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Am Fuße der Zollmauern Vielleicht ist der vergangene Woche aus Wien an eine Anzahl von Großmächten gertch. tete Ruf nach einer Erweiterung des öfter- reichischen Wirtschaftsraumes -er Anfang zu gewissen neuen wirtschaftlichen Ueberlegungen Europas. DaS grobe Schlagwort des Schutze» -er nationalen Arbeit ist bis zu seinen äußersten Folgerungen gelangt. Alles ist beschützt worden, und überall hat der Schutz versagt. Daß der erste Ruf nach einer Erweiterung deS -"irtschaftsraumeS von Oesterreich ausgeht, ist ganz natürlich. Kein Wirtschaftsraum hat so wie der österreichische unter der Verengung ge litten, die durch die Neuschaffung so vieler an derer Wirtschaftsräume neben ihm entstanden ist. Das große Aktivum, das sich die habsbur gische Dynastie im Laufe ihres Bestehens ge- schaffen hatte, war die wirtschaftliche Einheit deS Donauraumes von der bayerischen Grenze bis Semlin. Trotz allen nationalen Nebenbuhler schaften in diesem Raume, trotz der Verschieden heit der Kulturen und der Zivilisationen, trotz eines Sprachengemenges von 14 verschiedenen Völkern, hatten die Habsburger durchgesetzt, -aß dieses Gebiet nicht von Zollschranken zerteilt wurde, daß es eine wirtschaftliche Einheit blieb. Gesetztechnisch war es ungemein schwierig, diese Einheit aufrechtzuerhalten, da ja die öster reichische Hälfte im Reichsrat vertreten war, während die ungarische Hälfte eifersüchtig über die Rechte des Budapester Parlamentes wachte. Alle Gesetze, welche die Zölle und die indirekten Abgaben, sowie das Tabakmonopol betrafen, mußten so lange durch das Spiel der Delegatio nen zwischen Wien und Budapest hin und her ge- schoben werden, bis eine vollständige Ueberein stimmung erreicht war. Dieser verwickelte Appa rat, der jedoch segensreich für die wirtschaftliche Einheit war, wurde durch die Revolution von 1S18 in Stücke geschlagen. Nichts blieb davon übrig, und der Staats, mann, dem man daö größte Verständnis für die Bedeutung der wirtschaftlichen Zusam, mengchörigkeit der Länder der alten Doppel, Monarchie hätte zumuten sollen, Masaryk, machte nicht einmal den leisesten Versuch, diese Einheit zu retten. Sicher wäre es gerade in den Tagen der Revolu- tion am leichtesten gelungen, ein Zoll, und Wirt- schaftsbündniS der Nachfolgestaaten bei vollstän digster Erhaltung ihrer nationalen und kulturel- len Selbständigkeit inS Leben zu rufen. Statt besten wütete LaS trennende Mester und zerfetzte Lie ehemalige Einheit in wirtschaftliche Zwerg staaten. --7 Katharina von Medici soll nach der Bartholo. mäuSnacht zu ihrem königlichen Gohn gesagt haben: „Gut getrennt mein Sohn, aber jetzt heißt es zusammennähen." Oesterreich hat unter der Trennung der landwirtschaftlichen und in-u- striellen Bestandteile der Monarchie am meisten gelitten. Von Oesterreich geht jetzt der Ruf nach Lem Zusammennähen aus. Die Einbildung, Oesterreich könne durch Erhöhung seiner Zölle seine Arbeit gegen fremden Wettbewerb LauernL schützen, seine Ausfuhr verstärken und seine Ein- fuhr vermindern — diese Einbildung ist ange sichts der Tatsachen zu Ende. Selbst die strengste Zoll, und Devifenvrd, »vng kann Oesterreich nicht mehr vor dem wirtschaftlichen Bankerott, vor -er vollständi, gen Verödung schützen. Der Versuch einer Wirtschaftsvereinigung mit -em Deutschen Reich ist an politischen Be- denken zerschellt. Die Art, wie er unternommen wurde, war politisch allerdings auch ungeschickt, die Sache trat äußerlich