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deS Näheren darzulegen seiner Zeit unvergessen sein. — Einem RathSbeschlusse, den Pulverthurm an Herrn Kohlenhändler Fleischer auf die nächsten 10 Jahre gegen einen jährlichen ZinS von 2 Thlr. 15 Ngr. zu vermiethen, wurde beigetreten. — Dem Waisenhaus soll pro Minute 2 Liter laufendes Brauchwasser zugesührt, die Ausführung der Zuleitung den Herren Gruner und Thiem für die üblichen Preise überlassen werden und verwilligt man die erfor derlichen Gelder aus der Armencasse. — Dem Hrn. Bäckermeister Thieme soll auf die Dauer der Besttzzeit des Hauses Nr. 82 dasselbe Wasser, insoweit derselbe Solches nicht zur Betreibung seines Bäckereigewerbes bedarf, mittelst eines Niederschraubhahnes zinsfrei gewährt werden. — Auf gutachtliche Berichterstattung der Finanzdeputation wurden 3 Darlehne an 3000, 1800 und 2000 Thlr. verwilligt. Ferner genehmigte das Collegium die vom 1. Januar 1872 ab auf die nächsten 8 Jahre beschlossenen Feld verpachtungen an Schmidt, Herklotz und Neubert und erklärte sich mit dem jährlichen Pachtzins an 10 Thlr., 20 Thlr. und 16 Thlr. einverstanden. — Für Zuleitung der Braunschen und Hedrichschen Quellwasser nach der Kannegießerrösche wurden auf befürwortenden Bericht des Hrn. Commissar Weber die aufgestellten Postulate an 105 und resp. 840 Thlr., ferner für Umsetzen der Oefen im RathS- und Stadtverordneten-Saale die Kosten nach unbestimmter Höhe aus der Baucasse, sowie in geheimer Sitzung eine nachgesuchte Dienstalterszulage verwilligt. Freiberg. Das wiederum sehr reichhaltige achte Heft der Mittheilunge n des Freiberger AlterthumSvereinS, welches in diesen Tagen den zahlreichen Mitgliedern desselben zuge stellt worden ist, bietet zunächst „Wanderungen eines Alterthums freundes in unserem Sachsenlande", in denen der Vereinsvorstand, Stadtrath Gerlach, der auch für unser Museum schon durch manchen Ausflug reiche Ausbeute gewann, in gcmüthvoller und anschaulicher Darstellung den Leser über Stollberg, Oberschlema und Aue nach den für Freunde vaterländischer AltcrthumSkunde so interessanten und hier bei aller Kürze trefflich geschilderten Bergstädten Schneeberg und Zwickau und von da durch das Muldenthal nach Leisnig mit seinem hochgelegenen Mildenstein sührt, — überall die ehrwürdigen Reste der Vorzeit erwähnend und erläuternd. Von demselben Ver« fasser finden wir weiter eine lehrreiche, populär gehaltene Anleitung zur Unterscheidung ver wichtigsten Baustyle, sowie einen Artikel über mehrere von vr. Pfotenhauer aus Dresden im Freiberger RathSarchiv neu aufgefundene, für unsere Stadt wichtige GeschichtS- quellen, z. B. Stabtbücher, große Bürgermatrikel, Bellmanns Zeit buch, Originalbriefe der Kurfürsten Moritz und August rc. Daran reihen sich Beiträge des bekannten Zwickauer Archäologen, vr. Herzog, zur älteren Geschichte der hiesigen Peterskirche, vornehmlich deren einstige 21 Altäre betreffend, und ein Verzeichniß der über die Begräbuißcapelle unseres Doms erschienenen Literatur, zusammen gestellt von Ur. Schmidt in Dresden, welcher im „Archiv für sächsische Geschichte" binnen Kurzem eine vollständige Geschichte der erwähnten Kapelle und ihrer Denkmäler zu veröffentlichen gedenkt. Den Schluß endlich des vorliegenden 8. Heftes