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v- es —G Veilage zu Nr. 231 »es „Amts- und Anzeigeblattes". Eibenstock, den 4. Oktober 1914. Die „Besinn" im OderkW. Bekanntlich haben die Franzosen bei AnSbruch des Krieges auf die angebliche „Reichsverdrojsenheit" der Elsässer so sehr rechnen zu können geglaubt, daß sie annahmen, als „Befreier" von Elsaß-Lothring.» auf trete» zu können. In dieser Annahme habe» sie sich jedoch gewaltig getäuscht; über die wahre Stimmung im Oberelsaß bringen die „Basler Nachrichten" einen Bericht, der sich auf Unterredungen mit den Bewoh nern der vom Kriege am meisten betroffenen Sund- gaugemeinden stützt. Das neutrale Blatt schreibt: „Aus die Frage, ob es denn richtig sei, daß so viele Sundgauer sich freiwillig zum französischen Heere ge meldet hätten und nach Belfort gereist seien, erklärten alle übereinstimmend, daß aus ihren Gemeinden nicht ein einziger sich zur französischen Armee gemeldet habe: sie hätten dazu auch keinen Grund mehr; denn sie befänden sich unter deutscher Verwaltung wohl und sehnten sich nicht mehr nach „französischen Zuständen". Das Verhalten der französischen Truppen in den Sundgaugemeinden während der letzten Tage und Wochen habe den Franzosen den letzten Rest elsässischer Sympathie geraubt, und die Sundgauer sind höchlichst erstaunt darüber, daß sie von einigen deutschen Zei tungen immer noch als „Französlinge" angejprochcu werden: sie erfüllen ihre Staats- und Bürgerpflichten gerade so gut und mit derselben Liebe und Begeisterung wie dies in Baden, Preußen, Württemberg der Fall ist. Besonders werde man es den Franzosen nicht ver gessen, wie Väter und Söhne gewaltsam weggeführt wurden, und mit welcher Rücksichtslosigkeit bei der Requisition von Lebensmitteln vorgegangen wurde. Anfangs hätten die Franzosen die requirierten Lebens mittel zum vollen Preis bezahlt, in der letzten Zeit sei aber kaum mehr die Hälfte des Wertes vergütet worden, und dazu habe man noch di? Bewohner grob behandelt." Wenn es also für diesen Teil Deutschlands noch eines Beweises dafür bedurft hätte, wie viel fegens reicher die Zugehörigkeit zu Deutschland ist als die zu Frankreich, so ist er durch die Ereignisse zu Beginn des Krieges glänzend erbracht worden! D e r F r a n z o I e. Erzählung aus neuerer Zeit von M. Reinhold. (2. Fonsegung). Es ging auf Mitternacht. In Klein-Friedingen regte sich keine Seele mehr, und auch der Dorfwächter war in einer Nische an der Kirche eingenickt. Nur Liese Wuddicke konnte nicht schlafen, ne hatte sich so lange in ihrem Bette herumgewälzt, daß es ihr end lich unerträglich ward, zwischen den Federn zu bleiben. Sie galt als die Dorf-Schönheit mit ihren ,9 Jah ren, und an Bewerbern und nun gar Liebhabern hatte es ihr nicht gefehlt. Wenn ihre Schwägerin dem Frcm den gejagt hatte, daß sie arme Leute keien, denen eins Extra-Einnahme immer willkommen wäre, dann stimm te das nicht jo genau. Sie hatten zu ihrem Hause eine ganz hübsche Landwirtschaft, fette Schweine, Gänse, Enten, und was sie sonst noch Alles in die nächste grö ßere Stadt sandten, brachte ihnen einen hübschen Gro schen ein; der Bruder ging ja regelmäßig rn die neue große Fabrik, in der er es durch seine Anstelligkeit bald zum Vorarbeiter gebracht hatte, aber der Vater nur, wenn es zu Hause nichts zu tun gab. Liese selbst war eine gejuchte Näherin, und seit sich der Wohlstand in Klein-Friedingen gehoben hatte, verdiente sie mit ihrer Schneiderei recht nett. Sogar ins Haus des Fabrikbe sitzers Bertram war sie schon gerufen, nnd ihre Tätig keit hatte Anerkennung