarn-Nnnahmr erfolgt bi» mittag» 12 UHL — »nnahm«It»ll«n lind: Uns«»« Lk!chast»st«ll«, kl«in« Mrttzne» tLalf« Nr. 4, Inoalitxndanl, Kaal«nst«t» voalrr, Nud. MaN«, L. Q Daud« k- Co. in Lripita, Frankfurt a. M; E Nohl in N«N«l»dor*: Kugo Machlrrtn ULtzsch«» brada, «vtto Dtttrich in Nritzenk.orf, Hugo Main in c«udnitz»N«uostra, LmU Nollau in Nadrbeul, NuL Grimm in Dr«»d«n»lvSlfnttz, Friedrich leuch«»» in Loss«baud«, DU« Uunath in Cotta, Max Feurich in toschwitz. Telephon: Dresden. Nr. 3416. Dresden, Mittwoch, den 14. Juli 1905. Nr. 165. 67. Jahrgang. Das -teveste. Das deutsche Kronprinzenpaar stattete dem Prinzen und der Prinzessin Christian von Dänemark auf Schloß Marselisborg in Jütland einen Besuch ab. Prinz Philipp von Sachsen-Koburg-Got ha hat die Ehescheidungsklage gegen seine Gemahlin Luise geb. Prinzessin von Belgien bei dem Landgericht Gotha eingereicht. In Bayern fanden am Montag die Abgeord- netenwahlen zum Landtag statt. Das Resultat ent sprach. im allgemeinen den Urwahlen der vorigen Woche. Im Persischen Golfe ist auf einigen Inseln die Pest aufgetreten. Mulay Omar, ein Bruder des Sultans von Marokko, ist nach Marrakesch abgereist, um die Steuern einzutreiben. General Lenewitsch meldet, daß japanische Torpedoboote in der Amerikabucht und der Olgabai, östlich und nordöstlich von Wladiwostok, erschienen sind. Aünfunddreißig Jahre. Zum 19. Juli. An diesem Mittwoch sind 35 Jahre verstrichen seit dem denkwürdigen Tage, wo die französische Kriegs erklärung in Berlin überreicht wurde. T)er sofort ein berufene norddeutsche Reichstag gab durch die un beschränkte Bewilligung der erforderlichen Kriegsmittel der nationalen Begeisterung des Volkes Ausdruck. König Wilhelm ging zur stillen Einkehr in sich selbst in das Mausoleum zu Eharlottenburg, um an dem Grabe der vielgeprüften und einst unter französischer Anmaßung schwer duldenden Eltern im Gebete sich zu stärken zu dem schweren Kampfe mit dem Neffen des Mannes, der im Siegesübermute einst das Herz der Königin Luise tödlich getroffen hatte. Und an demselben Tage ward auch das Ehrenzeichen der Freiheitskriege erneuert; das eiserne Kreuz sollte wiederum für Tapferkeit gegen Frankreich verliehen werden. „Das ist gerade wie 1813" — hatte König Wilhelm bei dem jubelnden Empfange in Berlin ge äußert. Ja, es war eine große Zeit wie 1813, und wem es vergönnt war, sie mittätig zu durchleben, dem wird das Herz wieder jung werden bei der Erinnerung an die großen, herrlichen Tage. Ein Wille, eine Begeisterung, ein todesmutiger Entschluß durch alle Gauen unseres Vaterlandes, ein Pulsschlag durch das ganze deutsche Volk von der Sennhütte der bayrischen Alp bis zum Fischerhaus am Nord- und Ostseestrand, von dem Rheinstrom bis zur Memel. Jugendliches Feuer der Begeisterung in dem er mattenden Auge des Veteranen der Befreiungskriege, männliche Entschlossenheit und heiliger Kampfesmut in dem kaum dem Knabenalter entwachsenen Jüngling! Wer das sah, der konnte es wohl verstehen, warum immer und immer wieder das markige Lied von der „Wacht am Rhein" erklang. Es war richtig, was ahnend Max Schneckenburger bereits im Jahre 1840 gesungen hatte: „Es braust ein Ruf wie Donnerhall, Wie Schwertgeklirr und Wogenprall Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen Rhein! Wer will des Stromes Hüter sein? Lieb Vaterland, magst ruhig sein. Fest steht und treu die Wacht am Rhein!" Alldeutschland trat an zur Wacht am Rhein. So hoch aber auch die Wogen der Begeisterung und der Kampfesfreude gehen mochten, ein heiliger, weihevoller Ernst lag über der ganzen Nation. Kein übermütige- Prahlen, kein vorzeitiges Frohlocken wurde laut — alle traten mit dem Gefühle in den Kampf, daß er schwer und ernst sein werde. Mutig drangen unsere Heere über den Rhein, und wo sie mit dem Feinde handgemein wurden, da heftete sich der Sieg an ihre Fahnen. Der herrliche Siegespreis aber war die deutsche Kaiserkrone. An diesem Gedenktage wollen wir auch derer nicht vergessen, die lodeömutig ihr junges Leben für des Vaterlandes Ehre zum Opfer machten. Die Erinnerung an sie überdauert ihren Tod. Ihr Beispiel redet zu uns eindringlicher, als irdische