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Heim und Kindergarten. Heppickbalar in Kairo. Die großartigen Basare der anderen orientalischen Hauptstädte kennt die Residenz'des Khedu e nicht, indes hindert das keineswegs die zahlreichen Touristen, die eil süchtig in Alexandria landen, sich auch in Kairo übers Ohr hauen zu lassen, solange sie nicht des Orientale» eigentümliche Handelspriuzipien kennen gelernt. Die MuSkieh, die geräuschvolle Verkehrsader Kairos, ist — freilich in ihrer Weise — mehr ein Sammelplatz europäischer Magazine und Butiken, in denen alles »direkt aus Paris, anS London, aus Wien" bezogen, die Häuser selbst sind, auch wieder in ihrer Weise, von euro päischer Bauart, und nur durch ihren oberen, in die Straße springenden hölzernen Vorbau, der mit seinen Visavis durch Balken und Decken verbunden, ist die basar artige Uberdeckung gegen die Sonne hergestellt. Im übrigen ist diese Verkehrsader, ohne Pflaster, nur mit Kot gedämmt, ein Durchzugs- mid Sammelpunkt der Hausierer, der orientalischen Kleinkrämerei, in der mit wüstem Ge schrei alles feilgeboten wird, was zu des Ägypters Not durft und Nahrung gehört. Aber ein Basar ist sie schon deshalb nicht, weil ein einziger heftiger Regen, wie selten er auch eintreten mag, die ganze Gasse in eine schwarze Schlammasse auflöst und, die flachen Lehmdächer durch brechend, oft bis in die untersten Etagen dringt. Auch die unterhalb der Zitadelle angrenzenden Gassen mit ihren kleinen Butiken der Krämer, Handwerker und Kuriositäten- händler liefern zwar ein echt orientalisches Gepräge, indes ebenfalls nur in dem ärmlichen und beschränkten Maß- stade, in welchem sie jede kleinere Stadt deS Orients auf weist. Großartiger sind die geschlossenen Basare an der Muskieh und in anderen Teilen der Stadt, in denen eine Anzahl von Industriellen ihre Lager hält, darunter namentlich einzelne Teppichbasare, die den Fremden von den Kommissionären stets gern empfohlen werden. Es ist ein mächtiger schmuckloser Raum, in den das Licht nur wie ein Halbdunkel durch die obere, von Decken geschützte Öffnung dringt. Da sitzen die ehrenwerten, bärtigen Effendis, die Teppichhäudler, ihren Tschibnk rauchend, ihren Kaffee trinkend, mit gekreuzten Beinen zwischen ihren aufgehäufteu Waren, der Fremden harrend, die der Cicerone ihnen zuschleppt, denn mit den Eingeborenen ist kein Geschäft zu machen, und in der Tat ist für die ersteren das Lager bestechend, denn bank der günstigen geographischen Lage Kairos findet man in diesen Basaren die Teppiche Indiens, die über Suez von den Händlern Angebracht werden, die Teppiche Persiens, die von Smyrna und die vom Kaukasus, aber auch viel nachgeahmte euro päische Ware, die sich hier für echt ausgibt und in dieser Umgebung den Unerfahrenen auch so erscheint. Sie find unverschämt genug, diese Effendis, dem Fremden für den größten Schmid, wenn er nur das Ge präge des Orients trägt, die höchsten Preise abrusordern, sie überhäufen den Kauflustigen mit den überschwenglichsten Redensarten, schwören bei Allah, daß sie verhungern müßten, wenn sie nur einen Sabain nachließen, lind lachen sich ins Fäustchen, wenn sie schließlich die Hälfte be kommen. Das ist im orientalischen Handel und Wandel durchaus nicht unehrenwert; es macht damit so mancher einen guten Kauf, manch anderer aber schleppt Waren heim, die er zu Hause viel billiger gekauft hätte; indes ist das Bewußtsein doch auch was wert, daß er sie im Orient gekauft. A. von Falkenheim-Kairo. Morgenschuhe. AIS Material nimmt man übriggebliebenen Stoff, möglichst vom Morgenrock, und zwar zwei 30 Zentimeter im Quadrat große Stücke, zwei ebensolche sowie zwei sohlengrobe Stücke Satin für das Fntter, Schilling für die Einlage jedes SchuhteileS, Flanell für die Einlagen der Futtersohlen, Armlängen alter Glacehandschuhe für die Bekleidung der Außensohle. Letztere, gekaufte Filz sohlen, die gut Fußlänge haben müssen, werden mit dem Glacsleder, die kleineren Einlegesohlen aus Flanell mit Satin überzogen, wie ans Abbildung 1 zu ersehen ist. Dann werben die Sohlen am Rande zweimal mit der Maschine durchsteppt. Für den Schuhteil (Abbildung 2) legt man Futter- und Morgenrockstoff mit den Oberseiten