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Ar. 4» Zweites Blatt Dienstag, den 2S. Februar 19S2 n IIS ßNS MkltlN Mit König Friedrich August HI. von Sach sen ist der letzte regierende Wettiner dahinge- -angen. Die alten Grafen von Wetttn hatten ihren Namen von einer Burg, die sich aus einem Porphyrselsen Uber der Stadt Wetttn im heu tigen Regierungsbezirk Merseburg erhob und Stammschloß der Wettiner war. Als ihr Ahn- Herr lebte. gilt Dadi, Graf an der Saale, Non seinen Nachfolgern war der um 950 der bedeu ¬ tendste Markgraf Dedo. Er spielte in den Feld ¬ zügen gende erhielt des Kaisers Nolle. Dedos vom Kaiser Mark Meißen. In Heinrich IV. eine hervorra- Sohn, Heinrich der Acltere, die Lausitz und 1089 auch die der Genealogie des Hauses Weltm wird 1089 als Gründungsjahr der Dy ¬ nastie betrachtet. 1889 beging das Herrscherhaus unter großer Prachtentfaltung das seltene Ju biläum des 800jährigen Bestehens. Bis 1123 begnügten sich die Wettiner mit dem Titel der Markgrafen von Meißen. In diesem Jahre erhielt Markgraf Friedrich der Streitbare aus der Hand des Kaisers Sigis mund als Belohnung für seine eifrige Teil nahme am Kampf gegen die Hussiten die Würde eines Kurfürsten von Sachsen. Mit dieser Ver ¬ leihung begann die eigentliche Geschichte Sach sens. Suva 60 Jahre später spaltete sich das Haus Wettin in zwei Linien und bei dieser Ge legenheit wurden alle in seinem Besitz befind lichen Länder geteilt. Es war der Anfang jener Zerbröckelung, die jahrhundertelang die Quelle unheilvoller Zerrissenheit sächsischer Län ¬ der war. Seit der Mitte deS 17. Jahrhunderts entfal tete der sächsische Hof eine besondere Pracht, die zwar Dresden zu einem Mittelpunkt italienischer und srauzösischer Knnst in Deutschland machte, aber die Finanzen des Staates schwer schädigte. Kurfürst Friedrich August der Starke, der an Glanzcntsaltung alle seine Vorgänger in den Schatten stellte, verkaufte seine sächsischen Erb- ansprüchc sür 1 100 000 Gulden an Braunschweig und trat, um König von Polen zu werden, am Pfingstmontag 1697 zur katholischen Kirche über. Er veranlaßte auch den Kronprinzen, den rö mischen Klauben anzunehmen. Dadurch gab die Albertinüche Linie für immer das evangelische Glaubensbekenntnis auf. Diese beiden Schritte, die Besteigung des polnischen Thrones und der Uebertritt zum Ka tholizismus, hatten nicht nur für die weitere Geschichte Sachsens, sondern auch für die histo rische Gestaltung Deutschlands die größte Be deutung. Tas Hans Wetttn schaltete sich aus dem Kreise mittel- und norddeutscher protestan- tischer Volkökultur aus und trat in einen Ge- gcnsatz zu den brandenburgischen Hohenzollern. Tie Erfindung des Porzellans durch Böttcher und die Gründung der Meißner Manufaktur verhalfen dem Augustinischen Zeitalter zur wei teren Prachtentfaltung. Friedrich August II., als König von Polen August in., huldigte den Künsten und überließ die Regierung seinem Günstling, dem Grafen Brühl, unter dessen Mißwirtschaft die Finanzen und die Armee verkamen. Im Kampfe gegen Friedrich den Großen zog der sächsische Kurfürst den kürzeren. Immer mehr geriet Sachsen in seinem jahrhundertealten Wettstreit mit Preu ßen in den Hintergrund. Nach einer vorübergehenden Blüteperiode die der sächsische Hof der Gunst Napoleons zu verdanken hatte — die Würde des Königs von Sachsen wurde dem Kurfürsten Friedrich Chri stian von dem Korsen verliehen — mußte das Haus Wettin seine französische Gefolgschaft mit dem Verluste von '/» seines Gebietes büßen. So entstand die preußische Provinz Sachsen Der historische Streit der Wettiner und der Hohen- zollern wurde dadurch endgültig zu deren Gun sten entschieden. * gS. In der Gruft der Wettiner. Nach genau 25 Jahren öffnete sich heute wieder die Gruft der Wettiner in der Katholischen Hofkirche in Dresden, um einen neuen Sarg, den d«S letzten Herrschers aus dem Hause Wettin anfzunehmen. Sie enthält allerdings nur Lie Särge der Wettiner aus den letzten 200 Jahren; die ersten Wettiner sind im Kloster