bildet die 2. Hälfte deS im 7. Hefte begonnenen, vielcrsehnten Catalogs der noch jungen und doch schon wohlansehnlichen Bibliothek deS AlterthumSvereinS. In ihren 498 zum Theil recht werthvollen Manuscripten, 934 ge druckten, ost vielbändigen Werken, 177 Plänen, Karlen oder um fangreichen Atlanten und 614 Nummern theilS einzelner Kunst blätter , theilS stärkerer Kunstwerke, — in diesem ihren, wie man steht, schon ziemlich reichen Bestände bietet sie den Vereinsmitgliedern eine in Zukunft hoffentlich recht fleißig benutzte Gelegenheit, ihre Kenntniß der Geschichte SachsenS und speciell Freibergs mit seiner weiteren Umgebung iy einer den VereinSimeresseu selbst sicher nur förderlichen Weise zu erweitern. 8. Dresden. Frau Marie Simon hat das von dem deut schen Kaiser und König von Preußen gestiftete Verdienstkreuz er halten und ist bei Uebersendung desselben durch nachstehendes aller höchstes Schreiben Ihrer Majestät der Kaiserin Augusta geehrt worden: „Ich habe den Kaiser gebeten, Mich ausnahmsweise mit der Ueber- sendung de- Ihnen verliehenen VerdienftkreuzeS zu beauftragen, weil Mir diese Veranlassung erwünscht ist, Ihnen den Ausdruck Meiner An- rrkennung für Ihre Leistungen zu erneuern. Für Werke ächter Näch stenliebe giebt es äußere Belohnungen nicht, sie finden ihre Vergeltung in fich selbst und in der Genugthuung, welche das Bewußtsein treuer Pflichterfüllung gewährt. Das vom Kaiser gestiftete Verdienstkreuz soll daher nicht belohnen, sondern den Werth dieser Thätigkeit durch ein äußeres Abzeichen ehren und zugleich an die große Zelt erinnern, in der alle deutsche Frauen für LaS gleiche Ziel unermüdlich und erfolg reich arbeiteten. Es ist die- der Ausdruck Seines Danke- und Seiner Anerkennung, der auch Ihnen in vollem Maße gebührt und Ihre Hin gebung im Frieden wie im Kriege begleitet. Badea, de» 23. September 1871. Augusta." Leipzig, 25. Sept. Eine wackere patriotische Dankesäußerung eines hiesigen Kaufmannes — keines reichen Mannes — verdient zur allgemeinen Kenntniß gebracht zu werden. Demselben schuldete ein armer, rechtschaffener Handwerker, besten Sohn als Soldat mit in Frankreich kämpfte, 300 Thlr., welche der Vater in kleinen Raten abzahlte. Bei einem der letzten Gefechte vor Parts wurde des Handwerkers Sohn erschossen. Wenige Wochen darauf erhielt der Handwerker von seinem Gläubiger eine Zuschrift, worin gesagt wurde: Ihr Sohn ist für Deutschlands Ehre und Freiheit, für den unangetasteten Wohlstand und Fortbetrieb unserS Handels und Wan dels gestorben, und so gehöre auch ich zu seinen Schuldnern. Gönnen Sie mir die Befriedigung, meinen Dank dem auf dem Felde der Ehre Gestorbenen dadurch zu bezeugen, daß ich dem Vater die mir noch zustehende Summe von 225 Thlr. erlasse, worüber die Quittung beiliegt. — Infolge der Aufforderung des hiesigen Raths, daß die hier wohnenden Landwehrmänner und Reservisten, welche Mährend deS Feldzuges gegen Frankreich zum Dienst einberufen gewesen sind, jedoch mit Ausnahme der notorisch nicht bedürftigen, sich zur Empfangnahme der von den hiesigen Gemeindebehörden für den Kopf bewilligten Ehrengabe von 12 Thlr. aNMelden möchten, sind über 1400 solcher Meldungen eingegangen. Von achtbarer Seite ist uns nachstehender Artikel mit dem Wunsche eingesendet