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Zweiter Theil Fest-Ouverture von Karl Reinecke. (Neu, Manuscript.) Lieder mit Pianoforte, gesungen von Herrn Gura. a) Der Lindenbauin von Franz Schubert. Am Brunnen vor dem Thore Da steht ein Lindenbaum; Ich träumt’ in seinem Schatten So manchen süssen Traum. Ich schnitt in seine Rinde So manches liebe Wort; Es zog in Freud’ und Leide Zu ihm mich immer fort. Ich musst’ auch heute wandern Vorbei in tiefer Nacht; Da hab ich noch im Dunkeln Die Augen zugemacht. Und seine Zweige rauschten, Als riefen sie mir zu: Komm her zu mir, Geselle, Hier find’st du deine Ruh’. Die kalten Winde bliesen Mir grad’ in’s Angesicht, Der Hut flog mir vom Kopfe, Ich wendete mich nicht. Nun bin ich manche Stunde Entfernt von jenem Ort, Und immer hör’ ich’s rauschen: Du fändest Rübe dort. b) Heinrich der Vogler, Ballade von C. Löwe. Herr Heinrich sitzt am Vogelheerd, recht froh und wohlgemuth, Aus tausend Perlen blinkt und blitzt der Morgenröthe Glut. In Wies’ und Feld, in Wald und Au, horch, welch’ ein süsser Schall! Der Lerche Sang, der Wachtel Schlag, die süsse Nachtigall. Herr Heinrich schaut so fröhlich drein; »W r ie schön ist heut die Welt!« »Was gilt’s, heut giebt’s ’nen guten Fang.« Er lugt zum Himmelszelt. Er lauscht und streicht sich von der Stirn das blondgelockte Haar. »Ei doch! was sprengt denn dort herauf für eine Reiterschaar?« Der Staub wallt auf, der Hufschlag dröhnt, es naht der Waffenklang; »Dass Gott! die Herr’n verderben mir den ganzen Vogelfang! « Ei nun! Was giebt’s? Es hält der Tross vor’m Herzog plötzlich an, Herr Heinrich tritt hervor und spricht: »Wen sucht ihr Herr’n? Sagt an!« Da schwenken sie die Fähnlein bunt und jauchzen: pUnserrn Herrn!« »Hoch lebe Kaiser Heinrich, hoch! des Sachsenlandes Stern!« — Sich neigend knie’n sie vor ihm hin und huldigen ihm still Und rufen, als er staunend fragt: »’s ist deutschen Reiches Will’!« Da blickt Herr Heinrich tief bewegt hinauf zum Himmelszelt; »Du gabst mir einen guten Fang! Herr Gott, wie Dir’s gefällt!« —