aufeinander und als dritte Lage Schilling. Diese drei Lagen steppt man mit der Maschine, wie auS der Ab bildung zu ersehen ist und schneidet einen halben Zenti meter von der Steppnaht entfernt den überflüssigen Stoff fort. Dann schlägt man das Futter zurück und steppt die rückwärtige Naht zusammen (Abbildung 3). Jetzt kehrt man baS Futter nach innen, heftet mit kleinen Stichen den unteren Rand zusammen, indem man ihn an der Spitze und dem Hacken erforderlich einhält und näht di« Außensohle mit Sinterstichen in einer der Steppltnien an «Abbildung 4). Nun wendet man den Schuh vorsichtig nach links um und näht die Futtersohle mit kleinen Stichen ringsum fest. LSL» 1-Ur «U« KUck«. Roter Rüben-Salat. Zu einem pikanten Salat kocht man 2 bis S kleine Eellerieküpfe mit 10 bis 12 kleinen, »arten roten Rüben in Wasser weich, schneidet Sellerie und Rüben nach dem Schälen in dünne Schnitten, tut einen ausgewässerten, »ubereiteten, sein gewiegten Hering dazu und vermlscht Ruben, Sellerie und Hering möglichst warm mit dem nötigen feinen Speiseöl, Essig, Pfeffer und Salz. Rach völligem Auskühlen gibt man den Salat zu Kalb-, Rind- ^«r HammelftAsch. Kartoffeln mit Rührei, übrig gebliebene Kartoffeln werken in Scheiben geschnitten und hellgelb gebraten. In zwischen hat man, auf einen^knappen Suppenteller Kar- tofseln berechnet, ö bis 6 ganzfEter mit etwas Salz und Pfeffer verquirlt und über die Kartoffeln gegossen, die man nun noch so lange unter ständigem Umrübren auf dem Feuer hält, bis die Eier geronnen sind, ohne zu hart zu werden. Man reicht Feldsalat oder Brunnenkresse zu diesem Gericht. Drahtgcstcll für ein Wafserleitungsbecken. Will man Schüsseln oder andere Gegenstände mit Wasser füllen, so braucht man dies« nicht mit dtn Hände» zu halten, wen» man sich auS verzinntem Draht ein Gestell fertigt, wie unsere Abbildung zeigt. Die Länge der sechs Teile, die zu beni Gestell erforderlich sind, er gibt sich auS der Gröbe des Beckens. Die Teile, die über dem Rand deS Beckens liegen, werden als Haken, die anderen als Ösen gebogen. Die Kreuzungspunkte sind mit dünnem verzinnten Draht umwickelt (siehe Abbildung ^.) und verlötet. L»«L Gute Bette«. Ein altes Sprichwort sagt, das Bett wäre der Himmel auf Erden, und nicht mit Unrecht, denn baS Bett gewährt eine sonst unbekannte Ruhe und versetzt uns in den »Himmel" des Schlafes und der Träume, wenn auch Jean Paul behauptete: „Das Bett ist ein guter Beicht stuhl und die Audienz des Gewissens." Zunächst die Federbetten! Ihnen wird der Vorwurf gemacht, daß sie zu dick und deshalb gesundheitlich nach teilig wären. Der Körper dunstet nämlich in ihnen über haupt mäßig stark aus, und die dadurch entstehenden Gase können dann nicht abziehen. Ei» Bett darf folglich nie mals so stark gestopft sein, daß es sich bei seiner Ver wendung derartig dicht an den Körper des Schlafenden schmieg*, daß dadurch der Luftabzug unmöglich gemacht wirb. Es ist also ein verkehrter Glaube der deutschen Hausfrauen und ein« nachteilige Eitelkeit zugleich, wenn st« annehmen, die Betten könnten niemals stark genng gestopft werden; und ebenso ist eS ein lächerliches Zeichen von Wohlhabenheit, wenn Pfühl über Pfühl zum Lager aufgetürmt wird. Statt dessen gewöhne man im Interesse einer segensreichen Hygiene den deutschen Hausfrauen lieber an, an Stelle eines dicken, zwei dünnere Betten zu kaufen, damit so Gelegenheit zu einer gründlichen und wiederholten Reinigung entsteht. Für die kühlen Jahres zeiten müssen in Deutschland in Anbetracht des Klimas Federbetten den Matratzen und baumwollenen Decken vor gezogen werden, namentlich wenn die Betten in einem kalten oder feuchten Zimmer stehen. In England und Frankreich findet man Federbetten als Unterlage selten. D esem Grundsätze huldigen auch viele Deutsche, und wellte man ihn unhaltbar machen, so niüßte man ein Mittel ersinnen, um einen Mangel der Federbett-Unterlage auS der Welt zu schaffen. Dieser besteht darin, daß der Körper zu tief in die Betten versinkt, und daß der Kopf dann zu hoch liegt. Dadurch wird die Brust beengt, der Atem und der Blutumlauf erschwert und schließlich die Verdauung erschwert; außerdem sind oft schwere und beängstigende Träume