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Heim und Kindergarten. Kerliner j^oäe. Von H. Bo lchert-Ltetz. An kühleren Tauen wird das Cape, daS sich einer so groben Beliebtheit erfreut, diesmal förmliche Triumphe feiern. Ja man oersteigt sich sogar zu ganzen Capekleidern, die den Jackenkleidern erfolgreich Konkurrenz '»machen dürften. Passen jene sich doch besser den Temperatur schwankungen an. Wenn die Sonne sich nach einem trüben Morgen in den ersten Nachmittagsstunden siegreich durchringt, dann öffnet man das Cape soweit, daß es vorn nur noch von den Schultern herabfällt. Setzen aber abends kältere Winde ein, so zieht man daS eine Vorderteil über die Brust und wirft den Zipfel über die entgegen gesetzte Schulter, ganz wie ein Kavalier der romantischen guten, alten Zeit. Dann hat man sofort einen behaglichen Schutz gegen leichtere Witterungsunbilden. Ein außerordentlich hübsches Capekleid war ganz aus Heller Serge gemacht. Die Bluse und die lange rockartige Tunika hatte man in scharfe Messerfalten gelegt, nur daß sie bei der Bluse über einem Unterzug aus Netzspitzen vorn schalartig gekreuzt waren und in leichter Bauschung das Ungezwungene dieses Toilettenstücks betonten. Die Tunika dagegen brachte in ihrer regelmäßigen Straffheit einen starken Gegensatz zu dem Rock zum Ausdruck. War er doch um die Füße herum sehr eng und ebenfalls schalartig gekreuzt. Rund und glatt dagegen verlief das etwa bis zu den Knien gehende Cape. Es war mit grün-weiß- karierter Seide gefüttert, demselben Stoff, aus dem der Schnallengürtcl im Taillenschluß bestand. Dadurch wurde ein wenig Farbigkeit auch auf das darunter befindliche Kostüm übertragen. Ein mit großen schwingenförmigen Enden versehener, hochaufragendcr, stuartartiger Kragen aus weißer Seide, ganz steif über Draht gezogen und ein ovales Knopfpaar gaben dieser ebenso eleganten wie ein fachen Robe ein vornehmes Gepräge. In der Rockmode bekämpfen sich gegenwärtig mehrere Richtungen. Da sind die ganz glatten, engen kurzen Röckchen, die schlanken, jugendlichen Gestalten so ent zückend stehen und die gebauschten, gerafften mit Rokoko- Vaniers verzierten, an die sich kurze und breite Frauen nie heranwagen sollten. Aber augenblicklich scheint doch mehr der verbreiternden Richtung der Sieg zuzufallen, wenn sie der beliebten schlanken Linie auch erhebliche Zu geständnisse macht. Tenn letzthin benutzt man die engen Röckchen oft als eine Art Unterrock, der sich unten aller dings recht naseweis vordrängt, um auf ihm Überkleider von leichten weichen Seidenstoffen usw. zu arrangieren. Das neueste Unterkleid birgt in seinem Saum sogar ein festes Gummiband. Das zieht sich beim ruhigen Stehen eng zusammen, so daß der Rock dann einen fast hosen artigen Eindruck macht, während er beim Gehen ein beinahe bequemes Ausschreiten gestattet. Das Überkleid ist wesentlich weiter. Da aber die Stoffe immer weich und dünn sind, bauschen sie sich leicht im Wind. Darum beschwert man die Säume mit förmlichen Ketten aus Bleistücken. Die Vorliebe für weiche leichte Stoffe geht jetzt so weit, daß man selbst Geweben, die früher von solchen Eigenschaften nichs wußten, sie künstlich anerzieht. Wer hätte sich das zum Beispiel, früher vom Taffet träumen lassen, der jetzt der gefragteste von allen Mode- stoffen ist. Dian könnte ihn für Seidenmusselin halten, so weich und wellig fühlt er sich an. Man kann ihn kraus ziehen, ihn drapieren und wie Gaze chiffounieren, kurz, er ist beinahe ein modisches Mädchen für alles. Aber eine förmliche Epidemie scheint die hübsche Pepitamode werden zu wollen. Schwarzweiße Karos, wohin man sieht! Es flimmert einem förmlich vor den Augen bei diesem Über maß. Um den Hals trägt man allerhand riesenhafte Rüschen und Krausen aus Seide oder durchsichtigen Ge weben, künstlich durch Draht gestützt. Riesenhaft sind auch die Schleifen, die