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Line roirklanre Arznei. was verfangen .... Keine Idee! Die Kerls haben ja doch Zeit genug. Das nächste Mal konnten sie mich aus Humoreske von Käte Lubowski. Der alte Sanitätsrat Schuich tat das Letzte in seinem schweren, oft recht lästigen Beruf er unterrichtete den jungen, scheinbar so wohlgemuten Kollegen über die Freuden und Leiden, die ihn in diesem kleinen Dorf er- warteten. Und dann, Herr Kollege, noch eins . . . Mit der Be handlung der hiesigen sogenannten Normalmenschen wüßten Sie nun ja wohl einigermaßen Bescheid. Aber da ist noch etwas! Eine Schattenseite, die mir zwanzig Jahre hindurch das Leben verbittert hat. Eigentlich sind es sogar deren zwei. Denn der Häusler Pagel ist ein ebenso geriebene» Galgenstrick wie der Arbeiter Ost, Ludwig Philipp Ost, denn es gibt hier im Dorf zehn Osts." Doktor Brest tat eine Zwischenfrage. derselben Quelle widerlegen und ich mußte mir noch von dem sonst so vernünftigen, kreuzbraven Herrn Pfarrer eine längere Philippika über unchristliche Härte usw. anhören." „Und diese beiden treiben Sie eigentlich auch von Ihrem Posten, Herr Sanitätsrat?" „Na, das klingt ein bißchen scharf, Kollege, obgleich es in Wahrheit nicht viel anders ist. Aergern Sie sich mal Tag für Tag mit solcher Hinterlist herum, stehen Sie ein fach da, wie ein Kuchenmännchen, und Sie werden sich hier auch nicht sehr Wohl fühlen." „Haben Sie es eigentlich schon mal mit Güte bei den Beiden versucht, Herr Sanitätsrat?" Der Graukopf legte die Rechte hinter die Ohrmuschel. „Ich habe mich doch hoffentlich verhört . . . mit was? Mit G . ü. t. e . . . . Er lauben Sie mal, Bester, sind Sie wirklich noch so schnee- pvaklistke Linvicktung. „Aber gerade diese beiden machten doch einen vorzüg lichen Eindruck heute in der Sprechstunde . . ." Der andere hohnlachte. „Sehen Sie, so beginnt's! Genau so habe ich vor zwan zig Jahren, als ich einzog, auch gedacht. Das dicke Ende kam nach. Sie haben's ja schon gehört, was die Helden be gehren. Eine Erhöhung ihrer Unfallrente. Na, nicht wahr, und wenn man sie so sieht, den glattgeschabten, aber durch aus sauberen Rock über den mageren Gliedern, im Knopf loch irgend ein Bändel, das ihre Tapferkeit festgelegt hat — i, denn fühlt man sich so gleich zu ihnen hingezogen. Aber, ich sage Ihnen ... es sind Halunken. Alle beide!" „Und worin besteht denn ihreGemeingefährlichkeit.Herr Sanitätsrat?" „Glauben Sie wirklich, daß ich zu dem, was ich in zwan zig Jahren erfuhr, jetzt nur zehn Minuten brauchte? — Tagelang müßte ich Ihnen Vortrag halten, um Sie nur einigermaßen zu instruieren. Pagel will sich bei einem Sturz aus der Bodenluke, den na türlich niemand gesehen hat, mehr Rippen, als er überhaupt linksseitig besitzt, gequetscht haben, egal weg beim Arbeiten Beschwerden empfinden Ost dagegen hat mal vor sagen hafter Zeit einen Beinbruch erlitten, der plötzlich wieder ans Tageslicht gezerrt wurde. Nämlich . . . nachdem sich auch sein letzter Herr Sohn die Parzelle erstand. Nun ist natürlich kein- der neun Kinder in der Lage, etwas für den Vater zu tun. Und er schielt auch nach der Unfallrente. — Seben Sie, und jetzt kommt die Tragödie meines Lebens. Trotzdem ich auf Grund heimlicher, eingehender Bemerkungen der heiligen Ueber- zeugung bin, daß die beiden Kerls mehr oder minder simulieren, muß ich doch bei der Berufsgenossenschaft noch befürworten, daß sie bedacht werden." „Aber Sie werden sich doch in irgend einer Weise da gegen gewehrt haben, Herr Sanitätsrat . . ." „In irgend einer Weise, sagen Sie! Auf jede Weise, Kollege. Mit Beißen, Schlagen Raisonnieren, Beschwören, Katechismus und den. Buch Hiob. Meinen Sie, das hätte Weitz und voller Ideale, wie es den Anschein hat — dann tun Sie mir aber aufrichtig leid . . . Sie müssen poltern und schelten, sage ich Ihnen bloß, daß dieKerlsdenSchüttel- frost kriegen . . ." „Ja, kriegen Sie den wirk lich noch nach der jahrelangen Gewohnheit?" „Das ist ja eben das Grauenhafte. Sie bekommen ihn nicht mehr. Quietschver gnügt hören sie mich an, machen einen kleinen verlorenenKratz- futz und reden dann was von Beschwerden bei der hohen Berufsgenossenschaft oder doch verzweifelt Aehnliches . . . ." . „Und was machen Siedann, Herr Sanitäisrat?" „Drehen wir doch mal die Frage um. Was würden Sie in solchenFällen tun,Kollege?" „Ich würde . . . meinet wegen ... so ein ganz zahmes Wörtlein der Entschuldigung ausstotzen . . ." Der Sanitätsrat wurde rot vor Grimm. „Dann hätten wir wirklich nichts mehr miteinander zu verhandeln. Wenn dies meine väterlich gemeinten War nungen bezweckt haben, tut es mir wahrhaftig leid, datz ich mich am letzten Tage meines hiesigen Aufenthalts noch auf geregt habe . . ." Der Jüngere versuchte eine Beschwichtigung. „Herr Sanitätsrat," Hub er an, „Sie dürfen mich nicht mitzverstehen. Ihre Finger zeige sind mir sehr wertvoll. Ja, ich bekenne offen, ohne sie hätte ich erst nach schweren Mißgriffen das einzig pro bate Mittel gegen menschliche Hinterlist herausgefunden." Bei dem Sanitätsrat siegte die Neugier über allen Aerger. „Und worin bestände dieses wunderbare Mittel, Kollege?" „Das darf ich heute leider noch nicht verraten! — Aber . . . wenn Sie, verehrter Herr Sanitätsrat, etwa heute in einem Jahr mich mit Ihrem Besuch beehren wollen, dann will ich frei heraus reden, selbst wenn mein Mittel keine oder doch nicht die erträumte Wirkung ge habt hätte . . ." Einen Augenblick überlegte der Sanitätsrat. Dann zog ein kleines, freundliches Lächeln über sein in Sturm Fremder: „Wozu ist der Klingelzug über dem Bett?" Hausknecht: „Das ist doch kein Klingelzug, — das ist eine Jnsektenpulverdouche."