Stimmen es vermögen. Die zahlreichen Grabhügel in den Reichslanden und jenseits der Vogesen im Herzen Frankreichs richten die stumme Frage an uns und an das Heranwachsende Geschlecht, ob nm das Unsriqe getan haben, um den mit teuerm Blute erkauften Ärgespreis sicherzustellen gegen einen etwaigen neuen Angriff von außen, sowie um das Reich innerlich zu stärken, damit deutsche Ehre und deutsche Waffen jederzeit so hell erglänzen wie damals. Freilich hat das große Jahr im deutschen Fühlen und Denken einen gewaltigen Umschwung herbeigefübrt. In neuem Glanze steht das Deutsche Reich unter oen Völkern der Erde da, festgefügt und wohl bewacht durch die Sorge des Kaisers und das deutsche Schwert; aber der Geist der nationalen Zwietracht macht sich wieder bemerkbar. Um ihn zu bannen, dazu soll uns helfen neben der Erinnerung an die große Zeit vor fünfunddreißig Jahren der Hinweis auf das Erbe unserer Väter, das in uns fortlebt, und für das zu kämpfen die heiligste Pflicht jedes deutschen Mannes ist. Politische Weltfchau. Deutsches Reich. Ter deutsche Kronprinz und die Kronprinzessin haben dem Prinzen und der Prinzessin Christian von Dänemark auf Schloß Mar selisborg einen Besuch abgestattet. Das regierungs freundliche Blatt „Koebenhaven" schreibt: Ein Besuch, wie der des deutschen Kronprinzenpaares in Jütland, wird von einem Fürsten nur in einem Lande gemacht, wenn er gute Nachbarn zu finden hofft, mit denen er immer mehr und mehr Freundschaft zu schließen wünscht. Gerade in diesen für den Norden so schwierigen Zeiten müssen alle Dänen die freundlichen Gefühle gegen unser Volk und Land zu schätzen wissen, von denen der zwang lose Aufenthalt des Kronprinzenpaares in unserem Lande Zeugnis ablegt. Der Besuch des deutschen Kronprinzen paares bedeutet für uns Befriedigung und Sicherung, umsomehr, als Dänemark das erste Land ist, das das junge Paar nach seiner Vermählung besucht. Wir alle werden ihm aufs herzlichste Willkommen bieten und ihm danken. Fürst Karl Günther von Schwarzburg- Sondershausen erhielt vom Kaiser, vom Könige von Sachsen und anderen Fürstlichkeiten anläßlich seines Regierungsjubiläums herzliche Glückwunschschreiben. Der Kaiser verlieh dem Staatsminister Petersen den Kronen orden 1. Klasse. Der Fürst stiftete eine Jubiläums medaille und machte außer der bereits gemeldeten Stiftung in Höhe von 50 000 M. eine weitere Stiftung in un gefähr gleichem Betrage für Vereine, Beamte und Ve teranen. Alle bis zum heutigen Tage verhängten Haft- und Geldstrafen bis zu einem Monat bezw. bis zu 100 M. wurden erlassen. Prinz Philipp von Sachsen - Koburg und Gotha hat soeben die Ehescheidungsklage gegen die Prinzessin Luise beim Landgericht Gotha ern- aereicht. Die öffentliche Verhandlung wird voraussichtlich im Oktober dieses Jahres stattfinden. Bis gestern abend 6 Uhr waren in Bayern von 159 Wahlergebnissen 154 bekannt. Danach stellen sich die Parteien im Landtage folgendermaßen: Zentrum 102 (4- 18), Sozialdemokraten 12 (-l- 1), Demokraten 2 (-l- 1), niederbayerischer Bauernbund 3, Bund der Landwirte in der Malz und Oberfranken 4, konservative Bündler 10, Liverale 21. Für die letzt genannten Parteien ist ein ziffernmäßiger Vergleich zu den früheren Verhältnissen, bei denen die freie Ver einigung 19 und die liberale Vereinigung 44 Mit glieder zählte, nicht möglich, da noch nicht feststeht, welcher Gruppe sich verschiedene Bündler anschließen werden. 5 noch fehlende Mandate fallen auf die Wahlkreise Neustadt a. H. (bisher 2 Liberale) und Landstuhl (bisher 3 Liberale), woselbst mehrere Wahl gänge nötig sind. Der badische Justizrat kommt doch. Als die bevorstehende Einführung des Titels vor einigen Wochen gemeldet wurde, hat man das bestritten. Jetzt aber sind Justizministerium und Anwaltskammer einig geworden darüber, obwohl der weitaus größte Teil der Anwalt schaft geringe Lust nach dem leeren Titel trägt. Er innert es doch so recht an den „Kriegsrat" des alten Fritzen, der diesen Titel mit der Verwarnung verlieh: „Aber unterstehe er sich nicht, mir im Kriege einen Rat zu geben." Gegen den Mädchenhandel. Der „Reichs' anzeiger" veröffentlicht ein in Paris am 18. Mai 