tief auf der linken Hüfte die breiten Schärpen daselbst abschließen. Und bei den modernen, hinten so hoch aufragenden Schuten — weil verkehrt auf gesetzt — füllen die Hintere Höhlung riesenhafte schwarz samtene Schmetterlingsschleifen aus. Von ihnen sühren zwei lange Bindebänder nicht etwa nach vorn zum Kinn, sondern zur linken Schulter, wo eine Schmuckagraffe sie festhält. Daneben gibt es aber auch Riesenblumen, die die Stelle der oben beschriebenen Samtschleife einnehmen, überhaupt ist die Blütenfülle auf Hüten so verschwenderisch wie irgend möglich. Aus Batist, Samt, Seide und Leder, ja sogar aus gesponnenem Glas werden die entzückendsten kleinen und großen Blumen naturgetreu oder als inter essante Spielart ihrer natürlichen Schwestern hergestellt. Aber die Königin der Blumen ist und bleibt doch die Rose. Die Blume, die die eleganten Babylonierinnen sich schon vor 2000 Jahren ins Haar steckten, mit der die Römer zu festlichen Gelegenheiten nicht nur die Tafel, sondern auch Plätze und Straßen bestreusen, sie bäucht den modernen Schönen unentbehrlicher denn se zu ihrer Toilette, gleichviel, ob sie sie an den Hut, in den Gürtel stecken oder das Kleid damit raffen. S»«S Eiskasten. Wer keinen EiSschrank besitzt, kann sich einen Eis kasten aus einer Kiste selbst Herstellen. Die Vorderseite der Kiste teilt man in drei Teile, schneidet den unteren dritten Teil fort und nagelt das übrige Brett wieder an. In den freien Raum kommt ein gut passender Zinkkasten, der zur Aufnahme des Eises dient. Uber den Kasten wird innen ein Zwischenteil eingelegt, das aus Leisten zu sammengesetzt wird. Der obere Teil der Kiste wird innen ringsum mit Korkstreifen benagelt, damit keine Lust ein treten kann. Der Deckel ist durch Scharniere befestigt. Den Eiskasten streicht man zu den Küchenmöbeln paffend an. Streifenmuster für Blusen in Weiftstickerei. Aus weißem Batist oder feines Leinen überträgt man bas Muster. Dreiteiliges Garn dient als Stickmaterial. Hat man den Stoff in den Stickrahmen gespannt, so werden durch breiten Stielftich die Stiele, Arabesken und Konturen der kräftigen durch Tupfenlinien gefüllten Muster figuren gedeckt. Dann stickt man die Tupfen in Plattstich in kurzer gerader Stichlage. Schräger Plattstich, in der Stichlage zur Mittelader bildet die Zweigblättchen und einzelne Blütenblätter. Nach Belieben ist unsere Zeichnung zu vergröbern. —ow— Praktische Winke. Putzen von Zinkgegenständen. 1 Teil Schwefel säure wird mit 12 Teilen Wasser vermischt und der Gegen stand entweder einige Sekunden eingetaucht und dann mit einem Lappen abgerieben oder ein mit Flüssigkeit be feuchteter Lappen zum Abreiben benutzt. Feuchtigkeit zu verhindern. Vor allen Dingen muß dafür gesorgt werden, daß die Feuchtigkeit von außen nicht mehr in das Mauerwerk eindringen kann, was am besten durch Bekleiden der äußeren Wandfläche, wo das Dach des Nachbarhauses anstößt, mit Zinkblech geschieht. Das innere Bestreichen mit irgendeiner Masse nützt gar nichts. Wäscheschrank Prattisch ist ein Schrank mit Türen, die nicht ganz aus Holz bestehen, sondern bloß mit Holz eingerahmt und mit dunkelgrüner Drahtgaze eingespannt sind, wie man diese zu Fliegenschränken benutzt. Solch ein Schrank bietet den Vorteil, daß, wenn die Wäsche nicht ganz trocken hineinkommt, sie noch ausdünsten kann und nie modrig riecht. Reinigen der Badewanne geschieht vorteilhaft mit Salzsäure und feinem Sand. Wenn sie von Flecken rein ist, ist heißes Wasser mit Seife zu nehmen und die Wanne noch gut auszureiben. Die Wannen werden auf diese Weise spiegelblank, nur darf man das erstemal die Salzsäure und die Kräfteamvcndung nicht sparen. Große Vorsicht ist bei Anwendung von Salzsäure dringend zu empfehlen, da jeder Tropfen, der auf ein Kleidungsstück kommt, sofort ein Loch brennt. Also auch Hände in acht nehmen, Hand schuhe anziehen bei dieser