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ZäWche Dorszeitung Bezugsbedingungen: vk .Vvrs^stuna- «rlcheint jeöen woche»ta, «lchmtuaz» S Uhr mit dem Datum de» folgenden läge». Di« vqu,»««bül>r betragt 1Z0 Marl vierielMhrlich öder bv pfg. siir jeden Monat. Di« .Dorszeitung- ist zu beziehen durch di« kaiserlichen Postanstalten, di« Landbriesträger und durch unser» vote» Sei freier Lieferung in, ksaur erhebt bi« poft »och di« Sustellung^ebühr von 4b psg. Telegramm-Kdr.: Dorszeitung Dresden. Anzeiger für Stadt und Land mit der Beilage: „Illustriertes Lonntags-Blatt" Amtsblatt für die Ngl. llmtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für das Ngl. Amtsgericht Dresden, die Rgl. Forstrentämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinden Gberlößnitz und Nadebeul. Anzeigen-Preise : Di« einspaltige Zeile lli psg. unter »Lingesandt- 40 Pta. «nzrigen-Nnnahmr erfolgt bi, mtttOD» 12 Uor. — Annahmestellen lind: Uns«, u>r»chon»st«lU, Nein« Mritzner Galse Nr. 4, ZnvaUdendank, kaasrnsmin L- voaler, Sud. Moss«, ch. L. Daube k So. in Leipzig, Frankfurt ». M.: G. llohltn lieslel^orr: kiugo Müchler in Svtzschen. broba, <vtto Diririch in SetUendorf, lsugo Dpitz i» Leubnitz-Neuostra, tmUNollau in Nadedeul, M»d. Grimm in Vreden-Wölfnitz, Friedrich llencher» in Lossedaud«, Vito llunath in Lotta, Mar Zeurich in Loschevitz. Telephon: Dresden, Nr. 3916. 67. Jahrgang. Dresden, Mittwoch, den 12. Juli 1905. Nr. 159. Da» Vteuefte. Kaiser Wilhelm wird am kommenden Donners tag im Gefle-Fjord mit König Oskar und dem Kron prinzen von Schweden und Norwegen Zusammentreffen. Das sächsische Kriegsministerium plant die Er richtung eines sächsischen Militärautomobilkorps nach preußischem Muster. Die verwitwete Gräfin Karoline zur Lippe- Biesterseld ist gestern abend zu Detmold gestorben. In der ungarischen Krise sollen bis zur Be endigung des Sommeraufenthaltes des Kaisers Franz Josef keine entscheidenden Schritte getan werden. In der französischen Kammer verlas am gestrigen Montag Rouvier die Noten zu dem französisch deutschen Einvernehmen über Marokko. Der russische Botschafter in Rom, Graf Mura- wiew, der sich in der nächsten Woche zu der Friedens konferenz nach Washington begeben wird, ist gestern vom Zaren in Audienz empfangen worden. Die Marokko-Angelegenheit beigelegt! Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" meldet, daß die zwischen dem Kaiserlichen Botschafter Fürsten Radolin und dem französischen Ministerpräsidenten Rouvier ausgetauschten Erklärungen über die Marokko- Konferenz in der Uebersetzung lauten: Das Schreiben Rouviers an den Fürsten Radolin vom 8. Juli: „Herr Botschafter! Die Regierung der Republik ist durch die Besprechungen, die zwischen den Vertretern beider Länder sowohl in Paris, wie in Berlin, stattgefunden haben, zu der Ueberzeugung gelangt, daß die Kaiserliche Regierung auf der vom Sultan von Marokko vorgeschlagenen Konferenz keine Ziele verfolgen wird, die die berechtigten Interessen Frankreichs in diesem Lande in Frage stellen, oder in Widerspruch stehen mit den Rechten Frankreichs, die sich aus seinen Verträgen (oder Arrangements) ergeben und sich im Einklänge mit den folgenden Grundsätzen befinden: Souveränität und Unabhängigkeit des Sultans, In tegrität seines Reiches, wirtschaftliche Freiheit ohne jede Ungleichheit, Nützlichkeit von politischen und finanziellen Reformen, deren Einführung für kurze Zeit auf Grund einer internationalen Vereinbarung geregelt werden