als ein Vorstoß gegen die französische Politik auf, von der man einen Widerspruch erwarten mußte, weil sie ja die Ber- träge von Versailles und St. Germain in der Hand hatte. Vielleicht geht es dem jetzigen An- trage, der sich ja an mehrere europäische Groß mächte, darunter auch Frankreich, richtet, bes- ser. Er ist ja auch nicht auf eine Zollunion mit irgendeinem bestimmten Lande gerichtet, sondern verlangt nur, daß Oesterreich durch Ab- machungen verschiedener Art mit Nachbarstaaten und auch mit anderen Ländern Erleichterungen für seine Ausfuhr erhalte. Der schwache Punkt liegt natürlich darin, daß sich die anderen Länder zum Teil in ähnlicher Lage befinden wie Oester reich. Auch sie möchten alle ihre Ausfuhr ver stärken und denken nicht daran, daß die anderen ja nur mit den Erzeugnisten bezahlen können, Li? sie nach Oesterreich einführen. Gerade die Aussichtslosigkeit, auf dem Wege der durch Zollmauern geschützten Ansfuhr zu einer Verbesserung der wirtschaftlichen Ber, hältnisse zu gelangen, wird vielleicht den Ge, danken anregen, in irgendeiner Form von neuem ein wirtschaftlich geeintes Dona«, gebiet zu schaffen. Dabei wäre eS natürlich wünschenswert, daß auch Deutschland, Ursprungsland des gewaltigen Stromes, ter Schwarzwald und Schwarzes Meer verbindet, seine Donau-Interessen mit vol. ler Sachlichkeit und Entschiedenheit betonte. Sport Ungarn» Amateurboxer siege« in DreSben. Am Montagabend ging di« ungarische Ama- t«urboxstass«l in Dresden an den Start, wo st« im überfüllten Kristallpalast auf -t« durch den Leipziger Schivcrg«wtchtl<r Polter 1 ver stärkt« Mannschaf» de» Dresdner Sportklubs traf, der st« tm Gesamtergebnis mit 92 Punk ¬ te« da» Nachsehen gab. Dl« Sümpfe brach- ten sämtlich hervorragende« Sport. Der Deutsche Kechtertag i« Frankfurt am Mat« wählte -e» bisherigen Gesamtvorstand wteder und «rmäßtgte -t« Kopsft«u«r um dt« Hälfte, sogar schon rückwirkend für da» ver- gangen« Jahr. Nach Lo» Angelo» zu Leu dlymptschen Spielen sollen auch deutsche Fech- t«r und Fechterinnen geschickt werden, wenn dl« finanziell« Frag« sich lös«« läßt. Die Fechtmeisterschaften de» DFB. werden im Einzelfechten vom 8. bi» 8. Mat in Offenbach, im Mannschaftsfechten vom 7. bis S. Oktober in Berlin ausgetragen. Außerdem ist ein Damen-Länderkampf Deutschland gegen Eng- land am 19. März oder 2. April in Hannover in Aussicht genommen. Preis der Dreijährige« in Dresden. Für den mit 20 000 Mark ausgestalteten Preis der Dreijährigen, der auf der Dresdner Renn- bahn am 29. Mai gelaufen wird, sind nicht »veniger als 43 Nennungen abgegeben worden. Wintersport Geifing: —1, Schnees 15 cm, G. u. R. gut. Altenberg: —3, bedeckt, 20 cm, S. u. R. gut. OberbärendUrgsFakkenhat«: —T Vch««f* cm, S. «. R. gut. KipS-orf.värenfelS: 0, bedeckt, 13 cm, S. u. R. mäßig. Schellerhai»: —1, Schnees 2V cm, S. m R. »ui. Zinnwald'Georgenseld: —2, Schnees., 22 cm, S. u. R. sehr gut. HermSdorf^eyd«: 4- 1, bedeckt, 22 cm, S. «. R. mäßig. Fra»enstei«: —1, Schnees., 23 em, S. u. R. mäß. Neuhaus««: 0, Schnees., 28 cm, S. u. R. mäßig Fichtelberg: —8, Schnees., 38 cm, S. u. R. s. gut. Schöuseld'Oberpöbel: —1, Schnees^ 18 cm, S. u R. sehr gut. Rehefeld: —1, Schnees., 20 cm, G. u. R. gut. Hochwald: 0, Schnees., 16 cm, S. u. R. auf Wald wegen möglich. Lansche: —3, bedeckt, 12 cm, G. u. R. mäßig. Jöhstadt: —2, Schnees., 16 cm S. u. R. mäßig. Oberwiesenthal: —2, Schnees., 85 cm, S. u. R. sehr gut. Tagsüber leichter Temperaturanstieg, nachts mäßiger Frost. Vereinzelt noch Niederschläge im Gebirge als Schnee, im Flachland alS Regen. SchwirriG« Sog« der japauisch« Truppe» Schanghai, 23. Februar (Radio). 