Arbeit. Peddigrohrmöbel werden von Schmutz durch Ab waschen bzw. Abscheuern mit Seife und Soda gesäubert. Um die Naturfarbe wieder herzustellen, sind Bleichmittel, wie Wasserstoffsuperoxyd mit etwas Soda, verdünnte Schwefelsäure (1:20) oder Kleesalzlösung mit etwas Schlemmkreide anzuwenden. Das Nachspülen geschieht am besten mit Effigwaffer. Behandlung der Smyrnateppiche. In den meisten Fällen wird der große Fehler be gangen, die geknüpften orientalischen Teppiche (schlechthin mit „Smyrnateppich' bezeichnet) gleich vom ersten Tag der Ingebrauchnahme an mit scharfen Besen zu kehren: dies ist grundfalsch; denn hierdurch wird die Wolle zer rissen, zerzaust? und binnen kurzer Zeit werden durch Ab kehren des edlen Materials diese kostbaren Teppiche völlig verdorben. Die allein richtige Behandlungsweise solcher orientalischer Knüpfteppiche ist folgende: Währmd der ersten drei Wochen entferne man die durch das Betreten der Teppiche sich bildenden Wollflocken durch tägliches Kehren mit gewöhnlichen Borstbesen: wenn nötig, ist eine Nachlese mit der Hand vorzunehmen. Durch drei- bis vierwöchigen täglichen Gebrauch werden die Woll schlingen (Knoten) festgetreten, die Wollfaser hatte Zeit, sich zu beruhigen, und das Flockenbilden wird nach und nach käst gänzlich aufhören. Das tägliche Kehren mit dem Borstbesen wird fortgesetzt und wird jetzt, nachdem das Flockenbilden nahezu aufgehört, ein (je nach dem Verkehr im betreffenden Raum zu bemessendes) ein- oder zweimal wöchentliches Kehren des Teppichs mit einem Ruten- oder Piassaoabesen zu empfehlen sein. Das Kehren hat nie gegen, sondern stets .mit dem Strich' zu geschehen. Alle sechs bis acht Wochen ist der, am besten über eine Stange zu hängende Teppich auf der Rückseite kräftig zu klopfen, zu welcher Prozedur glatte, starke Haselnußstöcke am besten sich eignen. Nach dem Klopfen ist der Teppich auf Rück- und Vorderseite gut abzukehren. Dienstboten, welche nicht gehörig unterrichtet werden, kehren natürlich so lange auf dem Teppich herum, als überhaupt etwas abzukehren ist; und da ist eS denn natürlich, daß der teure Teppich binnen kurzer Zeit unansehnlich .struppig' wird. «ss» - NUcfienkUntt«. Dunstobst. Frische Früchte werden in Gläser fest ein gefüllt, jedoch ohne sie zu zerdrücken, Staubzucker dazwischen gestreut, und die Gläser mit nasser Schweinsblase und Pergament zugebunden. Man läßt sie dann im Wasicrbad kochen. — Die Zeit des Kochens ist verschieden, je nach der Sorte der Früchte, im allgemeinen muffen sich die Früchte soviel setzen, daß es ein Drittel leeren Raum in den Gläsern gibt. Aus diese Weise lasten sich alle Arten Früchte, (Beeren, Pflaumen, Aprikosen, Apfel und Birnen usw.) elnkochen. Beim Steinobst dürfen die Steine nicht Herausgenomnien, gröbere Äpfel oder Birnen können in Hälften oder in Schnitte geteilt, eingefüllt werden. Mixed Pickle«. Röschen, Blumenkohl, kleine, junge Bohnen, Maiskolben, die kaum einen kleinen Finger lang sind, junge Karotten, Perlzwiebeln, Cbalotten, kleine Gurken, sowie klein gewürfelter Merrettig werden gewaschen, die Zwiebelchen geschält und sämtliche Gemüse mit Ausnabme der Gurken wenige Augenblicke in stark gesalzenem siedenden Master gekocht, worauf man sie auf einem Sieb abtropfen und trocknen läßt. Später mischt man auch die einige Stunden im Salzwaster gelegenen und gut abgetrockneten kleinen Gurken dazu, ordnet alles mit dazwischen gestreutem Dill, Estragon. Lorbeerblättern und weißen Pfefferkörnern zierlich in weithalsige Einmachgläser, füllt guten weißen Weinessig darüber und überbindet die Gläser mit Pergament- papter. Da dir Gemüse den Elsig sehr einsaugen. ist öfters nachzusrhen und wenn nötig, frischer Essig »uzugieben. j für sie Jugenä. Kettelkans. Von R. Sylvester. BettelhanS hießen ihn die Kinder, weil er deS öfteren bet dem einen oder anderen'Hofbesitzer um ein