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1818 im die er- BundeSrathe zur Beschlußnahme vorgelegt. Der Entwurf, welchem keine Motive beigegeben sind, umfaßt 3 Paragraphen. AuS der von Frankreich zu entrichtenden Kriegs-Entschädigung sollen 40 Mill, zu Bildung eines in gemünztem Gelde verwahrlich niederzulegenden ReichSkriegSschatzes verwandt werden, über welchen zu Ausgaben für Zwecke der Kriegsrüstung und Kriegführung und nur mittelst kaiserlicher Anordnung unter vorgängig oder nachträglich einzuholender Zustimmung vom BundeSratb und Reichstag verfügt werden soll. Die Verwaltung wird dem Reichskanzler übertragen, der sie nach Anordnung des Kaisers, welcher mit Zustimmung deS BundesratHS verfügt und unter Controle der Reichsschulden-Com- misfion, die eigens dazu verpflichtet wird, zu führen hat. Letztere erhält jährlich von dem Kanzler einen Nachweis über den Bestand und außerdem in kürzester Frist Mittheiluug über alle Anordnungen und Veränderungen in Betreff des Reichsschatzes Wenigstens ein mal im Jahre hat sie durch außerordentliche Revision sich von dem Vorhandensein und sicherem Ausbewahren deS Schatzes Gewißheit zu verschaffen, sonst aber, so oft sie eS für angemessen erachtet. Endlich hat sie dem Bundesrathe und dem Reichstag bei dem re gelmäßigen jährlichen Zusammentritt unter Vorlegung der von ihr geprüften Nachweisung über den Bestand des Schatzes Bericht zu erstatten. Vermindert sich der Bestand von 40 Millionen Thalern, so erfolgt die Ergänzung bis zu diesem Betrage einmal aus anderen, als den im Art. 70 der Reichsverfassung aufgeführten Bezugsquellen fließenden (zulässigen) Einnahmen des Reichs; im Uebrigen aber uach der darüber durch den Reichshaushaltsetat zu treffenden Be stimmung. Freiberg, 27. September. Auch in der letzten am 22. d. M. stattgehabten Stadtverordnetensitzung konnte über die projectirte städtische Anleihe ein definitiver Beschluß nicht gefaßt werden, da das Gutachten der Haushaltdeputation und der über die Höhe bez. Art und Weise der Aufnahme der Anleihe gefaßte Rathsbeschluß bei den Mitgliedern deS Collegiums noch circulirt und überdies die dieSfallsige Vorlage in ein neues Stadium der Vorerörterung ge treten ist. Der Vorsitzende, Herr Kaufmann Johnel, brachte ein Anerbieten des landwirthschaftlichen Creditvereins in Sachsen, „der Stadtgemeinde Freiberg ohne Hypothekenbestellung gegen gehörig vollzogene Schuldverschreibung die aufzunehmende Summe dahrlehnS- weise zu gewähren" zur Kenntnißnahme des Collegiums und theilte mit, daß zuvörderst die hierbei ausgetauchte Frage, ob man die Anleihe anstatt in der jetzt projectirten und vom Stadtrath vorge schlagenen Modalität nicht lieber auf diesem Wege, mit Hilse des Credits des benannten Vereins, anstreben und realisiren möchte, in sorgfältigster Erwägung gezogen und die gutachtliche Ansicht und Anträge der Mitglieder der Haushaltdeputation darüber gehört werden sollen. Aus diesem Grunde glauben wir auch auf die Specialitäten der Offerte des Creditvereins einzugehen vorläufig absehen zu müssen, werden aber dieselbe mit der jetzt vorgeschlagenen Ausnahme-Form und Art der Anleihe zu vergleichen sowie die bei Annahme des Anerbietens zu erzielenden Vorzüge und Vortheile Einziehung von Geldern bis zu 50 Thlr. durch Postmandat folgen kann. — Von der Gesammteinnahme der Wechselstempelsteuer vollzogenen Rechtsbruches zur Verantwortung ziehen werden." I« der schlesischen Rechtsverwahrung wird außerdem noch feierlich Pro test eingelegt „gegen jeden Versuch, das Herzogthum Schlesien außer halb der Reichsverfassung in einen staatlichen Verband mit dem Königreiche Böhmen einzufügen." Paris, 24. September. Nach dem „Journ. off." hat sich in Frankreich zur Unterstützung der im letzten Kriege amputirten oder infolge von Wunden erwerbsunfähig gewordenen Militärs ein Co- mite gebildet, welcher zunächst allgemeine Sammlungen durch ganz Frankreich organistren will. Der Comite besteht unter dem Prä sidium des Kriegs Ministers de Cissey und dem Vicepräsidium des Erzbischofs von Paris, des Bischofs von Versailles und deS Ma rineministers Pothuau, aus 13 fast ausschließlich der National versammlung angehörenden Mitgliedern, darunter der Präsect Cochin, General Aurelle de Paladines, Herzog v. Audiffret-PaS- quier, 4 Secretären, darunter Cochery und P. Bethmont, dem Schatzmeister Bankier Mallet, dem Ehrenmitglieds Richard Wallace und 11 Damen — „PatronesseS" —, unter dem Präsidium der Madame Thiers und von 4 Vicepräfidentinnen, den Gemahlinnen des Marschalls Mac-Mahon und der Minister Dufaure, Lambrecht und Pothuau. — Der Seinepräfect ließ der Direction der Bank von Frankreich mittheilen, daß bis zum 1. October 100 Millionen, die Hälfte des Pariser AnlehenS, an