soll, Anerkennung der Lage, die für Frankreich in Marokko geschaffen wird durch die lang ausgedehnte Grenz berührung zwischen Algerien und dem scherifischen Reiche, durch die sich hieraus für die beiden Nachbarländer ergebenden eigenartigen Beziehungen, sowie durch das hieraus für Frankreich folgende besondere Interesse daran, daß im scherifischen Reiche Ordnung herrsche. Infolgedessen läßt die Regierung der Republik ihre ursprünglichen Einwendungen gegen die Konferenz fallen und nimmt die Einladung an." Die Antwort des Kaiserlichen Botschafters Fürsten Radolin an den französischen Minister deS Auswärtigen, Ministerpräsidenten Rouvier, vom 8. Juli: „Herr Ministerpräsident! Da die Regierung der Republik die von dem Sultan von Marokko vorgeschlagene Konferenz annimmt, hat die Kaiserliche Regierung mich beauftragt. Ihnen die mündlichen Erklärungen zu bestätigen, wonach sie auf der Konferenz keine Ziele verfolgen wird, welche die berechtigten Jnteresfen Frankreichs in diesem Lande in Frage stellen oder in Widerspruch stehen mit den Rechten Frankreichs, die sich aus seinen Verträgen (oder Arrangements) ergeben und sich im Einklänge mit den folgenden Grundsätzen befinden: Souveränität und Unabhängigkeit des Sultans, Integrität seine- Reiches, wirtschaftliche Freiheit ohne jede Ungleichheit, Nützlichkeit von poli zeilichen und finanziellen Reformen, deren Einführung für kurze Zeit auf Grund einer internatonalen Verein barung geregelt werden soll, Anerkennung der Lage, die für Frankreich in Marokko geschaffen wird durch die langauSgedebnte Grenzberührung zwischen Algerien und dem scherifischen Reiche, durch die sich hieraus für die beiden Nachbarländer ergebenden eigenartigen Be stehungen, sowie durch daS hieraus für Frankreich wlaende Interesse daran, daß im scherifischen Reiche Ordnung herrsche. Radolin." Die gemeinsame Erklärung deS Fürsten Radolin und des Ministerpräsidenten vom 8. Jun: „Die deutsche Regierung und die Regierung der Republik kommen überein: I) gleichzeitig ihre zur Zeit in Fez befindlichen Gesandtschaften nach Tanger zurückzuberufen, sobald die Konferenz zusammengetreten sein wird; 2) dem Sultan von Marokko gemeinschaftlich durch ihre Vertreter Ratschläge erteilen zu lassen zur Feststellung des von ihm zur Konferenz vorzuschlagenden Programms auf den Grundlagen, wie sie in den unter dem 8. Juli zwischen dem deutschen Botschafter in Paris und dem Ministerpräsidenten und Minister der auswärtigen An gelegenheiten ausgetaufchten Schreiben angegeben sind. Paris, den 8. Juli. Radolin. Rouvier." Die „Kölnische Zeitung" schreibt offiziös: Monate lang hat die marokkanische Frage schwer auf dem politischen Leben gelastet, und es gab eine Zeit, wo man besorgen konnte, daß trotz des aufrichtigen Wunsches nach Frieden die Dinge einen gefährlichen Verlauf nehmen würden. Dank der Ruhe und Vorsicht, mit der von beiden beteiligten Regierungen die Frage be handelt wurde, gelang es aber, nachdem einmal die Politik Delcassös von Frankreich selbst verworfen war, alle die Schwierigkeiten zu überwinden, die sich dem Werke der Einigung entgegenstellten und die in der verfahrenen Lage wurzelten, die durch das rücksichtslose Vorgehen des früheren französischen Ministers des Auswärtigen geschaffen war. Wir dürfen wohl sagen, daß das Bestreben der beiden Regierungen, zu einem befriedigenden Abschluß zu kommen, in beiden Ländern aufs wirksamste von der Oeffentlichkeit und der Presse unterstützt worden ist, die