Stückchen Brot, einen Topf Milch oder um ein bißchen Mittagessen bat, denn feine Mutter war sehr arm und dazu kränklich. Und anstatt ihn darob zu bedauern, wurde er von feinen Schulkameraden ausgelacht und gehänselt, wo sie ihn trafen. Nur in der Schule mußten sie in Ruhe lassen — da galt BettelhanS ebensoviel wie deS Schulzen Söhnlein. Das machte, weil er sehr artig war und fleißig lernte; deshalb hatte ihn der Lehrer gern und hielt streng darauf, daß keiner ihm ein Leid zufügte. .Ich wünschte', sagte der Herr Lehrer des öfteren zu manchem Faulpelz in neuem Anzug, .du säßest auch da in geflickter Hose und Jacke wie der Berger-HanS und hättest so viel Grütze im Kopf wie der —' Und ein andermal: .Paßt nur auf: der Berger-Hans bringt eS gewiß einmal weiter im Leben, als mancher von euch.' Aber wie gern sonst di« ganze Klasse dem Lehrer alles glaubte, was er sagte — daS vom BettelhanS glaubten viele nicht: einer, der betteln geht, sollte es zu waS Rechtem bringen im Leben? weiter als sie? Nein, das konnten sie uicht glauben. Und doch sollte der Herr Lehrer recht behalten . . . Als BettelhanS 14 Jahr alt war und aus der Schule ging, da zog er mit seiner Mutter fort vom Dorf in eine fremde Stadt, zu seinem Onkel, sagten die Leute, und dann hörte niemand mehr etwas von ihm. Die Jahre vergingen — seine Schulkameraden, die ihn so oft geärgert hatten, waren er wachsene Leute geworden und keiner dachte noch an den „BettelhanS' und die Worte des Lehrers» die sie damals nicht glauben wollten. Da rollte eines Tages ein schöner Kutschwagen die Dorfstrabe entlang, und als er anhielt, entstieg demselben ein feingekleideter Herr, welcher geraden Wegs in das Schulhaus ging. „Herr Lehreri Ich bin ein ehemaliger Schüler von Ihnen — kennen Sie mich noch?" stellte er sich diesem vor. Der Herr Lehrer sah sich den fremden Besuch lange an, dachte hin und her, aber erkennen konnte er den Fremden nicht. .Nun, ich bin der BettelhanS", gab dieser sich zu erkennen, „und komme nur. Ihnen zu danken für Ihre Einsicht und Güte während meiner Schulzeit!' Wie daS den alten Lehrer freute! Gibt es doch so wenige dankbare Schüler. Und nun mußte Hans Berger aus führlich erzählen, wie er aus dem einstigen „BettelhanS' ein feiner Herr geworden. Das war freilich nicht leicht gewesen. Ein reicher Kaufherr hatte ihn zu sich in die Lehre genommen. Da war er denn sehr brav gewesen, hatte fleißig gelernt, wie in der Schule, und mit den Jahren war aus ihm ein tüchtiger Geschäfsmann ge- worden, daß er das volle Vertrauen seines Prinzipals erwarb und von diesem als Reisender angestellt wurde. „Ja, Herr Lehrer", schloß er seinen Bericht, „ich bin glück lich, so glücklich, daß ick heut mit keinem meiner ehe maligen Kameraden tauschen möchte.' Und als seine einstigen Mitschüler hörten, daß der Fremde der .Bettel- Hans" gewesen sei, da erinnerten sie sich sehr wohl, wie sie ihn geärgert damals — und nun erinnerten sie sich auch der Worte des Lehrers von damals wieder: dieselben waren also wirklich in Erfüllung gegangen. Ja, jetzt mußten sie glauben, daß es auch ein Äettelbube im Leben zu etwas Tüchtigem bringen kann, wenn er brav bleibt und fleißig lernt, wie es eben der „Bettelhaus' getan hat. — Gefährlich« Begegnung! Lott« mußt für Mütterchen Beim Krämer Honig kaufen. Da kam Nachbar« Paulchen ihr In den Weg gelaufen. Lott«, wa« -ast du geholt? Latz mich'« «inmal seh«», Eine« kleinea Augenblick Bl«tb doch b«t mir stehen. Honig hast im Topf« drinn, Der mutz Prachtvoll schmeck«« Lott«, oder glaubst du'« nicht — Soll«« wir mal lecken? Wirklich - Lott« l«ckt zuerst, Da«« l«ckt Nachbar« Paulche«. Jmm«r bester schmeckt« «« D«« zwei LeckermLnlcha». Ab«, pliitzlich steht »»« Angst Lott« ganz ««schmeckt, Daß d«r ganz« -»«igtops Scho« ha» l««r g«l«ckt. VH, wa« «nttrr mir wohl sag«, Drucks und Verlag von Emil Hannebohn in Eibenstock.