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Seite 6. — „Sächsische Dorfzeitung.' — 19. Juli 1905. war. In Gleiwitz, Zabrze und deren Umgegend sind viele Häuser abgedeckt. Der Hagel lag stellenweise handhoch und richtete in den Gärten großen Schaden an. In den Straßen stand daS Wasser meterhoch Hunderte von Bäumen wurden entwurzelt. Laut einer Meldung de- „Oberschlesischen Wanderers" riß der Sturm in Lippine die Halle 7 der Zinkhütte Silesia ein, in der etwa 60 Arbeiter tätig waren Eine große Anzahl von ihnen wurde unter den Trümmern begraben. Nach amtlicher Meldung wurden zwei getötet, zwei schwer und mehrere leicht verletzt. Durch die Feuer der Oefen entstand ein Brand, der am Abend noch andauerte. — Danzig. Der von Hela kommende vollbesetzte Dampfer „Vineta", der Aktiengesellschaft Weichsel gehörig, kollidierte am Sonntag bei dichtem Nebel auf der Weichsel mit dem leer nach Westerplatte fahrenden Dampfer „Schwan" derselben Gesellschaft. Menschen sind nicht ver unglückt. Der Materialschaden ist bedeutend. — München. Der praktische Arzt l)r. Karl Roth in Talmässing in Bayern ist verhaftet worden unter dem Verdacht, seine vor Jahresfrist geehelichte Frau durch Gift, nach anderer Version durch einen von ihm herbeigeführten Sturz aus der Equipage zu beseitigen versucht zu haben. Roth wurde in einem hiesigen Hotel verhaftet und in das Landgerichtsgefängnis Nchstätt eingeliefert. — Münster. Der frühere Fabrikbesitzer Gerhard Terlinden, der, wie erinnerlich sein dürste, im Jahre 1903 wegen Konkursverbrechens zu 6 Jahren Zuchthaus ver- urteilt worden ist, wurde aus der hiesigtn Strafanstalt in ein Irrenhaus übergeführt. — Greifswald. Bei einem Säbelduell verletzte ein Ungar im Falschkampf den Studenten Faber tödlich, indem er ihm einen Lungenstich beibrachte. — Kassel. Ein furchtbares Unwetter, verbunden, mit wolkenbruchartigen Regengüssen und starken Hagelschlag hat im Oberweserbezirk, namentlich im Kreise Hofgeismar und dessen Nachbargebieten am Sonntag gehaust. Die Landwirtschaft erlitt enormen Schaden. Strichweise ist die Getreideernte vernichtet. — Frankfurt a. M. In Vilbel ertranken Sonn tag nachmittag beim Baden in der Nidda drei junge Leute im Alter von 20 bis 22 Jahren Sie hatten zusammen ein Boot bestiegen, welches umschlug. — Herne. Gegen die Gattin eines höheren Be amten ist ein Strafverfahren eingeleitet worden. Die Frau steht im Verdachte, die Verfasserin zahlreicher anonymer Briefe zu fein, durch die der besten Gesellschaft angehörende Personen in letzter Zeit fortgesetzt beleidigt wurden. — Dortmund. Der Prozeß Hüger ist vertagt worden, weil der Angeklagte, Oberst a. D. Hüger, durch die Aufregungen des Prozesses so überanstrengt war, daß er erklärte, den Verhandlungen nicht länger folgen zu können. Bekanntlich war Hüger wegen Beleidigung mehrerer Generale zur Verantwortung gezogen, begangen in von ihm verfaßten Broschüren. Der ganze Prozeß wird nun nochmals von vorne verhandelt werden müssen — Reich en berg i. B. In den Kellerräumen der Gürtlerei von Hübner in Gablonz ereignete sich gestern eine Benzinexplosion, bei der Frau Hübner und ihr Dienst mädchen lebensgefährlich verletzt wurden. Während die Feuerwehr mit den Ablöschungsarbeiten beschäftigt war, erfolgte eine zweite Explosion, infolge deren achtundzwanzig Feuerwehrleute furchtbare, teils tödliche Brandwunden erlitten. — Rom. Die Opfer der Katastrophe in Fermo, wo in der Kapelle eines Hospizes, wie wir bereits meldeten, während der Messe der Fußboden einstürzte, sollen nach einer telegraphischen Mitteilung noch weit zahlreicher sein, als bisher angegeben. Hiernach soll sich die Zahl der Toten auf 16 Frauen und 50 Kinder, die der ins Hospital gebrachten Verwundeten auf 32 Frauen und 30 Kinder belaufen. — Aosta. Beim Abstieg von den Jumeauxspitzen zwischen dem Valpelline und dem Valtournanche wurden Turiner Alpinisten von einer Steinlawine überrascht. Der Führer Ludwig Maquignaz ist tot, drei Touristen sind verletzt. — Turin. Ein schwerer Antomobilunfall hat sich unweit Turin ereignet. Der Gummifabrtkant Martiny stieß mit seinem AutomobU so heftig gegen einen Prellstein, daß der Wagen