mit verschwindenden Aus nahmen in dem Wunsche einig war, aus Marokko keine zweite spanische Thronkandidatur werden zu lassen. Es gab Augenblicke, wo eine herausfordernde und aufreizende Sprache der Zeitungen die Lage sehr wohl hätte verschärfen und die Lösung erschweren können, aber die Presse ist sich ihrer Verantwortung durchaus bewußt gewesen, und wenn das bei Deutschland weniger überrascht, so verdient es doppelte Anerkennung bei den Franzosen, die sich leichter hinreißen lassen. Es fehlte bei ihnen ja auch nicht an von außen kommenden Er- mutigungen durch Elemente, die einen deutsch-französischen Streit nicht ungern gesehen hätten, aber sie prallten ab an der ruhigen Ueberlegung der Franzosen, die ihre Politik nur nach ihren eigenen Interessen regeln wollten. Durch die Einigung zwischen Deutschland und Frank reich ist zwar noch nicht alles erreicht, denn man wird nun noch die Konferenz selbst zu hören haben, aber man darf wohl sagen, daß der schwierigste und vor allem der gefährlichste Teil der Arbeit erledigt ist. Von den Verhandlungen, die in Paris zwischen Herrn Rouvier und dem Fürsten Radolin geführt wurden, war sowohl von deutscher wie französischer Seite, namentlich aber von letzterer wiederholt ganz besonders versichert worden, daß sie sich nicht nur inkorrektestem, sondern sogar in einem sehr freundschaftlichen Tone ab gewickelt haben. Wir nehmen an, daß diese Tonart vorbildlich fein wird für die Verhandlungen auf der Konferenz. Wir haben schon einmal darauf hingewiesen, wie grundlos es sei, wenn einzelne Franzosen zu be fürchten schienen, daß man sie auf die Konferenz locken wolle, um Frankreich dort wie aus einem Hinterhalte zu überfallen. Von einer solchen Politik kann und darf keine Rede sein, und man hat ganz im Gegenteil aus deutscher Seite die Absicht, den Franzosen durchaus ehrlich entgegenzukommen. Nicht um Frankreich zu kränken oder zu demütigen gehen wir auf die Konferenz, sondern mit dem festen Vorsätze, die getroffenen Ab machungen lohal zu halten Nicht gegen Frankreich, sondern soweit als irgendmöglich Hand in Hand mit ihm wollen wir zusammen arbeiten, um die Beratungen gut und nützlich zu gestalten, nützlich für Marokko und auch für Deutschland und Frankreich, die hier ein Feld zu gemeinschaftlicher und freundschaftlicher Arbeit finden können. Die Konferenz wird eröffnet unter durchaus günstigen Aussichten; zwei große Kulturvölker haben, von friedlichem Sinne beseelt, anscheinend schwer zu beseitigende Schwierigkeiten gütlich aus dem Wege ge räumt und damit eine neue Lage schaffen, die nicht nur die Gegenwart beruhigt, sondern oeftuchtend auf die Zukunft wirken kann. Politische Weltfchau. Deutsches Reich. Die „Hohenzollern" mit dem Kaiser an Bord ist gestern vormittag von Swine- münde nach Wisby in See gegangen. Es verlautet, der Kaiser werde am Donnerstag oder Freitag in Gefle eine Zusammenkunft mit dem Könige und dem Kron prinzen von Schweden haben. Die deutsche Jacht .Iduna" mit der Kaiserin und den Kaiserlichen Kindern an Bord ankerte gestern um 3'/, Uhr nachmittags bei LhristianSminde. Das Kronprinzenpaar ist gestern vormittag in Kiel eingetroffen und vom Prinzen Heinrich am Bahn hof empfangen worden. Der Kronprinz und die Kron prinzessin fuhren kurz nach der Ankunft an Bord der Jacht „Meteor", wo das Frühstück eingenommen wurde. Alsdann begaben sich die Herrschaften nach dem Kieler Schloß, von wo sie im Automobil nach Hemmelmark fuhren. Nach Besuch in Hemmelmark