gefunden. Liese Wuddicke war ihres Vaters Herzblatt, und auch ihr Bruder war in steter Sorge um sie. Anders die derbe Schwägerin Rose, die auf alles dies Getue nicht viel gab; nach ihrer Meinung sollte die Liese hei raten, bei dem Nähen in anderer Leute Häuser kam nach ihrer Meinung nicht viel heraus. Sie meinte es wirklich so, wie sie zu ihrem Manne gesagt: Wenn der Fremde und die Liese sich einander leiden konnten, mochten sie sich getrost heiraten! Der praktischen Frau gefiel es gerade nicht, daß ihr eigener Mann von sich so wenig Wesens machte. Das junge Mädchen stand am kleinen Fenster ihrer Kammer in ttesem Sinnen. Dieser fremde Mann, der heute ins Haus gekommen war, der hatte es auf den ersten Blick ihr angetan. Sie hatte cs gefühlt, der war trotz seines abgenützten Militär-Mantels kein ge wöhnlicher Soldat, und diese Empfindung sand sie be stätigt, als er nun so vor ihr stand. Etwas Geheim nisvolles lag über ihm, was ihre Neugier und ihre Teil »ahme reizte. Und daß sie ihm nicht gleichgiltig war, das hatte sie aus seinem Händedruck gefühlt. Sie fuhr in ihren hoffnungsfröhlichen Gedanken zusammen. Da ging eine Tür. Dann wieder eine zum Hofe hinaus. In dem kleinen Friedingen, wo der eine den anderen kannte, fiel es ja Niemanden ein, die Türen hochnotpeinlich zu verriegeln und zu ver schließen. Dafür war auch nicht oer geringste Grund vorhanden. Jetzt leuchtete im letzten Mondlicht etwas vor Liese's Blicken auf. Sie schaute schärfer zu. Da war's der Fremde, der Franzose, wie der Vater ihn ge nannt hatte, der ein Gewehr in der Rechten trug. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen. Was sollte das be deuten, was war da für ein Mensch unter ihr Dach gekommen? Sollte sie den Vater und den Bruder wecken? Nein, dann gab es ein großes Wesen, und das ganze Dorf ward möglicherweise alarmiert. Und — sie fühlte es auch — selbst, wenn sie es ge wollt hätte, sie hätte diesen seltsamen Menschen nicht verraten und nicht anzeigen können; sie bangte nicht uni Gefahren, die er anderen bringen konnte, sondern uni solche, die ihm möglicherweise drohten. Jetzt merkte sie, wie er forschend sich umsah. Er jchrocken flüchtete sie vom Fenster weg an die Wand. Aber dann hingen ihre Augen wieder rn rhm, der im Mondlicht da vor dem Hause stand. Ja, das war wirk lich eine Herren-Gestalt, den der Vater und der Brn der wohl nicht mit in die Fabrik ziehen würden. Und das Mädchen freute sich darüber. Ebenso jäh schlug freilich ihre Stimmung um. Wenn er ein so ganz an derer war, wie alle die Friedinger, dann würde er wohl kaum sich hier an den kleinen Ort oder .rn die nahe Stadt, die auch nur ein paar Tausend Einwohner zählte, fesseln lassen. Inzwischen war er verschwunden. Der Mond steckte hinter einer Wolke verborgen, und gerade diesen Moment hatte der Franzose benützt, davon zu eile». Liese wollte wach bleiben, bis er zurückkehrte, aber dann überwältigte sie doch die Müdigkeit, und sie schlief wie der ein. Die Sonne lugte ja rn diesen Herbsttagen erst ziemlich spät in's Haus, und Früh-Nebel umhüllten zu dem ihr goldenes Licht. Frau Rose war als die erste auf, sie stand am Küchenherd, den Morgenkaffee zu bereite». Sie hatte i» der Kammer ihrer jungen Schwägerin noch keinerlei Bewegung vernommen und brummte ihre stillen Bemer kungen über die Langschläferei in sich hinein. Wenn die Lieje einen Mann hatte, würde es ihr der schon lehren, bei Zeiten aus den Federn zu kommen. Aber so? Sagte sie etwas, bekam sie es am Ende gar noch mit Mann und Schwiegervater zu tun. Daß sie selbst, die Schwie gertochter, sich