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streifens als Fst. 1,19 und 35 streifen. Die Ausgräber hatten insbesondere in Quartier II schwierige Bodenverhältnisse zu bewältigen. Zum einen waren dies Raseneisenerzablagerun gen mit dunkel rotbraun bis intensiv lila- und magentafarbenen Eisenoxidflecken, zum anderen die Verschleierung von Befund grenzen durch eine Humifizierung (Verbräunung) der oberen Sandschichten. Insbesondere hangabwärts im Westen über lagerte erodierter Humus der Kuppe den anstehenden Sand. Ferner macht es die Praxis, Profilschnitte lediglich an den Westgrenzen der zwei Meter breiten Abstiche zu zeichnen, schwierig, einzelne Befunde zu deuten. Außer den erhaltenen und unsachgemäß geborgenen Gräbern lassen sich eindeutig prähistorische Befunde nicht feststellen. Die Streufunde aus der Humusoberfläche beider Quartiere reflektieren die zeitliche Belegung der Gräber, inter essant ist ein gleichbleibend hoher Anteil hallstattzeitlicher Funde auch im westlichen Teil vom Quartier, wo gleichzei tige Gräber fehlen. Freilich kann der Transport durch Beacke- rung und Erosion, der Hang fällt nach Westen ab, einen Teil dieser Verlagerung erklären, jedoch ist diese Streuung als Indiz für spätere Aktivitäten oder Ahnenopfer im Bereich des bereits aufgegebenen zentralen Teils der Nekropole zu wer ten. Einzelne Streufunde mögen ebenfalls im Rahmen von Opfersitten verständlich sein. Dies dürfte auf jeden Fall für die Steinbeilrohlinge und -bruchstücke gelten. Das wahrschein lich neolithische Bruchstück von Fst. 11/103 wird hier her auszunehmen sein. Dazuzurechnen sind der Rohling aus der Steinpackung von Grab II/70 und die als Streufunde geborgenen Bruchstücke aus Qu. Il/Streufunde bei 22-22,5 m/1 und bei 34-36 m/1, die alle dem fünfeckigen Typ der Spätbronze- und Eisenzeit entsprechen. Ein weiteres Bruch stück wurde in der obersten Schicht von Grab I/54 gefunden und zwar über der Urne. Dieses jungurnenfelderzeitliche Rechteckgrab ist bereits im Band 1 vorgestellt worden 4 . Es dürfte ausgeschlossen sein, daß diese Bruchstücke zufällig in die Erde kamen bzw. lediglich die Steinpackungen ergänz ten. Jedoch verbietet das stark gestörte Ambiente in Quartier II Spekulationen, ob die Niederlegung und der eventuelle Bruch dieser Artefakte im Rahmen der Errichtung oder Aus stattung des Grabes stattfand, wie dies bei Grab I/54 offen sichtlich passierte, oder aber im Rahmen nachträglicher Handlungen am Grab. Es wäre naheliegend, das tönerne Miniaturbeil aus Fst. 11/68/13 ebenfalls im Rahmen einer zere moniellen Niederlegung zu sehen, doch ist es eher wahr scheinlich, daß es, wie die in der Nähe liegende Pfeilspitze Fst. 11/62/40 oder auch der Nadelkopf Fst. 11/24/1, aus einem nicht als Grab erkannten Befund stammt. Ein außerge wöhnliches, mit Bodenmarke gekennzeichnetes jung urnenfelderzeitliches Henkelschälchen Qu. Il/Streufund bei 20-22 m/5 ist dagegen vermutlich bewußt außerhalb einer Bestattung niedergelegt worden. Dies dürfte mit einiger Sicherheit ebenfalls auf die vereinzelt aufgefundenen, frühurnenfelderzeitlichen Gefäße Fst. 61/1 und 69/1 zutref fen, die, zusammen mit komplexen Gefäßniederlegungen (siehe unten), mit aller Deutlichkeit rituellen Niederlegungen zuzurechnen sind. Obwohl die hier zusammengestellten Hinweise ritueller Tätigkeit aus dem Humus und den anderen oberflächennahen Schichten vage sind, verdienen sie Beachtung, da die zu Zeit der Ausgrabung relativ geringen Beackerungsschäden und die Praxis, den Humus mit der Hand zu entfernen, einen Ein blick in die darin enthaltenen Spuren prähistorischer zere monieller Aktivitäten ermöglicht, welche heute in der Regel durch Tiefpflügen und mechanischen Humusabhub völlig vernichtet werden. Trotz aller Störungen sind immerhin 89 Gräber in den zwei vorgelegten Arealen erhalten geblieben. Das schnurkera mische Grab II/4 bildet zusammen mit dem direkt nördlich benachbarten Grab 17 aus Heiduschkas Grabung vom März 1950 in Quartier Illa und dem etwa 15 m südwestlich liegen den Grab 1/31 einen Teil des linear angeordneten, dem Schei tel des Schafberges folgenden endneolithischen Hügel gräberfriedhofs 5 . Das nord-süd-ausgerichtete und mit Waffen ausgestattete Körpergrab dürfte überhügelt gewesen sein, da ein um die Grabgrube ausgebreitetes dunkles Schichtpaket (Fst. 11) wahrscheinlich den Rest des von der Hügelüber deckung geschützten Althumus’ darstellt. In Anbetracht der in etwa 10 m Entfernung gelegenen Bestattung Illa/17 vom März 1950 dürfte, bei einem annähernd gleichgroßen Hügelumfang, ihr Durchmesser 10 m nicht überschritten haben. Eine schnur keramische Scherbe (Fst. 35/2) und das bereits erwähnte Bruchstück einer rundnackigen Axt (Fst. 103/1) liefern weitere Hinweise für eine endneolithische Nutzung dieses Areals. Die Anfänge der Lausitzer Belegung des Friedhofs lassen sich ebenfalls in Quartier II, analog zu Quartier I, in den west lichen Flächen in Form von frühurnenfelderzeitlichen Gräbern (II/47, 50, 52) und einer grabähnlichen Gefäßniederlegung (II/48) wiederfinden. Diese bilden eine kompakte Gruppe in einem etwa 5x4 m großen Areal an der Grenze zwischen den Flächen 4 und 5. In Anbetracht der starken Störungen in die sem Areal ist mit weiteren entleerten Gräbern zu rechnen. Charakteristische, mit Hofbuckeln verzierte Scherben aus den Grabgruben der gestörten jungurnenfelderzeitlichen Gräber 53 und 57 sowie der benachbarten Fundstelle 67 machen es wahrscheinlich, daß wenige weitere Gräber nach Südwesten streuten, womit die Grabgruppe Quartier II mit den mittel- bronze- bis frühurnenfelderzeitlichen Gräbern ll/40b und II/46 in Fläche 1 zu einer nordost-südwest-verlaufenden Grabgruppe verbunden wäre, einschließlich der 14 m weiter westlich isoliert gelegenen Bestattung II/68. Die bereits erwähnten, einzeln 4 W. Coblenz/L.D. Nebelsick, Das prähistorische Gräberfeld von Niederkaina bei Bautzen 1 (Stuttgart 1997) 121-123 Tat. 65-67. 5 Ebd.Abb. 1. 13