Alt zella bei Nossen beigesetzt, die späteren im Dom zu Meißen, dann im Freiberger Dom und die meisten protestantischen Wettiner in der Dresdner Sophienkirche. Augusts des Starken Sohn Friedrich August ließ dann bekanntlich von Lhiaveri die Katholische Hofkirch« in Dresden errichten und bestimmte, daß die untersten Käume künftig als Gruft der Wettiner dienen ollen. Kommt man vom Innern der Kirche hin- unter, so steht man rechts zunächst den Sarg deS königS Georg, deS vorletzten Regenten, dahinter >t« Särge König Alberts und der Königin Ca- rola, die als bisher letztes Mitglied des Königs hauses 1907 dort beigesetzt wurde. Durch einen langen Gang kommt man in einen zweiten Raum, in dem verschiedene Fürstlichkeiten ruhen, so König Johann, -er Großvater des jetzigen nitLtsmannschafteo der Feuerwehr und die Po« lizet, unterstützt vom Samariterverei« DreSde» und den Kolonnen des Roten Kreuzes alleut» halbeu tu Tätigkeit trete« mußte». Am Schloß« platz erlitt eine etwa 50 Jahre alte Krau eine» Herzschlag und starb, nachdem mau sie auf die nächste Wohlfahrtspoli-eiwache gebracht hatte; desgleichen verschied eine 54 Jahre alte Krau am Neumarkt infolge Herzschlages. Rund 13VV Erkrankte und Verletzte. Di« Samariterkolonnen des Samariterver eins Dresden, des Roten Kreuzes und auch -er Arbeitersamariter hatten bis in den Abend Die Offiziere mit den Ordenskissen *h°to: König-, sein Bruder König Friedrich August 17., der in Tirol verunglückte, und seine zweite Ge mahlin Maria Leopoldine, ferner die Gattin König Johanns, Amalie Augusta, weiter der 1900 verunglückte Prinz Albert, der Bruder des letzten Königs. Auch seine Schwägerin, Prinzes sin Isabella, die erste Gemahlin seines noch lebenden Bruders, des Prinzen Johann Georg, ruht hier, ferner Kurfürst Friedrich August, Kur fürst Friedrich Christian, der erste König von Lachsen Friedrich August der Gerechte, und end lich ist hier auch das Herz Augusts des Starken aufbewahrt, während sein Körper in Krakau ruht. In einem dritten Saal endlich ruht die Mutter des nun verstorbenen Königs, Prinzessin Maria Anna von Portugal, ferner zwei früh verstorbene Geschwister und ein unmittelbar nach der Geburt 1898 verstorbenes Kind des Königs, dem er selbst die Nottaufe gegeben hat. Hier ruhen endlich auch König Anton und seine beiden Frauen, sowie der Administrator Prinz Laver. Insgesamt stehen in dieser Gruft 42 große schwere Metallsärge, oft mit Kronen oder In signien des Glaubens geschmückt. Der 43. Sarg hat sich ihnen heute zugesellt. Zahlreiche Unfälle bei der Ueber- .ührung des Königs Friedrich August in Dresden Zwei Tote infolge Herzschlags. Bei der Ucbcrführung des toten Königs haben sich in den Reihen des wartenden Publi kums zahlreiche Unfälle ereignet, so daß die Da ¬ hinein alle Hände voll zu tun, um all denen Hilfe zu bringen, die im Gedränge auf Straßen und Plätzen von Ohnmächten befallen wurden. Dieser freiwillige Hilfsdienst, der beim Sama» riterverein von Dr. Honecker und Dr. Ziesch, beim Roten Kreuz von Kolonnensührer Franke und den Aerzten Dr. Zimmer, Dr. Arnhold, Dr. Ernst und Dr. David geleitet wurde, hat sich trotz stärkster Inanspruchnahme bestens bewährt. Von 8 Uhr bis 21.45 Uhr wurde von ihnen UN- unterbrochen Hilfe geleistet. Sanitätshilfsstellen waren in der Lüttichaustraße, Landhausstraße. im Hauptbahnhof, im Italienischen Dörfchen, im Zwingerschlößchen und im Schloß eingerichtet. Die Erkrankten und Verletzten konnten bis aus zwei Ausnahmen die Hilfsstellen wieder ver lassen, zum Teil wurden sie von freiwilligen Helfern mit Kraftwagen in ihre Wohnung ge bracht. Bei den meisten der Erkrankten handelte es sich um O h n m a ch t s a n f ä l l e, bei denen die schweren Fälle in der Ueberzahl waren. Aus dem Theaterplatz zogen sich viele Straßenpassan- t«n im Gedränge Quetschungen zu, von denen hauptsächlich Frauen betroffen waren. Die ge nauen Zahlen -er Hilfeleistungen stehen noch aus. In der Hilfsstelle im Schloß sind über 850 Personen, in der Hilfsstelle