abrackerte, dagegen hatten die MannS leute nichts einzuwenden! Auch der Franzose war noch nicht auf; aber der war wohl von seiner weiten Wanderung müde. Na, das mochte ihm heute hingehen, nächster Tage hieß es aber, verdienen, und wenn er tausend Male gar nicht nach einem gewöhnlichen Arbeiter oder Soldaten ans- jah. Wer essen wollte, der mußte auch Brot schaffe». „Guten Morgen, Frau Rose," klang da seine Helle Stimme hinter ihr, und der Fremde trat in die Küche. Ihre Augen leuchteten auf, sie lächelte wohlgefällig. „Guten Morgen! Da freue ich mich doch, einen Chri stenmenschen ins Haus bekommen zu haben, der kein Langschläfer ist," antwortete sie. „Na, jetzt denke ich, daß wir miteinander und recht gut auskommen werben. Bleiben Sie nur lange hier." Er dämpfte seine Stimme etwas: „Das hoffe ich. Bin übrigens schon lange aus dem Bett, war im Wald, und schon jenseits der Grenze, die ich da gefunden habe." „Alle Achtung, Herr Bertram," meinte die Frau. „Das ist eine gute Stunde hin und her. Da können Sie nicht viel Schlaf abbekommen haben." „Das hole ich später nach," gab >r leichthin zurück, „und außerdem hat der Gang gelohnt. Da sehen Sie!" Er griff hinter die Tür, durch die er gekommen war, und holte zwei stramme Hasen hervor. „Ich hörte, wie sie gestern Abend sagten, Sie wollten heute oder morgen in die große Stadt, da können Sie die beiden Lampe's zum Verkauf mitnehmen. Und haben Sie nichts dagegen, begleite ich Sie." Sie schaute ihn mit blitzenden Augen an, als er warte sie Bescheid aus eine unausgesprochene Frage. Uno er verstand. „Keine Menschenseele weiß, woher ich dir Hasen habe, und ich verkaufe Sie Ihnen." Ei» lustiges Blinzeln strahlte ihm aus den Blicken Frau Rose's entgegen, der ein paar eigenmächtig geschossene Hasen herzlich wenig Skrupel bereiteten, wenn sie nur das Geld dafür einsteckew konnte. Sie drückte ihm die Hand, daß er es merkte. „Wir verstehen uns. Sie sollen mit in die Stadt. Den Männern werde ich schon Bescheid sagen. Aber jetzt trinken Sie Kaffee und dann schlafen Sie." Dann warf sie die beiden Hasen schnell in einen dunklen Raum «eben die Küche Was ihr Mann und ihr Schwiegervater nicht wußten, machte denen den Kopf nicht warm. . . . Anton Wuddicke hatte geglaubt, der Fremde werde gleich diesen Morgen mit in die Fabrik kommen, um wegen eines Bureaupostens, an Handarbeit dachte er nicht mehr, anzufragen; als aber seine Schwieger tochter ihn daraus aufmerksam machte, der arme Mensch müsse sich doch einmal ordentlich ausschlafen nach all' den Strapazen, sagte er nichts mehr; ja, er schnauzte sogar seinen Sohn noch an, als der wie der in seiner ewigen Besorgms meinte: „Vater, wenn wir uns mit dem Menschen bloß keine Rute aufge bunden haben." Auch Frau Rose, begeistert über den zu erwartenden Erlös aus den beiden Hasen, stimmte dem Schwiegervater zu, und der mißtrauische Mann sah sich wieder geschlagen. Vater und Sohn hatten auf dem Gange zur Ar beitsstätte kaum ihr Anwesen verlassen, als Liese aus ihrer Kammer zur Schwägerin in die Küche herbei geeilt kam. Ihre geröteten Augen deuteten ans un ruhigen Schlaf hin. „Früher konnt'st Dü wohl gar nicht kommen ?" be grüßte sie die eifrig umherwirtschaftendc Frau Rose. Aber heute klang ihre Stimme freundlicher wie sonst bei diesen Gelegenheiten, und Liese merkte das auch wohl. Sie umschlang Rose mit beiden Armen und flü sterte der Schwägerin ins Ohr: „Du, Rose, wenn Du's wüßtest, was ich gesehen hab!" — „Na, den leib hastigen Gott sei bei uns doch wohl nicht," versetzte die praktische Frau ungerührt. „Der Fremde, der