wird das kron- prmzliche Paar Fahrten in die Ostsee an Bord der Jacht „Meteor" unternehmen. Die verwitwete Gräfin Karoline von Lippe- Biesterfeld ist gestern abend 8' « Uhr in Detmold verschieden. In der Ministerialkonferenz, die wegen der Fleischteuerung in Kattowitz tagte, wurde beschlossen, die Petition der Städte, das erhöhte russische Schweine- Kontingent schon jetzt zuzulassen, beim Minister zu befürworten. Im Lippeschen Sensationsprozeß wegen Veröffentlichung der Thronfolgerdepesche wurde Verhandlungstermin auf den 26. Juli anberaumt. Es sind neun weitere Zeugen geladen, darunter Staats- Minister Gevekot und der Redakteur der „Landeszeitung", Stärke, der die bekannte „Diesseits-Depesche" zuerst veröffentlicht hat. Das Gericht hat die Aufrollung des gesamten Thronfolgestreites in der Verhandlung be schlossen und dazu zwei Tage in Aussicht genommen. Ueber den Reichshaushaltsetat für 1906 machen die „Berl. Pol Nachr." schon jetzt einige An gaben. Danach ist man in den verschiedenen Reichs ressorts gegenwärtig damit beschäftigt, die Arbeiten an der Aufstellung der Forderungen für den ReichshauS- haltsetat für 1906 zum Ende zu führen. Während in Preußen die Einzelresiorts bis zum I. September Zeit zur Anmeldung ihrer Etatsforderungen beim Finanz ministerium haben, müssen die entsprechenden An meldungen im Reiche beim Reichsschatzamt bis zum 1. August erfolgt sein. Nach diesem Termin werden im Reichsschatzamte die Einzelforderungen zusammen gestellt und darauf beginnen die Verhandlungen zwischen diesem Amte und den Kommissaren der verschiedenen Einzelrefforts. Da der Staatssekretär des Reichssckatz- amtes von seinem Urlaube im August zurückkeyren wird, so darf man annehmen, daß die Verhandlungen betreffs endgültiger Feststellung des zunächst an den Bundesrat zu bringenden Etatsentwurfs für 1906 sich so werden fördern lassen, daß diese Feststellung minde stens nicht später erfolgen wird als in früheren Jahren. Der EtatSentwurf für 1906 wird eine Erhöhung des Zolleinnahmeansatzes aufweisen, wie sie der Neuordnung der Dinge für ein ganzes Jahr entspricht. Allerdings wird diese Erhöhung sich lediglich schätzen lassen. Selbstverständlich wird bei diesen Schätzungen auch die Bestimmung des neuen Zolltarifgesetzes über die Ver wendung eines Teiles der Zollemnahmesteigerung für die Witwen- und Waisenversicherung berücksichtigt werden. Zur Kündigung des deutsch-spanischen Handelsabkommens bemerkt die „Nordd. Aüg.Ztg ", nach Wegfall der spanisch-schweizerischen Zugeständisse, an denen die deutsche Einfuhr teilnahm, biete der spanische Konventionaltarif sein ausreichendes Aequivalent gegenüber unserem künftigen Vertragstarife. Jnfolge- deffen sei die Kündigung des Abkommens notwendig, die nach der bestehenden Vereinbarung nicht vor dem 1. Juli 1906 wirksam werden könne. Bis dahin dürfe das Zustandekommen eines neuen Tarifvertrags mit Spanien erwartet werden. In Berlin hat sich ein Boykottschutzverband deutscher Brauereien gebildet, als Versicherungs verein auf Gegenseitigkeit. Der Zweck des Vereins be steht in der Versicherung seiner Mitglieder gegen die durch Verrufserklärungen und Boykottierungen sie treffenden Schäden, unter Ausschluß der durch Arbeits einstellungen (Streiks) ihnen erwachsenden Nachteile. OeHerreicd,Ungarn. Der ungarische Minister präsident Baron Fejervary ist von Ischl nach Buda pest zurückgereist. Schon wieder eine Marschkatastrophe im österreichisch-ungarischen Heere. Nach Privat-