im Italienischen Dörfchen 464 eingeliefert worden. Das Ita lienische Dörfchen glich einem Krankenhaus. Der große Saal und sämtliche Vorräume waren in ein Lazarett umgewandelt worden, so daß d c Aerzte alle Hände voll zu tun hatten, um rasche und wirksame Hilfe bringen zu können. WWi» MM« Die Ablösung der Hauszins steuer Entschließ«»« beS Zeutralverbanbes Deutscher HaaS« »ab Gr»ndbesttzerverei«e. Vorstand und ReichSausschuß d«S Zentraloer- bandeS Deutscher Haus- und Grundbesitzerver eine haben folgende Entschließung einstimmig an genommen: Vorstand und ReichSausschuß des Zentral- verbarches Deutscher HauS- und Grundbesitzer- Verein« befaßten sich am 18. und 19. Februar auf Grund der nunmehr vorliegenden reichsrecht lichen Regelung eingehend mit der Ablösung der Hauszinssteuer. Sie nahmen Kenntnis von den durch den Zentralverband erwirkten wesentlichen Verbesserungen der ALlösungsvorschriften in der Notverordnung vom 6. Februar 1932 und den Durchführungsbestimmungen vom 11. Februar 1932. Sie stellen fest, daß die jetzige Regelung grundsätzlich als Basis für die Ablösung der Hauszinssteuer dienen kann. Für die endgültige Entscheidung in den Ländern sind aber die noch ausstehenden landesrechtlichen Durchführungsbe stimmungen daraufhin zu prüfen, ob unter Be rücksichtigung sämtlicher Umstände des Einzel falles die Ablösung zweckmäßig erscheint oder nicht. In diesem Sinne genehmigen Vorstand und ReichSausschuß die vorgelegte Ausarbeitung ,Hst die vorzeitige Ablösung der Hauszinssteuer zweckmäßig?" und beschließen, dieselbe in Form eines Flugblattes sämtlichen Verbänden und Vereinen zugänglich zu machen. gs. Trauergottesdienst für Sonsistorialpräst- dent i. R. D. Dr. Böhme. Am Montagnachmittag sand in der evangl.-luth. Domkirche zu Dresden eine stille Trauerfeier für den verstorbenen Präsidenten des Landeskonsistoriums, D. Dr. Böhme, statt. Landeöbischof D. Jhmels wür digte am Sarge mit bewegten Worten des Tan kes das Wirken des Verstorbenen für die Kirche. Präsident D. Dr. Seetzen ehrre den Heim gegangenen als Repräsentanten der Kirche und legte mit Worten des Gedenkens und Dankens einen Kranz nieder. Synodalpräsident D. Graf Vitzthum von Sckstädt legte für die Evangl.-luth. LandeSsynode, sür die der Verstorbene viel ge wirkt hatte, einen Kranz nieder. Weiter sprachen Vertreter der Sächsischen Hauptbibelgesellschaft, der kirchlichen Körperschaften der Lukasgemeinde und -es Landeskirchenchorverbandes. gS. Di« Preissenkung bei Kakao und Scho« kolade in Packungen. Nach Vertändlungen mit den Vertretern der Schokvladenindustri«. deS Großhandels und des Einzelhandels bat der NetchSkpmmissar für Preisüberwachung für gepacktes Kakaopulver und gepackte Tafel schokolade angeordnet, daß die Spanne des Kleinhandels, Großhandels und der Einsams- genoflenschaften gegenüber dem 30. Juni 1931 nm mindestens 10 v. H. zu senken ist. Tie Vorteile aus der veränderten Handelsspanne und die Ersparnisse, in d ren Genuß die In dustrie aus Grund der Vierten Notverordnung gekommen ist, sind im vollen Umfange in den Verbraucherpreisen zum Ausdruck zu bringen. Die Regelung tritt am 1. März in Kraft. gS. Drohender Bierstreik in Sachse«. Wie uns -er Sächsische Gastwirteverband fSitz Leipzigs mitteilt, erhebt er schärfsten Protest gegen daS Preisscnkungsdiktat -es Reichskom- missarS. Daß bis zum 1. April 1982 eine Sen kung -er Reichsbiersteuer und -er Gemeinde biersteuer in Aussicht genommen sei, könne daS sächsische Gastwirtsgewerbe in keiner Weise be- friedigen, weil es -er Ueberzeugung sei, daß bis zu dem genannten Zeitpunkt alle Gastwirte ruiniert sein würden. DaS Gewerbe fordere eine sofortige Senkung -er Reichs- und Ge meindebiersteuer sowie den Abbau der Ge tränkesteuer. Falls -iese Forderung nicht io- fort erfüllt werde, werde der Bierausschank im 'ganzen Freistaat Sachsen eingestellt. Vhoto Hammer. Die Lafette «it de« Tote« bei der Abfahrt vo« tzauptbahuhof Pha«,: Hommer. Die Fahne« der Regime«ter, dere« Ehef der «S«ig »ar, i« Aage