stürzte und fünf Insassen unter sich begrub. Zwei von ihnen waren augenblicklich tot, Martiny wurde tödlich verletzt. (Gemeinnützige-. — Schmeißfliegen. Gegen Schmeißfliegen wendet man mit Erfolg Insektenpulver an, indem man eS im Keller, der Speisekammer usw. vorzugsweise an den Fenstern ausstreut. Einige Prisen Insektenpulver auf glühenden Kohlen in den betreffenden Räumen verdampft, hilft sicher. — Um Fensterscheiben undurchsichtig zu machen, bedient man sich feingepulverten Tragantgummis, welcher unter tüchtigem Schlagen in Eiweiß gelöst wird. — Milch lange süß zu erhalten. Im Sommer, namentlich bei Gewittern, sind die Hausfrauen oft in Not damit, daß ihre Milch schnell sauer wird. Dies zu ver hüten, gießt man einen Eßlöffel Wasser, mit Meerrettich abgezogen, unter 2'/, Liter Milch. Sie erhält sich da durch, auch außerhalb des Kellers, selbst bei häufigen Ge wittern, im Sommer unverändert frisch und süß, während die daneben hingestellte Milch ohne dieses Mittel schnell sauer wird. — Bratwürstchen im Schlafrock. Blätterteig messerrückendick ausgerollt, in fingerlange etwas breite Scheiben geschnitten. Jede Scheibe mit Hilfe eines Pinsels mit Ei bestrichen. Bratwurstfülle zu halbfingerlangen Würstchen gerollt, etwas Mehl auf den Tisch und die Hand gepudert, die Würstchen auf die Scheiben belegt, den Teig zusammengeschlagen, die Ränder hübsch auf- einanderpasfen, leicht angedrückt, auf ein Blech gesetzt, mit Ei bestrichen, eine halbe Stunde langsam gebacken, warm angerichtet. Vermischtes * Einige Blüten unfreiwilligen Humors bringt eine Dresdener Zeitung in ihrer Nummer vom 15. Juli: In dem Berichte über den Bückeburger Prozeß steht da wörtlich: „Rechtsanwalt l)r. Sprenger: Er müsse dem Gericht davon Mitteilung machen, daß einzelne vor geladene Zeugen sich in zwei Parteien gespalten hätten, von denen die eine Meyer freundlich, die andere Meyer feindlich sei. Zwischen diesen sei es schon wiederholt zu Reibereien gekommen." — Wie es wohl aussehen mag, wenn sich ein einzelner Zeuge in zwei Parteien spaltet und diese sich dann gegenseitig reiben, wäre interessant zu beobachten. — An anderer Stelle in dem gleichen Bericht heißt es dann: „Die drei Richter schrumpften immer mehr zusammen und es blieb schließlich nur der Staatsanwalt Fimmen übrig." — Auch der Anblick dieses Naturwunders müßte sehr lohnend sein. * Der älteste Souverän ist zur Zeit der Großherzog Adolf von Luxemburg. Er wird am 24. Juli 88 Jahre alt. Der Großherzog, der in seinem Lande außerordentlich beliebt ist, zeichnet sich durch eine seltene Geradheit seines Wesens, das jedem Zwange abhold ist, aus. Ueberwältigend komisch wirkt manchmal die jedweden Zeremoniells bare, ursprüngliche Ausdrucksweise des alten Herrn, die einmal anläßlich einer Spazierfahrt ihren Höhepunkt erreichte. Der Großherzog hatte darauf bestanden, selbst zu kutschieren, und dirigierte, was bei der Schwäche seiner Hände voraus- zusehen war, nach Mehreren im Zickzack ausgeführten, un freiwilligen Volten, das Gefährt glücklich in ein Blumen beet. In diesem Augenblick ergriff der ihm zur Seite sitzende Graf Friedrich Wolff-Metternich, sein langjähriger, ihm treu ergebener Begleiter, schnell die Zügel und lenkte Pferde und Wagen, noch kurz vor ernsterem Unheil, auf den richtigen Pfad. Der Großherzog, der eine Weile schweigend dageseffen hatte, fing plötzlich an: „Um ein Haar, und wird hätten umgeschmiffen. Nicht wahr?" — „Jawohl, Königliche Hoheit", erwiderte lakonisch Graf Metternich. — Der alte Herr aber, dem diese höfliche Ruhe gar nicht behagte, polterte los: „Na, hörm Sie, Fritz, warum sagen Sie nicht lieber: „Königliche Hoheit, Sie kutschieren wie ein Schwein!" * Die römischen Altertumsfunde in Kell- münz an der Iller sind würdig, die Aufmerksamkeit der Archäologen und Kunsthistoriker auf sich zu ziehen. Wie schon früher mitgeteilt wurde, sind auf dem neuentdeckten Fundorte des einstigen Loelio mont« neben einer lebens großen Marmorstatue, die sich als Kunstwerk guten StilS erwies, schöne Säulenkapitelle, Pilaster und Skulentrümmer gefunden worden, die den Kunstgelehrten Stoff zu ein- gehenden Untersuchungen bieten. Archäologisch