2l» Montagabend rannten chinesische Zeitungs jungen mit Sonderausgaben durch die Stra ßen Schanghais, die die fette K«ö«schrift trugen: .Großer chinesischer Sieg." Heate morgen gab das chinesische Hauptquartier eine Verlautbarung heraus, in der es heißt, daß die japanischen Truppen, die verstärkt toorden seien, auf der ganzen Linie zurück- getrieben würden. Die Chinesen würden nicht ruhen, bis sie die Japaner in die in er- nationale Niederlassung zurückgetrielen hät ten. Wenn die chinesischen Berich:« auch außerordentlich übertrieben sind, so wt.d doch auch von den neutralen ausländischen Be obachtern allgemein zugegeben, daß der gestrige Kampftag den Chinesen gehört«. Die Lage der japanischen Truppen wird als schwierig betrachtet und dahingehend beur teilt, daß sie ohne weiter« Verstärkungen keine nennenSwerlen Fortschritte erzie.en dürften. * Die Chinesen stelle« di« Beschießung de» Photo Wt«hr, Dresdm Ankunft des Tranerzuges vor der Katholischen Hofkirche Die „TimeS- über de« Dcmkzusammenschluß. London, 23. Februar (Radio). Zu der Reorganisation der deutschen Großbanken, über die die englische Presse ausführlich be richtet, schreibt die „Times", obwohl die Maßnahme zu einer Kritik herausfordere. hätte doch im Hinblick auf das Stillhalteab kommen und die Unmöglichkeit, neues Ka pital zu "erhalten, nicht viel anderes gemacht werden tonnen. Wenn ausländisches Kapital verfügbar gewesen wäre, so konnten doch die Abschreibungen weniger heftig gewesen sein. Die Beteiligung des Staates sei notwendig, weil in Deutschland nicht genügend Kapital vorhanden ist, um die für die Reorganisation benötigten Gelder bereitzustellen. * D-Zug Danzig—Warschau üb«rre«mt Autobus. Warschau, 23. Februar (Radio). Un weit von Lowicz führ der D-Zug Warschau -Danzig auf einen vollbesetzten Autobus, der gerade den Bahndamm überqueren wollte. Der Autobus wurde von der Loko motive an der Längsseite erfaßt und etwa 300 Meier weit mitgeschleift. Aus dem zer trümmerten Autobus wurden 3 Tote und 10 schwerverletzte Insassen geborgen, die sämt lich m ein Krankenhaus übergeführt werden muhten. Die Schlacht bei Schanghai gehl weiter Am Montag waren an der ganzen Front von Tschapei bis Wusung die heftigsten Kämpfe im Gange. Die Japaner versuchten, teilweise unter Einsatz von Tanks nach vor angehendem Flugzeugbombarvement mit Nebelapparaten vorzugehen. Besonders scharf war der Kampf im Dorf Kiangwan. Im Hongkiu-Bezirt konnten die Chinesen beträchtlich an Boden gewinnen. * Tschapei im Mittelpunkt der Kümpfe. Schanghai, 23. Februar (Radio). Die Kämpfe haben sich nunmehr in der Haupt sache auf Tschapei konzentriert, während von den anderen Fronten wenig entscheidende Bewegungen und Kampfvorgänge gemeldet werden. Der chinesische Infanterieangriff gestern abend auf die japanischen Stellungen zwischen Hongkiu und Tschapei dauerte etwa 3 Stunden. An einer Stell« wurden ameri kanische Seesoldaten, die am Äser des Sut- schau-KaualS ausgestellt waren, von den Chi nesen beschossen. Auf einen amerikanischen Protest beim chinesischen Hauptquartier wurde mitgeteilt, daß es sich um ein Mißverständ nis gehandelt hab«, da die Amerikaner wegen ihrer blauen Uniformen für Japaner ge halten worden seien. Das Neueste vom Taye Der Sarg wird i» die Kirche getragen japanische« Teile« ter internal!o«alen Nieder- lafsu«g