Franzose, wie der Vater im mer zu ihm sagt, ging heute Nacht mit emem Ge wehr fort, denk Dir bloß," stieß das Mädchen fast atemlos hervor, während über Rose's Gesicht el» be hagliches Lache» glitt „So was schreit ma» nicht in alle Welt hinaus," sagte sie halblaut, „weils keinen was angeht. Mein Man» nnd Dein Vater wissen'» auch nicht. Er ist wieder da und hat mir ein paar Hasen initqebracht So, jetzt weist Du's und nun halt sein Deinen Mund Bloß das noch: Wir fahren nach der Stadt, und der Mann kommt mit." „Ich kann aber heut und morgen nnd diese ganze Woche nicht," jagte Liese aufgeregt. „Hab' zu tun, wie Du weißt." „Dann fahren wir Beide allein," versetzte die Schwägerin, und als die Liese plötzlich heftig schluchzte lachte sie: „Glaub' gar, Du bist in den Menschen bis über die Ohren verliebt und eifersüchtig auf »»ich. Na, das ist ein Stück." * * Am frühen Nachmittag schritten Frau Rose und Klaus Bertram auf Friedingen zu, von wo aus sie die Eisenbahn nach der großen Stadt benütz?» woll ten. Die Frau trug in einer Kiepe, wohlverborgen von anderem geschlachteten Getier, oie beiden Hase», und der Franzose schritt, Zigaretten schmauchend, ne ben ihr her. Sie kamen an dem Haus vorbei, in dem Liese Wuddicke mit einer Näharbeit beschäftigt war. Es war das des Ortsvorstehers; hätte es sich nicht uni ein neues Kleid für die Frau Schultheiß gehan delt, das junge Mädchen würde wohl den Tag ge schwänzt haben und mit nach der Stadt gefahren sein. Aber so wagte sie es nicht. (Fortsetzung folgt.) Zeitgemäße Betrachtungen. „ Xl. 4 2 " und „II 9 ". Zwei Zahlen und zwei Zeichen sie klingen ei» sach nur und schlicht, — an Ehren sondergleichen fehlt es den Vielgenannten nicht! Sie sind des Feindes Kummer — und rauben ihm bei Tag und Nacht - die Ruhe und den Schlummer. — Gewaltges haben sie vollbracht! — Erfüllend ihren höchsten Zweck - als Gal liens Graus und Englands Schreck tu» ihre Pflicht in Sturmesdräun: „XI >2 und „II 9". Die stärkste Festung wird sich — ergeben und hält nimmer Stand — grüßt sie ,M 42" - mit Eisenwucht und Feuerbrand. — Zu Trümmern und .zu Splitter» wird, was erbaut auf festem Grund, - und Fel jen selbst erzittern, wenn jäh erdröhnt der Hölle» schlund. Und wenn ein Sperrfort unser Heer auf halten will, bald ist's nicht mehr, nur Stein und Schutt bedeckt den Plan, „XI 42" bricht sich Bahn. — Und wie dem deutschen Heere -- im Feindesland Erfolge blüh« - so zeigt sich auf dem Meere - die deutsche Flotte tatenkühn. — Bei Hoek van Holland lagen — des Feindes Schiffe kampfbereit, da zeigte sonder Zagen — „II 9" den Briten deutschen Schneid. — Jäh öffnet sich der Meeresschlund - drei Panzer sinken in den Grund, schnell sie gen, die den Tod nicht jchenn, die blauen Jungen vom „II 9". — Zwei Zahlen und zwei Zeichen, sie haben den Erfolg gekrönt, der Gegner muß erbleichen, wenn ihre Riesenstimme dröhnt. - Will uns ein Feind ge fnhrden, — sie hemmen seine Räuberfahrt: - der Sieg muß unser werden, — wo Technik sich mit Kühn heit paart. — Erfüllend ihren höchsten Zweck — als Eng lands Graus und Galliens Schreck — tu» ihre Pflicht im Sturmesdräun: „XI 42" rmd „II 9". — Albert Jäger. Ehenmitzer Marktpreise »o» 30. September 1S14. wetten, fr,m»e Serien „ sächsischer, alter „ - neuer Roggen, sächsischer Rogam, fremder Aersi«, Brau», fremd« „ . sächsisch« „ Futter- tzaser, sächsischer, alter „ „ neuer „ preußischer, alter » * nniEr „ Mahl- und Futter Heu, neu „ gehandelt „ alt Stroh, Aleeeldrusch „ Maschinendrusch Langftroh Krummstroh Kartoffeln, inländisch« „ «näiändisch« dRAtlk Ferfel-Uuftri»» - «Ul«