die Bank zurückgezahlt werden würden. — 26. September. Anläßlich der Reclamationen des Grafen Arnim gegen die Lyoner Excesse ermahnen die Blätter, sich jeder Gewaltthätigkeit und aller Neckereien gegen die Deutschen zu ent- halten und sich darauf zu beschränken, keine deutschen Waaren ab zukaufen und keine Deutschen anzustellen. Versailles, 26. Sept. Die Räumung der vier Departements durch die deutschen Truppen ist, der „Agence HavaS" zufolge, nun mehr beendet. Bern, 25 Sept. Wie der „Bund" erfährt, ist der Post dampfer „Brüny" auf dem Bierwaldstädter See untergegangen. Von den 20 auf demselben befindlichen Passagieren wurden 15 ge rettet, die übrigen werden vermißt. Rom, 24. Septbr. Man telegraphirt der „N. fr. Pr." DaS soeben zur Verkeilung gelangte definitive Budget für 1871 weist 1,397,030,000 Francs als Einnahmen, 1,558,042,000 Frcs. als Ausgaben, sonach ein präsumtives Deficit von 161,012,000 Frcs. auf. In dem provisorischen Budget waren die Einnahmen mit 1,200,284,000 FrcS. und die Ausgaben mit 1,223,872,000 Frcs., mithin ein präsumtives Deficit von 23,588,000 Francs ausgewiesen worden. ES kommt hierbei außerdem noch zu be rücksichtigen, daß sowohl in dem provisorischen, als in dem defini tiven Budget für 1871 unter den Einnahmen 106»/^ Mill. FrcS. (Anlehen von . der Bank und öffentliche Rente) einbegriffen sind, wovon 31»/, Millionen auf die von dem Staate gebauten Eisen bahnen und 75 Millionen auf Amortisation kommen, so daß eigent lich ein Deficit von 267,512,000 Frcs. resultirt. — In Sardinien und Sicilien hat die Unsicherheit einen der artigen Grad erreicht, daß die dortigen Militärkommandanten um bedeutende Truppenverstärkungen nachsuchten. Der Militärkomman dant aus Sardinien verlangte zum Mindesten ein weiteres Infan terieregiment oder zwei Jägerbataillone. — Der „Deutsche Reichsanzeiger" veröffentlicht eine Verord nung des Reichskanzlers, nach welcher vom 15. Oktober ab Jahre 1870 zum Betrage von circa 1,500000 Thlr. sind in Preußen ca. 1,100,OM Thlr., in Hamburg ca. 172,MO Thlr. aufgekommen; Sachsen lieferte ca. 124,OM Thlr., Bremen ca. 59,500 Thlr. Die Einnahmen der übrigen 21 Staaten variirten zwischen 150 Thlr., welche Luxemburg, und 11,700 Thlr., welche Mecklenburg-Schwerin aufbrachte. Bayern, welches bekanntlich erst im Juli dieses Jahres die Steuern einführte, wird auf eine jährliche Einnahme von ca. 180,OM Thlrn., also um eine Kleinigkeit höher als Himburg, ge schätzt. Unter Hinzurechnung von Bayern und Württemberg dürfte sich somit die Gesammteinnahme des deutschen Reichs aus der Wechselstempelsteuer auf ca. 1,800,MO Thlr. belaufen, zu welcher Preußen ca. 60 Procent, Bayern und Hamburg jedes 10 Proc. und die übrigen 22 Staaten zusammen 20 Procent beitragen. — Im Jahre 1872 sollen von der kaiserlichen Kriegsmarine in Dienst gestellt werden: 1 Linienschiff, 1 Panzerfregatte, 4 Kor vetten, 1 Fregatte, 2 Briggs, 1 Kanonenboot und 5 AvisoS auf 12 Monate, 2 Transportschiffe auf 8 Monate und 1 Jacht auf 6 Monate. — Ueber den Stand der Cholera liegen folgende Berichte vor: In Bromberg ist am 22. der erste Todesfall an der asiatischen -Cholera constatirt worden. In Königsberg sind am 20. d. er krankt 39 und gestorben 17 Personen. In Danzig sind vom 21. zum 22. d. 3 Personen erkrankt und 1 gestorben. In Elbing ist am 21. d. nur 1 Erkrankungsfall vorgekommen. In Stettin sind vom 21. zum 22. d. 5 Personen erkrankt und 4 gestorben. München, 24. Sept. Die heutige öffentliche Versammlung deS KatholikencongresseS war noch stärker besucht, als die gestrige. Pros. Reinkens aus Breslau vertheidigte die Nationalkirche in einem glänzenden Vortrage, welcher mit außerordentlichem Beifall ausgenommen wurde. Prof. Stumpf aus Koblenz sprach für die Herstellung wahrer christlicher Gemeinden Prof. Michelis begrün dete die Zweckmäßigkeit der Austreibung der Jesuiten. Sodann wurde das in den berathenden Versammlungen festgesteüte Pro gramm angenommen. Schließlich brachte die Versammlung ein Hoch auf den König, auf Döllinger und aus den Münchener Magistrat aus. — 25. Sept. Die Nachricht von einer Kammerauflösung ist vorläufig verhütet. Eine Centrumsfraction von 25 Mitgliedern hat sich gebildet, mittelst deren das Ministerium mit der gegen wärtigen Abgeordnetenkammer fortzuregieren versucht. Wien, 24. September. Heute liegt der Wortlaut der Rechts verwahrungen des kärnthner und des schlesischen Landtags vor. Beide Documente schließen sich in ihrem Jdeengange der nieder- österreichischen Rechtsverwahrung an, und der einzige Unterschied besteht in der Form. So wird in der kärnthner Rechtsverwahrung die bestimmte Erwartung ausgesprochen, „daß die hierzu berufenen Factoren das Ministerium wegen des durch das kaiserliche Rescript