die Folge. Man müßte meinen, daß es gar nicht umständlich sein kann, bei der Anfertigung entsprechender Betten Vorsichts maßregeln zu treffen. Diese müssen ermöglichen, daß trotz der Unterbetten die Lage des Körpers eine gerade bleibt, und daß der Kopf immer auf einer schwachen Erhöhung ruht. DaS Keilkissen ist den, Unterbett gegenüber eben meist noch nicht ausreichend genug. Die Bettenindustrie könnte sich auch bezüglich des BettschirmeS ein größeres Betätigung-- und Arbeitsfeld erschließen. DaS Bett ist nämlich nicht immer gegen jeden Zug geschützt, und doch sollte «S im Interesse der menschlichen Gesundheit nicht so sein. Zum Beispiel läßt sich der Zug überhaupt nicht vermeiden, wenn ein Schlafzimmer kalte ober dünne Außenwände hat. Warum bringt man da nicht eine gröbere Anzahl von Bettschirmen in den Handel, und zwar solche, die sich harmonisch der Form und der Farbe der Betten anschließend Hoffentlich wird eine große Nach frage seitens der Hausfrauen bald dafür sorgen. für äie Jugenä. Vle Srennefsel. Eine Geschichte von A. Stucky. Tausende und aber Tausende von Tauperlen glitzerten aus der bunten Blumenpracht der Wiese, dir Sonne schickt« ihre ersten Strahlen über den Berg, die spiegelten sich in jedem Tröpfchen und auch die Blumen guckten hinein und waren mit sich zufrieden. Nie hätte die Glockenblume ein anderes Kleid gemacht, ihr blaueS war so schön und der Schnitt so apart. DaS GLns«blümch«n war mit dem seinen auch sehr zufrirden, baS Knabenkraut liebte seine zierlichen Blüten und blickte voll Stolz ans die gefleckten Blätter. Die Schwarzwurzel senkte bescheiden ihre Glöckchen herab und prahlend steckte der Natternkopf seine roten-Staubfäden aus den blauen Blüten, nur die Nessel stand mürrisch am Wege: »Hätte ich", sagte sie, »eine Blüte wie die Kornblume oder auch nur kleine Glöckchen wie das Heidekraut, ich wollte zu frieden sein, wer sieht »leine unscheinbaren Troddeln?" und die feinen Härchen an Blatt und Stengel standen ihr vor Arger aufrecht wie eine Bürste, bei jeder Berührung stachen sie, und wer die Nessel sah, ging ihr auS dem Wege. Dicht au den Rand der Wiese hatte sie sich gestellt und schaute weit hinüber. Da kamen, ehe alle Tautropfen hinabgerollt war«», die Schnitter und mähten die Gräser mit ihren schlanken Halmen, ihren behende» Rispen, das Zittergras mit seinen leise beweglichen Herzchen und all die vielen bunten Blumen dazwischen, die ächzten und seufzten. Der rote Klee legte seine dicken Blütenköpschen zur Erde und weinte. „Sei nicht so traurig", sagte baS Zittergras, »all meine Herzen hören auf zu schlagen, aber das Mitleid lebt noch." Eine Blüte nach der andern fing an zu welken und ihren Kelch zu schließen, alles wurde heruntergemäht, nur die alte Brennessel blieb verschont. Si« stand nun dabei und sah dem Welken und Verdorren zu, sah wie die Sonne höher kam und sengend auf di« Blümlein brannte, und sie fühlte kein Mitleid. „Was nützen euch jetzt die schönen Kleiber", höhnte sie, „ist es nicht gleich, ob sie gelb oder rot find, wenn ihr erst zu He» gedorrt seid, ist nichts mehr davon z» kennen und das Vieh wird euch hinabschlingen und nicht »ach eurer Schönheit fragen", und sie freute sich zum erstenmal in ihrem Leben. Da kam eine Frau des Wegs mit einem Eselwagen, die hielt bei den Schnittern, ihnen einen Trunk zu reichen, da reckte der Esel seine scharfe Zunge heraus und schlang die Nessel himmter, ihn konnte sie nicht stechen. „Diese saftige schöne Pflanze", dachte er, „ob davon hier nicht noch niehr wachsen", und er hielt Umschau, bis ein derber Puff ihn wieder znm Gehen antrleb. Der Geizhals. Flock, vo«, Mittagessen träge, Liegt gesättigt, rund und schwer. An den Resten sich zu laben, Fliegt ein armer Spatz daher. Flock steht scheele» BUH« den Bettle»c „Welche Frechheit, wie gemein. Kan» ich selber nicht mehr offen, Soll's doch auch kein andrer sein. Wart, ich werde dich schon jage«, Beiß, dir vom Rumpf den Kopf!» Doch da« SPLtzlet« flieht von dannen, Hinterher bellt Flock, der «ropf. Hiitet nun mit alle« Listen, Was ihm vorher unwert war — «ei, ist stets ein böse« Übel, Das zeigt Flock, der Hund, fürwahr! f t ! vnkk Verlaß tzo» E»u HaNUßhOtzU kl EVmßs«.