besonder interessant ist ein Kapitell, das ein fachmännischer Mit arbeiter des württembergischen Staatsanzeiger-, der in der Nähe von Kellmünz wohnt, eingehend beschreibt. Dieses Kapitell ist weder dorisch noch achäisch noch ionisch noch korinthisch, sondern nähert sich am meisten dem Typus der erst in neuerer Zeit bekannt gewordenen Spielart deS ionischen Kapitells — dem äolischen Kapitell. Wie das letztere, so entwickelt sich auch dieses neugefundene Kapitell nicht von dem wagerechten Sattelholz aus, sondern auf steigend aus dem unteren Säulenstamme. Das Kapitell enthält noch einen Teil des obersten Säulenschaftes, der etwa 40 Zentimeter hoch ist. Ueber diesem runden, glatten, 36 Zentimeter dicken Säulenschaft ist ein feiner Blattkranz gewunden Darüber setzt, ähnlich wie der attisch-ionischen Säule, ein mit feinen, wenig erhabenen Akanthusblättern verziertes Säulenfeld mit 22 Zentimeter Höhe und 40 Zenti- meter Breite an, das der ganzen Säule etwas duftig zartes gibt, wie die Ziselierung einer griechischen Vase. Eine feine, glatte, kelchartig aufstrebende Fläche schließt dieses edle Gebilde ab, dann folgt der Zierstab mit Perlen schnur, stark ausladend, den kelchartigen Aufbau des Ganzen wunderbar beherrschend. Ein schwerer viereckiger Abakus, 12'/z Zentimeter hoch und 61 Zentimeter im Geviert, schließt die herrliche Kapitellbildung ab. * Der Hund als Lebensretter. Durch die auf opfernde Liebe und treue Anhänglichkeit eines Hundes wurde, so schreiben die „Hamb. Nachr.", das Leben eines an der Wasserkante bekannten Kapitäns gerettet. Der Dampfer „Haparanda", Kapitän Fock, lag, um eine Ladung Holz einzunehmen, in Lovisa im Finnischen Meerbusen. Der Kapitän war eines Tages in einem kleinen Boot allein hinausgefahren, um in Begleitung eines kleinen Hundes Enten zu jagen. Während der Jagd ging die Flinte los, und ein voller Schrotschuß drang ihm in das linke Bein. Eine Schlagader wurde aufgeriffen, und in kurzer Zeit sank der Kapitän ohnmächtig in seinem Boote zusammen, das nun hilflos umhertrieb. Der Hund, der zuerst das Blut ableckte, hat nun wohl die Hilflosigkeit seines Herrn richtig erkannt. Er sprang über Bord und schwamm nach einem ziemlich weit entfernt liegenden Fischerboot hinüber, dessen Insassen er durch Winseln aufmerksam machte. Der Hund wurde aufgefischt, sprang aber unter Geheul und Winseln wieder ins Wasser und schwamm nach dem Schiffsboot zurück, in dem der Kapitän im Verbluten lag. Nun folgte das Fischerboot dem treuen Tiere und fand den Kapitän ohnmächtig, dem Tode nahe, im Boote liegend. Die Fischer brachten den Verunglückten sofort an Land und in ein Krankenhaus, wo er zum Leben zurückgerufen und in Pflege behalten wurde. Der treue Hund wurde an Bord des Dampfers zurückgeholt. * Der brave Liebhaber. Eine Damenschneiderin in München verschenkte vor 18 Jahren ihr Herz an einen Stiegenbauer, der sie jedoch samt dem Pfand ihrer Liebe, einem Knäblein, sitzen ließ. Durch redliche Arbeit brachte die Mutter sich und das Kind gut vorwärts im Leben, und der zum Jüngling Herangewachsene studiert jetzt. Bor einiger Zeit hat sich auch der Vater aus Australien ge meldet. Er ist reich geworden und hat München, Mutter und Kind nicht vergessen. Er ist dieser Tage in München eingetroffen, und es gab einen bewegten Auftritt, Tränen und Umarmungen. Aber der Mann hat seinen Fehler wieder gut gemacht, und in den nächsten Tagen bekommt der Münchner Standesbeamte ein glückliches Paar zu Urivcrt -WekcrnnLmcrchungen. Kurhaus Kleinzschachwitz. Heute Mittwoch den IN Juli Kroßes MiNtär-^onzert von der Kapelle des K. S. Jnf.rNe<z. Nr. L77 Direktion: Heiur. Röpenack. Abfahrt des Konzert Salon-Dampfers von DreSdeN'A. 3^>, von DreSden-N. 3", „ Loschwitz 3»», „ Blasewitz 4«> Rückfahrschein« inkl. Konzertbons fürs Kurhaus ab Dresden L Person M. 1.30, Kinder 90 Pf., „ LofchwiS-Blasewtk „ „ „ 1.10, „ 80 „ Eintritt an der Kaffe 50 Pf. — Vorverkaufskarten (6 Stück 2 M.) im Kurhause, m Nach dem Konzert findet ein familiäres Tänzchen statt. --n s9f Hochachtungsvoll Ichck W. Zeck«. Schönster AnsAgsort des Mnuenschen Grnndes. chUilm dn StiaieiMn vnicn. ^Richard Pinkrrt.