eia. London, 23. Februar (Radio). Die Beschießung des Teiles der internationalen Niederlassung, in dem sich das japanische Generalkonsulat befindet, durch die Chinesen dauerte dis 1.15 Uhr. Der Bevölkerung beinächtigte sich ein riesiger Schreck, und die Menschen auf der Straße flüchteten in das „Astor"-Hotel, um vor den Granaten Schutz zu suchen. Mehrere Granaten fielen in den Wangpu-Fluß. Sie galten offenbar den dort liegenden japanischen Kriegsschiffen. In der Nähe des englischen Kreuzers „Suffolk" fielen mehrere chinesische Granaten medoc. Durch eine Granate, die in einen Hase«, schuppen schlug, wurden zwei englische M» troson verwundet. Als schließlich eine Gra nate in der Nähe des italienischen Kriegs schiffes „Libia" in den Fluß fiel, erhob der italienische Generalkonsul beim chinesischen Hauptquartier Einspruch. Kurz darauf wurde das chinesische Feuer eingestellt. Die Japaner rücken langsam wieder vor«. Schanghai, 23. Februar (Radio). Di« japanischen Truppen sind eifrig bemüht, die chinesischen Streitkräfte in Kiangwan an- zugieisen und von den Haupttruppen abzu- schr.eiden. In langsamem Dorrücken gelang «S ihnen, den östlichen Teil des Dorfes wie der zu besetzen und den Kreis der Truppen um das Dorf enger zu schließen. Die Chi nesen sind noch immer im Besitz des west lichen unk größeren Teiles des Dorfes. Si« haben ihre Hauptstellungen beim Hongkiu- Kanal, der etwa 800 m hinter Kiangwan liegt. Von dort aus beschießen sie di« j« pantsche. Stellungen erfolgreich. Von Mau- Hang aus sind die japanischen Truppen etwa« näher an Tasang herangerückt. Japans Ansehen steht au) dem Spiet Tokio, 23. Februar (Radio). Der mrch Tokio zurückgekehrte Admiral Sutsugu, der die japanischen Truppentransporte nach Schanghai begleitet hatte, berichtet, die Lag« in China habe sich so zugespitzt, daß das japa nische Prestige auf dem Spiele stehe und es für Iapan schwer werde, irgendwelche Ver- mittlungsbedingungen anzunehmen, die einest Zweifel über die Ueberlegenheit der japa nischen Armee ließen. Der Admiral empfiehl daher, sofort weitere Truppenverstärkungen auf den Weg zu bringen: die Rogiemng hat hierzu aber noch nicht ihre Zustimmung gegeben. * Da- japanische Kabinett berat über ne« Lruppcuentsradungea. Tokio, 23. Februar (Radio). Das ja panische Kabinett hielt heute «ine dringende Sitzung ab, in der über die Entsendung von neuen Truppen beraten wurde. Das Kabi nett erkannte die Verzögerung der japanischen Operationen an und sah darin eine Gefahr, da die Chinesen in der Lage seien, inzwischen Verstärkungen heranzuziehen. Englische» I«7<mteriebataillo« «ach Schang hai unterwegs. Bombay, 23. Februar (Radio). Ein in Bombay liegendes englisches Infanterie- bataillon hmt Befehl erhalten, sich morgen nach Schanghai in Marsch zu setzen. * Otto von Habsburg will sich in Tirol niederlassen Eine Lem österreichischen ALel angehörig« Persönlichkeit hat, wie aus Innsbruck gemel- -et wird, in dem Tiroler Dorfe Ämpab, Las vor nicht allzu langer Zeit Otto von Habs burg, Len ältesten Sohn Les verstorbenen Kai sers Karl, zum Ehrenbürger ernannt hat, ein Gut zum Preise von 100 000 Schilling käuflich erworben. In Tirol glaubt man allgemein, daß her Käufer nur als Mittelsperson im Auf trage Ler Familie Habsburg gehandelt hat und Otto von Habsburg das Gut schon ün kommenden Sommer beziehen werde. Da» könnte allerdings nur geschehen, wenn Otto vorher auf alle Recht« Verzicht«» würde, die die Mitglieder de» Haufe» Habsburg in Oester-