worden, ihn zu veröffentlichen, dem wir hiermit entsprechen: Zur Landtagswahl. „Der Wahn ist kurz, die Reu' ist lang", so schließt im Sonnabendblatt ein Wahlartikel, nachdem er die vorzüglichen per sönlichen Eigenschaften deS Herrn Stadtrath Heubner als bisherigen Vertreter deS hiesigen Bezirks in der II. Kammer hervorgehoben und dagegen bezweifelt hat, daß der von einem großen Theile der Landbewohner als Wahlcandidat ausgestellte Herr Rittergutsbesitzer Käferstein Heubner'n gleichen werde. Herrn Heubner's Herz und Gemüth, sein Talent al« Redner, sein gewiß aujrichtigeS Streben, dem VolkSwohle zu nützen, schätzen auch wir; aber wir glauben dagegen auch, daß so manche seiner Ideen fich zur Zeit noch nicht verwirklichen lassen. Beim Versolgen schöner Ideen streift man leicht an'S Einreißen des bestehenden Guten. ES ist eben ein großer Unterschied zwischen besonnenem, ernstem Fortschritt und dem hastigen Jagen nach idealen Zuständen, zu denen der echte demokratische Boden noch fehlt. Die Erfahrung hat genugsam gelehrt, wie solcher Wahn nur ein kurzer ist, die Reue aber eine lange und schwere werden kann! — Wir Landbewohner sind nicht principielle Gegner der Städte oder städtischer Wahlcandidaten; wir haben s. Z. lebhaft für Herrn Stadtrath Sachße, auch für Herrn Heubner beider Reichstagswahl gestimmt, allein wir glauben, eS sei für uns ebenso wie für das Ganze recht nothwendig, daß außer den die Mehrzahl bildenden Abgeordneten aus dem Stande der Ge lehrten, Literaten und gewerblichen Industrie auch Männer vom Lande auf den sächsischen Landtag gesendet werden, welche voll ständig mit den ländlichen Verhältnissen bekannt sind, unter den Beschwerlichkeiten derselben selbst leiden und dabei Herz und Sina sür gemeinnütziges Streben bekunden. In Herrn Käserstein glauben wir einen solchen Mann gesunden zu haben. Den Landgemeinden ist sein öffentliches Wirken alS Mitglied in dem Direktorium deS Bezirksarmenhauses von der rühmlichsten Seite bekannt; seine Reden in Versammlungen haben stets Beifall gesunden, er nimmt sich dessen, was er sonst zu vertreten hat, mit Warme an und wir danken ihm, daß er in seine Aufstellung als Wahlcandidat ge willigt hat. Nicht alle LandtagSdeputirte brauchen Schönredner zu sein. Die Wirksamkeit in den Kammern ist nicht allein auf der Rednerbühne zu suchen. Senden wir namentlich Männer hin, welche aus wirklichem Patriotismus das Opfer bringen und wo Nebenabsichten ganz ausgeschlossen erscheinen. Mögen fich die Stimmen nicht zersplittern und die Reue nicht zu spät kommen! Wählen wir insgesammt Herrn Kiiferftein. Vermischtes. * Heiligendamm (bei Doberan), 25. Septbr. Bei dem heute wüthenden starken Sturme wurden die Badeanstalten, sowie die Brücke von den Wellen fortgerissen. * In der Kohlenzeche Maß bei Wi-gau in der englischen Graf schaft Lancaster, wo erst kürzlich eine Explosion schlagender Wetter an 60 Menschen getödtet hatte, war der in Brand geratene Schacht vermauert worden, um das Feuer zu ersticken. Als man diesen Zweck erreicht glaubte, wurde der Schacht wieder.eröffnet, das Feuer war aber noch nicht erloschen, die Flamme wurde durch die hinzutretende frische Lust angesacht und eS sand abermals nutz Explosion statt, bet der süus Menschen da» Leben verlöre».