1904 abgeschlossenes Abkommen zwischen dem Deutschen Reiche und anderen Staaten über die Verwaltung-Maßregeln zur Gewährung eines wirksamen Schutzes gegen den Mädchenhandel nebst einer Bekanntmachung des Reichs kanzlers , die mitteilt, daß das Abkommen am 18. Juli 1905 in Kraft tritt. Oesterreich-Ungarn. In mehreren Geacnden Böhmens, in denen Wochen hindurch absolute Trockenheit herrschte, haben die schweren Gewitter und Hagelschläge die Hoffnungen auf eine auch nur mittelmäßige Ernte vernichtet. Aus Chotieschau, Elbogen, Kolleschowitz und anderen Orten kommen trostlose Nachrichten: Die Feldfrüchte sind in der Ent wickelung zurückgeblieben. Kleefelder und Wiesen sind ausgebrannt und die Kartoffelernte scheint vernichtet. Ungeachtet der letzten Niederschläge, führen kleinere Wasserläufe fast kein Wasser, der Wasscrstand in Teichen und Brunnen sinkt weiter, und man muß, da das Grundwasser sich seit der Dürre des vorigen Jahres noch nicht zu normalem Stande erhob, an die Ver tiefung der Brunnen gehen. Auch in der Gegend von Neubistritz, deren Bewohner noch unter dem Notstand des vorigen Jahres leiden, hat Hagel und ein Orkan, der selbst starke Bäume entwurzelte, die letzten Ernte hoffnungen zerstört. Hier droht eine Hungersnot. Die Bauern müssen ihr Vieh zu Spottpreisen verkaufen. Ebenso ernst sind die Zustände im Bezirk Weseritz, wo besonders die deutschen Gemeinden Schirnik und Neudörfl schwer heimgesucht sind, ferner in der Ge meinde Hochgetsch bei Brüx, die wegen vollständiger Mißernte ein Notstandsdarlehen vom Staate erbitten muß. In den südböhmischen Waldstrecken haben Ge witterstürme immensen Schaden verursacht, und die böhmische Fischzucht hat durch ein infolge der Hitze ein getretenes massenhaftes Absterben der Fische, besonders in der Radbusa und Wottawa. einen schweren Schlag erhalten. Ueberall steigen die Lebensmittelpreise. Frankreich. In der „Humanits" führt JaurSS aus, daß die deutsch-feindlichen Ideen DSrou- lödes den Interessen des modernen Frankreich nicht mehr entsprechen. Jaur^s sieht jetzt den Augenblick gekommen, da Frankreich den europäischen Nationen eine Milderung der bestehenden Schutzzoll politik Vorschlägen werde. Deutschlands kommerzielle- Aufblühen durch einen Angriffskrieg der Westmächte zerstören zu wollen, wäre Wahnsinn. Kein besonnener Republikaner dürfe solche „Piratenpolitik- unterstützen. Nur von gewissen scheelsüchtigen Gruppen werde die deutsche Gefahr denunziert, als ob Fleiß, Intelligenz und Initiative eines großen Kulturvolkes durch Bom bardements vernichtet werden könnten. ' Frankreich werde nicht so verblendet sein, die Geschäfte jener Spekulanten zu machen. Die überwältigende Mehrheit der Franzosen widerstrebe einem Neuaufleben der Aera Delcassö, verlange vielmehr durchaus friedliche Aus gestaltung der Lnteuto oorckiule. Der Artikel JauräS gewinnt an Bedeutung durch die Tatsache, daß Rouvier große Mühe hat, sich jener Einflüsse zu erwehren, die auf Komplikationen in der Marokko-Angelegenheit ab zielen. Der kleine Delcassösche Anhang versucht aus dem Umstande, daß England die Vorlage des Konferenz- Programms begehrt, Kapital zu schlagen und beschuldigt Rouvier der Lauheit bei den deutsch-französischen Unter handlungen. Der aus der Panama-Angelegenheit bekannte Bankier Arton ist gestern früh in seinem Bureau tot aufaefunden worden. Nach Feststellung der Polizei hat er sich selbst vergiftet. Den Reinach und Herz ist nun auch Herr Leopold Emil Aron, der sich Arton nannte, in den Tod nachgefolgt. Er wurde 1849 in Straßburg geboren; seit 1871 wirkte er in Paris. Aus seinen Händen empfingen die Rouvier und Ge nossen die Trinkgelder der Panamagesellschaft. Der Skandal des Jahres 1892 zwang ihn, ins Ausland zu gehen Rußland. Einer Petersburger Meldung zufolge wird der Zar voraussichtlich eine Proklamation an sein Volk über die Einführung einer russischen Volks vertretung am Geburtstage des Thronfolgers erlassen. Aus Feodosia wird gemeldet: Ueber ein dort statio niertes Regiment hielt der Bribadekommandeur eine Revue ab. Als nach deren Beendigung die Kompagnien entlassen wurden, blieben einige Gewehre am Platze.